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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS ALBERTI
Zeist, 16. Juli 2016

www.circus-alberti.eu
Der Circus Alberti von Stefan Frank reist in diesem Jahr erstmals in den Niederlanden. Nachdem die Route zunächst durch Friesland führte, ist man derzeit im Raum Utrecht angelangt.
In Zeist war der schmucke Circus direkt neben dem aus dem 16. Jahrhundert stammenden Schloss Zeist aufgebaut. Die drei prächtigen, mit großflächigen Circusmotiven bemalten Fassadenwagen des Unternehmens geben sofort einen positiven Eindruck dieses schönen, traditionsreichen Circus. Zahllose Glühbirnen formen am mittleren Wagen, der zudem die Kassenschalter beherbergt, den Circusnamen und Spannbänder auf den Dächern der beiden flankierenden Fahrzeuge zeigen in meterhohen Lettern den Schriftzug „Circus Show“. Ein neuer dekorativer Frontzaun komplettiert das Arrangement.
Das Vier-Masten-Chapiteau erstrahlt in einem sehr edlen weiß-hellgrauen Streifendesign. Lichterketten an den Abseglungen und Kronen auf Kuppel und Masten transportieren in der Dunkelheit die Magie des Circus.
Ein neues großes Stallzelt, im Dekor passend zum Hauptzelt, ergänzt die Zeltanlagen. Dessen Kuppel wird von einer mittig positionierten, hydraulisch hochfahrbaren Scherengitter-Konstruktion getragen und bietet dadurch Arbeitserleichterung und Zeitersparnis für die hart arbeitende Familie beim Auf- und Abbau. Die großzügigen Boxen in seinem Innern bieten den Pferde und Kamele des Circus eine komfortable Unterkunft. Natürlich stehen den Tieren auch geräumige Außengehege zur Verfügung.
Die Sattelauflieger und Zugmaschinen sind in einem blau-weiß marmorierten Dekor lackiert. Komplettiert wird der umfangreiche Fuhrpark durch die zahlreichen Wohnwagen und Caravans.
Blickfang im Zeltinnern ist der große elegante Artisteneingang aus rotem, mit goldenen Bordüren verziertem Samt. Er bietet in seiner Mitte der mitreißend aufspielenden Alberti-Showband Raum. Musik und Regie liegen ganz in den Händen von Juniorchef Martino Frank. Die stimmige Live-Musik verleiht der Vorstellung ihren ganz besonderen Charme.
Die weißen Logen mit rot-goldenem Dekor und ein geräumiges Bankgradin stehen bereit, die zahlreichen Besucher aufzunehmen.

Der große und bestens sortierte Verkaufswagen der Circusrestauration hat seinen Platz gleichfalls im weiten Rund.

Vor voll besetztem Haus eröffnet Direktor Stefan Frank die Spielfolge mit einer meisterhaften erstklassigen Pferdedressur. Die vier dekorativen Pintoschecken laufen unter der schwungvollen Peitschenführung des erfahrenen Dresseurs ihre Figuren gekonnt ab. Per Stimme dirigiert er die Pferde zum abliegen und anschließendem aufrichten. Der eindrucksvolle und heute nicht mehr oft gezeigte Kruppensteiger bildet den Höhepunkt der Darbietung.
In einem weiteren Auftritt findet der agile Chef des Hauses tatkräftige Unterstützung durch seine Enkelinnen Elaine und Louisiana bei der Präsentation von drei Ziegen. Voller Begeisterung agieren die Mädchen im roten Ring und leiten wechselweise mit dem stolzen "Opa" die Tiere zu ihren Tricks an. Eine Balance über eine Planke, die auf dem Rücken zweier Pferde lagert, beschließt die Nummer.
Temperamentvoll präsentiert sich ein prächtiger Friese unter der Anleitung des Direktors dem Publikum. Er schreitet im Spanischen Tritt entlang der Piste und zeigt eindrucksvolle Steiger. Der Höhepunkt ist erreicht mit dem tiefen durchstecken des Kopfes zwischen den auf einem Podest ruhenden Vorderhufen.

Lesley Frankordi ist mit mehreren Darbietungen in der Alberti-Manege zu erleben. Zunächst präsentiert die charmante und vielseitige junge Frau ihr Können mit den Hula Hoops. Temperamentvoll lässt sie die Reifen in vielerlei Variationen um ihren Körper kreisen.

Wenig später erleben wir, zumindest für die zahlreichen Kinder, den Höhepunkt des Programms. Lesley Frank verkörpert „Elsa die Eiskönigin“ und präsentiert in Begleitung des Schneemanns „Olaf“ einen Sechser-Zug Shetland-Ponys. Deren Geschirre funkeln im Licht unzähliger LED-Schnüre und „Olaf“-Figuren sitzen auf ihren Rücken. Munter trippeln die Minipferdchen ihre Figuren in den Sand und zur großen Freude der kleinen Besucher trickst ein Pony die Vorführerin bei den Barrieresprüngen aus.
Im zweiten Programmteil arbeitet Miss Lesley ihre kraftvolle und elegant dargebotene Kür am Ringtrapez. Gekonnt ausgeführte Haltetricks und weite, raumgreifende Flüge wechseln einander ab und mit einem fulminanten Nackenwirbel kehrt die Artistin zur Erde zurück.
Clown Guiseppe Zalotti, im schwarzen Frack und sparsam geschminkt, verbreitet Frohsinn. Er „reinigt“ mit einem bunten Staubwedel Zelt, sowie Frisuren und Brillen der Zuschauer. Verschiedene Besucher versuchen sich darin, einen Ball in ein vom ihm gehaltenes Netz zu werfen – den Kindern gelingt die Übung, den Erwachsenen nicht. Die „Reise nach Jerusalem“ sorgt auch in den Niederlanden für lebhaftes mitgehen auf den Rängen.
Der Clown und ein Helfer versuchen ein dickes Tau, das bis in die Manege reicht, unter der Gardine hervor zu ziehen. Erst die Mithilfe eines Zuschauerkindes zeigt Wirkung und eine wilde „Bestie“ brüllt jenseits des Vorhangs auf. Nachdem sich die drei „Helden“ in Sicherheit gebracht haben, kommt ein kleiner Hund in einem Löwenkostüm zum Vorschein.

Miss Shirley bietet eine umfassende Trickfolge an den Strapatentüchern. Die sympathische junge Frau agiert kraftvoll und führt die unterschiedlichen Posen elegant aus. Mit ungesichert vorgetragenen Abfallern bietet der Auftritt auch den nötigen Nervenkitzel. In einem zweiten Auftritt tanzt Shirley auf dem gespannten Silberdraht. Zu den treibenden Klängen der Begleitmusik läuft die Nummer im Bollywood-Stil temperamentvoll ab. Vielerlei Schrittfolgen wechseln mit unterschiedlichen, sehr sicher dargebotenen Balancen ab und ein souverän ausgeführter Spagat bildet den Höhepunkt des Auftritts.
Marcel brilliert mit seiner Handstandequilibristik. Auch diese Nummer ist liebevoll gestylt und erzählt eine Geschichte. Im Outfit eines „Bauarbeiters“ werden die ersten Handstände auf zwei Stühlen die in der Manege stehen ausgeführt. Weiter geht es auf einem hohen schlanken Piedestal. Nach und nach errichtet er hier seine Stuhlpyramide und arbeitet sich mit erstklassig ausgeführten Handständen in die Höhe. Schließlich türmen sich fünf Stühle zu einem labilen Turm auf dem Piedestal und von der obersten Sitzfläche entrollen sich lange Leinwände, die mit einem Bild des Empire State Building bedruckt sind. Auf diesem „Wolkenkratzer“ erfolgt ein Handstand unmittelbar in der Zeltkuppel.
In einem zweiten Auftritt sehen wir Marcel mit zwei quirligen Hunden in der Manege. Voller Eifer und Spielfreude zeigen diese ihr erlerntes Können. Sprunggewaltig wird u.a. über mehrere Stühle hinweg gesetzt und abschließend dient ein in aller Ruhe dahin trabender Esel als geduldiges Reittier.

Direktor Stefan Frank, alias „Ali ben Hassani“, steht im Mittelpunkt der finalen Darbietung. Souverän leitet er die Kamelkarawane des Circus Alberti zu ihren Figuren an. Die vier prächtigen, mit Schabracken geschmückten Trampeltiere bieten in fehlerfreiem Ablauf variantenreiche Lauffiguren. Ein Pony, das Achten um zwei auf Tonneaus stehende Kamele läuft, ist gleichfalls in die Darbietung integriert.
Ein effektvolles Feuerwerk gibt dem Finale den stimmigen Rahmen und gemeinsam verabschieden sich die Mitwirkenden vom restlos begeisterten Publikum. Überrascht stellen die Besucher fest, dass es lediglich fünf engagiert auftretender Künstler im roten Ring bedurfte, ein gutes und temperamentvoll präsentiertes zweistündiges traditionelles Circusprogramm zu initiieren.