Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE Achille ZAVATTA FILS
Metz-Semecourt, 11. Februar 2012


Zu seinem alljährlichen Gastspiel in Metz-Semecourt war der Cirque Achille Zavatta Fils von Direktor Renato  Arsene Cagniac in diesem Jahr einige Wochen früher als gewohnt eingetroffen. Der Ort nahe der lothringischen Metrople ist klein, hat weniger als eintausend Einwohner, allerdings ist hier ein riesiges Einkausfzentrum angesiedelt. Auf dessen Parkplatz, direkt am Zubringer von der Autobahn baut der Circus auf.
Außer durch die intensive Plakatwerbung und den Einsatz der Lautsprecherwagen, nehmen auf diese Weise täglich viele tausend Menschen den Circus unmittelbar wahr.
Die Menagerie ist den ganzen Tag unentgeltlich frei zugänglich – ein Angebot, dass von vielen Interessierten angenommen wird.

Großzügig aufgebaut, bietet der Circus einen attraktiven Anblick. Besonderer Blickfang ist das sehr hohe rot-gelbe Chapiteau mit der charakteristischen Silhouette. Genauso markant stellt sich die üppig in Airbrush-Technik bemalte, dekorative Fassade dar. Seit dem letzten Gastspiel auf diesem Platz wurde einiges Material neu angeschafft. So sind  zwei große luxuriöse Wohnauflieger, ein Raubtierwagen, mehrere Volvo-Zugmaschinen und ein Werbe-Kleinbus als augenfälligste Novitäten zu nennen.


Das Programm wird in weiten Teilen von den Familienmitgliedern bestritten. Für die aktuelle Tournee wurden sämtliche Darbietungen neu gestaltet und in Szene gesetzt. Neue Kostüme und Requisiten, eine aufgerüstete Lichtanlage und neue Begleitmusiken fallen dem regelmäßigen Besucher dieses Circus auf.
Direktor Renato-Arsene Cagniac heißt in seiner Rolle als „Monsieur Loyal“ das Publikum willkommen und führt eloquent durch das Programm.
Mit einem kleinen Applauswettstreit zum Auftakt der Vorstellung heizt Clown Samuel Cagniac die Stimmung an.
Yannick Cagniac stellt im Anschluss seine drei weißen Tiger in einer abwechslungsreichen Dressurfolge vor. Pyramide, variantenreiche Sprünge – auch über den Dompteur, Hochsitzer, Teppich und zahlreiche Kontakttricks werden souverän präsentiert.
Nachdem der Käfig flott abgebaut wurde, nimmt „Zorro“ auf der Piste Platz, derweil eine junge Frau in die Manege kommt. Gemeinsam tanzen sie zu Tango-Melodien, dann schwingt sich „Zorro“ auf sein Pferd, einige Schulschritte reitend. So eröffnen die Geschwister Jessy und Sabrina Cagniac die attraktive Vertikalseilnummer der jungen Artistin. Routiniert und kraftvoll werden die verschiedenen Posen gehalten und  selbstverständlich dürfen effektvolle, schnell gedrehte Wirbel nicht fehlen. Langsam am Seil niedergleitend landet die Artistin im Sattel von „Zorro“s Hengst und wird von diesem aus der Manege geführt.

Jongleur Gabor Csaszar zeigt seine Kunst nun in der Manege des Cirque Achille Zavatta Fils. Mit Ringen – bis zu acht werden beherrscht – und Keulen gestaltet er eine veritable Darbietung. Unzählige Variationen die Requisiten sicher und fehlerfrei zu jonglieren demonstriert der sympathische ungarische Artist. Effektvoll endet diese unterhaltsame Darbietung mit dem jonglieren von vier hell lodernden Fackeln.
Oftmals haben equestrische Darbietung in französischen Circussen nicht den höchsten Stellenwert oder fehlen gleich ganz. Anders bei der Familie Cagniac. Zunächst wird eine doppelte Hohe Schule geboten. Den Schauwert dieser Darbietung steigert das hauseigene Ballettt. In dekorativer „spanischer“ Aufmachung werden stimmungsvolle Bilder und elegante Reit-Figuren geboten. Soli und gemeinsame Aktionen der Reiter wechseln geschickt miteinander ab und stets sind die Tänzerinnen involviert.
Mit einer Schule am langen Zügel eröffnet Jessy Cagniac den Reigen der Pferdefreiheiten.

Die etwa zehnjährige Cathy stellt routiniert ihr Pony vor. Gekonnt lässt die Vorführerin das Minipferd durch die vier großen Metallringe paradieren.
Dann folgt die Präsentation eines formidablen Sechser-Zug Araber durch Jessy. Je drei weiße und braune  Hengste ziehen im roten Ring ihre Bahn. Gekonnt lässt der Dresseur die Figuren ablaufen. Diverse Gruppen- und Einzelsteiger werden vollendet mit scheinbarer Leichtigkeit vorgetragen.
In der nun folgenden Pause wird ein zweites Mal der Zentralkäfig installiert und der zweite Programmteil beginnt mit einer weiteren Raubtiernummer. Jessy Cagniac bringt vier Löwinnen in die Manege. In einem reich verzierten Kostüm agiert der junge Dompteur in hohem Tempo. Pyramide und zahlreiche Sprünge, auch hoch an den Käfigrand, wechseln ab mit Scheinangriffen, Hochsitzern, Teppich und weiteren Tricks. Zum Abschluss der rasanten Dressurfolge lässt sich der Dompteur in den Manegensand fallen und eine Löwin springt über ihn hinweg. Derzeit ist Jessy Cagniac dabei eine weitere junge Löwin in die Gruppe zu integrieren und in manchen Vorstellungen tritt sie auch bereits mit auf.

Drei Reprisen werden von Clown Samuel Cagniac in diesem Jahr gespielt. Zunächst macht er mittels Cassettenrecorder Party, was jedoch von seinem Bruder als gestrengem „Monsieur Loyal“ unterbunden wird. Mit großer Spielfreude wird die Szene vorgetragen und unter dem begeisterten Kreischen der zahlreichen Kinder im Gradin nimmt das muntere Spiel seinen Verlauf, nachdem das Musikgerät in einer Mülltonne gelandet ist .
Die Pause wird mit der „Popkorn-Szene“ eingeleitet und seit diesem Jahr unterstützt sein kleiner Sohn den Clown bei diesem Auftritt.
Die hinlänglich bekannten „vier Stühle“ erfreuen das Publikum im zweiten Programmteil. Erstaunlich, dass es offensichtlich noch immer Zuschauer gibt, die diese Reprise nicht kennen.

Cassandra produziert sich am Ringtrapez. Die elegante Kür wird charmant und kraftvoll dargeboten. Vielfältige Tricks und Posen des Genres versteht die junge Frau gekonnt zu arbeiten.
In einem zweiten Auftritt präsentiert Sabrina temperamentvoll ihre Hula Hoop-Nummer. Zu südamerikanischen Klängen versprüht die junge Artistin Lebensfreude pur und lässt gekonnt die Reifen rotieren.
Auch Cathy ist in einem zweiten Auftritt präsent. Sie beginnt ihre Akrobatik-Melange mit einer kurzen Passage am Ring. Dann wechselt sie das Genre und präsentiert gekonnt eine ansprechende Kautschuk-Arbeit.

Gold und rot gemusterte Stoffbahnen bilden einen Baldachin über der Manege und zu Bollywood-Klängen tanzt das Ballett sowie die beiden Tierlehrer. Derart stimmungsvoll vorbereitet erleben wir die „grand Caravane des Animaux exotique“ des Cirque Achille Zavatta Fils. Zunächst lässt Jessy drei weiße Dromedare, die in ihrem gepflegten wolligen Winterfell einen dekorativen Anblick bieten, ihre variantenreichen Lauffiguren absolvieren.
Ihnen folgen zwei Watussi und ein Zebu, die unter der Peitschenführung von Yannick in aller Gelassenheit ihre Bahnen ziehen. Ein Steppenkamel liegt an der Piste ab, dient den fünf Lamas als Sprungbarriere. Abschließend zeigen drei Zebras ihr Können.
Auch das Finale wurde vollkommen neu choreographiert. In einer lockeren Formation treten die Mitwirkenden vor die Gardine, kommen langsam in die Manege. Zu der mitreißenden Musik, die viele Jahre das Finale des Circus Knie in der Schweiz untermalte, werden einige Zugaben absolviert. Direktor Cagniac verabschiedet das zufriedene Publikum, die Manege leert sich und unter dem anhaltenden Applaus der Zuschauer findet die Show ihr Ende.
Noch einmal tritt Clown Samuel Cagniac, nun trägt er ein Nachthemd über dem Kostüm, in den roten Ring. Er nimmt an einem kleinen Tisch Platz und schminkt sich ab. Einige letzte Takte einer verträumten Melodie, der Clown bedeutet unmissverständlich, dass die Show vorbei ist, dann verlöschen die Scheinwerfer.
Ein Besuch des Cirque Achille Zavatta Fils ist stets sehr empfehlenswert. Die Fans gepflegter moderner Circustechnik kommen genauso auf ihre Kosten, wie auch die Liebhaber klassischen Circus mit vielen Tierdarbietungen bestens unterhalten werden.
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