Text und Fotos Friedrich Klawiter |
CIRCUS FISCHER Oppenheim, 16.Oktober 2010 |
Lange Zeit reiste August Bügler mit seiner Familie als Circus Starlight. Nun wird seit einiger Zeit der Familienname seiner Frau für die Firmierung genutzt. Die Fahrzeuge sind mit dem neuen Namen beschriftet und in der Werbung ist sowohl 'Fischer' als auch 'Starlight' zu finden. In Oppenheim hatte der Circus außerhalb des Ortes auf einem abgemähten Stoppelacker Platz gefunden. Auf diesem Untergrund sah sich die Direktion an dem verregneten Samstag gezwungen Stroh auszubringen, auf dass der Weg ins Zelt nicht schlammig werde. Ein kleiner älterer roter Viermaster dient als Spielstätte. Die Vorder- und Rückseite des Vorzeltes blieben offen. Es dient dem ein wenig eigenwilligen Kassenwagen als Unterstand. Der kleine Anhänger hat zur Hälfte die Karosserie eines Klapp-Campings, der hintere Teil wird von der aufwändig gebauten Kassenkabine gebildet. Ein paar Zaunelemente und zwei Sattelauflieger, die in großen Lettern den Circusnamen zeigen, bilden die Front. Der Fahrzeugpark des Circus Fischer zeigt sich „bunt gemischt“. Neben modernen Sattelaufliegern und Anhängern gehören auch noch mehrere, teils sehr kleine, klassische Runddach-Circuswagen zum Bestand. Außer einer Anzahl Pferde und Exoten gehören auch sechs Tiger zum Tierbestand. Rechtzeitig vor dem Eintreffen der ersten Besucher bezieht ein eigens entsandter Mitarbeiter des Ordnungsamtes Stellung am Circus, beauftragt das parken auf dem angrenzenden Wirtschaftsweg zu unterbinden und die Autos in ein fünf- bis sechshundert Meter entferntes Gewerbegebiet zu zwingen. Die Einrichtung des Chapiteau weicht im Aussehen vom Üblichen ab. Den vorderen Teil des Zeltes füllt eine rechteckige, nur minimal ansteigende, relativ neue Tribüne mit neun Bankreihen. An beiden Seiten der Manege sind zwei Reihen Stühle zum Rondell hin angeordnet. Logen in gewohnter Form sind hier nicht vorhanden. Modern geformte Absperrgitter bilden ein Viereck um die Masten und trennen die eine Reihe Logenstühle von der Piste. Diese besteht nur aus einem Rohrrahmen, der obenauf ein Deckbrett trägt. Ein schlichter Artisteneingang aus rotem Stoff komplettiert das Arrangement. Die wenigen Scheinwerfer der Lichtanlage sind an zwei Querträgern zwischen den vorderen Masten und über dem Artisteneingang angeordnet. Leider sind sie nicht optimal justiert, lassen die linke Manegenseite größtenteils unbeleuchtet. Ein moderner Alu-Zentralkäfig, mit außergewöhnlich breiten und dem Manegenradius angepasst gebogenen Elementen, ist bereits aufgebaut. So beginnt die Vorstellung, nach den Begrüßungsworten des Direktors, mit der Vorführung von zwei Tigern. Der Junior Rinaldo Fischer leitet die Katzen zu Balkenlauf und verschiedenen Sprüngen an. Fleischgabe vom Stock und eine Minipyramide vervollständigen die Nummer. Direktor August Bügler, Künstlername Francesco Fischer, präsentiert eine Einzelfreiheit. Ein dekorativer Schecke läuft seine Figuren, bietet Steiger, dann folgt der 'Achterlauf' um zwei, auf Podesten stehenden Lamas. Ein Schaukelpony beschließt den Auftritt des Chefs. Die Rolle des Sprechstallmeisters füllt Diana Fischer charmant und gekonnt aus. So übernimmt sie in der Clownerie von „Bettina und Pauline“, Scala Fischer und eine weitere ihrer Schwestern geben diese Figuren, den ernsthaften Part. Die „Waschmaschine“ und das wohl unvermeidliche „verbotene musizieren“ sind die beiden gespielten Reprisen. Als jüngste Artistin des Circus Fischer tritt die siebenjährige Kenia mit ihren Hula Hoops in einer eigenständigen Nummer auf. Auf einem höheren Podest stehend, beherrscht das kleine Mädchen seine Reifen sicher und präsentiert mit viel Spielfreude eine kindgerechte Darbietung. Die vierzehnjährige Scala erweist sich als vielseitige talentierte und gute Universalartistin, die in zahlreichen Nummern zu überzeugen versteht. Zunächst arbeitet sie zahlreiche Tricks aus den Bereichen Handstand und Kautschuk in einer harmonischen Kür. Nach den beiden Auftritten als Clown ist es an ihr die Pausennummer zu arbeiten. Strapatentücher sind ihr Requisit, dass sie angesichts ihres Alters, sehr kraftvoll beherrscht. Schwungvoll wird eine harmonische Trickfolge geboten. Die angepriesene Pausentierschau wird von so gut wie allen Besuchern genutzt, vielleicht auch, da eine „große Raubtierfütterung“ in Aussicht gestellt wird. Die Starlight Sisters – Scala, Bonita, Mercedes – starten den zweiten Teil mit Kugellauf. Diese Demonstration der heute nur noch selten zu sehenden Disziplin beginnt mit ein paar Figuren zu ebener Erde, bevor es die Rampen hinauf geht. Eine zweite Hula Hoop Darbietung in diesem Programm präsentiert Bonita Fischer. Nun in gewohnter Manier in der Manege werden die üblichen Abläufe gezeigt. Juniorchef Rinaldo Fischer bringt ein Groß-und-Klein in die Manege. Die beiden optisch gut zu einander passenden gescheckten Pferde absolvieren flüssig ihre Lauffiguren. Ihnen folgt ein paar Schimmel, deren Dressurfolge noch etwas unausgereift wirkt. Jeweils einzeln zeigen sie ein paar Figuren und Steiger. Für die Finalnummer ist wiederum Scala Fischer zuständig. Ihre starke Darbietung am Ringtrapez begeistert das Publikum. Charmant und gekonnt präsentiert sie ein umfassendes Repertoire der genreüblichen Tricks. Abschließend arbeitet sie einige Tricks, in der Art wie Galina Szabo, an einem doppelten Schwungseil, dass am Ring befestigt wird. Das Finale ist kurz und knapp, sieht nur die weiblichen Mitwirkenden in der Manege. Ein zwei kleine Zugaben der Mädchen, dann heizt Diana Fischer die Stimmung nochmals an mit der mehrfachen Nachfrage nach weiteren Zugabenwünsche. So präsentiert denn Rinaldo Fischer seine Feuer-Nummer als 'Zugabe'. Löschen und entzünden von Fackeln mit dem Mund sowie zahlreiche hoch ausgestoßene Feuersäulen beinhaltet dieser Auftritt. Damit endet nach rund eindreiviertel Stunden die Vorstellung. Circus Fischer-Starlight bietet ein abwechslungsreiches, ansprechendes Programm eines Familiencircus und so verlässt ein zufriedenes Publikum das Chapiteau. |