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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BONGO 
Winterswijk, 30. Mai 2009

www.circusbongo.nl
In der einunddreißigsten Saison ist der Circus, seit einiger Zeit unter der Leitung von Roy und Tamata Diks - ten Brincke, auf der Reise. Sehr viele Vorstellungen werden komplett verkauft und so gibt es nur relativ wenige Gelegenheiten eine Show zu sehen. Über Pfingsten stand der Circus auf einem großen Campingplatz ein paar Kilometer außerhalb von Winterswijk. Aufgebaut hatte man dort auf dem Fußballplatz und es zeigte sich, dass nur wenig mehr als ein halbes Spielfeld an Fläche genügt, den Circus aufzunehmen.
Dekorativ, romantisch und super gepflegt präsentiert sich der Circus in der Abendsonne. Einige Oberlichtwagen holländischer Bauart, Frontzaun mit hübscher, orientalisch inspirierter Fassade, einige Lkw und Campings und natürlich der kleine Viermaster sind in exakter Anordnung auf dem kurzgeschorenen Sportrasen aufgeboten. Das gesamte Material ist in den Landesfarben blau, weiß und orange gehalten. Auch im Innern zeigt sich das Chapiteau mit seinen Logen und sechs Reihen Gradin, Holzbänke mit Rückenbrettern, sehr gepflegt. Ein hübscher nostalgisch gestalteter Artisteneingang schließt das Innere ab. Nicht ohne Grund spricht die Homepage des Circus von einem „authentischen Theaterzelt“

Eröffnet wird das Programm von den drei Herren der Lagroni Familie. Die beiden Söhne, in eleganten hellblau-goldenen Stallmeisteruniformen, intonieren auf ihren Trompeten 'Eviva Espania' und ihr Vater, im schlecht sitzenden Frack eines August, möchte mit ihnen musizieren. Das Programm beginnt mit einem Entree, in dessen Verlauf immer wieder neue Musikinstrumente aus dem Frack erscheinen und die weggenommenen ersetzen.
Dann gehört die Manege Tamara Diks. Als Clown Dropje ist sie, wie stets der 'rote Faden' des Programms. Sie präsentiert den gesamten hauseigenen Tierbestand - zwei Kamele. Diese drehen zwei - drei Runden um die Manege, steigen auf ein Tonneau, dabei Mengen von Futterwürfel vertilgend. Während dieser Vorführung stellt sich die Chefin als Clown Dropje vor und erläutert das diesjährige Programmmotto 'happy Birthday'. Maskottchen 'Bär Bongo' macht eine Weltreise und soll bei seiner Rückkehr mit einer großen Geburtstags-Party überrascht werden.

Die folgende kurze Kubusjonglage wird im allgemeinen als Teil des Jonglage-Acts des Duo Phönix (Lagroni) gezeigt, ist hier nun als eigenständige Nummer platziert. Nach jedem Artisten kommt Clown Dropje zu einem Intermezzo. Langatmig und wortreich agierend werden Postkarten, die Bär Bongo von den Stationen seiner Reise geschickt hat, verlesen und einzelne kleine Zaubertricks vorgeführt. So wird ein einzelner Trick, die Wandlung zweier hölzerner Hasenfigürchen unter Mitwirkung eines Zuschauerkindes, zeitlich auf die Dauer eines Entrees gedehnt. Die Figur 'Clown Dropje' ist nicht lustig oder komisch, die Dialoge wirken gekünstelt und sehr pädagogisch.
Auch die folgende Artistin, Jeannine Federer aus der Schweiz, jongliert. Auf einer Art „Rollenprüfstand“ ist ein Rhönrad installiert. Darunter ein kleiner Holzboden und seitlich zwei Holzflächen in Schräglage. Diese Flächen an dem aufwendigen Konstrukt bindet die junge Frau mit in ihre Jonglage mit drei kleinen Bällen ein. Das Rhönrad wird genutzt, um auch 'kopfüber' zu jonglieren.
In ihrem zweiten Auftritt zeigt sich die Artistin auf dem Schlappseil. Die Nummer wird im Western Look verkauft, laut Ansage weilt der bis zum Finale unsichtbare 'Bär Bongo' im wilden Westen. Auch viel liebevolle Ausgestaltung und Tanz kann die überschaubare Trickstärke dieser Nummer nicht wirklich kaschieren.
Der erste Programmteil endet recht abrupt und überraschend schnell mit der Ansage, dass Maria Lagranova nicht am Trapez arbeiten könne. Wegen akuter gesundheitlicher Probleme sei sie am Vortag ins Krankenhaus gekommen und müsse dort einige Tage zur Beobachtung bleiben.
Ein weiteres Mal wird jongliert in diesem Programm. Im Al Capone Look verkauft das Duo Phönix seine Keulenjonglage. Die Trickfolge ist gefällig, wird sicher und sympathisch geboten und zum ersten Mal in dieser Vorstellung gibt es 'Circusstimmung' im Rund.
Nach einer weiteren Reprise, wieder wird eine „Ansichtskarte von Bär Bongo“ vorgelesen, folgt ein kurzer - drei Wechsel von lang auf kurz - und sehr statischer 'Quick Change. Jeaninnine Federer und 'Clown Dropje' sind die Akteure.

Dann haben wir den Höhepunkt des Abends erreicht. Roberto Langroni  fährt auf einem schweren Motorrad in die Manege. Über dem Hinterrad ist eine kleine Plattform und dort zelebriert er seine Handstände. Elegant und äußerst kraftvoll werden auch schwierige Posen lange gehalten. Zum Höhepunkt seiner Evolutionen baut er Klötzchentürme unter sich auf und jongliert eine Stange auf seinen Füßen.
Nach einer Stunde und fünfundvierzig Minuten, inklusive Pause, ist es so weit - Bär Bongo ist von seiner Weltreise zurück und in der Manege präsent. Seine große Party - das Finale zu Musik und in Kostümen im Stil von Saturdaynight Fever - kann steigen.