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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS CARELLI
Sinsheim, 09. April 2016

www.circus-carelli.de
Der Südwesten Deutschlands erlebt derzeit einen erfolgreichen Saisonauftakt des klassischen, den echten Circustraditionen verbundenen, Circus Carelli. Die Einwohner von Sinsheim dürfen für zehn Tage echten Circus fürs Herz erleben.
Wie von einer echten Circusfamilie nicht anderst zu erwarten, ist es der Familie Spindler auch in diesem Jahr wiederum gelungen den zahlreichen Besuchern ihr Unternehmen und ihre Manegenperformance in bestem Licht zu präsentieren. Das rot-weiß gestreifte Chapiteau, der in den Hausfarben cremeweiß-rot gehaltene traditionelle Stakettzaun, die romantischen Lichterbögen und viele weitere traditionelle circensische Details lassen den Circus in der untergehenden Abendsonne hervorragend dastehen. Die mit einer hell strahlenden Leuchtschrift versehene Circuskassa rundet das Arrangement ab. Der mächtige Sattelauflieger, dessen Vorderseite im Angedenken an die große Circusdirektorin und Persönlichkeit Rolina Spindler-Barelli gestaltet ist, lenkt die Blicke der Besucher auf sich. Der Fuhrpark des Unternehmens zeigt sich in einer eleganten cremeweißen Lackierung mit kräftigen roten Details. Moderne Scania und Volvo Zugmaschinen stehen für das schnelle umsetzen des Circus zur Verfügung. Die Wohnwagen der Artisten und Mitarbeiter nehmen eine Platzseite ein und im hinteren Bereich des Geländes sind großzügige Ställe und Paddocks für Pferde und Kamele platziert.
Dekorative rot-cremefarbene Logen mit bequemen Stühlen und ein siebenreihiges Gradin erwarten die Besuchern. Dunkelblauer Samt prägt den Artisteneingang auf dessen Empore die ausgezeichnete osteuropäische Live-Band ihren Platz hat.
Die Lichtanlage wurde für die neue Saison nochmals erweitert.

Interaktion mit dem Publikum bestimmt das hervorragend gestaltete Opening von Clown Timmy Barelli. Glockenspiel und Applaustest sorgen sofort für Highend-Stimmung.
John Henry Spindler heißt sein Publikum herzlich willkommen und führt als eloquenter und wortgewandter Sprecher durch das Programm. Oft kopiert doch unerreicht - so lässt sich dieser wahre Circusmann am besten beschreiben.
Die erstklassigen Dressurnummern der Familie Spindler bilden das Rückgrat der mitreißenden Show. Zunächst präsentiert Juniorchef Franz Spindler zwei Kamele zusammen mit zwei weißen Araberhengsten in einer harmonischen Dressurfolge. Interessante abwechslungsreiche Figuren werden in rascher Abfolge ausgeführt. Hervorragende Da Capo Steiger der Araber beenden den furiosen Auftritt.
Der prachtvolle Andalusierhengst „Zorro“ wird von John Henry Spindler zu seinen Lektionen angeleitet und es ist immer wieder eine Augenweide, diesen erfahrenen und großartigen Circusmann mit seinen Präsentationen in der Manege erleben zu dürfen. Hervorragende Steiger, Spanischer Tritt entlang der Piste und das tiefe durchstecken des Kopfes zwischen den Vorderhufen sind die Paradeübungen, die der temperamentvolle Hengst bravourös ausführt.
Salima Folco reitet auf dem andalusischen Schimmelhengst „Armarando“ eine vollendete Hohe Schule. Temperamentvoll präsentieren Reiterin und Ross zu mitreißenden Melodien ihr umfangreiches Repertoire im spanischen Stil. Den ersten Teil der Darbietung gestaltet die Amazone in Art der Vaqueros. Um eine lange Stange, deren Spitze unterschiedliche Muster in den Manegensand zeichnet werden immer wieder neue Figuren geritten. Die anschließenden Traversalen und Piaffen erfolgen in erstklassiger Ausführung.

Höhepunkt der Tierdarbietungen ist die hervorragende Freiheitsdressur sechs feuriger weißer Araberhengste. Francesco Spindler präsentiert die edlen Pferde elegant in seinem unverwechselbaren Stil und lässt die komplexen Abläufe in flotter Gangart und Perfektion ausführen. Mit großer Souveränität führt der erfahrene Tierlehrer die Chambrière. Höchst eindrucksvoll präsentieren sich die unterschiedlichen, variantenreichen Steiger und mit einem parallelen Vorwärtssteiger zweier Hengste durch die gesamte Bahn erreicht die Darbietung ihren spektakulären Höhepunkt.

Clown Timmy Barelli ist mit einigen, wie stets mit Verve gespielten, Reprisen aus seinem schier unerschöpflichen Repertoire zu erleben und ist, gemessen am finalen Applaus, eindeutig der Star der Show.
Zunächst jongliert er mit drei Schirmen, die nach „misslungener“ Routine per Fußkick in einer Kiepe auf seinem Rücken landen. Er widersetzt sich als Zuschauer, der mit seinem Gebaren den Ablauf stört, dem Manegensprecher als dieser seine Eintrittskarte kontrollieren möchte. Grauesel „Manolito“, ein störrischer Vertreter seiner Rasse, lässt sich schließlich dazu herab, im Spanischen Tritt zu gehen, einen Teppich auf zu rollen und aus einer Flasche zu trinken. Den mahnend erhobenen Zeigefingers des Clowns quittiert er mit einem anheben der Oberlippe und der abschließende Steiger landet auf den Schultern des Vorführers.
Das Musik machen ist hier verboten“ - ein stets aufs Neue begeisternder Klassiker in Timmys Repertoire. Mit allerlei Finessen unterläuft er die Anordnungen des gestrengen Sprechstallmeisters, dessen Part von seinem Bruder Franz gespielt wird. Nachdem die Trompete und danach das Mundstück konfisziert sind, spielt er auf einem Flaschenkorken mit einem kleinen Loch darin. Dann wechselt er zum Saxophon und schließlich wird – mangels anderer Instrumente – gesungen. Im Dialog mit dem Sprecher wird einiger Wortwitz geboten und mit einer mitreißenden musikalischen Zugabe klingt das große Entrée unter dem Beifall des Publikums aus.

„Fireshow“ kündigt der Clown seinen Zuschauern an und erzeugt mittels einer Sprühdose riesige Flammensäulen. Von Mal zu Mal größer werdende Böller zünden krachend in seiner Hand. Zum Höhepunkt der Show zieht sich Timmy einen handelsüblichen Einmalhandschuh über den Kopf und bläst ihn mit seiner Nase zu einem riesigen Gebilde auf, das schließlich mit lautem Knall zerplatzt.

Hoch unter der Kuppel des Chapiteau erleben wir zwei hervoragend präsentierte Luftnummern. Zunächst ist es an Miss Sydney mit ihrem romantisch gestalteten Auftritt an den Tuchstrapaten die Zuschauer zu verzaubern. Kraftvoll ausgeführte Tricks und risikoreiche Abfaller reihen sich harmonisch aneinander. Mit einem Schuss sinnlicher Erotik erfüllt die sympathische Artistin den Traum vom fliegen.
Miss Ramona erleben wir wenig später mit einem temperamentvollen Auftritt am Vertikalseil. Hervorragend gestaltet und von exzellenter musikalischer Begleitung getragen, bietet der Auftritt wunderbar emotionale Momente. Die umfassende Folge gängiger Tricks wird erstklassig gearbeitet und mündet in einem rasanten, voll ausgedrehten Wirbel.
Nachwuchsartistin Ashley hat sich eine kindgerechte Hula Hoop Darbietung erarbeitet, die temperamentvoll vorgetragen, die Herzen der Zuschauer im Handumdrehen erobert.

Edy Laforte ist mit zwei gelungenen Auftritten in der Carelli Manege präsent. In der Maske eines amerikanischen Tramp-Clowns tritt der vielseitige erfahrene Circusmann zunächst mit seiner Jonglage-Darbietung in den roten Ring. Mit Tennisbällen werden eine Reihe unterschiedlicher Muster geboten. Es folgen Routinen mit bis zu fünf Keulen, die in vielerlei Weise manipuliert werden. Sieben Ringe beherrscht der Jongleur sicher. Abschließend werden zwei Tischtennisbälle in bekannter Weise mit dem Mund jongliert.

Im zweiten Auftritt sehen wir Edy Laforte mit seiner schwungvollen gearbeiteten Kleintier-Revue. Eine Hauskatze balanciert auf den Schultern des Vorführers und stellt eindrucksvoll ihr Sprungvermögen unter Beweis.  Ein halbes Dutzend Hunde unterschiedlicher Rassen und Größe ist eifrig bemüht sein Können voller Spielfreude zu zeigen. Diverse Sprünge führen durch Reifen und über Hürden. Lauf auf einer Rolle, Hinterbeinlauf und aufrollen eines Teppichs sind weitere Elemente der vielseitigen Trickfolge, die im Publikum bestens ankommt.
Zum großen, schwungvoll choreographierten Finale präsentieren sich die Mitwirkenden ihrem Publikum und John Henry Spindler bedankt sich für den zahlreichen Besuch. Nach der Vorstellung der Artisten und kleinen Zugaben findet die Show ihren Abschluss und im nicht enden wollenden Beifall des restlos begeisterten Publikums leert sich die Manege.
Zum Epilog spielt Timmy Barelli „My Way“ auf seiner Trompete und mit den letzten Tönen verlöschen die Scheinwerfer.
Der Circus Carelli bietet wie stets ein gutes Programm, das den klassischen Dreiklang – Tiere, Clowns und Akrobaten – bestens umsetzt. Ein passender elegant geschmackvolles Ambiente und eine gekonnt erstklassige Präsentation der Show bieten den passenden Rahmen und vermitteln die typische Atmosphäre, die einen Circusbesuch zu einem besonderen Ereignis werden lässt.