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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS EDMUND KAISER
Bretten, 23. September 2023

Das Reisegebiet des Circus Edmund Kaiser liegt in Baden-Württemberg und Bayern und in vielen Gemeinden gastiert man in regelmäßigem Turnus. Direktor Edmund Kaiser und seine Familie betreiben ihr Unternehmen mit Hingabe und der gepflegte Zustand des Materials zeigt den Einsatz und Fleiß der Familie mit großer Deutlichkeit.
In der großen Kreisstadt Bretten steht dem Circus ein topographisch schwieriges Gelände am südlichen Ausgang der Stadt zur Verfügung. Die unbewirtschaftete Grünfläche in Hanglage erfordert einen recht unkonventionellen Aufbau des Circus. Am Fuß des Hanges sind auf einer begrenzten ebenen Fläche die Wohnwagen aufgefahren. Auch der Kassencontainer hat hier seinen Platz gefunden. Entlang eines Wirtschaftsweges stehen mehrere Schiebeplanen-Auflieger, deren Planen eindrucksvoll mit einem rot-weißen Streifendekor und prächtig daherkommenden Steigerpferden gestaltet sind. Große gelbe Lettern formen auf beiden Seiten den Circusnamen. Weiter geht es den Weg hinauf entlang des sehr dekorativen Frontzaun. Die metallenen Säulen tragen Lichterbögen und Kandelaber. Die Zaunfelder sind mit weißen Kunststoff-Planken im Stakett-Look gestaltet und mit einer Plakette mit dem Logo des Circus dekoriert. Am höchsten Punkt des Geländes ist auf der größten, relativ ebenen Fläche das moderne Vier-Masten-Chapiteau mitsamt einem zweimastigen Vorzelt aufgebaut.
Acht hohe und weit auskragende Quaderpools formen die markante Silhouette des weiß-roten Zeltbaus. Lichterketten sorgen für einen poetischen Look in der Dämmerung und von der Traverse zwischen den Masten leuchtet in rhythmischem Farbwechsel der Circusnamen hoch über der langen Kuppel.
Die Stallungen wurden seitlich platziert und die gesamte Hangfläche ist in sehr großzügige Koppeln aufgeteilt, die den Tieren viel Freiraum bieten.
Die Einrichtung des im Innern blauen Zeltes ist überwiegend in Rottönen gehalten. Ein modernes Gradin, dessen vordere Reihen mit Schalensitzen ausgestattet sind füllt das weite Rund und elegante Logen mit bequemen Polsterstühlen komplettieren das Sitzplatzangebot. Eine große Gardine aus rotem Samt bildet den Artisteneingang und eine Leuchtpiste rahmt die Manege ein.
Mit sehr gut ausgewählten Begleitmusiken, die Tonanlage zeigt sich leistungsstark und das Schlagzeug, gespielt von verschiedenen Familienmitgliedern, setzt gekonnt die nötigen Akzente und der virtuos eingesetzten und zeitgemäß bestückten Lichtanlage werden die auftretenden Akteure in erstklassiger Weise unterstützt und die Show gekonnt in Szene gesetzt.

Direktor Edmund Frank begrüßt eloquent und in sympathischer Weise sein Publikum und gibt die Manege für die erste Darbietung frei.
Mit einer traditionellen Disziplin, dem Tanz auf dem Seil startet die höchst vielseitige, abwechslungsreiche und höchst unterhaltsame Spielfolge. Jermina Frank beherrscht die Kunst des Seil laufens perfekt. Vielerlei Schrittfolgen und Balanceposen werden sicher und elegant ausgeführt. Im zweiten Teil des Programms erleben wir die charmante junge Frau hoch in der Kuppel am, heutzutage leider nur noch selten zu sehenden, Vertikalseil. Sie präsentiert ihre abwechslungsreiche und umfassende Trickfolge in einem rasanten Wirbel, der die Besucher in seinen Bann schlägt.
Temperamentvoll präsentiert Selina Kaiser ihr Spiel mit den Hula Hoop Ringen. Dynamisch erfolgen die vielseitigen Aktionen und schließlich kreisen fünfundzwanzig Reifen um den Körper der Artistin.

Als vielseitige und gut ausgebildete Artisten und Tierlehrer zeigen sich die beiden Junioren  Alex und Marlon. Zunächst präsentiert Alex Kaiser einen Vierer-Zug edler Araberhengste. Die fuchsfarbenen Pferde bieten mit ihren orange-grünen Geschirren und Puscheln ein prächtiges Bild. Vielseitige Lauffiguren werden unter der souveränen Peitschenführung des jungen Tierlehrers in erstklassiger Weise ausgeführt.
Wenig später zeigt sich der junge Mann als geschickter und sicherer Jongleur. Mit Tennisbällen werden die ersten Routinen ausgeführt und mit bis zu fünf Bällen die vielseitigen Muster gezeichnet. Die folgenden Touren sehen drei und vier Keulen als Requisiten der Wahl. Die finalen Aktionen erfolgen mit Ringen, von denen der Jongleur bis zu sechs zu manipulieren versteht.
Zu Beginn des zweiten Programmteils erleben wir die formidable Flaschenstuhl-Darbietung von Alex Kaiser. Auf einem hohen Piedestal ruht der erste Stuhl auf vier bauchigen Champagnerflaschen und ein erster Handstand startet die hervorragend ausgeführten Evolutionen. Nun arbeitet sich Alex Kaiser in die Höhe, bietet dabei immer wieder kraftvolle Handstände. Schließlich sind es sieben Stühle, die einen hohen Turm bilden und auf dessen Spitze der abschließende Handstand unmittelbar unterhalb der Circuskuppel erfolgt. Als Da Capo sehen wir einen Handstand auf einem nur auf drei Flaschen stehenden Stuhl.
Marlon Kaiser ist Clown „Beppo“. Im Zusammenspiel mit dem Direktor bietet man zunächst einigen Wortwitz ehe sich Pony „Charly“ als Rausschmeißer betätigt. In einem weiteren Auftritt erfährt der August, dass das muszieren in der Manege verboten ist und ein Logenbesucher bekommt eine Popcorn Dusche.
Vor der Pause erleben wir Marlon Kaiser als „den Mann mit dem eisernen Kinn“. Allerlei Gegenstände – z. B. einen riesigen Hammer, Sackkarre, Bierbank – werden gekonnt auf der Kinnspitze ausbalanciert. Die gut zweijährige Summer Kaiser-Frank nimmt in einem umgedrehten Stuhl Platz und auch dieser ruht sicher auf einem Bein auf dem Kinn ihres Onkels. Schließlich wird ein Turm aus vier Stühlen souverän balanciert.
In einem weiteren Auftritt zeigt sich der vielseitige junge Mann als dynamischer Springer. Mit Hilfe eines kleinen Trampolin gelingen die spektakulären hohen und weiten Sprünge durch die gesamte Manege perfekt und schließlich führt der Flug über drei große Tiere – Dromedar, Kamel und Pferd.
Schließlich präsentiert Marlon Kaiser in seinem letzten Auftritt zwei muntere Esel in einem fröhlichen Ablauf.
Der Chef des Hauses ist mit zwei Dressur-Darbietung in der Show präsent. Zunächst laufen zwei Dromedare und ein Kamel im roten Ring ihre Figuren. Gekonnt lässt der erfahrene Tierlehrer die variantenreiche Nummer ausführen. Später sind zwei dekorative Pinto Schecken in der Manege unterwegs.

Drei weitere Luftnummer komplettieren den akrobatischen Teil des Programms.
Michelle Frank bietet eine elegante Kür am Luftring, die alle wesentlichen Elemente des Genres enthält.
Angelina Kaiser bietet zunächst ihr Können am Netz dar. Weite Flüge und ein risikoreicher Abfaller begeistern die Besucher. Im zweiten Teil der Show agiert die sympathische junge Frau an den Strapatentüchern. Gekonnt präsentiert sie ihr Können und erhält alsbald Unterstützung von „Pampas-Artistin“ Summer. Im Arm seiner Tante fliegt das zweieinhalbjährige kleine Mädchen mit sichtbarer Freude durch den Raum und beherrscht einige attraktive Tricks.
Der finale Act ist „Fakir Barnabas“ und seinen Feuerspielen vorbehalten. Flammen werden im Mund ausgelöscht und mit lodernden Fackel über die Arme gestrichen. Schließlich lässt der Fakir immense Feuersäulen aus seinem Mund in die Kuppel aufsteigen.
Ein flott ablaufendes Finale bringt noch einmal alle Mitwirkenden in die Manege. Direktor Edmund Kaiser stellt seine Familienmitglieder noch einmal vor und bedankt sich für den begeisterten Applaus. So klingt denn die Vorstellung, die bei den sehr lange auf ihren Plätzen verharrenden Zuschauer bestens ankam und mit viel Beifall bedacht wurde, in idealer Weise aus.
Die Familie Kaiser bietet ein äußerst hochstehendes Familienprogramm und versteht es ausgezeichnet, mit persönlichem Engagement und Können ihr Publikum bestens zu unterhalten und allen Erwartungen zu entsprechen. Traditioneller Circus in einem gepflegten Rahmen zeitgemäß präsentiert – mit diesem gelungen umgesetzten Konzept versteht man es das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute zu begeistern.