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Text und Fotos Friedrich Klawiter
Dresdner Weihnachtscircus
Dresden, 27. Dezember 2008

www.busch-roland.de
Zum 13. Mal veranstaltete Busch-Roland den Dresdener Weihnachtscircus. Auf dem Festplatz an der Pieschener Allee, direkt an der Elbe, ist der Circus beheimatet. Kasse und Frontzaun von Busch-Roland und dessen Chapiteau, das hier als Vorzelt dient, bieten den gewohnten Anblick. Ein größerer Viermaster vom Zeltverleih Schifke wird als Spielzelt genutzt. Sehr ansprechend wurde das Vorzelt gestaltet. Ein hervorragend renoviertes altes Kinderkarussell und eine ebensolche „Reise Conditorei“, beide Geschäfte gehören Pascal Raviol, sind der Blickfang. Der Caféwagen von Busch-Roland und weitere Verkaufsstände füllen das Zelt.

Im Chapiteau erwartet den Besucher hinter den vierreihigen Logen ein heute nur noch selten anzutreffendes, 17-reihiges Gradin. Leider verläuft dessen Anstieg in einem sehr flachen Winkel, so dass die Manege nur sehr schlecht eingesehen werden kann. Sofort fällt der umfangreiche Aufbau über dem altbekannten Busch-Roland-Artisteneingang ins Auge. 13 Musiker sorgen mit ihrem hervorragenden Spiel für den perfekten Sound und die ideale Begleitung.


Die Ränge sind gut gefüllt, Manegensprecher Alex Ramien – freundlich, kompetent und angenehm führt er durchs Programm – begrüßt das Publikum. Die Truppe Timoshkiny aus Russland sorgt für einen furiosen Start. Auf einer langen Bahn flacher Trampoline zeigt sie, ähnlich den Rubtsov, eindrucksvolle Sprungkombinationen in großer Zahl. Ein temporeicher und schwungvoller Einstieg ins Programm. Leider wird dieser Schwung vom folgenden Reprisenclown gleich wieder gebremst. Armen Asiryants wurde für den komischen Part engagiert. Einige Male sehen wir ihn, mit bekannten und oft gespielten, aber auch mit originellen eigenständigen Szenen. Nur gestaltet er seine Auftritte zu lang, nimmt ihnen dadurch viel Elan und Esprit. Joovanis nennt sich eine junge Artistin. Sie kommt vom tschechischen Circus Joo und zeigt eine der allgegenwärtigen Hula-Hoop-Nummern. In der Vergangenheit sahen wir Konstantin Besogonov auf der Rola und mit Quick Change – zusammen mit seiner Partnerin – bei Busch-Roland. Aktuell zeigt er eine Großillusions-Show. Die wenigen Tricks werden in großvolumigen Requisiten mit gehörigem Brimborium publikumswirksam verkauft. Ihre Antipodenarbeit zählt zu den besten des Genres und zeigt einige Tricks, die im Handstand präsentiert werden: „Auf spanisch“ verkauft Vanessa Alvarez ihre Jonglage kleiner Teppiche, und folgerichtig ist auch eine Gitarre als Requisit vorhanden.

Eine außergewöhnliche Trapeznummer bieten Evgenj Pisarev und Maria Syulgina, in der beide wechselweise als Porteur fungieren. Einige Tricks werden, deutlich erkennbar trotz tarnendem Hosenbein, mit Vorteil gearbeitet. Hierbei hängt Evgenj Pisarev „nur mit einer Ferse“ am Trapez, während die Partnerin an seinem anderen Bein, er befindet sich sozusagen im Spagat, agiert. Die Markevichs aus Russland bringen eine wie entfesselt umherwirbelnde Meute Hunde verschiedener Rassen in die Manege. Ganz im Stil alter Schule des sowjetischen Staatscircus reihen sich erstklassige Tricks aneinander. Die beiden anderen Nummer mit Tieren in diesem Programm werden von Jiri Berousek präsentiert. Nach einer kurzen Hohen Schule lässt er seine sechs jungen, erst dreijährigen Araber eine stimmige, perfekt laufende Freiheit arbeiten. Später folgt ein Exotenzug aus vier Kamelen und vier Zebras. Sehr flüssig, mit beachtenswerter Präzision und auf die leisesten Zeichen des Vorführers reagierend, laufen die acht Tiere ihre interessanten, vielfältigen Figuren. Kraftjongleur Sergiy Ivanets trägt einen Teil seiner Arbeitsgeräte mitsamt seiner Assistentin Galyna Kalimbet auf seinen breiten Schultern in die Manege. Er hantiert mit verschiedenen Kugeln und einer überdimensionalen Hantel mit den bekannten Attitüden seiner Zunft. Das Publikum reagiert jedoch zunächst sehr verhalten, da er den Nachweis für das Gewicht seiner Requisiten, etwa durch Fallenlassen auf eine Metallplatte, schuldig bleibt. Dies alles war allerdings nur Vorspiel für seinen eigentlichen Trick, und dieser reißt die Zuschauer von den Sitzen. Ein zirka 3,2 Tonnen schwerer Pick Up  rollt in die Manege. Nachdem fünf Zuschauerinnen auf der Ladefläche Platz genommen haben und zwei lange Bohlen von den Vorderrädern des Wagens über Brust und Beine des Artisten gelegt wurden, fährt das Auto los. Langsam rollt das Fahrzeug, mit beiden Achsen den Boden verlassend, über die Planken.

Eine faszinierende Show bietet Manuel Alvarez. Gegenüber seiner Zeit bei Roncalli hat er seine mit großer Spielfreude vorgetragene Jonglage im Ablauf verändert. Zunächst werden drei Tischtennisbälle mit dem Mund jongliert. Es folgt das Spiel mit den Bumerangs, anschließend die Keulen. Große Klasse, wie virtuos er versteht, diese mit den Füßen zu jonglieren. Abschließend werden bis zu sieben Teller hoch unter die Kuppel geworfen und sicher wieder gefangen. Zum Abschluss beider Programmteile sehen wir die Alex-Ramien-Truppe. In diesem Engagement arbeiten sie zu viert – Tommy Kastein wurde als weiterer Akteur in den Ablauf integriert. Zuerst sorgen sie in der Motorradkugel für Nervenkitzel und Gesprächsstoff in der Pause. Als Finalnummer sind sie auf dem Todesrad zu erleben. In perfektem, schwungvollen Verkauf wird eine größere Zahl der Standardtricks des Genres geboten.
Mit Feuerwerk und Konfettiregen wird ein großes Finale gefeiert, der Direktor verspricht ein Wiedersehen im nächsten Jahr und mit begeistertem Applaus bedankt sich das Publikum bei den Akteuren.