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Text und Fotos Friedrich Klawiter
GELSENKIRCHENER WEIHNACHTSCIRCUS
Gelsenkirchen, 31. Dezember 2013

www.gelsenkirchener-weihnachtscircus.de
Der siebzehnte Gelsenkirchener Weihnachtscircus, in ununterbrochener Folge von Reinhard Probst und seiner Familie veranstaltet, gehört zu den traditionsreichsten Events seiner Art. Die neueste Edition des größten  Weihnachtscircus-Spektakel  im Herzen des Ruhrgebiet bot wiederum ein erstklassiges Circusprogramm.
Am angestammten Platz im Revierpark Nienhausen verbreitete sich bereits ob des prachtvollen Weihnachtsschmucks im Außenbereich ein festliches Flair, wie es andernorts nur selten zu bewundern ist. Der Weg von der Straße bis zur Fassade ist mit unzähligen beleuchteten Tannenbäumen geschmückt. Auch die Gassen zwischen den Wohnwagen und die Kuppeln der Zelte weisen vielfältige Weihnachtsdekoration auf und erstrahlen in der Dunkelheit  im Licht tausender Lämpchen.
Ein großes Zwei-Masten-Chapiteau mit Holz-Pendeltüren dient als Vorzelt.  Große Tannen und die Marktstände, die entlang des Rondells angeordnet sind, sind üppig geschmückt. Ein gemütliches Circus-Café ergänzt das Ensemble und die Weihnachtsstimmung ist förmlich greifbar.


Vladimir und Denis Stoljarov streifen auf der Suche nach jagdbaren Tieren, mit Pfeil und Bogen sowie Netz ausgerüstet, durchs Chapiteau. Solange, bis der vom Weihnachtsmann gelenkte Pferdeschlitten mit  Moderatorin Carmen Leyseck einfährt. In einem prachtvollen Kostüm heißt die charmante Ringmasterin ihr Publikum „herzlich willkommen“. Die beiden Clowns erfahren, dass Tiere im Circus nicht gejagd sondern geliebt werden und dass das Motto aus genau diesem Grund „Ein tierisches Vergnügen“ sei. Die große Artistenschar kommt nun auch in den roten Ring und Ludovik Berousek präsentiert auf seinen Armen zwei weiße Löwenbabys.
Natürlich sind entsprechend zum Programmmotto eine ganz Reihe attraktiver Dressurnummern im Programm. Schade das in dieser Spielzeit kein Mitglied der Direktionsfamilie mit einer der zahlreichen und erstklassigen Tierdarbietungen in der Manege zu erleben ist.
Adriana Spindler arbeitet eine temperamentvolle Nummer mit ihren beiden Seelöwen, die außer den üblichen Balancetricks auch eine Menge schauspielerisches Talent erkennen lassen. Abschließend wird die versierte Tierlehrerin vor größeren Robbe quer durch die Manege getragen.
Leyseck's Haustierrevue kommt besonders bei den kleinen Zuschauern sehr gut an. Sieben Ziegen, zwei Esel, und zwei Hunde zeigen unter Anleitung von Andreas und Carmen Leyseck ihr Können. Die Ziegen balancieren über Balken, springen und erklimmen einen hohen Turm, derweil die Hunde auf den Eseln reiten.


Ludovik Berousek arbeitet mit fünf weißen und einem normalfarbenen Löwen eine abwechslungsreiche Darbietung. Verschiedene Pyramiden aller Tier, abliegen, Hochsitzer und verschiedene Sprünge werden routiniert ausgeführt. Ein Schmuseszene gehört genauso zum Repertoire, wie ein flott und beherzt ausgeführter Rachentrick. Mit dem Ritt auf der Spiegelkugel findet der Auftritt seinen effektvollen Abschluß.
Gerd Koch präsentiert mit viel Schwung und tänzerischem Auftreten seine fünf weißen Araber in einer schwungvollen Choreographie. Souverän fügt der erfahrene Dresseur die unterschiedlichen Abläufe aneinander. Mit einigen formidablen Da Capo Steigern klingt diese harmonische equestrische Darbietung gelungen aus.
Angelique Leyseck hat ihre Nummer an den Tuchstrapaten in eine kleine Geschichte gebettet. Auf einem prächtigen Friesen stürmt ein „Vampir“ in die Manege, in der Angelique in einem romantischen Outfit umherspaziert. Die junge Frau erliegt den Lockungen und wandelt sich ihrerseits in einen Vampir, der an den Tüchern hoch durch die Kuppel schwebt. Schnell und sicher folgen Haltposen, Abfaller und weite Flüge aufeinander. Verschiedene Aktionen mit Hula Hoop Reifen verleihen der Nummer besonderen Drive.
John Leyseck arbeitet gekonnt am Todesrad. Weite Sprünge und andere Aktionen werden in den Kessel sicher und elegant ausgeführt. Auf der Außenbahn gehören Fackeljonglage und Blindlauf zu den Highlights, die die Zuschauer den Atem anhalten lassen.

Vladimir und Denis Stoljarov bieten vorzügliche Clownerie in bester russischer Clownstradition. Vater und Sohn zeigen sich umfassend bestens akrobatisch und pantomimisch ausgebildet und die unterschiedlichsten artistischen Disziplinen sind Basis ihrer Arbeit. Außer durchdachter feiner Komik und stimmigen Gags werden eine Reihe artistischer Kabinettstücke geboten. Aus ihrem umfangreichen Repertoire sehen wir zunächst die „Marionetten-Reprise“. Vladimir Stoljarov läuft auf hohen Stelzen, derweil Denis im Stile eines Fassspringers aus dem Stand in und aus einer hohen Box springt. Beim Wettstreit, wem der Orden eines Meisters auf der Rola-Rola gebührt, wird ein kleines Brett als Unterlage einfach auf den unebenen Manegensand gelegt und auf einem Turm aus fünf Walzen und Rollen balanciert. In der Fotografen-Szene mutiert ein „Blitzlich“ zum Flammenwerfer. Zusammen mit Ehefrau und Mutter Irada Stoljarova präsentieren die Clowns eine originelle Quick Change Nummer. Sie tritt zunächst im Kostüm einer russischen Bojarin in den roten Ring, verwandelt sie sich beim durchschreiten eines kleinen Kabinetts in ein typisches holländisches Meisje. Nun kommt Sohn Denis mit ins Spiel und bald erscheinen Mutter und Sohn im gleichen Dress aus der Kabine und agieren kurz im Stil des Spiegelentrees. Das bunte Treiben wird immer turbulenter und erreicht seinen Höhepunkt als Vater Vladimir als „wilder Häuptling“, mit freiem Oberkörper aus der Kabine kommend, die Manege rockt.
Carmen Murianu, Denis Stoljarovs Ehefrau, präsentiert eine stimmungsvolle Darbietung am Ringtrapez. Elegant schwebt die junge Frau durch die Lüfte und arbeitet in perfekter Ausführung die relevanten Tricks des Genres.

Die weiteren akrobatischen Darbietungen im diesjährigen Programm werden von Mitgliedern der Truppe des Mongolischen Staatscircus in Ulan Bator gearbeitet.
Zu Programmbeginn zeigen neun Personen erstklassige Handvoltigen. Saltos auf den Händen und von Fängerpaar zu Fängerpaar sind genauso zu sehen, wie eine Passage zweier Flieger. Bis hinauf zum Vier-Mann-Hoch führen die Voltigen, die ohne Hilfsmittel nur mit Muskelkraft ausgeführt werden.
Drei junge Kontorsionistinnen bieten eine erstklassige Performance. Mit ihrer enormen Beweglichkeit verblüffen sie das Publikum ein ums andere Mal. Großen Kraftaufwand lassen die zahlreichen Handstände erkennen. Mit einem dreifachen Stand auf Mundstäben findet der Auftritt seinen Höhepunkt.
Drei Herren der Truppe arbeiten als Ikarier. Ohne Trinka, nur mit einem kleinen umgeschnallten Kissen ausgestattet, liegt der Untermann auf dem Manegenteppich und jongliert die Partner auf den Füssen. Nach einigen Saltos und Pirouetten bitten die Artisten drei Zuschauer in die Manege, die ebenfalls in die Nummer integriert werden.
Zu viert arbeiten die Mongolen eine Gruppenjonglage mit bunten Keulen, die die genreüblichen Abläufe bietet. Effektvoll wird der Auftritt mit dem jonglieren von Fackeln beendet.
Vor dem Finale ist die große Truppe noch einmal zu erleben, nun mit fröhlichen Seil springen. Die Choerographie des Genres ist hinlänglich bekannt und auch dieser Auftritt birgt keine Überraschungen. In Hinblick auf den Spannungsaufbau des Programms wäre ein Platzierung von Springseil- und Handvoltigen-Darbietung in umgekehrter Reihenfolge vielleicht dienlicher gewesen.
Das Finale folgt einer temperamentvollen Choreographie und Carmen Leyseck stellt die Artisten namentlich vor. Die beiden Löwenbabys kommen noch einmal zu einem kurzen Auftritt in der Manege und mit dem Versprechen der Moderatorin, im kommenden Jahr mit einem komplett neuen Programm zurück zu kehren, endet die Vorstellung des siebzehnten Gelsenkirchener Weihnachtscircus.