Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BELLY-WIEN
Maastricht, 03. 06. 2010

www.bellywien.nl
Der Circusplatz in Maastricht, Geusseltplein, ist eine weitläufige Wiese am Schnittpunkt von Autobahn und Schnellstraße in der Nähe des Stadions. Ein kleiner See vor dem Gelände sorgt für die stimmungsvollen Ausblicke auf den Circus, der an dieser Stelle sehr gut von den Hauptverkehrsachsen zu sehen ist.
Großzügig aufgebaut strahlt der Circus Belly-Wien in leuchtendem hellen blau und gelb mit der Sonne um die Wette. Das komplette Material zeigt sich in perfektem Pflege- und Erhaltungszustand. Es wirkt stets, als sei alles neu und erstmals aufgebaut worden.


Ein dekorativer Zaun - chic gelb-blau lackierte Säulen mit Kugelleuchten, verzierte strahlend weiß lackierte Stakettzaunelemente und Lichterbögen darüber - in Verbindung mit einem antiken holländischen Wagen als Kasse sowie dem kleinen Dach über dem Eingang vermittelt einen einladenden Eindruck. Das dreimastige Vorzelt beinhaltet einen Holzschindelwagen mit der Restauration. Auf der einen Chapiteauseite sind die  Zugmaschinen, eine blaue und sieben dekorativ rot-gelb gehaltene, die durchweg mächtige Kuhfänger tragen, in Paradeaufstellung aufgefahren. Auf der anderen Seite stehen die Hubstapler des Circus aufgereiht.
Neben einigen Sattelaufliegern gibt es im Fuhrpark dieses Circus eine große Anzahl „richtiger“ Circuswagen. Alle sind erstklassig lackiert. Gelb mit blauen Absetzungen die Wagenkästen, weiße Dächer, rote Deichseln und Rad-Schutzbleche und weiße - saubere - Felgen; natürlich sind die Wagen mit dem Circusnamen beschriftet.


Den zahlreichen Tieren des Circus stehen großzügige Stallungen mir geräumigen Einzelboxen und weitläufig abgesteckte Paddocks zur Verfügung. Die Tiger sonnen sich in ihrem mit Spielzeugen ausgestatteten Freigehege. Auch die große Giraffe lässt es sich in ihrem großen Gehege, dessen Umzäunung aus feinen verchromten Metallelementen besteht, gut gehen - erreicht sie doch die untersten Äste eines großen Baumes. Die drei Zebras leben im gleichen Gehege und so ergibt sich in der weiten parkähnlichen Landschaft ein leichter Anflug von Serengeti. Das Gelände ist den ganzen Tag frei zugänglich und auch an dem ganz normalen Werktag, Fronleichnam ist in den Niederlanden kein Feiertag, sind permanent Interessierte bei den Tieren anzutreffen.
Im Innern des Chapiteau setzt sich der feine Look des Unternehmens fort. Das Gradin ist komplett mit Schalensitzen ausgerüstet und wird von hübschen nostalgisch verzierten Logen ergänzt. Ein großer, aus dunkelrotem Stoff mit goldener Stickerei verzierter, Artisteneingang beherrscht den hinteren Teil des Chapiteaus.

Dieser Circus begeistert nicht nur mit seinem Erscheinungsbild, auch das unterhaltsame Programm zeigt sich von guter Qualität. Drei junge Frauen, Nadia und Kimberly Scholl sowie Marylin Zinnecker, bilden das Ballett des Circus Belly-Wien. Sie eröffnen die Spielfolge, leiten die Pferdefreiheit die nun am Programmbeginn steht ein. Sechs prächtige Friesen präsentiert Marlon Zinnecker in einer harmonischen schwungvollen Dressur. Vielfältige Figuren werden in erstklassiger Manier gezeigt. Der Verzicht auf Geschirre, nur ein unauffälliger schwarzer Lederriemen ist vom Gebiss zwischen den Vorderbeinen hindurch über den Rücken geführt, in Verbindung mit dem tänzerischen Vorführstil des modern und edel gekleideten Dresseurs verleiht dieser traditionellen Circusnummer Glamour, Esprit und einen modernen Touch. Einige Da Capo-Steiger beschließen den gelungenen Auftritt des Juniors.

Eine schwungvolle Hula Hoop Show bietet Miss Leila. Die Frau des Clowns beherrscht ihr Metier, bietet die gängigen Tricks des Genres. Eine quirlige Hundemeute verschiedener Rassen folgt Marylin Zinnecker aufs Wort. Guter Verkauf und stimmige, spielerisch wirkende Tricks lassen die fröhliche Nummer gut ankommen.
Den Part des Clown 'Beppo' hat wie in den Vorjahren der Bruder des Direktors inne. Er variiert Entrees und Reprisen in jeder Saison. Aktuell gibt es in Halbzeit eins seine Version der 'Fimszene'. Zusammen mit einem Sohn und vier Freiwilligen, wovon einer ein Circusmitarbeiter ist, wird die wohlbekannte Rahmenhandlung gespielt. Im zweiten Teil gibt es die Reprise „Schlafwander“. Seine Frau und Sprecher Marc Rivas sind in diesem Fall die Partner.

In einer stimmigen modernen Präsentation zeigen Nadia Scholl und Marylin Zinnecker gemeinsam ihre akrobatischen Fähigkeiten. Den Anfang macht Nadia Scholl an den Tuchstrapaten. Nach einigen kraftvollen Tricks wechselt der Fokus zu Marylin Zinnecker, die auf einer sehr hohen Trinka mit ihrer Antipodenarbeit überzeugt. Derweil sie eine Walzen auf den Füssen rotieren lässt, bietet die Partnerin einen weiten Flug um die Manege. Die Fußjonglage eines großen Feuerkreuzes beendet die Evolutionen.

Sechs Kamele, mit feinen roten Schabracken und ebensolchen Kopfgestellen geschmückt, füllen die Manege. Direktor Roman Zinnecker führt sie im Kostüm eines orientalischen Herrschers gekonnt vor. Flott und sicher absolvieren sie ihre Lauffiguren.
Ohne Unterbrechung folgt die nächste Dressurdarbietung. Familie Scholl stellt ihre beiden großen indischen Elefantenkühe vor. Junior René ist der Chef im Ring, seine Mutter agiert im Hintergrund und die beiden Schwestern Nadia und Kimberly sind als Figurantinnen mit dabei. Mit ein wenig Glamour und sehr viel Können werden die beiden schwergewichtigen Elefantendamen zu ihren zahlreichen Tricks animiert. Immer wieder beeindruckend, wie spielerisch leicht der Kopfstand eines Elefanten aus dem Lauf heraus präsentiert wird.

Die Raubtiernummer des Hauses eröffnet nun den zweiten Programmteil. Vier prächtige Tiger werden von Direktor Roman Zinnecker vorgestellt. In unerschütterlicher Ruhe und Gelassenheit sowie großer Souveränität, bisweilen auch mit einem Augenzwinkern, lässt der Dompteur die umfangreiche Folge unterschiedlicher Tricks ablaufen. Es ist eine harmonische, ausgewogen wirkende Dressurschöpfung die in stimmigem Ambiente exzellent dargeboten wird.
Nun sind wir Zeuge einer Premiere. Auf einem flachen Podest  zelebriert der neunjährige Alfred Scholl jun. den 'Moonwalk'. In Michael Jackson konformer Kostümierung zeigt der junge Artist erstmals vor Publikum seine tänzerischen Qualitäten. So startet die 'Hohe Schule', die seit Jahresbeginn zum Repertoire des Circus Belly-Wien gehört. Marylin Zinnecker zeigt sich als sehr versierte Reiterin, die zunächst allein das Podest des Tänzers umrundet. Dann wandelt sich das Bild, der 'Moonwalk' endet und zwei weitere Reiter kommen in die Manege - Kimberly Scholl und  Marc Rivas. Zu dritt gestalten sie einen attraktiven Reitact.

Gleichermaßen neu im Programm ist das Exotentableau, dass Marlon Zinnecker als Vorführer sieht. Auf drei muntere Zebras folgen ein ungarisches Steppen- sowie ein schottisches Hochlandrind zu denen sich drei Lamas gesellen, die sich als talentierte Springer beweisen. Den Effekt schlechthin stellt dann das Erscheinen der großen Giraffe in der Manege dar. Ruhig und gelassen dreht sie ihre Runde, begeistert alleine durch ihre majestätische Erscheinung die Anwesenden. Aus den Händen mehrerer Logenbesucher nimmt sie völlig entspannt und gelassen Möhren ab.

Die vierzehnjährige Mandy Zinnecker beherrscht ein breites Repertoire an Tanzschritten und akrobatischen Elementen auf dem Drahtseil, die sie sicher und anmutig präsentiert.
Ihre Schwester Marylin zeigt anschließend eine weitere erstklassige Dressurnummer. Je zwei Friesen und isabellenfarbene Falabella-Ponys gestalten ein doppeltes Groß-und-Klein. Viele interessante, ungewöhnliche sonst nicht zu sehende Figuren beinhaltet diese Darbietung, die von der jungen Frau sehr charmant präsentiert wird.
Den Schusspunkt im Programm setzen auch in diesem Jahr die Blues Brothers auf dem Trampolin. Die Brüder René und Alfred Scholl sind die obercoolen Typen, die mit ihrer großen Show und akrobatischem Können jeder überzeugen. Ihr Auftritt wird als Wettkampf um den besten Sprung auf dem Requisit gestaltet und so steigert sich der Schwierigkeitsgrad im Laufe der Nummer, bis der neunjährige Alfred mit einem dreifachen Salto den Sieg davon trägt.
Die beiden nehmen den Applaus der Zuschauer am Rand ihres Trampolins sitzend entgegen derweil die übrigen Mitwirkenden dazu kommen und so das Finale einleiten. Marc Rivas, er ist in dieser Spielzeit auch der Manegensprecher des Circus, stellt die Akteure vor und verabschiedet ein überaus zufriedenes Publikum und dessen Reaktionen beweisen, dass man vollkommen zu Recht den Schwerpunkt des Programms auf anspruchsvolle Tierdressuren legt.
Circus Belly-Wien ist einer der immer weniger werden Unternehmen, das noch alle klassischen Großtierarten in seinem Programm präsentiert. Man hat sich zu einem großen traditionellen Circus entwickelt, der mit seinem perfekten Erscheinungsbild und professionellem Auftreten immer wieder begeistert. Ein Besuch dieses schönen respektablen Unternehmens lohnt immer wieder aufs Neue. 
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