Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE ACHILLE ZAVATTA FILS
Metz, 05. Januar 2013


Die alljährlich auf einer ähnlichen Route verlaufende Tour durch Frankreich führte den Cirque Achille Zavatta Fils von Renato Arsene Cagniac über den Jahreswechsel nach Metz. In diesem Jahr hatte man einen neuen Standort, näher am Zentrum der Stadt, in Moulin les Metz gewählt.
Auf dem Parkplatz eines „Cora“-Supermarktes in einem stark frequentierten Gewerbegebiet war der Circus aufgebaut. Die große, eindrucksvoll und üppig mit Circusmotiven bemalte Fassade lädt zum Besuch des Circus ein. Ein weißer Stakettzaun mit Lichterbögen komplettiert die Front. Vor wenigen Monaten wurde ein neues Chapiteau in Gebrauch genommen. Eine hohe spitze Kuppel verleiht dem Zelt seine typische Silhouette und vier hohe, weit ausladende Quaderpools geben der Plane Struktur. Des Weiteren bemerkt der regelmäßige Besucher neue Zugmaschinen im umfangreichen Fuhrpark des Circus. Eine neue Lackierung in den Hausfarben, leuchtendes rot mit gelber Beschriftung, haben viele Material- und Tiertransporter erhalten.
In langer Reihe sind die riesigen Wohnauflieger der Familie Cagniac entlang einer Platzseite aufgestellt.
Die umfangreiche Menagerie nimmt den hinteren Bereich des Platzes ein. In mehreren geräumigen Stallzelten haben Pferde, Ponys, Kamel und Dromedare, Lamas und Zebras, Ziegen, Watussis und andere Rinder ihre Unterkunft. Zwei neu angeschaffte Raubtierwagen, mit Veranda bzw. angebautem Außenkäfig, stehen für die Löwen und Tiger bereit.
Der Werbeaufwand für dieses Gastspiel war umfangreich. Die Plakatierung erfolgte flächendeckend, im Einkaufscenter fanden spezielle große Aufsteller Verwendung. Zudem sind den ganzen Tag über die beiden Werbewagen in der Stadt unterwegs, machen – in unserem Nachbarland ist dies noch möglich – mit Musik und Lautsprecherdurchsagen auf das Circusgastspiel aufmerksam.

Im Chapiteau ist hinter den Logen mit ihren gepolsterten Stühlen ein steil aufragendes, achtreihiges Holzbankgradin aufgestellt. Ein hoher elegant geschwungener Gitterrohrbogen bildet das Gerüst des Artisteneingangs aus rotem und goldenem Stoff. Der Wagen der Circusrestauration hat seinen Platz gleichfalls im Chapiteau.  Der Container, der die Licht- und Tonregie beheimatet ergänzt die Zelteinrichtung.

Zu Programmbeginn wärmt Clown Chico das Publikum mit seinem Applaus-Wettbewerb an. Nun begrüßt Direktor Renato Arsene Cagniac die Besucher. Er ist ein versierter „Monsieur Loyal“, der seine Familienmitglieder gekonnt vorstellt und in angenehmer Weise durch das unterhaltsame Programm führt.
Ganz der französischen Circustradition folgend, beginnt die Show mit einer Raubtierdressur. Yannick Cagniac präsentiert in einer trickreichen Darbietung drei weiße Tiger. Elegante Sprünge, auch über den Vorführer hinweg, folgen auf eine gekonnte Pyramide. Teppich und Rollover sind weitere Elemente der Vorführung und mit eindrucksvollen Hochsitzern findet die Darbietung ihren Abschluss.
Rasch ist der Zentralkäfig abgebaut und „Zorro“ nimmt auf der Piste Platz. Eine junge Frau  kommt hinzu und zusammen tanzen die beiden zu Tango-Melodien. Nun schwingt sich „Zorro“ auf einen prachtvollen Friesenhengst und reitet einige temperamentvolle Schulschritte. So leiten die Geschwister Jessy und Sabrina Cagniac die attraktive Vertikalseilnummer der jungen Artistin ein. Kraftvoll und elegant werden die verschiedenen Posen ausgeführt. Routiniert erfolgen die Aktionen selbstverständlich dürfen effektvoll ausgeführte Wirbel nicht fehlen. Geschmeidig am Seil hernieder gleitend landet die Artistin in den Sattel von
„Zorro' s“ Hengst und geschwind reitet das Paar hinaus.
Im weiteren Programmverlauf sehen wir Sabrina, nun mit ihrer Hula Hoop Darbietung, ein weiteres Mal. Jugendlich verspielt ist der Auftritt gestaltet und zu südmerikanischen Rhythmen lässt die sympathische junge Frau die Ringe rotieren.

Eine stimmungsvoll dargebotene Hohe Schule reiten Jessy und Elena Cagniac. Das hauseigene Ballett begleitet die Aktionen in idealer Weise und erhöht den Schauwert der Darbietung. Im „spanischen“ Look und zu Musik der „Gipsy Kings“ werden von den Reitern und Tänzerinnen elegante Bilder geboten. Soli und gemeinsame reiterliche Aktionen erfahren stets eine tänzerische Begleitung.
Auch die jüngste Artistin, die etwa zehnjährige Cassy, ist mit zwei Auftritten im Programm vertreten. Zunächst präsentiert sie ihr akrobatisches Können. Sie kombiniert Tricks am Trapez und Kautschuk zu einer stimmigen, temperamentvollen Nummer.
Wenig später zeigt sich die Nachwuchsartistin als Vorführerin eines Shetland-Ponys. Gekonnt lässt sie das Minipferd seine Lauffiguren durch vier große Metallreifen ausführen.

Clown Chico, Samuel Cagniac glänzt auch in diesem Jahr in dieser Rolle, unterhält die Besucher mit seinen Späßen. Nach seinem Auftritt im Opening sehen wir ihn in verschiedenen Reprisen wieder. Zunächst sind es die „vier Stühle“, die für große Heiterkeit im Zelt, speziell im Umfeld der mitspielenden Herren sorgen. Dank des ambitionierten und versiert-straffen Spiels versteht es Chico, der oft zu sehenden Szene zu neuem Glanz zu verhelfen. Wenig später leitet er, im Zusammenspiel mit seinem etwa zehnjährigen Sohn, mit der „Popcorn-Szene“ zur Pause über. Neu in seinem Repertoire ist der Auftritt als Magier. In weißem Frack präsentiert er seine Tricks und wird dabei von einer exaltierten, völlig überdrehten Assistentin unterstützt. Seine Ehefrau Elena verleiht dieser Figur, die sich „chic herausgeputzt“ immer mehr in den Vordergrund drängt, mit ihrem großen komödiantische Talent Charakter und Gesicht.

In weiteren Dressurdarbietungen überzeugt Jessy Cagniac als versierter Tierlehrer. Eine erstklassige Freiheitsdressur von sechs Arabern in zwei Farben leitet der junge Dresseur mit großer Souveränität. Ruhig und gekonnt werden die Lauffiguren, Pirouetten und Volten ausgeführt. Völlig fehlerfrei bieten die Hengste unter der eleganten Peitschenführung von Jessy Cagniac ihr Repertoire dar. Etliche verschiedene Steiger runden diese feine equestrische Leistung in idealer Weise ab.
Nach der Pause sehen wir die zweite Raubtierdarbietung, im inzwischen wieder aufgebauten Zentralkäfig. Jessy Cagniac präsentiert eine rasante und in hohem Tempo gearbeitete Löwendressur. Fünf Löwinnen bilden eine Pyramide, sitzen hoch und beweisen großes Sprungvermögen. Mehrere fulminante Scheinangriffe lassen den Dompteur bis an die Gitterstäbe zurückweichen und sorgen für entsprechenden Nervenkitzel. Eine Schmuseszene darf natürlich auch nicht fehlen und mit einem rasanten Sprung über den sich niederwerfenden Vorführer hinweg findet die Darbietung ihren Abschluss.

„La Caravane Exotique“ - der große Exotenzug des Hauses bildet auch in dieser Spielzeit die eindrucksvolle Finalnummer. Ein Baldachin aus rot und gold gemusterten Stoffbahnen überspannt die Manege und zu orientalischer Musik stimmt das Ballett auf die Darbietung ein. Drei weiße Dromedare ziehen majestätisch ihre Bahnen, eine stimmige Laufarbeit zeigend.  Ihnen folgen zwei Watussi und ein schottisches Hochlandrind, dann titt ein Steppenkamel in Aktion. Sechs Lamas werden gekonnt vom jüngsten „Dresseur“ des Circus vorgeführt.
Zum festlichen Finale kommt die komplette Familie Cagniac noch einmal in die Manege. Temperamentvoll erfolgen die Zugaben und das Publikum dankt mit langanhaltendem, lebhaften Applaus für ein gutes, unterhaltsames Programm.
Clown Chico, nun im Nachthemd, bedeutet den Anwesenden, dass die Show  vorbei sei und man nach Hause gehen könne. Er nimmt an einem kleinen Tisch Platz, schminkt sich ab und als Samuel Cagniac die Manege verlässt, ist die Vorstellung wirklich zu Ende.
Wieder einmal hat der Cirque Achille Zavatta mit einem professionell und ambitioniert dargebotenen, leistungsstarken Familienprogramm sein Publikum restlos zufrieden gestellt.

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