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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE FIRMIN BOUGLIONE
Lüttich, 04. April 2015

www.bouglione.be
Alljährlich zur Osterzeit gastiert der Cirque Firmin Bouglione in Lüttich auf der Esplanade Saint Leonard, einem Platz inmitten der Altstadt. Inzwischen leitet Riccardo Canestrelli, Enkel des Unternehmensgründers Firmin Bouglione, die Geschicke des Unternehmens und der versierte Circusmann ist ein würdiger Vertreter der Dynastie Bouglione.
Das rot und weiß der Zeltanlagen ist die einzig frische Farbe an diesem kalten und trüben Ostersamstag. Die schmucke Front mit dem weiß-roten Zaun und dem Entreebogen mit dem Namenszug des Unternehmens daran nimmt die ganze Breite des Platzes ein. Der nostalgische weiße Holzschindelwagen mit der Kasse darin begrenzt die Front. Die rot-weißen Transporter sind rings um das Zelt abgestellt und die linke Platzseite ist den Wohnwagen der Direktion und der Artisten vorbehalten. Für die Ponys und Exoten sind geräumige Ställe hinter dem Zelt aufgebaut.
Das gemütliche Vorzelt nimmt auf einer Seite den gut sortierten Verkaufswagen der Circusrestauration auf und auf der anderen sind zahlreiche Sitzgelegenheiten auf dem roten Teppich, mit dem das Zelt ausgestattet ist, platziert.
Durch einen Tunnel gelangen die Besucher in das Spielzelt. Dekorative rote Logen und ein fünfreihiges Bankgradin stehen für die Besucher bereit. Der große elegante Artisteneingang aus rotem Samt nimmt den hinteren Bereich des Zeltes ein.
Die umfangreiche Lichtanlage wird auf höchst raffinierte Weise eingesetzt und unterstützt die auftretenden Künstler optimal.

Die tragende Figur der aktuellen Show ist Clown Luigi. Omnipräsent und sehr wandelbar zeigen seine ungeheuer vielseitigen Auftritte frische, neue Ideen und unterscheiden sich erheblich von den oftmals zu sehenden „Einheitsreprisen“, auf die hier völlig verzichtet wird. Bereits im Opening nimmt der Clown, der eine sehr sympathisch wirkende Figur verkörpert, das Publikum für sich ein. Ein Miniflugzeug kreist um den Kopf von Luigi, der das Steuerrad fest in beiden Händen hält und schließlich den Flieger durch das Rad passieren lässt. Nanaische Spiele bestimmen eine Reprise, in der der Clown in einem Karton sitzend von einem „Maskenmann“ umher getragen wird. Pantomimisch geht es zu, wenn ein Koffer Eigenleben entwickelt und sich partout nicht vom Fleck bewegen lässt. Immerhin können ihm eine silberne Kugel und drei Bälle entnommen werden, die geschickt manipuliert bzw. jongliert werden. Acht große Kartons lassen sich wunderbar hochstapeln und sorgen für einige Verwicklungen. Mit einer „Fernbedienung“ lässt sich der Applaus lenken und die Scheinwerfer „verlöschen“, so dass  erst einmal Pause gemacht werden muss. Eine Jonglage mit leuchtenden Bällen in völliger Dunkelheit bietet einige mystische Augenblicke in dem flott ablaufenden Programm. Plötzlich züngeln Flammen aus einem „Buch“ in dem der Clown gerade liest und schließlich, nach vergeblichen Löschversuchen hat Luigi „Feuer am Hut“.
Zusammen mit seiner Partnerin präsentiert er als Duo Loic und Dalana eine veritable Quick Change Darbietung. Aufwändige, dekorative Kostüme werden in Windeseile in einer schwungvollen Choreographie gewechselt.

Direktor Riccardo Canestrelli ist mit zwei Dressurdarbietungen in der Manege präsent. Zunächst lässt er vier muntere Tigerscheck-Ponys ihr erlerntes Können präsentiern. Gekonnt führt er die Chambrière und die Kleinpferde traben munter ihre Figuren. Mit einem ansprechenden Steiger findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss.
Den Exotenzug des Hauses – ein Kamel, ein Dromedar, zwei Watussi und zwei Lamas – sehen wir vor der Pause. In einem stimmigen „Maharadscha“-Kostüm lässt der erfahrene Tierlehrer die verschiedenen Figuren in erstklassiger Weise ausführen. In immer wieder variierenden Formationen interagieren die unterschiedlich Tierrassen harmonisch miteinander.
Die dritte Tierdarbietung in diesem Programm bietet Gladis Medini mit ihren Papageien. Vier bunt schillernde Aras zeigen mit Freude ihre große Geschicklichkeit. Sie hissen eine Flagge, fahren Rad und beherrschen den perfekten Dunking bei Basketball. Ein Papagei sortiert Gegenstände unterschiedlicher Farben und Formen in die richtigen Öffnungen und zeigt sich anschließend als Chaufeur eines Autos, nicht ohne vor Fahrtantritt den Motor kontrolliert zu haben.

Gabor und Brigitta sind mit drei erstklassigen artistischen Darbietungen zu erleben. Zunächst arbeiten sie einen eleganten Duo-Auftritt an den Strapaten. Abwechselnd agieren beide Partner als Porteur und viele kräftezehrende Tricks erfolgen in hervorragender Weise.
Wenig später sehen wir Brigitta am Vertikalseil. Eine umfassende Auswahl der relevanten Tricks des Genres arbeitet die sympathische Artistin gekonnt und routiniert. Mit dem einarmigen Ausdrehen findet diese Nummer ihren Höhepunkt.
Gekonnte Handstandequilibristik bietet das Duo in seinem letzten Auftritt. Mit großer Ausstrahlung und eleganter Ausführung erfolgen die Aktionen. Eine breite Palette unterschiedlicher Figuren reihen sich, mit fließenden Übergängen harmonisch verbunden, aneinander. Zum Höhepunkt des Auftritts schmiegt sich Brigitta, rücklings zu einem Ring gebogen, um den Körper von Gabor, der im Einarmer balanciert.

Eine weitere Luftdarbietung bietet eine blonde Artistin am Ringtrapez. Weite Flüge füllen die Zeltkuppel und verleihen dem Auftritt eine Leichtigkeit, die den Kraftaufwand der anspruchsvollen Tricks vergessen lässt.
Letzte Darbietung des abwechslungsreichen Programms ist die Magic-Show von Melvin Velting. Eine temporeiche moderne Choreographie und dekorative Requisiten bilden den Rahmen dieser mitreißenden Zaubershow, in deren Verlauf etliche der gängigen Groß-Illusionen ansprechend präsentiert werden.
Zum Finale nimmt das komplette Ensemble Aufstellung in der Manege und Direktor Riccardo Canestrelli stellt seine Artisten noch einmal vor. Mit langanhaltendem Applaus dank das äußerst zufriedene Publikum für ein gutes, sowie stimmungsvoll und mitreißend dargebotenes Spektakel.