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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS BRUNSELLI
Nauort, 02. Mai 2015




Seit rund fünf Jahren sind Renee Brunssen und Manuela Kaselowsky mit ihrem Circus Brunselli auf der Reise. Zusammen mit ihren sieben Kindern und den  Partnern von Sohn und Tochter betreiben sie ihren schmucken Familiencircus. In diesem Frühjahr wurde in mehreren Gemeinden im Westerwald gastiert und in Nauort, in der Nähe von Bendorf am Rhein gelegen,  ergab sich die Gelegenheit zum Besuch.
Am Ortsrand war der Circus auf einem Rasenplatz aufgebaut und das in leuchtendem rot und gelb gehaltene Material des Circus kontrastierte perfekt mit der frühlingsgrünen Umgebung. Ein dekorativer Fassadenwagen mit integriertem Kassenschalter empfängt die Besucher. Mit großformatigen Clown- und Tiermotiven, goldenen Ornamenten ist die Front aufwändig gestaltet und zahlreiche Kappenlampen sorgen in der Dunkelheit für romantische Effekte.
Ein Zweimasten-Zelt, dessen Plane ein Streifendesign in den Hausfarben zeigt, ist die Spielstätte.
Die Lackierung der zahlreichen Sattelauflieger und Anhänger wurde in einem fröhlichen Wellendekor vorgenommen und in großen Lettern sind sie mit dem Circusnamen dekoriert.
Für die Pferde und Kamele des Unternehmens ist ein großer Stall mit geräumigen Boxen vorhanden und eine großzügig bemessene Koppel bietet viel Platz und Auslauf.
Die im Zeltinnern blaue Plane ist mit einem gelb-roten Dekor verziert, Sturmstangen, Artisteneingang, Logen und Piste zeigen die gleiche Farbgebung.


Direktor Renee Brunssen begrüßt wortgewandt das zahlreich erschienene Publikum und übernimmt im weiteren Verlauf des Programms in angenehmer Weise die Rolle des Manegensprechers.
Die Show beginnt mit der Freiheitsdressur zweier irischer Tinker-Ponys, die Renee Brunssen in einem temperamentvollen Ablauf in erlerntes Können ausführen lässt. Eine Reihe verschiedener Figuren wird in flottem Ablauf absolviert.
Miss Madelaine ist mit zwei ansprechenden Luftnummern im abwechslungsreichen Programm zu erleben. Zunächst absolviert die sympathische junge Frau ihre Kür am Ringtrapez. Kraftvoll führt sie ihre Tricks aus und verbindet die verschiedenen Elemente mit eleganten Übergängen. Ungesichert erfolgen die Aktionen unter der Kuppel und das Schwarzlicht verleiht der Darbietung zusätzlichen Reiz. Im zweiten Programmteil sehen wir die versierte Artistin an den Strapatentüchern und diese sind farblich perfekt auf ihr Kostüm abgestimmt. Gekonnt nutzt sie in weiten Flügen den Raum und sorgt mit einer Reihe riskanter Abfaller für den nötigen Nervenkitzel.
Ihr Partner Rinaldo Bügler zeigt eindrucksvolle, heutzutage nicht mehr oft zu sehende Kinnbalancen. Mit einem Stuhl, der in verschiedenen Positionen auf der ausbalanciert wird, beginnt er seinen Auftritt. Es folgen eine recht massive Sackkarre, eine Treppenleiter und ein schwerer Vorschlaghammer. Im Folgenden findet eine hohe Säule aus vier aufgestapelten Stühlen den Weg auf sein Kinn. Schließlich wird ein Fächer aus sechs in einander gehakten Stühlen sicher und souverän balanciert.


"Willst du kostenlos essen und trinken?" fragt der Direktor Clown "Beppo" und dieser nimmt das Angebot natürlich begeistert an. So nimmt das Wasser-Entree seinen Beginn und die beiden Auguste "Beppo" und "Banane" erhalten ihre kalte "Dusche". Mit immer größeren  Gefäßen und immer hektischer hantierend, versuchen die beiden Auguste in turbulentem Spiel Miss Madelaine zu übertöpeln und sie mit Wasser zu übergießen. Zur großen Begeisterung des Publikums führen alle noch so intensiven Bemühungen nur dazu, dass die beiden eifrigen "Wasserträger" schlussendlich völlig durchnässt sind.
Miss Yvonne beherrscht das Spiel mit den Hula Hoop Ringen und bringt charmant eine umfangreiche Auswahl genretypischer Abläufe zu Gesicht.
In einem weiteren Comedy-Auftritt sind die Schwestern Madelaine und Sydney als die "Wahrsager Hui und Pfui" zu erleben. Sydney ist das Medium, dass in Trance und mit verbundenen Augen die Gegenstände, Farben und Zahlen errät, die ihre Schwester nachfragt.

Temperamentvoll präentieren die jüngsten Familienmitglieder ihre Paterreakrobatik. Diego (6), Sergio (9) und Sydney (11) zeigen vielfältige Handstände, bis hin zum Einarmer, auf den Händen ihres Vaters. Ergänzt wird der rasante Ablauf mit sicheren Balancen und Kautschuktricks.
Als talentierte Artistin zeigt sich Sydney zudem in mehreren Solo-Darbietungen. Zunächst präsentiert sie in mythischem Licht und wabernden Nebelschwaden ein "Einhorn".  Im zweiten Teil folgt ein weiteres Einzelpony den Anweisungen der Nachwuchs-Tierlehrerin. Elegant und gekonnt lässt sie neben verschiedenen anderen Figuren Achten um zwei Podeste laufen.
Auf einem Tinker reitend beginnt die jugendliche Artistin ihren romantisch gestalteten Auftritt am Trapez. Eine enorme Anzahl verschiedener, allesamt ungesichert vorgetragener Tricks werden, angesichts des Alters der Artistin erstaunlich kraftvoll und in erstklassiger Ausführung dargeboten. Die Balance auf der Trapezstange des weit ausschwingenden Requisits findet mit einem Abfaller ihren spektakulären Abschluss.


Mit einem tempogeladenen Auftritt reißen die Brunselli Brothers vor der Pause das Publikum förmlich von den Sitzen. Anthony, Jeffrey, Miguel und Sergio bieten eine nur höchst selten gezeigte Springer-Nummer. Aus dem Sattelgang heraus nehmen sie Anlauf und überwinden von einem kleinen Trampolin aus eine sich in jeder Runde steigernde Anzahl Ponys. Ihre Saltos und Schrauben führen schließlich über vier, immer höhere Pferde und ein junges Kamel.
Zu Beginn des zweiten Programmteils arbeitet Anthony auf der Rola-Rola. Sicher bewegt er sich auf dem labilen Untergrund. Zum Höhepunkt des Auftritts werden nach und nach fünf Podeste auf dem Rollbrett gestapelt während Anthony zwei metallene Ringe durchsteigt.
In einer weiteren Dressurdarbietung lässt Jeffrey die beiden mächtigen Steppenkamele des Circus ihre Lauffiguren ausführen. Souverän dirigiert der junge Tierlehrer die Trampeltiere.
Als finale Darbietung präentiert "Vulcano", alias Renee Brunssen seine Feuerspiele. Hell lodernde Fackeln werden im Mund verlöscht und die Flammen lange im Mund gehalten. Ebenso werden Fackeln mit im Mund gehaltener Flamme neu entfacht. Seine Unempfindlichkeit, bzw. Körperbeherrschung demonstriert der Fakir indem er mit den Fackeln langsam über seine Oberarme streicht. Zum spektakulären Höhepunkt der Darbietung werden gewaltige Feuersäulen kraftvoll und hoch ausgestoßen.
Im fröhlich gestalteten Finale stellt der Chef des Hauses seine Familie noch einmal vor und bedankt sich für den lebhaften Applaus des Publikums, dessen Erwartungen allerbestens erfüllt wurden.
Der Circus Brunselli bietet gute traditionelle Familiencircus-Unterhaltung mit teils erstaunlichen Leistungen in einem ansprechenden Ambiente. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass nicht die Größe eines Unternehmens entscheidend für den gebotenen Unterhaltungswert ist.