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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BELLY-WIEN
Oss, 25. April 2015

www.bellywien.nl
Der Circus Belly-Wien von Roman Zinnecker reist auch in dieser Saison in den Niederlanden. In Oss, einer Stadt in der Provinz Nordbrabant, dient ein Parkplatz des städtischen Sportparks als Circusplatz.
Die elegante lang gestreckte Fassade, bestehend aus verzierten strahlend weiß lackierten Zaunelementen zwischen gelb-blauen Säulen mit Kugelleuchten und romantischen Lichterbögen, lädt zum Besuch ein. Flankiert wird sie vom stilvoll designten großen Storck Kassenwagen, dessen Ticketschalter und Vitrinen von funkelnden Einbauleuchten umrahmt sind. Unzählige Lämpchen strahlen unter dem Vordach und an dessen Frontblende, genauso am großen Schriftzug „Tickets“ auf dem Wagendach. Die zahlreichen perfekt lackierten Tonnendachwagen sind in exakter Formation um das hohe Chapiteau angeordnet. Gelb und blau sind die Hausfarben in denen Zeltanlagen und Wagen, deren Dächer sind schneeweiß und Fahrgestelle rot lackiert, erstrahlen.
Die mächtigen MAN, Mercedes, Scania und Volvo Zugmaschinen sind in sattem weinrot mit aufwändigem gelben Dekor lackiert und tragen prächtige Kuhfänger und viele weitere chromblitzende Anbauteile. Alle Fahrzeuge funkeln frisch gewaschen in einem perfekten Erscheinungsbild.
Sechs speziell konstruierte Container bilden die Pferdestallanlage. Sie bieten in je zwei geräumige Boxen den edlen Rössern eine komfortable Unterkunft. Die aufklappbare Längswand des Containers bietet Wetterschutz über einem Teil des großzügig bemessenen Paddocks und verschließt den Container während des Transportes. Die Stallcontainer, die lediglich mit einem Stapler von und auf die eigens aufwändig gebauten Wagen gehoben werden, bedeuten eine große Erleichterung für den Circus, da arbeitsintensive Zelt- und Boxenmontagen entfallen. Die Raubtieranlage der Tiger und die Paddocks der Kamele und Rinder komplettieren die Menagerie. Wie in unserem Nachbarland üblich, ist das Circusgelände während des ganzen Tages frei zugänglich und zahlreiche Besucher finden sich in allererster Linie vor dem Tigergehege ein.
Das vorzügliche Aussehen des Unternehmens spiegelt sich selbstverständlich im Ambiente im Chapiteau wider. Ein modernes Schalensitzgradin wird mit nostalgisch verzierten Logen kombiniert. Ein großer, aus edlem dunkelrotem Samt mit goldener Stickerei verzierter, Artisteneingang nimmt den hinteren Teil des Chapiteau ein.

Der Circus Belly-Wien beeindruckt nicht nur mit einem erstklassigen Erscheinungsbild, auch das unterhaltsame, klassisch geprägte Programm zeigt sich von erlesener Güte.
Mit einer Parade aller Artisten nimmt die Show ihren schwungvollen Beginn. Sprechstallmeister Kevin van Geet, der im Folgenden die Show als versierter und unaufdringlicher Sprecher begleitet, begrüßt die zahlreichen Gäste und gibt die Manege frei.
Desirée Chaves arbeitet ihre Handstand-Equilibristik auf einem Motorrad. Auf den Handstäben bietet sie eine Vielzahl moderner und klassischer Handstandposen, die kraftvoll ausgeführt werden. Der finale Schuss, im Handstand stehend mit Pfeil und Bogen in den Füssen, auf einen Luftballon kommt beim Publikum gut an.

Ein wahrhaft circensisches Highlight bietet Juniorchef Marlon Zinnecker mit einer Freiheitsdressur der Sonderklasse. Acht nachtschwarze, seidig glänzende Friesen bieten ein Ballett von eindrucksvoller Schönheit.  Eine Vielzahl verschiedenster Figuren - Gegenläufe, Fächer zu vier und zu acht, gegenläufige Fächer, Walzer, Volten und Pirouetten - werden schwungvoll in raschem Wechsel geboten. Mit spielerischer Leichtigkeit wird das gesamte Repertoire einer anspruchsvollen Freiheit souverän und fast will es scheinen, ohne Zutun des Vorführers geboten. Vier weiße Araber bieten mit zahlreichen Gruppen- und Einzelsteigern ein furioses Da Capo.
Im weiteren Verlauf der Show sehen wir den versierten Dresseur mit den Exoten des Hauses. Sechs, mit edlen Schabracken geschmückte Steppenkamele präsentieren eine variantenreiche Laufarbeit. In flottem Ablauf werden die verschiedenen Figuren absolviert.
Anschließend nehmen ein Ungarisches Steppenrind und ein Schottisches Hochlandrind ihre Plätze auf zwei Tonneaus ein und ein Lama zeigt Barrierensprünge von beeindruckender Höhe.

Zwei Mal erleben wir Mandy Zinnecker im Verlauf des Programms. Zunächst arbeitet sie ihre dynamische Luftdarbietung in und an einem Netz. Kraftvoll führt sie ihre Tricks, u. a. einen Nackenhang und riskante Abfaller aus. Mit weiten Flügen füllt sie die Kuppel des Zeltes.
Zu Beginn des zweiten Teils präsentiert Miss Mandy ihre trickstarke Kür auf dem gespannten Silberdraht. In einem glamourösen Look, mit Stöckchen und Bowler beginnt sie ihren Tanz in der Manege und wechselt alsbald auf das Seil. Viele Schrittfolgen wechseln mit den unterschiedlichen, sehr sicher ausgeführten Balancen ab. Mit einem erstklassig ausgeführten Spagat findet der Auftritt seinen gelungenen Höhepunkt.
Clown Angelo Chaves verkörpert eine sympathische, freundliche Figur, und gleich im ersten Auftritt wird das umfangreiche Entree geboten. Sechs Mitspieler werden in die Manege gebeten und mit allerlei abstrusen Instrumenten ausgestattet bilden sie das Orchester, dem der Clown als Dirigent vorsteht. In drei Reprisen vergießt der Clown zunächst im hohen Bogen im Gradin Tränen, bezwingt eine wilde Bestie und lockt sie aus ihrer großen Transportkiste und dirigiert den Applaus des Publikums.

Aaron Zinnecker, jüngster Spross der Direktion, tritt als versierter Tempojongleur in Erscheinung. Sicher und variantenreich arbeitet der junge Mann mit Tennisbällen, Keulen und Ringen. Effektvoll beendet er seinen Auftritt mit der Jonglage hell lodernder Fackeln.
Eliane Stipka-Biasini bietet eine selten zu sehende Kombination von Hula Hoop und Stehendreiterei. Zunächst tanzt die grazile Artistin in Art einer Ballerina mit dem mächtigen Kaltblüter durch die Manege. Dann rotieren die Reifen in verschiedensten Kombinationen um den Körper der Panneaureiterin.
In einem stimmungsvoll inszenierten Auftritt sind Dany Stipka und Marylin Zinnecker mit einer doppelten Hohen Schule auf einem Friesen und einem Araber und Eliane Stipka-Biasini am Ringtrapez zu erleben. Harmonisch sind die reiterlichen Aktionen und die Trickfolge der vielseitigen Luftartistin aufeinander abgestimmt. Die Darbietung bietet einen hohen Schauwert und kommt beim Publikum ausgezeichnet an.

Das Duo Masquerade erzählt mit seinem Quick Change eine eigene kleine Geschichte. Ein "Straßenkehrer" im entsprechenden Outfit, entdeckt eine lebensgroße "Puppe" die mittels eines überdimensionalen Schlüssels "aufgezogen" und zum Leben erweckt wird. In rascher Folge und einer schwungvollen Choreographie wechseln beide Partner ihre Outfits und beenden den Auftritt in großer Abendgarderobe.
Ein doppeltes Groß-und-Klein zweier Friesen und zweier Fallabella Ponys komplettiert die Auswahl der vielseitigen Tierdarbietungen. Marylin Zinnecker, die sympathische junge Frau nimmt mit ihrem strahlenden Lächeln das Publikum gleich für sich ein, lässt die vielseitigen, abwechslungsreichen Abläufe souverän ausführen.
Finalnummer ist die spektakuläre Arbeit des Duo Sifolini auf dem Todesrad. In hohem Tempo erfolgen die verschiedenen Sprünge, u. a. mehrere Saltos, in den Kesseln. Seil springen und Blindlauf auf der Außenbahn des Rades sind weitere erstklassig ausgeführte Tricks, zudem wird eine Runde im Handstand zurückgelegt. Spektakuläre hohe Absprünge außen auf dem rasant rotierenden Rad bieten zum Abschluß der Darbietung gehörigen Nervenkitzel.
Das große, flott und schwungvoll choreographierte Finale vereint alle Mitwirkenden, die noch einmal von Kevin van Geet vorgestellt werden, in der Manege.
Das restlos begeisterte Publikum erhebt sich zu spontanen Standing Ovations und bedankt sich mit lang anhaltendem Applaus für die gebotenen Leistungen.
Der Circus Belly-Wien begeistert auch in dieser Saison wieder mit allerbester traditioneller Circuskunst, die in einem erstklassigen Rahmen in hervorragender Weise präsentiert wird.