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Text und Fotos Friedrich Klawiter
GELSENKIRCHENER WEIHNACHTSCIRCUS
Gelsenkirchen, 06. Januar 2023

www.gelsenkirchener-weihnachtscircus.de
Zum 25. Mal veranstaltete die Familie Probst den Gelsenkirchener Weihnachtscircus und damit in der abgelaufenen Winterspielzeit ein stolzes Jubiläum feiern. „Celebration“- so das stimmige Motto der Show – verhieß beste circensische Unterhaltung. Dem erfolgreichen Konzept, erstklassige Circus-Acts in einer harmonischen und modernen Inszenierung zu präsentieren blieb man auch mit der Jubiläums-Ausgabe treu.
Das Jubiläumsgastspiel musste an einem neuen Standort durchgeführt werden da der angestammten Platz im Nienhauser Revierpark augrund von Bautätigkeiten in dieser Spielzeit nicht zur Verfügung stand.
Großzügig aufgebaut leuchtete der Circus in der Wintersonne. Ein Zwei-Masten-Chapiteau ist als Foyerzelt aufgebaut und dahinter erhebt sich der große Viermaster. Breiten Raum nehmen hinter den Zelten die Stallungen und Koppeln von Pferden und Kamelen.
Unzälige Lichter funkeln am Zierzaun und an den Zelten. Der Bereich rings um die Kasse ist mit zahlreichen Weihnachtsbäumen stimmungsvoll dekoriert.
Die Circusrestauration ist in zahlreichen, entlang des Rondells platzierten Marktständen untergebracht. Ein gemütliches Circus-Café, Stehtische und Bierbankgarnituren strukturieren den Raum und laden zum verweilen ein. Aus der Zeltkuppel spannen sich Lichtschnüre herab an die Rondellstangen und bilden ein funkelndes Firmament, das sich in den zahlreichen festlich geschmückten und illuminierten Weihnachtsbäumen widerspiegelt.


Die bekannte Regisseurin und Choreographin Anett Simmen, seit Jahren verantwortlich für die Weihnachtsproduktionen des Circus Probst, inszenierte auch dieses Spektakel.
Den vorzüglichen Sound, der die Show hervorragend trägt und die auftretenden Artisten unterstützt liefert Maestro Yuri Rebenok mit seinen Musikern.
Die nochmals aufgewertete Lichtanlage wird von Andreas Probst höchst virtuos eingesetzt und mit einem hervorragenden Lichtdesign die perfekt in Szene gesetzt.
Im Prolog, während des Einlasses, wetteifern die Clowns Rudi – Rudi Brukson – und John – John Leyseck – wessen Publikumshälfte mehr applaudiert. „Jim Bim“, alias Sergui Munteanu kommt mit seinem „größten Handy der Welt“ hinzu und das muntere Spiel endet bald.
Mit einem opulenten Opening in schwarz und weiß nimmt die Show ihren Beginn. Die acht Damen der „Probst-Dance-Crew“ haben ihren ersten von zahlreichen Auftritten und das Artisten-Ensemble gibt erste Kostproben des Könnens. Sprecherin Carmen Leyseck, sie begeht ihr zwanzigjähriges Jubiläum in diesem Weihnachtscircus, erreicht die Manege traditionell in einem Pferdeschlitten im Kostüm einer Eiskönigin.
Sängerin Allison Bonnefoy und Sänger Lukas Johne begleiten eine Reihe von Darbietungen.
Im ersten Programmteil wird praktisch jede Darbietung mit Begleitung von Ballett und oder Sängern präsentiert.
Die elegante und trickstarke Luftartistik von Elena Brukson an den Tuchstrapaten bietet den gelungenen Einstieg in die Spielfolge. Zahlreiche riskante Abfaller aus großer Höhe kennzeichnen den Auftritt, der seinen Höhepunkt in einem freihändigen Spagat zwischen den Tüchern findet.
Vom mongolischen Staatscircus kommt die Truppe Suba. Sie zeigen zunächst ihr Können mit Sprungseilen. In vielseitigen Variationen und wechselnden Konstellationen werden die Seile überquert. Fehlerfrei erfolgen die effektvollen Aktionen, die in Sprünge im 3-Mann-Hoch gipfeln. Zu Beginn des zweiten Programmteils sehen wir die Truppe wieder, nun mit ihrem umfangreichen Act am Schleuderbrett. Viele Sprungvarianten führen hoch in die Zeltkuppel und werden zumeist auf einem Kissen gelandet. Zu den Spitzentricks gehören ein Doppelsalto in einen Sessel an der Spitze einer Perchestange sowie ein Salto zum 5-Mann-Hoch.

Clown Rudi Brukson jongliert im Habit eines Kochs mit allerlei Küchenutensilien und ist wenig später der Dirigent, der vier Logengäste mit Glöckchen und einen weiteren mit einem Becken anleitet.
Kristina Kosteva präsentiert eine ausgezeichnete Handstand-Equilibristik, deren anspruchsvolle Tricks ausgezeichnet auf den Rängen ankommen und enorm kraftvoll ausgeführt werden. Leider tritt die Sängerin hier etwas zu sehr in den Vordergrund und lenkt vom Auftritt ab.
Raquel bietet Luftakrobatik an einem Requisit, das als riesiger weißer Schirm ausgebildet ist.

Als – leider – einzige Darbietung mit Tieren erleben wir Stefanie Probst mit ihren Freiheitspferden. Zunächst laufen vier junge Friesenhengste Achten und andere Figuren um beleuchtete Würfel. Im Anschluss dirigiert die Juniorchefin ihren bekannten 6er-Zug weißer Araber in einem variantenreichen Ablauf der in eindrucksvollen Steigern seinen gelungenen Abschluss findet.
Die „Flying Souza“ sorgen mit ihrem temperamentvollen Auftritt am fliegenden Trapez vor der Pause noch einmal für mächtig Schwung und heizen die Stimmung im weiten Rund an. Die umfangreiche Trickfolge wird erstklassig geboten. Immer wieder besonders effektvoll für das Publikum ist die abschließende Passage.
War der erste Programmteil hauptsächlich von sehr viel Ballett und Gesang geprägt - er wies beinahe musicalhafte Züge auf, stand der zweite Teil der Show in starkem Gegensatz dazu. Stringent - bis auf eine Ausnahme ohne Einsatz von Show-Elementen - wurde hier ein starkes, typisches Nummernprogramm geboten, das der Vorstellung viel mehr Tempo und Dichte verlieh. Die Stimmung auf den Rängen zog jedenfalls merklich an.

„Jim Bim“ erzählt Carmen Leyseck von seinen Reiseplänen und diese ruft ihm ein Taxi. Kaum gerufen, brettert Clown John mit seinem „Yellow Cab“, einem erstklassig präparierten VW-Käfer in die Manege. In flottem und gekonntem Spiel reihen die drei Komödianten zur großen Freude der Zuschauer Gag an Gag.
Tennisjongleur Rico Brukson beherrscht Tennisbälle und -schläger in Vollendung. Rasant präsentiert der junge Jongleur seine variantenreichen Routinen und hält abschließend fünf Rackets souverän in der Luft.
Kraftjongleur Suldbaatar Adilbish demonstriert seine Stärke mit mächtigen metallenen Kugeln, Bügelgewichten und einem Baumstamm. Schließlich trägt er das Gewicht mehrerer Menschen nur mit seinen Zähnen.
In einem kurzen Vorspiel zum Auftritt von Kontorsionistin Tsas Tsenduke bietet Celina Probst ihr akrobatisches Können dar. Die Kontorsions-Darbietung begeistert das Publikum mit großer Beweglichkeit und Körperbeherrschung. Natürlich darf ein Mundstand nicht fehlen und schließlich tritt ein Schuss per Fuß mit Pfeil und Bogen zielgenau in einen Ballon.
Kunstschütze Ovidiu Tell fasziniert mit seinem Können. Er zeigt sich zielsicher mit seiner Armbrust und alle Pfeile treffen „ins Schwarze“. Fünf aufeinander montierte Armbrüste, gleichzeitig ausgelöst, treffen fünf unterschiedliche Ziele und schließlich schießt er sich selbst, mittels mehrerer sich gegenseitig auslösender Armbrüste, den Apfel vom Kopf.
Nach einer sehr effektvoll gespielten Reprise, natürlich geht es ums Thema schießen, von John und „Jim Bim“, geht es noch einmal hoch in die Kuppel des Chapiteau.
Exzellente Luftakrobatik in einer Plexiglaskugel präsentiert uns Kristina Kosteva. Die vielseitige Trickfolge wird hervorragend ausgeführt und erhält durch die sich immer wieder nach unten öffnende Kugel den besonderen Reiz. Raffiniert im Schwarzlicht ausgeleuchtet scheint die Kugel mit der Artistin losgelöst und frei im Raum zu schweben.
Als Final-Darbietung sind die „Hell Riders“ mit ihrem „Globe of Death“ zu erleben. Rasant gehen die verwegenen Fahrer zur Sache und rasen auf kreuzenden Spuren durch die Stahlgitterkugel. Voller Spannung verfolgen die Zuschauer wie sich letztlich sieben Fahrer den knappen Raum teilen. Besonders effektvoll werden die abschließenden Runden im abgedunkelten Zelt, nur im Schein der Lichtschnüre an den Maschinen absolviert.
Das große Finale, mit Ballett, Gesang und Feuerwerk zaubert noch einmal ein buntes Bild in die Manege, in dem sich die Mitwirkenden vom begeisterten Publikum verabschieden. Lang anhaltender frenetischer Beifall und Standing Ovations sind deutlicher Beleg, das die exakt drei Stunden währende Show beim Publikum bestens ankam und die Erwartungen vollends erfüllt wurden.