Text  und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BOUGLIONE
Le   Grand Cirque de Noel
Paris Le Bourget, 10. Dezember 2011

www.cirquedhiver.com
Die dritte Produktion des "Cirque d' Hiver" Bouglione fand wiederum im Park André Malreux in Nanterre statt. Hier waren die großen weißen Zeltanlagen errichtet, in denen unter dem Motto „Le Grand Cirque de Noel“ Circusshows für Weihnachtsfeiern angeboten wurden.
Das große Rundkuppelzelt wird von einem passenden Vorzelt ergänzt.
Rund dreitausend Besucher finden in den Logen und dem weitesgehend mit Einzelklappstühlen bestückten Gradin Platz. Ein dreiteiliger Artisteneingang, der dem des festen Circusgebäude der Familie Bouglione nachempfunden ist, bietet auf der Empore dem hervorragenden Orchester Platz.

Die Vorstellung, der wir beiwohnten war von der Garde Republicaine, einer speziellen Einheit des Gendarmerie National, gebucht und während des Einlasses gab das Regimentsorchester zur Begrüssung des Publikums in der Manege eine Kostprobe seines Könnens.

Nach der superben Eisshow des vergangenen Jahres war man wieder zu einem klassischen Circusprogramm mit Sägemehl-Manege zurückgekehrt.
Der Zentralkäfig ist errichtet und die sechs Girls der Salto Dancers eröffnen auf der Piste tanzend die Show. „Madame Loyal“ Arta Sosnowski Danetto, bevor sie diese Aufgabe übernahm gehörte sie dem Ballett an, begrüßt das Publikum und fügt sich in die Choreographie ein. Charmant führt sie in souveräner Weise durch das Programm.
Dann ist es an Dominik Gasser mit einem männlichen und vier weiblichen Löwen die erste Darbietung des Programms zu arbeiten. Ruhig und sachlich lässt der junge Dompteur die Nummer ablaufen. U. a. werden Pyramide, Balkenlauf über den Dompteur hinweg, Sprünge, Teppich und Hochsitzer gezeigt.
Clown Francesco ist mit mehreren Reprisen in der Manege präsent. Er spielt mit Schellen, jongliert mit Bällen, singt und jongliert mit einem Jungen aus dem Publikum und lässt den „Erdball“ auf dem Luftstrom eines dekorativ verkleideten Gebläses tanzen. Während der Ponyfreiheit tanzt er mit Madame Loyal vor der Gardine einen Walzer.
Elena & Elena präsentieren eine modern choreographierte Darbietung an roten Strapatentüchern. Flott werden die Partnertricks gearbeitet. Die Darbietung hebt sich von den anderen, traditionell orientierten Nummern des Programms ab und wirkt ein wenig „fremd“ in diesem Rahmen.
Die Familie Igen präsentiert ihre Ziegenrevue im bayrischem Folklore-Look.  Selbstverständlich sind die Requisiten in blau-weiß gehalten. Die Nummer läuft perfekt ab und begeistert klatscht das Publikum im Takt der Musik mit.
Im zweiten Programmteil sehen wir das Duo Igen wieder. Nun sind zehn Tibet-Terrier ihre Partner in der Manege. Auch diese Nummer besticht ob ihrer Präzision.

Katalin Donnert arbeitet eine elegante Antipodennummer. Weißes Kostüm, weiße Requisiten und weiße Trinka ergeben ein stimmiges, exquisites Erscheinungsbild. Zunächst lässt die attraktive Artistin kleine Teppich auf Händen und Füssen rotieren. Anschließend werden Routinen mit großen Bällen gezeigt. Ihr Mann, Jongleur Nagy Lajos trat in der besuchten Vorstellung nicht auf.
Immer wieder tritt das Ballett zusammen mit Madame Loyal auf. Zumeist ergänzt Sängerin Ellia Pallazzi diese Szenen mit stimmigem Live-Gesang. So angekündigt demonstrieren die Fratelli Curatola ihre Akrobatikkünste. Schwungvoll und flott zeigen die Brüder ihre starke Hand-auf-Hand-Artistik. Große Körperbeherrschung und kraftvolle Ausführung der Handstände und Übergänge kennzeichnen diese Kür.
Tim Delbosq präsentiert vor der Pause einen Zwölfer-Zug Ponys in vier Farben. Die munteren Kleinpferde absolvieren routiniert ihr umfangreiches Repertoire. Natürlich darf der Gag mit dem verweigerten Barrierensprung nicht fehlen.
Die Flying Michaels sind für die Sensation in der Circuskuppel zuständig. Zwei Flieger und eine Fliegerin bieten im Zusammenspiel mit ihrem Fänger wenige, aber hochkarätige Sprünge in sehr guter Ausführung. Auf ihren dreifachen Salto mussten wir in der besuchten Vorstellung verzichten, so dass als Spitzentrick die Passage zu sehen war.

Ein immer wieder begeisternder Klassiker in den großen Manegen Europas ist das Wasserentree der José Mitchell Clowns. Überzeugend und mit Spielfreude agiert das Trio. Mit Eifer sind die Auguste bei der Sache, den Weißclown zu übertölpeln und das Chaos zieht die Zuschauer in seinen Bann.
Als letzte sind Christiane und Lars Hölscher mit ihren drei Elefanten in der Bouglione-Manege zu erleben. Die beiden indischen und der afrikanische Elefant absolvieren in bekannter Manier ihr Repertoire. Tragetrick, Handstand auf den Stosszähnen und Spagat zwischen den Elefantenköpfen sind attraktive Tricks, die routiniert dargeboten werden. Einzig der massive Hakeneinsatz durch Lars Hölscher, besonders gegen eine, auf beiden Vorderbeinen lahm gehende, Inderin, trübt das Bild dieser Elefantendressur.

Das Finale wird auch in dieser Bouglione-Produktion mit perfekter Choreographie groß inszeniert. Ballett und alle Artisten werden noch einmal im besten Licht präsentiert. Sängern Elli Pallazzio lässt  virtuos und stimmungsvoll zunächst „Petit Papa Noel“ danach „ White Christmas“ erklingen. Mit dieser weihnachtlichen Stimmung endet eine Gala, die in passendem festlichen Rahmen in ebensolcher Inszenierung ein gutes Programm, ohne allerdings das Niveau des Vorjahres zu erreichen, brachte.
optimiert