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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS GO  Gasser-Olympia
Gelterkinden, 29. April 2017

www.circus-go.ch
Der Circus GO von Dominik Gasser ist eines der schweizerischen Traditionsunternehmen. Man wirbt damit, dass einzige reisende Circus-Restaurant zu sein. In Gelterkinden, einer Gemeinde im Kanton Basel-Land ergab sich die Gelegenheit zum Besuch.
Auf dem engen Festplatz der Gemeinde war der Circus aufgebaut. Der Kassenauflieger und ein weiterer Sattelzug bildeten die Front des Unternehmens. Der Fuhrpark ist weiß lackiert und in großen roten Lettern mit dem Circusnamen beschriftet. Zwischen den dicht nebeneinander aufgefahrenen Wagen hindurch führt der Weg, an Souvenirstand und Popcorn-Station vorbei, ins Chapiteau.
Als Spielzelt ist ein rot-weiß gestreiftes Vier-Masten Chapiteau mit blauen Applikationen aufgebaut.
Das innen dunkelblaue Zelt ist mit einem auffälligen, bei modernen Zeltbauten nicht mehr zu sehenden, auffälligen rot-weißen Fachwerkdekor versehen und wird von zahlreichen Sturmstangen gestützt.
Drei Tribünen sind im Zuschauerraum aufgebaut. Sie sind mit mit Tischen, für jeweils vier Personen, und Stühlen bestückt. Auf jedem Tisch leuchtet permanent eine kleine Lampe, die sich mehr oder weniger störend in der Show bemerkbar macht.
Während der gesamten Vorstellung wuselt das Servicepersonal umher, nimmt Bestellungen auf, serviert Speisen und Getränke, offeriert Popcorn und Eis, kassiert und animiert recht massiv zum Erwerb eines „Papageien-Fotos“ - all dies dient dem wirtschaftlichen Wohl des Unternehmens, stört jedoch den Genuss der Show.
Ein breiter, recht flacher Artisteneingang aus rotem und blauem Tuch wird mit mehreren „Marmorsäulen“ gegliedert. Auf seiner Empore hat der Schlagzeuger, der die Akzente zur von CD eingespielten Musik setzt, seinen Platz.
An Stelle einer Manege ist eine erhöhte rechteckige Bühne, die den Raum zwischen den Masten bis hin zur Gardine ausfüllt, vorhanden.

Die diesjährige Produktion steht unter dem Motto „Exotica“.
Der singende Koch Roman Peters, er ist auch für die Küche des Circus-Restaurants verantwortlich,  eröffnet die Show mit einem ersten Chanson. Anschließend bieten drei Mongolinnen und drei Schwarzafrikaner eine Ballett-Phantasie mit Schwertern.
Als ersten artistischen Act präsentiert eine vierte Chinesin Kontorsionen. Ruhig und souverän biegt die Artistin ihren Körper in die verschiedenen Positionen, die oftmals auch im Handstand ausgeführt. Zum Abschluss ihrer Evolutionen balanciert sie ihren Körper in Stand auf einem Mundstab aus.

Die vier „African Brothers“ aus Ghana sind mehrfach im Programm zu erleben. Zunächst sehen wir ihre Feuer- und Limbo-Show. Es wird Feuer „geschluckt“, Fackeln verlöschen im Mund und langsam mit der Fackel über Arme und Oberkörper gefahren. Bei den diversen Touren unter der immer tiefer angeordneten Limbo-Stange hindurch wird der Ausführende von Truppenmitglieder übersprungen, bzw. balanciert er rotierende Blechschüssel auf den Händen. Diese Schüssel sind denn auch die Requisiten der Wahl im zweiten Auftritt. Bis fünf zur gleichen Zeit rotieren auf Händen, Stäben an den Schuhen und Mundstab eines Truppenmitglieds. Im Rahmen des Auftritts sehen wir Truppe auch zahlreiche menschliche Pyramiden bauen, wie es für afrikanische Artisten typisch ist. Ein weiteres Mal treten die vier temperamentvoll auftretenden Artisten vor ihr Publikum und präsentieren ihr Können als Reifenspringer.

Auch die vier mongolischen Artistinnen sind mehrfach in der Show präsent. Zu zweit arbeiten sie die Luftnummer des Programms. An einem Requisit, das aus zwei im Winkel von 90 Grad ineinander montierten Ringen mit einer Querstange in der Mitte besteht, wird ein vielseitiges Luftballett präsentiert. Einzig die geringe Höhe über der Bühne schmälert die Publikumswirksamkeit der Darbietung. Eine Hula Hoop Nummer bietet etliche der genretypischen Tricks und Abläufe, die charmant präsentiert werden.
Mit einem „chinesischen Löwentanz“ startet der zweite Programmteil.
Wenig später jonglieren zwei Artistinnen mit Keulen. In abwechslungsreichen Mustern erfolgen die verschiedenen Routinen sowohl solo als auch in gemeinsamer Aktion beider Partnerinnen. Als Besonderheit wird ein Teil der Passings mit sechs Keulen ausgeführt, während die Jongleurinnen auf Einrädern fahren.
Zudem sind die mongolischen Artistinnen in die Magic-Show des Duo Zhann – Direktor Dominik Gasser und seine Ehefrau – eingebunden. Viele der gängigen Großillusionen werden gekonnt präsentiert. Im abschließenden Trick erscheint Roman Peters „aus dem Nichts“ und leitet mit seinem Live-Gesang zur Pause über.

Drei Dressur-Darbietungen sind derzeit in der Show zu erleben. Die tschechische Artistenfamilie Dvorak präsentiert ihre Papageien-Rewe mit sechs Aras. Die dekorativen Vögel fahren Rad, laufen Seil, schieben einen Puppenwagen und laufen Rollschuh. Einige Flugeinlagen führen auch über die Zuschauerränge.
Die Tochter der Familie ist als „Pippi Langstrumpf“ mit einem Border Collie in einem verspielten Auftritt zu sehen.
Anelya Krachinov präsentiert ihre Frettchen-Darbietung nun als Küchenszene. In modernem Koch-Outfit und Dekorationen mit Küchenutensilien lässt die junge Frau die wuseligen Klein-Raubtiere Aktionen ausführen. Das bunte Treiben beinhaltet die Balance über eine Planke, überwinden verschiedener Hürden, Slalomlauf und aufrollen eines Teppichs. Abschließend gilt es für die Frettchen Äpfel eine Leiter hinauf in eine Stellage zu transportieren.

Die Familie Saly, viele Jahre im Programm des Circo Moira Orfei zu erleben, bieten ihre Clownerie nun in diesem Rahmen. In der ersten Reprise jongliert der August mit Kochutensilien und selbstverständlich landet das obligatorische rohe Ei auf seiner Stirn. Wenig später sehen wir ihn mit einer „Kerzenorgel“. Im großen Entree, in dem die Ehefrau als veritabler Weißclown auftritt, bietet das Duo ausschließlich Musik. Auf verschiedenen, teils ungewöhnlichen Instrumenten werden die Melodien intoniert. Der August spielt „singende Säge“ und Trompete, der Weißclown Saxophon, Glocken, Glasorgel und gemeinsam beenden sie den Auftritt auf Xylophonen.
Der Sohn des Duos tritt solo mit einer Schlagzeug-Jonglage auf. Mit drei Tennisbällen bietet er zunächst auf einer Trommel und anschließend auf einem kompletten Schlagzeug seine rhytmischen Routinen.
Noch einmal wird in dieser Show jongliert – nun ist es an Denys seine Diabolo-Jonglage zu präsentieren. Im Piraten-Look werden die vielseitigen Muster souverän gearbeitet.

Andreas Martinez präsentiert elegant seine stilvollen Glasbalancen, ein Genre, dass nur noch selten zu sehen ist. Auf dem gläsernen Mundstab türmen sich dekorative und fein geschliffene Gläser zu immer höher werden Gebilden. Abschließend bilden drei Golfschläger und ein Golfball ein fragiles Konstrukt, dass der erfahrene Artist souverän auf seiner Stirn balanciert.
Als Finalnummer sind noch einmal die vier Mongolinnen, nun mit einer Springseil-Darbietung zu erleben. Für die letzten Tricks sind auch die vier Afrikaner in den Ablauf integriert.
Die Darbietung geht nahtlos in das Finale über, zu dem die Artisten nacheinander auf die Bühne kommen und nach einem Sprung über das geschwungene Seil ihren Platz aufnehmen. Direktor Dominik Gasser bedankt sich beim Publikum für Besuch und lebhaften Applaus und verspricht fürs nächste Jahr eine Wiederkehr mit einer völlig neuen Show. Roman Peters stimmt noch einmal ein Chanson an, da leert sich die Bühne.
Völlig überraschend, die meisten Besucher sind schon im Aufbruch, kehren die „African Brothers“ noch einmal vor die Gardine zurück und zeigen noch einmal einige Tricks als Pyramidenbauer.
Nun scheint die Show endgültig vorbei – doch weit gefehlt. Während viele Besucher bereits das Zelt verlassen haben, singt Roman Peters seine Version von „My Way“.