Text Friedrich Klawiter, Fotos Circus Krone (4), Friedrich Klawiter (3)
Christel Sembach-Krone
27. Nov. 1936 - 20. Juni 2017
Koblenz, im Juni 2017

Frau Christel Sembach-Krone, Direktorin des Traditionsunternehmens  Circus Krone, des größten reisenden Circus Europas, ist gestern im Alter von 80 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit verstorben.

"Es hat nicht einen Moment in meiner Kindheit gegeben, in dem ich daran gezweifelt hätte, Circus zu machen", sagte sie einmal in einem Interview. Sie war Direktorin, Tierlehrerin und Managerin - ihr Leben gehörte dem Circus.
Am 27. November 1936 erblickte Christel Sembach-Krone in München das Licht der Welt. Mit ihr wurde die vierte Generation der Familie Krone begründet. Das Herz der Jubilarin gehörte schon immer allen Tieren, aber ganz besonders ihren edlen Pferden. "Meine Pferde sind meine Kinder" war einer ihrer Wahlsprüche. Die Liebe zu den Tieren bekam sie von ihren Eltern Frieda (1915 – 1995) und Carl Sembach-Krone (1908 – 1984) in die Wiege gelegt und erlernte von ihnen auch den Umgang mit den geliebten Pferden, Elefanten und Exoten.

Mit neun Jahren stand sie zum ersten Mal in der Manege. Bei den ersten Vorstellungen des Circus Krone nach dem 2. Weltkrieg, für amerikanische Soldaten, trat sie als Schulreiterin in Erscheinung und der Grundstein für eine großartige Karriere war gelegt. Nach 60 Jahren im Rampenlicht zog sich Christel Sembach-Krone 2006 aus der Manege zurück. Ihre großen Freiheitsdressur-Schöpfungen, als Beispiel seien hier die Ende der 1960er Jahre kreierten „Nebelpferde“ genannt, und die Hohe Schule im spanischen Stil stehen für den legendären Ruf der Dresseurin. Doch nicht nur Pferde, auch Giraffen und Elefanten waren Manegenpartner der großen Prinzipalin. So  präsentierte sie den bis heute einzigen Fahrrad fahrenden Elefanten in einer Manege und Giraffe Baluku bot zusammen mit dem Araberhengst Ghazi unter ihrer versierten Leitung einen anmutigen Auftritt. Ein junger afrikanischer Elefant im Zusammenspiel mit zwei Palomino-Hengsten war eine weitere außergewöhnliche Dressurschöpfung von Christel Sembach-Krone.
Unvergessen bleiben die großen Freiheitsdressuren mit zwölf, achtzehn und gar vierundzwanzig Hengsten, die verschiedentlich mit einem formidablen Karussell gekrönt wurden.
Stets blieb Frau Sembach-Krone dem traditionellen Circus verpflichtet und bot, unbeirrt von „zeitgeistigen Strömungen“, bei all ihren zahlreichen Programm-Neuschöpfungen, bis hin zur aktuellen Show „Evolution“, immer den geradezu klassischen Dreiklang aus Tieren, Clowns und Akrobaten. Elefanten – die Wappentiere des Hauses, Raubtiere, edle Pferde und Exoten sind ein wichtiger, ja unverzichtbarer Bestandteil der im typischen hauseigenen Revue-Stil des Circus Krone dargebotenen Programme.

"Eure Gunst - unser Streben"- der Wahlspruch des Circusgründers Carl Krone, ihres Opas, bestimmte stets auch das Handeln und Leben von Christel Sembach-Krone.
Seit 1995, nach dem Tode ihrer Mutter, leitete sie den größten Circus Europas alleinverantwortlich. Die neunmonatigen Sommertourneen, die auch ins benachbarte Ausland führten und das dreimonatige Wintergastspiel im Stammhaus in München, mit seinen drei unterschiedlichen Programmen, bestimmten ihr Leben. 
Der seit 111 Jahre ununterbrochen im Familienbesitz existierende Circus Krone ist das letzte verbliebene Riesen-Reiseunternehmen der Circuswelt. Rund vierhundert Menschen und zweihundert Tiere, mehr als zweihundert Fahrzeuge, ein Chapiteau mit einer Kapazität von knapp viertausend Sitzplätzen und der feste Bau mit rund dreitausend Sitzplätzen sind beeindruckende Eckwerte, die die imposante Größe des herausragenden Unternehmens treffend charakterisieren und die enorme Verantwortung, der sich Frau Sembach-Krone bis zuletzt täglich stellte, verdeutlichen.

Für ihr großes soziales Engagement wurde sie z.B. 1996 von der Stadt München für ihre Verdienste als Botschafterin der Landeshauptstadt Bayerns mit der Verdienstmedaille (München leuchtet)  ausgezeichnet. 1998 erhielt sie den Bayrischen Verdienstorden, 1999 bekam sie in Berlin aus der Hand des Bundespräsidenten das Große Bundesverdienstkreuz überreicht.

Mit dem Tod von Christel Sembach-Krone verliert die Circuswelt eine herausragende, charismatische Persönlichkeit, deren Wirken während vieler Jahrzehnte dem europäischen Circus zu Gute kam.
Ihre Adoptiv-Tochter Jana Mandana (seit 2001), sie ist seit 2007 mit Martin Lacey jr. verheiratet, soll nach vorliegenden Informationen die Nachfolge antreten. Wir wünschen ihr, sowie allen Anverwandten und sämtlichen Mitarbeitern die Kraft, den Schicksalsschlag zu überwinden und der langen Geschichte des Circus Krone ein neues, erfolgreiches Kapitel hinzu zu fügen.

„Ein Zirkus ohne Tiere ist kein Zirkus, sondern ein reisendes Theater oder Varieté“, sagte Sembach-Krone vor einigen Jahren. „Guten Zirkus wird es geben, solange die Sterne am Himmel stehen.“

Christel Sembach-Krone - eine legendäre Persönlichkeit hat die Manege für immer verlassen, möge sie in Frieden ruhen.






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