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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE FIRMIN BOUGLIONE
Mons, 05. März 2016

Der Cirque Firmin Bouglione war zu einem längeren Gastspiel nach Mons, der Hauptstadt der wallonischen Provinz Hennegau, angereist. Seit mehreren Jahren leitet Riccardo Canestrelli, Enkel von Unternehmensgründer Firmin Bouglione den Circus.
In einem Gewerbegebiet ist der Circusplatz verkehrsgünstig an einem Autobahnzubringer gelegen.
Die rot-weißen Zeltanlagen strahlen weithin. Die schmucke Front mit dem rot-weißen Zaun und Entreebogen schließt auf der rechten Seite mit dem nostalgischen Kassenwagen ab. Dahinter sind die rot-weißen Materialtransporter platziert und auf der anderen Seite des Chapiteau fanden die Wohnwagen ihren Platz. Für die Ponys und Exoten wurden geräumige Ställe aufgebaut.
Im gemütlich eingerichteten Vorzelt nimmt der gut sortierte Verkaufswagen der Circusrestauration eine Seite ein und gegenüber haben zahlreiche Sitzgelegenheiten ihren Platz auf dem roten Teppichboden.
Durch einen roten Tunnel gelangt man ins Spielzelt, dass vom großen eleganten Artisteneingang beherrscht wird. Dekorative Logen und ein fünfreihiges Bankgradin stehen für die Besucher bereit. Das Rondell ist mit dekorativ bedruckten rotgrundigen Planen versehen und roter Teppich bedeckt den Boden. Dank des geschickten Einsatz der verschiedenen warmen Rottöne herrscht im Chapiteau an dichte, festlich-gemütliche Atmosphäre.
Die umfangreiche Lichtanlage wird raffiniert eingesetzt und unterstützt die auftretenden Künstler in idealer Weise.

Direktor Riccardo Canestrelli heißt das Publikum „herzlich willkommen“ und gibt die Manege für die erste Darbietung frei.
Jongleur Ernani Sibilla sorgt für den notwendigen Schwung zu Programmbeginn. Gekonnt werden die ersten Touren mit Tennisbällen absolviert. Es folgen Routinen mit Zylinderhüten, ehe wiederum weiße Tennisbälle zum Einsatz kommen. Die Muster mit den Bällen werden sowohl als Bodenjonglage als auch „nach oben“ gearbeitet. Variantenreich und sicher wird die umfassende Abfolge unterschiedlicher Routinen ausgeführt.
Simonetta Golini bietet einen ansprechenden Auftritt an Tuchstrapaten. Die Tücher sind zu dicken Stricken gedreht und zunächst zu zwei langen Schlingen hochgebunden und ermöglichen auf diese Weise eine Reihe kraftvoll ausgeführter weiten Flüge durch die gesamte Kuppel. Eine Reihe gekonnt ausgeführter Haltefiguren ergänzt die Trickfolge.

Clown Luis Milla wird bei seinen Auftritten von seinen beiden, etwa zehn bis zwölf Jahre alten, Söhnen begleitet und unterstützt. Die Auguste tanzen fröhlich durch die Manege und Luis blanaciert auf einer Stange ein Tablett auf seinem Kinn, anschließend versucht er es mit einer Palette Eier im Zuschauerraum.
Im zweiten Auftritt bringt der Clown eine Original-Reprise zu Gesicht. Einer der Jungs nimmt ihm den Wasserschlauch mit dem er hantiert weg, der Strahl aus dem Schlauch versiegt und kommt nun direkt aus einem Finger des Clowns, dann wechselt der Strahl zum Schuh, einem Manegenkasten und dem Kopf von Luis Milla. Während die Clowns ihr Spiel treiben, spritzt der kräftige Wasserstrahl meterhoch von den immer wieder wechselnden Positionen aus dem Körper des Clowns und scheint schier unerschöpflich.
In einem weiteren Auftritt sind Vater und Sohn, als Cowboy und Indianer, in ein Handgemenge verwickelt. Der Kampf verläuft jedoch so schnell, dass der Direktor eine Wiederholung in Zeitlupe anordnet.

Die beiden hauseigenen Dressurnummern werden von Direktor Riccardo Canestrelli direkt vor und nach der Pause präsentiert. Zunächst sehen wir die gekonnt ausgeführten Abläufe des Exotenzuges. Kamel, Dromedar, zwei Watussi-Rinder und ein Lama werden vom Chef des Hauses souverän zu ihrem abwechslungsreichen Repertoire angeleitet.
Die vier munteren Tigerschecken-Ponys trippeln schwungvoll ihre Figuren in den Manegensand. Kruppensteiger, Barrierensprung, der zur Freude der Kinder von einem Pferdchen verweigert wird, und ein erstklassiger Steiger sind die Höhepunkte des Auftritts.
Leonardo di Blasio ist mit seiner Strapaten-Darbietung zu erleben. Der junge Artist präsentiert in kraftvoller Manier eine Reihe erstklassig ausgeführter Tricks hoch in der Kuppel des Chapiteau. In eleganter Weise werden auch die anspruchsvollsten Abfälle geboten.

Temperamentvoll präsentiert Anton Tarbeev sein Können mit den Diabolos. In rascher Abfolge werden die unterschiedlichen Tricks ausgeführt und ein ums andere Mal werden die Diabolos hoch in die Kuppel geschleudert. Eine Reihe Tricks wird im Zusammenspiel mit seiner Partnerin Katrina Markevich dargeboten. Abschließend fügt Anton Tarbeev auf einem Einrad fahrend mehrere Diabolos, mittels Zwischenelementen zu einem Turm auf seinem Kopf auf. Abwechselnd wirft er Diabolo und Zwischenstück empor und fängt sie geschickt auf dem Kopf auf.
Katrina Markevich ist im zweiten Programmteil mit ihren fulminanten Antipodenspielen zu erleben. Auf einer sehr hohen Trinka erfolgen die gekonnt vorgetragenen Aktionen. Gekonnt lässt die mit großer Manegenpräsenz und Ausstrahlung agierende Artistin kleineTeppiche rotieren. Bis zu vier Stück werden zur gleichen Zeit routiniert manipuliert und wandern dabei über Hände und Füße der Jongleurin.
Der kolumbianische Artist Fabio Sanchez arbeitet die dritte Luftdarbietung des Programms. Auf dem Hochseil präsentiert er mit südamerikanischem Temperament im Gehabe eines coolen Machos sein Können. Fahrt auf einem Fahrrad, freier Stand auf einem Stuhl und blinde Überquerung des Seils gehören zu seinen Spitzentricks.
Als Final-Darbietung ist der flott choreographierte Quick Change des Duo Milla zu erleben. In bekannter Manier wechseln beide Partner mehrfach ihr Outfit, ehe letztlich Madame Milla unter einer wahren Flut von glitzerndem, metallenem Konfetti in einem Abendkleid erscheint. 
Das schwungvoll konzipierte Finale bringt noch einmal alle Mitwirkenden in die Manege und Direktor Canestrelli verabschiedet ein überaus zufriedengestelltes Publikum. Der frenetische Applaus und die Standing Ovations scheinen kein Ende nehmen zu wollen, so werden Artisten und Direktion von den Zuschauern gefeiert.
Dem Cirque Firmin Bouglione ist es auch in diesem Jahr wieder gelungen, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ein erstklassiges Programm zusammen zu stellen und in hervorragender Weise in ansprechendem Ambiente zu präsentieren.