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Text und Fotos Friedrich Klawiter
ZIRKUS CHARLES KNIE
Ahlen, 08. April 2017

www.zirkus-charles-knie.de
„Euphorie“ - völlig zu Recht stellt der Zirkus Charles Knie seine Show unter dieses Motto, bringt man die Reaktionen des begeisterten Publikums treffend auf den Punkt. Den Slogan „Europas Top-Zirkus“ versteht man bestens mit Leben zu füllen und umzusetzen – gelingt es, wie in keinem anderen Unternehmen, traditionellen Circus in Bestform mit einem zeitgemäßen Showkonzept in einer harmonischen Verbindung zu präsentieren.
In Ahlen in Westfalen war der Circus für ein dreitägiges Gastspiel auf dem Festplatz der Stadt, der den großen Circus geradeso aufnehmen konnte, aufgebaut.
Regelmäßigen Besuchern des Circus fallen sofort die neuen Zeltanlagen mit ihrem veränderten Design ins Auge. Spiralförmig verlaufen nun die roten und cremefarbenen Bahnen von den Masten ausgehend bis hinab zum Rondell. Dort sind die Dachplanen nun weit nach außen gezogen, wo sie in elegant geschwungenen Bögen auslaufen. Das Vorzelt ist in gleicher Weise gestaltet und passt sich in seiner Optik perfekt dem Chapiteau an. Der üppige Lichterschmuck am Zaun, auf der Kasse und dem Büro und die „Lollipops“ auf den Masten mitsamt den Lichterketten verzaubern in der Dämmerung unverändert.
Zu beiden Seiten der Zeltanlagen waren die zahlreichen Fahrzeuge in langen Reihen abgestellt, während der rückwärtige Teil des Platzes den zahlreichen Circustieren vorbehalten blieb. Die Ställe und Freigehege der Pferde, Kamele, Rinder Lamas und Zebras sowie die Volieren von Jochen Träger nehmen einen großen Teil der Platzfläche ein.
Caféecke, die beiden vorzüglich gestalteten Verkaufswagen, weitere Stände und Stehtische mit roten Hussen strukturieren das Vorzelt. Im Innern des Chapiteau glänzt die bestens bekannte Einrichtung - Einzelsitzgradin, elegante rote Logen und der große Artisteneingang aus rotem, mit glitzernden Strass besetztem Stoff.
Enrico Zoppe hat erneut ein hervorragendes, beeindruckendes Lichtdesign geschaffen, dass die auftretenden Künstler brillant unterstützt. Der volltönende, treibende Sound des großen Circusorchesters unter der Leitung von Volodymyr Kozachuk wurde nochmals verfeinert und trägt die Show mit einem exzellenten Kangteppich.


Im temperamentvollen Opening erobert Clown „Prince Henry“, alias Henry Ayala, die Manege und heizt die Stimmung mit ersten Späßen an.
Gino Huppertz, neue Sprechstallmeister des Zirkus Charles Knie, begrüßt routiniert die Besucher und gibt die Manege frei.
Mit einem großen afrikanischen Schaubild nimmt die Show einen schwungvollen Beginn.
Die Tänzerinnen des Zirkus-Charles-Knie-Balletts schaffen in prächtigen Kostümen und phantasievollen voluminösen Kopfputz den optimalen Rahmen für den ersten Höhepunkt der Show – den großen und artenreichen, beim Internationalen Circus Festival von Monte-Carlo mit einem Silbernen Clown ausgezeichneten, Exotenzug. Gekonnt präsentiert Tierlehrer Marek Jama fünf Kamele, vier Zebras und fünf Rinder verschiedener Rassen in einem abwechslungsreichen Ablauf. Die abschließenden Touren des Auftritts sehen sechs Lamas in Aktion und mit diversen Barrieresprüngen klingt die Darbietung harmonisch aus.
Mit erstklassigem Live-Gesang zeichnet Sängerin Elena stimmungsvolle Klangbilder und schafft einen eleganten Übergang zur Klischnigg-Darbietung von Cesar Pindo.
Dieser versetzt die Zuschauer mit seiner herausragenden Körperbeherrschung in ungläubiges Staunen. Mit scheinbarer Leichtigkeit biegt er seinen athletischen Körper in die extremsten Positionen und wirkt für normalsterbliche schier knochenlos. Zum Höhepunkt seines Auftritts faltet sich der ecuadorianische Artist in einen Plexiglaskubus, der nur wenige Zentimeter Kantenlänge misst.
Temperamentvoll präsentieren die Messoudi ihre Gruppenjonglage. Die ersten Routinen werden mit Tennisbällen ausgeführt, ehe das Gros der vielseitigen Muster mit silbernen Keulen erfolgt. Immer wieder variieren die Formationen in denen die elegant gearbeiteten Passings erfolgen. Zum großen Erstaunen des Publikums fegen, zum effektvollen Abschluss der Darbietung, gezielte Würfe eine Zigarette aus dem Mund sowie den Hut vom Kopf und eine Sonnenbrille von der Nase von Vater Messoudi.

Die omnipräsente Figur der diesjährigen Produktion ist Clown „Prince Henry“. Der charismatische junge Südamerikaner verkörpert eine exzentrische und, ob seines hierzulande exotischen Erscheinungsbildes, unverwechselbare Clownsfigur. Dank seines unverwechselbaren Äußeren hebt er sich stark von anderen Clowns ab und gekonnt werden die Reprisen, teils mit Zuschauerbeteiligung, in sympathischer Weise ohne Längen gespielt. Mit einem Jungen aus dem Gradin jongliert er mit einem Sombrero und mit fünf Freiwilligen präsentiert er ein gelungenes Glockenspiel. Schließlich erleben wir den Clown im Restaurant-Entrée als trotteligen Kellner, während seine Partnerin den Part des anspruchsvollen Gastes übernimmt. Rasant folgt Gag auf Gag und auf den Rängen macht sich Begeisterung breit, als die Spaghetti in Massen tief fliegen und sich eine wilde Schlacht zwischen Gradin und Manege entwickelt.

Ballett und Sängerin sind des Öfteren während der furiosen Show zu erleben. Stets sind die Auftritte vorzüglich choreographiert und die Akteurinnen mit phantasievollen und hervorragend auf die Szenerie abgestimmten Kostümen ausgestattet. Sie haben großen Anteil daran, die Show zu einem lückenlosen, stets unterhaltsamen Ganzen zu formen, in dem es keine Momente ohne Aktionen in der Manege gibt.
Sie leiten mit einem romantischen Auftritt die Pferdefreiheit unter der Peitschenführung von Marek Jama ein. Zunächst präsentiert ein prächtiger „Pegasus“ gekonnt den Spanischen Tritt. Ihm folgt der elegante Sechser-Zug Friesen des Hauses, der vielfältige Lauffiguren zeigt. Ein halbes Dutzend Fallabella-Ponys erobert kurz die Manege und mit den verschiedenen Da Capo Steigern erreicht der Auftritt seinen Höhepunkt.
Zu Beginn des zweiten Programmteils reitet Marek Jama auf einem golden schimmernden Hengst eine Hohe Schule und auch dieser Auftritt des versierten Tierlehrers wird mittels der Begleitung durch die Tänzerin Victoria effektvoll inszeniert.
Die Auswahl der Tier-Darbietungen komplettiert Krenzola jun. - Jochen Träger – mit seinen zwei Darbietungen. Zunächst präsentiert er drei Gruppen verschiedenfarbiger Laufenten. Sie sortieren sich nach Farben und laufen durch Tore in Barrieren. Gleich darauf bevölkern neun kleine Schweine den roten Ring. Ein Teppich wird aufgerollt, eine Tonne durchlaufen und eines der Tiere beherrscht einen „Steiger“ und schließlich nehmen alle Aufstellung auf flachen Bänkchen.
Wenig später sehen wir die bestens bekannte Kleintierrevue von Krenzola jun., in der ein Kakadu, drei Katzen, zwei Terrier, ein Truthahn, zwei Gänse, ein Fuchs und etliche Pfautauben in einem abwechslungsreichen Ablauf zu sehen sind. Eine Reihe attraktiv gefiederter Hähne unterschiedlicher Rassen hat seine Plätze auf dem großen Metallgestell, dass die Manege nach hinten begrenzt und bieten einen prächtigen Anblick.
Der Fuchs schiebt einen Kinderwagen mit einer Gans darin, die Hunde springen durch Reifen und die Katzen laufen Slalom auf erhöhten Tritten über die Tauben hinweg derweil der Truthahn auf einem Podest darüber thront.


Das artistische Highlight vor der Pause bieten die „Flying Wulber“ am Fliegenden Trapez. Je drei Damen und Herren bieten ein großes Spektakel in der Zeltkuppel. Elegant und mit großer Sicherheit wird ein umfangreiches Repertoire hochkarätiger Tricks des Genres gearbeitet. Mit einem gelungenen dreifachen Salto hat der Auftritt seinen exzellenten Höhepunkt.
Wenig später erleben wir die „Wulber Brothers“ in einem rasanten Wirbel auf dem Trampolin. Im Blues Brothers Stil präsentieren sie, mit Unterstützung der drei Damen, eine große Show, feine Akrobatik und zahlreiche Gags auf dem elastischen Tuch.
Das Duo Medini ist mit seiner tempogeladenen Rollschuh-Akrobatik auch in dieser Saison im Zirkus Charles Knie zu erleben. Mit spektakulären Tricks begeistert das Geschwisterpaar und beim abschließenden Trick, zu dem Manuel mit verbundenen Augen auf der kleinen Plattform seine Runden dreht, während Vanessa zusätzlich noch um die eigene Längsachse rotiert, reißt es die Zuschauer förmlich von den Sitzen.
Den artistischen Höhepunkt der Show bieten die Messoudis mit ihrem leistungsstarken Hand-auf-Hand Act. Die vier Modellathleten führen viele hochkarätige Tricks sicher und gekonnt aus. Mit zwei Einarmern auf den Köpfen der Untermänner nimmt die mitreißende Darbietung ihren Beginn. Yassin Messoudi senkt seinen im Handstand auf seinen Füßen stehenden Bruder bäuchlings auf einem Tisch liegend langsam ab und hebt ihn sodann in die Ausgangsposition zurück. Mit einer Handstandpyramide der drei Söhne auf Kopf und Knien des Vaters erreicht der Auftritt seinen Höhepunkt.
Das große glamouröse Finale bringt mit Sängerin und Ballet, mit riesigem Federschmuck und Leuchtelementen an den Kostümen, einen Touch Las Vegas ins weite Rund.
Eine umfangreiche Choreographie vereint die gesamte Truppe nach Einzelvorstellung in der Manege, während das Publikum mit lang anhaltendem frenetischem Beifall und Standing Ovations seiner Begeisterung freien Lauf lässt. Während glitzerndes Metallkonfetti aus der Kuppel auf die Artisten, Tierlehrer und Clowns hernieder rieselt endet eine großartige Show wie sie begann - voller „Euphorie“.