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Text  und Fotos Friedrich Klawiter
AQUAMANEGE CIRCUS Louis KNIE
Freiburg, 27. August 2011

www.aquamanege.de
Für eine Tournee durch sechzehn Städte im Süden unserer Republik kooperieren Elmar Kretz und Louis Knie jun. Elmar Kretz, Initiator und Macher des Ravensburger Weihnachtscircus, hat in diesem Gemeinschaftsprojekt den administrativen Part übernommen, während Louis Knie seinen Circus einbringt und in der Show Regie führt.
Auf dem neuen Messeplatz in Freiburg war der Circus großzügig aufgebaut. Zu Beginn der Deutschlandtournee nahm man ein fabrikneues, schneeweißes Rundkuppel-Chapiteau  mit roten Applikationen und einer interessanten Variation der Planengestaltung am Rondell, sowie ein passendes Vorzelt,  in Betrieb.
Die Fassade aus fünf großen bemalten durchscheinenden Spannplanen ist dem Zeltensemble vorgebaut. Der klassische Tonnendach-Kassenwagen, ursprünglich  in den sechziger Jahren für den Circus von Carola Williams gebaut und im Laufe der Zeit von verschiedenen Unternehmen genutzt, flankiert zusammen mit einem mit Circusmotiven beklebten Lkw die Front. Entlang der einen Platzseite sind die weiß-blauen Sattelauflieger des Circus ausgerichtet. Auf der anderen Seite stehen die Reihen der Artistenwohnwagen und Mannschaftsauflieger. Im hinteren Bereich sind an zwei Auflieger Ställe für die Pferde und Kamele des Circus angebaut. Diesen wurden große weitläufige Paddocks eingerichtet in denen sie den Tag verbringen.


Das innen dunkelblaue Chapiteau ist mit einem neuen zehnreihigen Bankgradin, mit Rückenbrettern, bestückt. Der Bereich vor dem Gradin ist mit einem Holzboden versehen und die zwei Reihen gepolsterter Stühle stehen auf unterschiedlichen Höhenebenen. Die Brüstungen sind mit dunkelrotem Samt dekoriert, passend zum Knie-typischen Artisteneingang. Dessen Orchesterbühne wird von einem überdimensionalen Drumset vollkommen ausgefüllt. So wird  kaschiert, dass Schlagzeuger Manfred Huber der einzige Musiker des Circus ist.
Die umfangreiche Lichtanlage ist zu größten Teilen mit LED-Scheinwerfern, Movingheads und weiteren modernen Elementen bestückt. Sie wird höchst virtuos und akzentuiert eingesetzt, zaubert die optimale Atmosphäre und unterstützt die Aktionen in der Manege in idealer Weise.

Zunächst wärmt Jan Navratil alias Clown Jan Puccini das Publikum mit seinem Applauswettbewerb ein wenig an, um dann in fließendem Übergang als komischer Dirigent die Show zu starten.
Dann betritt Direktor Louis Knie jun. mit seinem Sechser-Zug Freiheitspferde den roten Ring. Je drei weiße Araber und Friesen absolvieren unter der Peitschenführung dieses Könners, ganz im Stil der alten Knie-Schule, routiniert ihre Lauffiguren. Alexandra, Tochter von Ilona Knie, gibt mit ihren drei hübschen Fallabella-Ponys ein jugendlich frisches  temperamentvolles Intermezzo. Louis Knie beschließt mit zwei schwungvollen Da Capo-Steigern der Araber die hippologischen Vorführungen.
Jan Puccini folgt mit einer kleinen Melange aus Tellerjonglage und Teller drehen.  Helena Rapolli und ihr vierbeiniger Freund Jack-Russel-Terrier "Jacky" bieten ein breites Repertoire zu dem u. a. viele agility Komponenten und gemeinsame akrobatische Interaktion, wie z. B. seilspringen gehört. Ein „Handstand“ von Jacky auf den hochgestreckten Händen der Artistin beendet das gemeinsame Spiel.
Effektvoll  und spannend sind die Tricks der Magic-Show von Ilona Knie und ihrer Assistentin Andrea Navratilova. Ilona Knie wird in einem Kabinett in die Circuskuppel gezogen, dieses stürzt mit lautem Knall zu Boden und das Erstaunen im Publikum ist riesig, wenn die wagemutig Magierin im selben Moment im Gradin erscheint.
Clown Puccini löst die Spannung in seinem heiteren "Kampf" zwischen Torero und Kostümstier.


Robert Stipka stellt variantenreich und tempogeladenen in einer klassischen Laufarbeit die drei Kamele des Circus vor. Finalemente liegen die Trampeltiere ab und werden von zwei Lamas elegant übersprungen.
Die Tempojongleure par excellence Helena & Antonin Rapolli beweisen ihre Geschicklichkeit mit Keulen zahlreichen Routinen und Pasings, die solo und zu zweit sicher und routiniert gearbeitet werden. In der folgenden Passage demonstriert Antonin Rapolli eine umfangreiche Sequenz mit bis zu fünf Fußbällen. Abschließend jonglieren die beiden im Zwei-Mann-Hoch mit Keulen, wobei Helena auf dem Kopf des Partners steht.

Eine erstklassige Darbietung am Schleuderbrett präsentieren die Kis Faludy. Die zahlreichen Sprünge werden sehr präzis und sicher ausgeführt. Ein umfassendes Repertoire der im Duo möglichen Tricks des Genres wird geboten. Sonderklasse!
Die folgende „Ungarische Post“ wird von Ilona Knie auf zwei Friesen geritten. Fünf Voraus-Pferde werden nacheinander unter ihrem Gespann hindurch in die Manege gelassen und jedes mal gelingt es ihr, die Leinen aufzunehmen. Eine Manegenrunde mit der Deutschlandfahne in der Hand beendet diese rasante und heute selten zu sehende Darbietung und entlässt die Zuschauer in die Pause.

Nun wird der Name Aquamanege zum Programm. Die tschechische Familie Janecek stellt die hierzu benötigte Technik. Laut Website des Circus füllen
150 000 Liter Wasser das Bassin und so lässt man die Pumpen unverzüglich anlaufen. Mit Beginn des zweiten Teils zeigt sich die Manege bereits deutlich „unter Wasser“ und das oft langatmige Procedere wird hier angenehm kurz gehalten.


Aus einem hoch über der Manege hängendem Drachenkopf strömt in einer dekorativen Kaskade das restliche Wasser ins Bassin, genauso wie aus den beiden auf dem Beckenrand angeordneten "Fischen". Eine Light-Show sorgt für Abwechslung während dieses Vorgangs.
Vor diesem Szenario, ist als erste, Handstand-Equilibristin Evy Nereus auf der Insel in der Manegemitte zu sehen. Elegant und kraftvoll präsentiert sie ihre anspruchsvollen Evolutionen.
Wasserentrée – sinnigerweise greift man auf diesen Klassiker der Clownerie zurück. Die Einladung zu kostenlosem Essen und Trinken ergeht von Louis Knie an Jan Puccini, Francesco (Frank Bergmann) und letztendlich an seine Frau Ilona. Im turbulenten Spiel werden natürlich nur die beiden ausdrucksstarken Auguste nass. Die besonderen Gegebenheiten führen normalerweise dazu, dass einer der Auguste im Wasser landet. Nur bei zu kalter Witterung wird aus verständlichen Gründen darauf verzichtet.
Ruhiger geht es dann beim Auftritt eines Human Slinky zu. Ihm kommt die Arbeit auf dem Plexiglas-Untergrund, der Lichteffekte der Unterwasserscheinwerfer zulässt, zugute.
Dem Wasserambiente entsprechend, entsteigt Andrea Navratilova zu Beginn ihrer Kür am Vertikalseil einer Muschel.  Die attraktive junge Frau bietet während der einzigen Luftnummer des Programms gefährliche Abfaller, die sich mit ruhigen Momenten abwechseln, hoch in der Kuppel.
Clown Francesco hat nun seinen großen Soloauftritt. Zunächst misst er auf beiden Seiten der Manege die Höhe des Wasserstandes, um alsdann mit einer Gießkanne die ermittelte Differenz auszugleichen. Doch sein eigentliches Metier ist die Comedy-Illusion. Kaninchen, der verschiedensten Farben und Größen, erscheinen und verschwinden. Allerdings kommt es dabei zu diversen „Pannen“ und unerwarteten Wendungen bis hin zum Einsatz einer Schlange. 


Jan Navratil hat zwischenzeitlich sein Clownsornat abgelegt und überzeugt nun als Antipodist. Bis zu vier Walzen lässt er auf Händen und Füssen tanzen. Zum Höhepunkt seiner Evolutionen lässt er einen Ball  ein hohes Gestell mit kleinen Plattformen empor wandern bis er schlussendlich in einem Körbchen auf der Spitze landet.
Die typische Attraktion eines „Circus unter Wasser“ - vielfältige hohe Wasserfontänen – leiten selbstverständlich auch hier zum großen Finale über. Leistungsfähige Pumpen lassen die Wassersäulen bis in die Kuppel steigen. Variantenreiche Kaskaden werden mit der Anlage erzeugt und die opulente Lichtanlage inszeniert diese in eindrucksvoller Manier.
Nach einiger Zeit nimmt das Finale den gewohnten Gang. Die männlichen Artisten stellen sich auf der Piste auf, die Damen am Rand der Manegeninsel derweil eine kleine Fontäne weitersprudelt. Direktor Louis Knie stellt alle vor und an Stelle der sonst üblichen Zugaben, sorgt Sängerin Krisztina Nagy für den stimmungsvollen Ausklang der Show. Die Artisten stellen sich im Haupteingang auf ihr Publikum zu verabschieden und zu „The Power of Love“ leeren sich die Ränge.

Den beiden Machern der Aquamanege, Elmar Kretz und Louis Knie, ist es gelungen ein klassisches Circusprogramm im Verbund mit dem Element Wasser  in einer unterhaltsamen Show in stilvollem Rahmen gekonnt zu präsentieren.
Seit Neuestem ist ein weiteres unverzichtbares Element einer Wassershow im Programm enthalten - die Seelöwenshow der Familie Jahn.