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Text und Fotos Friedrich Klawiter
„Sensationen am Limit“ verheißt „Europas Top-Zirkus“ Charles Knie für seine neue Show und Direktor Sascha Melnjak mitsamt seinem Team setzen dieses Vorhaben exzellent um. Das hochkarätig besetzte Programm, ganz dem traditionellen Dreiklang „Tiere, Clowns und Akrobaten“ verpflichtet, unterhält bestens mit leistungsstarken Darbietungen, die mit sämtlichen modernen Stilmitteln hervorragend in Szene gesetzt werden.
Die Steinbreite, Holzmindens Festplatz, vermag bei Weitem nicht den prächtigen großen Circus komplett aufzunehmen und viele Fahrzeuge stehen in einer langen Reihe am Ufer der nahegelegenen Weser abgestellt.
Das hohe Eingangsportal mit der Leuchtschrift „Supercircus“ und der mit funkelnden Lichtern geschmückte Zierzaun schließen die Kopfseite des Geländes ab. Kassen- und Bürowagen mussten hintereinander platziert werden und die beiden dekorativen Verkaufswagen der Circusrestauration flankierten den Tunnel, der ins Chapiteau führt. Auf ein Vorzelt musste angesichts der äußerst beengten Verhältnisse verzichtet werden.
Das modern gestylte Spielzelt beherrscht das Gelände und die „Lollipops“ auf den Mastspitzen leuchten weithin. Neue Schiebeplanen, im Dekor passend zum Zelt gestaltet, an den Aufliegern fallen ebenso gleich ins Auge, wie die neuen mächtigen MAN-Zugmaschinen in ihrem strahlenden weiß.
Den Raum hinter dem Spielzelt füllen Stallungen und Freigehege vollständig aus.
Das bestens geheizte, sehr angenehm angesichts der Schneeschauer an diesem eiskalten Apriltag, Chapiteau bietet im Innern den vertrauten Anblick.
Die Lichtanlage wurde nochmals erweitert und zeigt auf auf dem neuesten Stand und mit einem exzellenten Lichtdesign setzt Enrico Zoppe die auftretenden Artisten gekonnt in Szene. Das große Orchester unter der Leitung von Volodymyr Kozachuk ist mit seinem volltönenden Sound Garant für vorzügliche musikalische Begleitung, die die Show trägt.
Die „Charles Knie Dancers“ gestalten mit stimmigen neuen und vielseitigen Choreographien die Übergänge der Darbietungen und Sängerin Katie Azzario-Lacey untermalt ausgewählte Acts mit stimmungsvollen Klangbildern. Erstklassiges Ballett und gekonnter Live-Gesang lassen aus einem sehr guten Circusprogramm in eleganter Weise eine temperamentvoll ablaufende Show werden.
Die Manege erstrahlt im hellen Licht, das Orchester rockt los und Clown „Gino“ - Gino Huppertz – erobert den roten Ring, das vollbesetzte Haus zu ersten Beifallsbekundungen animierend. Manegensprecher Kenneth Huesca übernimmt die Begrüßung und gibt die Manege für die erste Darbietung frei.
Das große afrikanische Schaubild mit dem in Monte-Carlo mit einem Silbernen Clown ausgezeichneten Exotenzug des Hauses, unter der souveränen Peitschenführung von Marek Jama ist weiterhin zu Programmbeginn zu erleben. Das Ballett, die Tänzerinnen sind phantastischem Kopfputz ausgestattet, gibt dem Auftritt den passenden Rahmen und Sängerin Katie Azzario-Lacey intoniert „Waka Waka“.
Je drei Kamele und Dromedare sowie vier Zebras bestimmen zunächst den Ablauf. Sechs Rinder verschiedener Rassen umrunden in aller Ruhe die Piste, dann sorgt ein Känguru für Erstaunen. Neu ist der Auftritt von zwei Straußen-Hennen, ehe abschließend sechs Lamas ihr erlerntes Können zeigen.
Wenig später sehen wir den versierten Dresseur mit der neu arrangierten Cavallerie des Circus. Auf einem temperamentvollen Palomino-Hengst reitet Marek Jama Hohe Schule und wird dabei von Katie Azzario-Lacey in der Manege begleitet. Das Ballett leitet über zur Freiheitsdressur mit sechs weißen Arabern, die schwungvoll ihre Lauffiguren absolvieren.
Diverse Da Capo Steiger bilden den gelungenen Höhepunkt des Auftritts.
Die rasante Rollschuh-Akrobatik der Geschwister Medini wurde als einziger akrobatischer Act vom Vorjahr prolongiert und sorgt nun für einen furiosen Programmbeginn, der die Zuschauer begeistert mitgehen lässt. Besonders der spektakuläre Schlusstrick, Emanuel dreht seine Runden mit verbundenen Augen auf der kleinen Plattform während er Vanessa, die sich zusätzlich noch um ihre Längsachse dreht, im Nackenhang umherwirbelt, reißt die Zuschauer immer wieder förmlich von den Sitzen.

Clown Gino gewinnt die Herzen der Besucher im Sturm. Er setzt in seinen vier Auftritten auf die Spontanität und Spielfreude von Mitspielern aus dem Publikum. Zunächst werden zwei Herren zum gemeinsamen Seil springen gebeten. Turbulent verläuft das „Kunstschützen-Entrée“ und es verbraucht etliche Ballons, ehe die Mitspielerin zum finalen Schuss kommt. Im zweiten Programmteil versucht sich Gino als „Amor“, jedoch führt ein kleines Missgeschick zu Komplikationen. Schließlich erleben wir ihn als exzentrischen Dirigenten, der sich redlich bemüht fünf Mitspieler im Gebrauch obskurer Musikinstrumente zu unterweisen und mit der bunt gemischten Schar ein Konzert zu geben.
Ventriloge Kenneth Huesca ist nach einigen Jahren Absenz nun wieder in die Charles Knie Manege zurückgekehrt und komplettiert mit seinem Auftritt den humoresken Teil der Show.

Zwei Mal ist das Duo Romance in der Show zu erleben. Am Chinesischen Mast tanzt das Paar einen fulminanten Tango. Die starken Tricks werden kraftvoll in einem erstklassigen Ablauf zu perfekt abgestimmter Begleitmusik geboten.
Im zweiten Programmteil erzählen die beiden sympathischen Artisten eine Love-Story an den Strapaten. Eine Reihe hervorragend ausgeführter, teils riskanter - und völlig ungesichert ausgeführter Tricks lässt das sinnliche Spiel beim Publikum bestens ankommen.
Der „Globe of Death“ wird vor der Pause geboten. Während der Globe in Stellung gebracht wird, haben Ballett und Sängerin einen weiteren großen Auftritt. Die Kostüme der Tänzerinnen funkeln im Schein unzähliger LED-Lichter und die leuchtende Laufschrift auf den Gürteln formt den Namenszug „Zirkus Charles
Knie“. Die Fahrer der Truppe Diorio donnern in vielfältigen Formationen durch die relativ kleine Kugel. Schließlich sind vier Motorräder unterwegs, während sich der Globe teilt und die Zuschauer den Aktionen gebannt mit ungläubigem Staunen folgen.

Einer der Höhepunkte der an Spitzen-Darbietungen reichen Show ist die Raubtierdressur von Alexander Lacey. Zwei männliche und drei weibliche Löwen sowie sieben Tiger versammelt der charismatische Tierlehrer in der Gittermanege. Mit einer großen Pyramide aller Tiere nimmt die mitreißend präsentierte Dressurfolge ihren Beginn. In weiten Sprüngen setzen die Löwinnen über zwei Tiger hinweg und ein Tiger demonstriert eindrücklich seine enorme Sprungkraft, wenn er aus dem Stand in einem weiten und hohen Satz über die beiden Löwenmänner hinwegsetzt. Teppich und Hochsitzer aller Tiere in der Manegenmitte sind weitere attraktive Elemente und Scheinangriffe sowie enger Körperkontakt gehören gleichfalls zum Gezeigten. Ein eindrucksvoller Hinterbeinlauf eines Tigers bildet den gelungenen Abschluss des Auftritts.
Mitreißend präsentiert Jan Navratil seine temperamentvolle Antipoden-Darbietung. In hohem Tempo lässt der sympathische Artist bis zu vier Rollen variantenreich über seine Hände und Füße wandern. Ihnen folgt eine große Tafel die gleichfalls gekonnt und sicher manipuliert wird. Zum Höhepunkt des Auftritts balanciert Navratil ein mehrere Meter hohes leiterartiges Gestell auf seinen Füßen und kickt einen Ball über die Etagen von Plattform zu Plattform empor, bis er im Korb auf der Spitze der Konstruktion landet.
Den finalen Act bietet das Duo Vanegas auf dem Todesrad. Gekonnt und temporeich erfolgen die Aktionen auf dem rotierenden Requisit. Mit großer Präzision werden sämtliche relevanten Tricks des Genres ausgeführt. Seil laufen und hohe riskante Absprünge auf der Außenbahn sorgen für feuchte Hände im Gradin. Mehrere kraftvoll gesprungene Saltos außen über dem schnell rotierenden Rad lassen die Zuschauer begeistert jubeln.
Mit stimmungsvollen Gesang leitet Katie Azzario-Lacey das große Finale ein. Ballett und Artisten nehmen ihre Positionen ein und nach einzelnen Vorhängen für jede Darbietung feiert das vollbesetzte Auditorium das Ensemble, Musiker, Requisiteure und Beleuchter mit minutenlangen Standing Ovations und frenetischem Beifall, ehe sich unter dem niederrieselnden goldenen Konfetti die Manege leert. Nicht nur mit einer erstklassigen Show unterstreicht man im Hause Charles Knie eindrucksvoll den Anspruch zu Europas Top-Zirkussen zu zählen.


ZIRKUS CHARLES KNIE
Holzminden, 13. April 2019

www.zirkus-charles-knie.de