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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BARONES
Sint Truiden, 24. Mai 2015




Auf der alljährlichen Tournee durch den flämischen Landesteil Belgiens gastierte der Circus Barones von Richard Koritnig über Pfingsten in Sint Truiden. Ein großes Wiesengelände in einem Wohngebiet der neununddreißigtausend Einwohner zählenden Stadt dient als Circusplatz.
Der Circus Barones präsentiert sich als blitzsauberes, sehr gepflegtes Familien-Unternehmen, das die Liebe der Direktion zu ihrem Circus widerspiegelt.
Ein großer, dekorativ mit Clownsköpfen und Ornamenten gestalteter Sattelauflieger bildet den Blickfang in der Front und nimmt die Kassenschalter auf. Der seitlich anschließende nostalgisch verspielte Zierzaun wird von romantischen Lichterbögen und Kandelabern überragt. Gegen Ende der letztjährigen Saison wurde ein neues Chapiteau in Gebrauch genommen. Der Zweimaster von sechsundzwanzig Metern Durchmesser strahlt in frischem gelb und rot in der Frühlingssonne. Drei hohe Spitzen krönen die lange Kuppel. Acht hohe Quaderpools formen die Plane und das moderne Streifendesign verleiht dem Zeltbau Struktur. Vorzelt, von dem angesichts des Wetters nur das Dach aufgebaut war, und Ställe passen in Dekor und Farbe zum Spielzelt.
Die einheitlich weiß lackierten Zugmaschinen und Transportwagen sind rings um die Zeltanlagen abgestellt. Sie zeigen in großen roten Lettern den Circusnamen.
Die Gestaltung des großen, feinen Artisteneingangs wurde gegenüber dem Vorjahr noch einmal verfeinert. Eine breite rote, mit erhabenen goldenen Ornamenten besetzte Blende rahmt den dunkelroten Samt der Gardine ein. Die eleganten Logen sind mit Polsterstühlen ausgestattet und ein steil aufragendes siebenreihiges Gradin füllt den weiteren Raum komplett aus.
Die moderne und großzügig dimensionierte Lichtanlage wurde um eine Lasershow erweitert, wird virtuos eingesetzt und unterstützt die Auftretenden Künstler in idealer Weise.

Eine coole Lasershow zu Beginn des Programm, unter dem Motto „Welcome Espania“, stimmt das Publikum auf das Kommende ein.
Direktor Richard Koritnig tritt als souverän agierender Sprechstallmeister in den roten Ring und heißt das Publikum in herzlicher Weise willkommen. Auf angenehme Weise führt er eloquent durch die Show.
Stimmungsvoll wird das Opening mit gekonntem Trompetenspiel der Clowns und einem Auftritt des hauseigenen Balletts fortgesetzt. Zum Abschluss des bunten Reigen bringt Direktor Richard Kortinig einen weißen Araber in die Manege, der mit erstklassigen Steigern beeindruckt.
Mit zwei weiteren Dressurdarbietungen erleben wir den Chef des Hauses im weiteren Verlauf der Vorstellung. Eine erstklassige Dressurfolge bietet die selten zu sehende Kombination von
drei Lamas und drei Ponys. Viele abwechslungsreiche Lauffiguren fügen sich aneinander und gekonnt vereint der erfahrene Vorführer die unterschiedlichen Temperamente der beiden Tierrassen zu immer wieder neuen harmonischen Bildern. Furiose Hürdensprünge der Lamas beschließen den Auftritt in idealer Weise.
Vier Shetland-Ponys trippeln in einem flotten Ablauf ihre Figuren in den Manegensand. Verschiedene Kruppensteiger lockern die Abfolge der Laufarbeit auf und mit einem gelungenen Gruppensteiger und gekonntem Da Capo findet der Auftritt seinen Höhepunkt.
Ewa Koritnig-Barones lässt zwei Hunde ihr erlerntes Können zeigen. Voller Begeisterung folgen die beiden Vierbeiner ihrer Vorführerin; eifrig werden Sprünge die unterschiedlichen Sprünge über Hindernisse und durch Reifen ausgeführt. Hochsitzer und laufen auf den Vorderpfoten ergänzt die Trickfolge.
Den Reigen der hauseigenen Dressurdarbietungen komplettiert Henry Mullens mit einem perfekt laufenden Groß-und-Klein. Elegant agierend lässt der Grandseigneur des niederländischen Circus – in den 1960 Jahren arbeitete er u. a. bei Sarrasani als Jongleur zu Pferd und später bei Barum mit Schimpansen – die Genre typischen Figuren ausführen.

Die drei Söhne der Direktion – Daniel fünfzehn, Robert sechzehn und David siebzehn Jahre alt – sind gute, professionell auftretende Artisten und Clowns und fest in die Bewältigung aller Aufgaben im Circus involviert.
David tritt als versierter Tempojonleur in den roten Ring. Mit silbernen Keulen und Tennisbällen erfolgen die sehr sicher ausgeführten vielfältigen Routinen. Fünf in Neonfarben fluoreszierende Ringe werden anschließend in gleicher Weise manipuliert. Für einen besonderen Effekt sorgen die fünf von innen beleuchteten Keulen, mit denen im abgedunkelten Zelt die abschließenden Muster ausgeführt werden.
Robert und Daniel sind die Auguste „Patate“ und Patatje“ die, zusammen mit ihrem Vater als seriösem Gegenpart, in einigen Auftritten für Heiterkeit sorgen. So landet wieder einmal ein Musikabspielgerät in der Mülltonne, da der August partout nicht auf dessen Benutzung verzichten will. In einem umfangreichen Auftritt demonstrieren die Auguste ihre Musikalität auf Trompete und Saxophon. Nachdem diese vom gestrengen Direktor konfisziert sind, halten ihn die Clowns mit einer Trillerpfeife auf Trab.
Darüber hinaus sind die beiden Brüder auch mit artistischen Auftritten zu erleben. Daniel balanciert einen Turm dessen Etagen aus vier lose auf einer Unterlage stehenden Gläsern gebildet werden elegant durch die Manege. Nach und nach wächst dieses Gebilde zu einer beachtlichen Höhe.
Robert bietet mit seiner erstklassig gestalteten Nummer auf der Rola-Rola den finalen Act. Im gelben Frack startet er seinen schwungvollen Auftritt mit einer kurzen Tanzeinlage, ehe das Rollbrett auf dem hohen Piedestal erobert wird. Seil springen, das durchqueren eines Ringes, die Balance auf einem Basketball und weitere Tricks werden sicher und souverän ausgeführt und zeugen von einem guten Gleichgewichtsgefühl des jungen Artisten. Mit der spektakulären Balance auf zwei Rollen und mehreren Zwischenringen und auf einem Turm mehrerer Bänkchen erreicht die Darbietung ihren Höhepunkt.

Die Show komplettiert das Duo Aty und Patty mit vier Darbietungen. Zunächst ist Aty mit einer Comedy-Zauberei zu sehen. Als cooler Rocker arbeitet er einige Tricks und liefert ein Mal auch die Lösung mit. Gemeinsam präsentiert das Duo einen veritablen Quick Change der ebenfalls mit Comedy-Elementen aufgelockert wird. Zudem sorgen„normale“ Zaubertricks mit Tüchern, Feuerschale und Blumen für größere Abwechslung in dem temperamentvoll ausgeführten Auftritt.
Patty arbeitet die beiden Luftnummern des Programms. Zunächst sehen wir ihren liebevoll und clownesk gestalteten Auftritt am Netz. In einem kunterbunten Schlafanzug und mit einem großen Teddy im Arm verkörpert sie ein schlafwandelndes Kind. Im zweiten Programmteil folgt die seriös gearbeitete Nummer an Strapatentüchern. Beide Darbietungen bieten eine umfang- und abwechslungsreiche Trickfolge. In weiten Flügen wird der gesamte Raum der Kuppel genutzt und kraftvoll ausgeführte Halteelemente ergänzen den Ablauf. Spektakuläre Abfaller sorgen auf den Rängen für Spannung.
Im Finale verabschiedet sich das komplette Ensemble mit einer schwungvollen Choreographie vom äußerst zufriedenen Publikum. Direktor Richard Koritnig stellt die Mitwirkenden noch einmal vor und dankt seinem Publikum für den Besuch.
Ein abwechslungsreiches und ansprechendes Programm hat seinen stimmigen Abschluss gefunden. Die Familie Koritnig bietet ihren Besuchern nicht nur stets ein gutes und gut präsentiertes Programm, sondern legt darüber hinaus auch sehr großen Wert auf ein erstklassiges Erscheinungsbild ihres Unternehmens. Beste Unterhaltung in einem feinen Rahmen – der Circus Barones lohnt jederzeit einen Besuch.