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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCO ACQUATICO
Roncadelle, 12. September 2009
In der Ortschaft unweit von Brescia finden wir den 'Circo Acquatico – Splash Tour' der Familie Arduino Rossi. In Italien gibt es mehrere „Wasser-Circus“, wie der Name    zu übersetzen wäre. Der bekannteste ist  der von Loredana Bellucci.
Bei dem besuchten handelt es sich um einen kleineren Familiencircus. Der gesamte Circus ist in azurblau mit weißen Absetzungen gehalten. Zehn Sattelauflieger, vier Zugmaschinen, ein Lkw mit Hänger, zwei Campings, zwei Kleintransporter sowie zwei Radlader bilden den kompletten Fuhrpark. Der gesamte Circus macht einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck.

Ein größeres hohes Zeltdach mit zwei überlebensgroßen Seelöwenfiguren, auf dekorativen hohen Sockeln, davor sind die gestalterischen Elemente der ansprechenden Front. Die Kasse, an der es keinen sichtbaren Aushang der verschiedenen Preiskategorien gibt, darf natürlich nicht fehlen. Als Spielstätte dient ein rechteckiges Zelt mit vier innen stehenden Masten. Eine Manege findet man bei dieser Art Circus nicht. Statt dessen ist an einer der Kopfseiten des Zeltes, auf einem flachen Auflieger, eine Bühne errichtet. Ein großer Teil des Raumes ist mit Stuhlreihen bestückt. Im hinteren Bereich wurde eine kleine, leicht ansteigende Tribüne als weitere Sitzkategorie errichtet. Der kleine Restaurationswagen ergänzt die Inneneinrichtung.
Die Lichtanlage zeigt sich modern und gut bestückt, zeigt sich den Erfordernissen mehr als gewachsen. Auch die Qualität der Soundanlage ist in Circussen dieser Größe nicht unbedingt selbstverständlich. Ausgesprochen gelungen und sehr gut auf die Nummern abgestimmt ist die Auswahl der einzelnen Begleitmusiken. Das Programm wird  von den vier erwachsenen Kindern von Arduino Rossi bestritten. Schwiegersohn Davide bedient während der Show die Technik.


Zum Beginn der Vorstellung schminkt sich Jonathan zum Clown, sorgt so für die richtige Atomsphäre. Nun folgt seine Schwester Fellon mit einer schwungvollen Hula Hoop Show. Einen Teil ihrer Tricks präsentiert sie auf einem von unten erleuchteten Podest stehend, sorgt so für einen weiteren Effekt. Viele der gängigen Muster werden flott und mit Charme dargeboten.
In seiner ersten Reprise agiert Jonathan mit vier Kindern aus dem Publikum. Zunächst lässt er sie kleine Übungen nachmachen, dann mündet der Spaß in der 'Reise nach Jerusalem'. Als 'stärkster Mann der Welt' sprengt er Ketten, jongliert mit Metallkugeln bis ihn eine „erschlägt“. Natürlich darf zu guter Letzt in diesem Rahmen das bekannte Bad mit dem Hai in der Wanne nicht fehlen.
Die Antipodenspiele von Ciro, sie ist die Frau von Davide, zeigen den genreüblichen Standard. Sicher und elegant beherrscht die junge Frau ihr Metier. In einem zweiten Auftritt präsentiert sie zur Pause die drei Pelikane des Circus. Die großen, gepflegt aussehenden Vögel, folgen ihr – oder richtiger dem Fischeimer in ihrer Hand -  kreuz und quer über die Bühne. Bei der Fischabnahme direkt aus ihrer Hand verschwindet ihr Unterarm einige Male bis fast zum Ellenbogen im Kehlsack eines Vogels. Alleine mit Ciro auf der Bühne präsentiert abschließend der größte Pelikan sein Balzritual.

Als sehr versierten Jongleur erleben wir Jonathan. Zunächst lässt er auf den Devilsticks einen Tennisschläger virtuos rotieren. Auch die vielfältigen Routinen mit bis zu fünf kleinen Bällen  zeigen sich auf einem guten Niveau und werden fehlerfrei gearbeitet. Direkt anschließend wechselt er aufs BMX-Rad und präsentiert eine trickstarke Free-Style Kür auf der engen Bühne.
In der Pause gibt es die Möglichkeit sich mit einem Gelbbrust-Ara auf der Schulter fotografieren zu lassen, von der so gut wie kein Gebrauch gemacht wird.
Den zweiten Teil startet Desire auf dem Drahtseil. Gekonnt setzt sich die junge Frau in Szene, krönt ihren Auftritt mit einem Kopfstand auf dem Seil.

Nun wird der Vorhang an einem Teil der Bühnenrückseite geöffnet und gibt den Blick frei auf den direkt ans Zelt angebauten Auflieger und das darin installierte große Bassin. Einige Dutzend Piranhas ziehen darin ihre Bahn. Einer der beiden Arbeiter des Circus gesellt sich dazu, bewegt sich vorsichtig einige Male durch die Fluten. Auf ein füttern, wie wir es andernorts schon sahen, der Fische wird in diesem Unternehmen verzichtet.

Für den artistisch stärksten Auftritt sorgt der einundzwanzigjährige Jonathan. Im vergangenen Dezember gewann er in Monte Carlo bei der Veranstaltung 'Premiere Rampe' mit dieser Darbietung mehrere Preise. Auf seinem BMX-Rad zeigt er großes Können und Mut bei seiner Trial-Show. Hohe und weite Sprünge auf und von großen Kisten, von der Bühne geht es durch den Zuschauerraum über die Tribüne und Treppen, werden scheinbar mühelos gemeistert.
Die folgenden 'tanzenden Fontänen' leiten das extrem kurze Finale ein. Nach gut einer Stunde Programm werden die Zuschauer in den vorderen Außenbereich gebeten, die Seelöwenvorführung zu beobachten. Diese obliegt dem Direktor persönlich nachdem er Einmal-Handschuhe angelegt hat. Diese „Seelöwendressur“ ist in aller erster Linie Fütterung. Aus der Seitentür seines Quartiers springt das Tier ins große Bassin den ins Wasser geworfenen Fischen hinterher. Offensichtlich kommt diese ungewohnt verlaufende Seelöwennummer bestens beim Publikum an.
So findet ein interessantes und unterhaltsames Programm eines sehenswerten Familiencircus seinen gelungenen Abschluss der optimal zum Motto des Unternehmens passt.