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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS CARELLI
Marktheidenfeld, 25. März 2017

www.circus-carelli.de
Der schmucke Circus Carelli reist in der ersten Saisonhälfte mit seinem klassischen Programm vornehmlich in Süddeutschland. Die Tournee startete äußerst erfolgreich mit einem Gastspiel in Marktheidenfeld. Die Einwohner des schönen Städtchens am Main fanden großen Gefallen am attraktiven, vorzüglichen, traditionellen Circuserlebnis.
Auf dem Festplatz der Stadt, der direkt am Fluss gelegenen Martinswiese, war der gepflegte Circus in exakter Formation aufgebaut und bot mit zahlreichen Lichterketten über dem Chapiteau und an der Front schon von Weitem einen romantischen Anblick in der heraufziehenden Abenddämmerung.
Wie von einer echten Circusfamilie nicht anders zu erwarten, ist es der Familie Spindler auch in diesem Jahr wiederum gelungen den zahlreichen Besuchern ihr Unternehmen und ihre Manegenperformance in bestem Licht zu präsentieren.
Der Circus bot im Außenbereich den bestens vertrauten Anblick - das rot-weiß gestreifte Chapiteau, der traditionelle Stakettzaun, die romantischen Lichterbögen, die mit einer hell strahlenden Leuchtschrift versehene Circuskassa und der mächtige Sattelauflieger, dessen Vorderseite im Angedenken an die große Circusdirektorin und Persönlichkeit Rolina Spindler-Barelli gestaltet ist.
Der Fuhrpark des Unternehmens zeigt sich in einer eleganten cremeweißen Lackierung mit kräftig roten Details und die mächtigen Scania und Volvo Zugmaschinen stehen in einer Reihe aufgefahren. Die Wohnwagen der Artisten und Mitarbeiter nehmen eine Platzseite ein und im hinteren Bereich des Geländes sind großzügige Ställe und Paddocks für Pferde, Kühe und Kamele platziert.
Im heimeligen Vorzelt haben auf den beiden Schmalseiten der große Barwagen des Circus und ein weiterer Verkaufswagen ihre Plätze und zahlreiche Sitzgruppen laden zum verweilen ein.
Im Spielzelt empfängt die Besucher eine warme und stimmungsvolle Atmosphäre. Lichterketten über dem Gradin sorgen während des Einlasses für Flair, dekorative rot-cremefarbenen Logen mit bequemen Stühlen und ein siebenreihiges Gradin stehen für die zahlreichen Besucher zur Verfügung und schwere Samtvorhänge umschließen in elegantem Faltenwurf die Beleuchterempore.
Dunkelblauer Samt mit goldenen Applikationen prägt den Artisteneingang auf dessen Empore die ausgezeichnete Live-Band ihren Platz hat.
Die exzellent eingesetzte Lichtanlage wurde für diese Spielzeit mit weiteren modernen Lichtelementen erweitert.

Glockenspiel und Applaustest – sind die Elemente mit denen Clown Timmy Barelli in Interaktion mit dem Publikum das Opening hervorragend gestaltet. Sofort springt der Funke über und im Zelt herrscht Topp-Stimmung.
John Henry Spindler, oft kopiert doch unerreicht, heißt sein Publikum herzlich willkommen und führt als eloquenter und wortgewandter Sprecher durch das Programm.
Mit einer der erstklassigen Dressurnummern aus dem umfangreichen Repertoire der Familie Spindler beginnt die mitreißende Show. Vier prächtige Steppenkamele, mit eleganten weißen Schabracken geschmückt, werden von Juniorchef Franz Spindler in einer harmonischen Dressurfolge präsentiert. Abwechslungsreiche, vielseitige Abläufe werden in rascher Folge gekonnt ausgeführt und die temperamentvollen Steiger eines weißen Araberhengstes sind das ideale Da Capo der temporeichen Darbietung.
Ein schwungvolles Groß-und-Klein läuft unter der souveränen Peitschenführung von John Henry Spindler seine Figuren. Es ist immer wieder eine Augenweide, diesen erfahrenen und großartigen Circusmann in seiner unnachahmlichen Art mit seinen Präsentationen in der Manege erleben zu dürfen. Gleich im Anschluss leitet er den prachtvollen Andalusierhengst „Zorro“ zu seinen Lektionen im roten Ring an. Hervorragende Steiger, Spanischer Tritt entlang der Piste und das tiefe durchstecken des Kopfes zwischen den Vorderhufen sind die Paradeübungen des temperamentvollen Hengstes.
Die vorzügliche Hohe Schule von Salima Folco auf dem Schimmelhengst „Armarando“ muss leider auf Grund einer Knieverletzung der Reiterin zur Zeit pausieren. Wünschen wir der charmanten Amazone baldige Genesung und eine erfolgreiche Rückkehr in die Manege.
Als letzte der hauseigenen Tier-Darbietungen sehen wir vier feurige weiße Araberhengste.
Francesco Spindler präsentiert die edlen Pferde elegant in seinem unverwechselbaren Stil. Die komplexen Abläufe erfolgen tempogeladen und in Perfektion. Mit eindrucksvollen und variantenreichen Steigern erreicht die Darbietung ihren Höhepunkt.

Clown Timmy Barelli ist mit verschiedenen Reprisen aus seinem schier unerschöpflichen Repertoire zu erleben und avanciert, wie den Publikumsreaktionen zu entnehmen ist, zum umjubelten Star der Show. In der Rolle eines widersetzlichen Zuschauers setzt er dem Nervenkostüm des Manegensprecher in einem Streitgespräch arg zu. Drei Schirme landen per Fusskick nach „misslungener“ Jonglage-Routine schließlich doch in einer Kiepe auf seinem Rücken.
Sein Auftritt mit Esel „Manolito“ ist geradezu zum Klassiker geworden und es ist noch immer nicht klar, wer hier wen vorführt. Schließlich lässt sich „Manolito“ dazu herab, im Spanischen Tritt zu gehen, einen Teppich auf zu rollen und aus einer Flasche zu trinken. Den mahnend erhobenen Zeigefingers des Clowns quittiert er mit einem anheben der Oberlippe und behutsam nimmt er einen Futterwürfel von den Lippen des Clowns ab.
In einem weiteren Auftritt bringt er „die beiden schönsten Damen aus Oberbayern, direkt aus Bad Tölz“ in die Manege. Die beiden Kühe „Milka“ und „Heidi“ ziehen gelassen ihre Bahnen, steigen zum Schrecken manches Logenbesuchers auf die Piste, sie nehmen ihre Plätze auf Tonneaus ein und die Stimmung erreicht ob des folkloristischen Auftritts Wiesn-Niveau.
„Das Musik machen ist hier verboten“ -  stets aufs Neue begeistern Timmy und sein Bruder Franz, der den seriösen Part des Sprechstallmeisters übernimmt mit diesem Manegenklassiker das Publikum. Mit allerlei Finessen unterläuft der August die strikte Anordnung woraufhin Trompete, Korkenpfeife und Saxophon nacheinander konfisziert werden. Im folgenden Dialog mit dem Sprecher wird einiger Wortwitz geboten und mit einer mitreißenden musikalischen Zugabe klingt das große Entrée unter dem Beifall des Publikums aus.

Hoch unter der Kuppel des Chapiteau erleben wir Miss Ramona mit ihrer neu einstudierten Darbietung am Luftring. Die umfassende Folge gängiger Tricks wird von der exzellenten musikalischen Begleitung hervorragend getragen. Zusätzliche Strapaten-Schlaufen am Requisit erweitern die Möglichkeiten der Artistin, die ihren Auftritt bestens gestaltet hat.
Nachwuchsartistin Ashley hat sich eine kindgerechte Hula Hoop Darbietung erarbeitet, die temperamentvoll vorgetragen, die Herzen der Zuschauer im Handumdrehen erobert.

Mit seinen zwei gelungenen Auftritten wurde Edy Laforte aus der Vorjahressaison prolongiert. Zunächst sehen wir den erfahrenen Circusmann mit einer gekonnten Tempo-Jonglage. Mit Tennisbällen und bis zu fünf Keulen werden die verschiedensten Routinen ausgeführt. Die nachfolgenden sieben Ringe beherrscht der Jongleur sicher. Abschließend werden zwei Tischtennisbälle in bekannter Weise mit dem Mund jongliert.
Im zweiten Auftritt sehen wir Edy Laforte mit seiner temporreich gearbeiteten Hunde-Revue.  Ein halbes Dutzend Hunde unterschiedlicher Rassen und Größe ist eifrig und voller Spielfreude bemüht sein Können zu zeigen. Verschiedenste Sprünge, Hinterbeinlauf und laufen auf einer Rolle sind, neben einem „Vorderbeinstand“ auf der Hand des Vorführers die Elemente der vielseitigen Trickfolge, die beim Publikum großen Anklang findet.


Spannungsgeladene Momente bieten die beiden Darbietungen von Utnier Aquino Hernandez, der jeweils zum Ende der beiden Programmteile sein Können zeigt. Zunächst erleben wir seine dynamische Arbeit am Schwungseil. Ein längeres teilbares Seil ermöglicht einen originellen Aufgang ans Requisit, wo zahlreiche Balancen und Abfaller ungesichert und effektvoll ausgeführt werden.
Hernach folgt der Auftritt am Chinesischen Mast. Viele kraftvoll ausgeführte Elemente des Genres zeugen von großer Körperbeherrschung. Eine Plattform auf der Mastspitze ermöglicht einige Handstandtricks. Schließlich wird der Mast mit einem Aufsatzteil verlängert und in sehr großer Höhe, direkt unter dem Gestänge der Zeltkuppel zeigt Utnier eine weitere Serie erstklassig dargebotener Tricks.
Zum großen, schwungvoll choreographierten Finale präsentieren sich die Mitwirkenden ihrem Publikum und John Henry Spindler bedankt sich für den sehr zahlreichen Besuch. Nach der Vorstellung der Artisten und kleinen Zugaben findet die Show ihren Abschluss und im tosenden Beifall des restlos begeisterten Publikums leert sich die Manege.
Wie stets bietet der Circus Carelli ein sehr gutes, ganz dem traditionellen Circus zugehöriges Programm, das den Dreiklang von Tieren, Clowns und Akrobaten ausgewogen und bestens umsetzt. Ein geschmackvolles Ambiente und eine erstklassige Präsentation der Show bieten den idealen Rahmen, der den Circusbesuch zu einem besonderen Erlebnis werden lässt.