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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE BOSTOK
Souffelweyersheim, 26. April 2014

Der Cirque Bostok von Ludovic Dumas ist ein weitgereistes Familienunternehmen. Vor achtzehn Jahren startete man z. B. eine Tournee durch den Südwesten Deutschlands. Auch gastierte der Circus einige Jahre in Österreich, wobei man immer wieder in der Region Paris Weihnachtsgalas spielte. Zur Zeit ist man wieder im Heimatland unterwegs und bespielte aktuell eine größere Anzahl Ortschaften im Umland Straßburgs.
Sechs Personen bilden das Unternehmen – das Ehepaar Dumas, die beiden Söhne Dany (20) und Bryan (16), die Mutter des Direktors und ein angestellter Arbeiter.
Wie vielfach in Frankreich Usus, hält der Cirque Bostok überwiegend Eintagesplätze mit täglichem Standortwechsel, nur am Wochenende gastiert man für zwei Tage. Das tägliche Arbeitspensum der Crew ist umfangreich.
Früh am Morgen setzt sich der Konvoi in den neuen Gastpielort in Bewegung. Drei Lkw mit Kofferaufbau ziehen jeweils zwei große Anhänger - Tiertransporter und Wohnwagen - sowie einen Transporter mit einem Pkw bzw. einen Camping. Ein Kleintransporter, es handelt sich um das Werbefahrzeug, mit gekuppeltem Camping bildet das letzte Gespann des Circuskonvois. So ist man in der Lage, das komplette Unternehmen in einer einzigen Fahrt zu verlegen.
Zur Menagerie des Circus gehören fünf Kamele, zwei Ponys, ein Lama, ein Ziegenbock, eine Herde Berberaffen und seit einigen Wochen reisen auch vier Junglöwen, mit deren Ausbildung in Kürze begonnen wierden soll, mit dem Circus.
Ein rot-weiß gestreiftes Zwei-Masten-Zelt dient als Spielstätte und wie in Frankreich weithin üblich, wird auf Anker verzichtet und die Abseglungen an den Fahrzeugen vorgenommen. Der Camping mit der Circusrestauration hat seinen Platz neben dem fünfreihigen Bankgradin. Rote, mit gepolsterten Klappstühlen bestückte, Logen ergänzen das Platzangebot für die Besucher. Eine weiße Plane mit roten Applikationen und einem roten Samtvorhang in der Mitte bildet den Artisteneingang. Die Lichtanlage beschränkt sich auf vier voluminöse Scheinwerfer, die auch farbiges Licht abgeben können. Eine klangreine Tonanlage vervollständigt die technische Ausstattung des Chapiteau. Eine umfangreiche Auswahl Requisiten ist hinter der Gardine deponiert.
Die Plakatwerbung des Cirque Bostok ist intensiv und bedingt durch die täglichen Platzwechsel arbeitsaufwändig.  Außerdem kreist das Werbefahrzeug mit Musik und Rekomandeur, dies ist in Frankreich noch zulässig, durch den Gastspielort.

Direktor Ludovic Dumas eröffnet die Spielfolge mit einer Freiheitsdressur zweier Ponys. Flott und souverän werden die zahlreichen Lauffiguren absolviert. Die Vierbeiner steigen auf Tonneaus, sitzen ab und beenden jede Aktion mit einem Kompliment. Abschließend zeigen sie ihr Geschick auf einer Wippe.
Im weiteren Verlauf der Show präsentiert der Chef des Hauses ein Kamel im roten Ring. Mit einer dekorativen Schabracke geschmückt zieht es seine Bahnen. Schließlich liegt es an der Piste ab und wird von einem Lama übersprungen. Als Da Capo schaukelt das Lama zunächst allein und dann gemeinsam mit seinem Vorführer auf der Wippe.
Als geschickte Jongleure zeigen sich Dany und Bryan. Mit Ringen und Keulen arbeiten sie eine große Anzahl verschiedener Routinen. Die Aktionen erfolgen sowohl solo, als auch in Interaktion. Fünf Ringe, bzw. fünf Keulen werden sicher beherrscht und mit gekonnten Pasings von sieben Keulen findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss.
Wenig später sehen wir Bryan mit einer rasanten Antipoden-Darbietung. In hohem Tempo lässt der junge Artist eine lange Rolle, eine Walze und kurz darauf ein großes Kreuz auf seinen Füssen tanzen. Ein Tisch bietet seinen Fußjonglagen weitere Variationsmöglichkeiten. Schnell und absolut sicher rotiert das Möbel um sämtliche Achsen auf den Füßen und wird zum Abschluss auf einem Stempel ausbalanciert. Besonders effektvoll ist die abschließende Arbeit mit einem hell lodernden Feuerkreuz.
Dany bringt in einer schwungvollen Dressurfolge vier quicklebendige Hunde in die Manege. Verschiedene Sprünge sowie laufen in und auf einer Rolle werden voller Spielfreude ausgeführt. Aktionen auf einer Wippe und einer Rutsche ergänzen die Trickfolge und mit synchronem Hinterbeinlauf aller Hunde endet der Auftritt.
Madame Dumas präsentiert in einer weiteren Dressurnummer ihre Katze „Dorothee“. Sie balanciert über einen Balken, zeigt einen Flaschenlauf und verfügt über großes Sprungvermögen. Lang macht sich der Stubentiger beim Lauf durch enge Röhren.

Mit einer rasanten Western Show beginnt der zweite Programmteil. Beide Brüder beherrschen eine Fülle verschiedenster Tricks mit Lassos. Geschickt werden die Wurfschlingen um den Körper kreisen lassen und in weiteren Varianten manipuliert. Dany zerlegt mit zwei laut knallenden, kraftvoll gehandhabten Bullpeitschen Seiten einer Zeitung in kleine Papierschnipsel.
Clown „Pepino“, alias Bryan Dumas möchte dem Direktor als Seilläufer imponieren. Also macht er sich daran ein Gummiband von Mast zu Mast zu spannen. Doch in bekannter Manier wird das Vorhanden torpediert.
Ludovic Dumas präsentiert als letzte Dressurdarbietung im Programm einen Berberaffen. Dieser fährt in einer, von einem Hund gezogenen Kutsche in die Piste. Der kleine Affe balanciert über einen Balken, trägt Flaggen und kleine Eimer hin und her und schiebt eine Schubkarre. Springt zu ebener Erde enorm hohe Saltos und demonstriert seine Tischmanieren.
In traditioneller Weise wird das große Entree der Clowns als Schlussnummer geboten. Dany und Bryan musizieren gekonnt auf Trompete und Posaune. Im Dialog mit dem Direktor, der die Rolle eines Weißclowns übernimmt, geraten die beiden Auguste in Streit und dieser mündet in einen Boxkampf. Eifrig und mit viel Klamauk agieren die Auguste und das begeisterte johlen der Kinder im Gradin begleitet die Aktionen.
Auf ein Finale im eigentlichen Sinne wird im Cirque Bostok verzichtet. Ludovic Dumas verabschiedet sein Publikum und Sohn Dany trägt schlußendlich ein Gedicht a la „Solange  tausend Sterne stehen....“ vor.
So findet ein abwechslungsreiches, unterhaltsames Programm einer engagiert agierenden Circusfamilie seinen gelungenen Abschluss. Die Reaktionen des Publikums zeigen deutlich, dass die Erwartungen vollkommen erfüllt wurden.