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Text und Fotos Friedrich Klawiter
Circus Belly Wien
Gerwen, 4. Mai 2008

www.bellywien.nl
Der Circus Belly Wien von Roman Zinnecker reist nun in der vierten Saison in den Niederlanden und hat sich inzwischen zum veritablen Mittelcircus entwickelt. Der Zustand des Materials ist immer wieder beeindruckend. Sauber und gepflegt bis ins letzte Detail sind Chapiteau und Wagen in gelb/blau, die Zugmaschinen in rot/gelb gehalten. Der Wagenpark besteht fast ausschließlich aus "richtigen" Circuswagen, die zumeist, genau wie die beiden großen Wohnwagen der Familie, von Stork in Soest gebaut wurden. Die zahlreichen Tiere sind erstklassig untergebracht.

Geräumige Einzelboxen für die Pferde, großzügige Außengehege für Kamele und die Giraffe und selbstverständlich auch ein Außenkäfig für die Tiger werden errichtet. Der Circus verfügt über zwei Chapiteaus, das größere ist ein modernes Kuppelzelt. Auf dem sehr kleinen Wiesenplatz der Gemeinde Gerwen wurde der etwas kleinere Viermaster errichtet, und auf den Aufbau von Vorzelt und moderner, beleuchteter Fassade musste verzichtet werden. So fand der schicke große Schindelwagen, in dem die Restauration beheimatet ist, vor dem Zelt gegenüber der Kasse seinen Platz. Das Gradin ist komplett mit Schalensitzen ausgerüstet und wird von hübschen, nostalgisch verzierten Logen ergänzt. Ein großer, aus dunkelrotem Stoff, mit goldener Stickerei verzierter Artisteneingang beherrscht den hinteren Teil des Chapiteaus.

Eröffnet wird die Vorstellung ganz klassisch mit der Tigerdressur. Direktor Roman Zinnecker präsentiert die vier Tiere – es ist die letzte Gruppe, die Wolfgang Heppner dressierte – gekonnt und trickreich in der Manege, so dass die Vorstellung direkt mit einem Highlight startet. Verblüffend schnell ist der Zentralkäfig entfernt und schwungvolle Voltige-Reiterei, Junior Marlon sowie seine Schwestern Mandy und Marylin sind die Akteure, sorgt für Begeisterung. Mandy sehen wir später noch einmal auf dem Tanzseil und ihre Schwester weiß mit ihrer Antipodenarbeit zu gefallen. Zudem ist Marylin die Vorführerin der verspielten Hundemeute. Ein weiterer Höhepunkt des Programms ist die Freiheitsdressur des Sechserzugs Zugs Friesen unter der Peitschenführung von Marlon Zinnecker. Schöne Pferde mit prächtigen weißen Geschirren und Puscheln, perfekte variantenreiche Laufarbeit und drei Da-Capo-Steiger machen den Charme dieser harmonischen Arbeit aus. Im zweiten Teil präsentiert Marlon kurz die Giraffe dem Publikum. Sie beeindruckt alleine mit ihrer Größe und der ruhigen gelassenen Art, in der sie von mehrerer Logenbesuchern Bananen abnimmt. Vor der Pause bringt Roman Zinnecker seine sechs Kamele in die Manege. Auch sie zeigen sich gut ausgebildet und präsentieren ihre Trickfolge willig.

Seit Jahren gehört Clown Beppo mit seiner Familie zum Circus Belly. In diesem Jahr sehen wir sie zusammen mit Roman Zinnecker mit dem Waschmaschinen-Entree. Schwungvoll und ohne Längen wird der Auftritt, wobei sich alle der Landessprache bedienen, absolviert. Ein weiteres Mal sehen wir das Ehepaar mit seinen beiden Söhnen als Messerwurfattraktion. Hier wird auch ein Zuschauer mit einbezogen. In der bekannten Art bekommt er die Augen verbunden, allerdings werden die sechs Messer nicht, wie bei den clownesken Auftritten, gesteckt, sondern richtig geworfen. Abschließend wird das Brett gedreht, sodass der Gast kopfüber in Schlaufen hängt, und ein Wurf trifft den Luftballon zwischen den Beinen des Besuchers. Ehefrau Leila präsentiert ihre Hula-Hoop-Show, die die gängigen Tricks beinhaltet. Neu engagiert wurde in diesem Jahr die tschechische Artistenfamilie Wolf. Frau Ivetta arbeitet eine orientalische Phantasie an Tüchern, zu der sie auf einem Kamel reitend in die Manege kommt. Mike junior erweist sich im Teeniealter  als bereits versierter Jongleur. Er arbeitet mit, maximal acht, Ringen, Bällen und Keulen. Schnell, charmant und fehlerfrei zeigt er sein umfangreiches Trickrepertoire. Den artistischen Schlusspunkt setzen Mike senior und Ivetta Wolf mit ihrer Partnerarbeit an den Strapaten. Die kraftvoll vorgetragenen Tricks sorgen denn auch für Begeisterung unter den Besuchern. Ein kurzes Finale gibt die Gelegenheit, sich noch einmal mit lang anhaltendem Applaus bei den Akteuren zu bedanken.

Circus Belly Wien bietet ein abwechslungsreiches und sehenswertes klassisches Circusprogramm in einem wunderschönen Rahmen und versteht es ausgezeichnet, sein Publikum bestens zu unterhalten.