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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS HERMAN RENZ
Sittard, 09. Mai 2015

www.hermanrenz.nl
„Nederlands Nationaal Circus Herman Renz“ begeistert in dieser Saison mit einer völlig neuen Show, die modern und schwungvoll in erstklassiger Weise präsentiert wird. Viele junge Artisten geben dem Geschehen in der Manege mit ihren frischen Darbietungen den nötigen Drive. Wie seit Jahrzehnten gewohnt bietet der größte Circus der Benelux Staaten hervorragenden traditionellen Circus.
In Sittard gastiert der Circus auf einer riesigen Rasenfläche über einer Tiefgarage in der Innenstadt. Die Fassade des Unternehmens mit der angedeuteten Gardine und den integrierten Kassenschaltern wirkt einladend. Die große Leuchtschrift darüber lässt jedermann wissen welcher Circus hier gastiert.
Ein glänzender rot-weißer Holzzaun mit nostalgischen Leuchten und Lichterbögen sorgt in Verbindung mit dem frisch renovierten Holzschindelwagen für einen romantischen Touch.
Die Zeltanlagen leuchten in einem eleganten blauen und roten Streifendekor. Das moderne Chapiteau mit der hohen spitzen Kuppel wird von einem Gitterrohrbogen überspannt, der mit seiner Leuchtschrift den Circusnamen weithin transportiert.
Das rechteckige Vorzelt wurde hier in der größeren, dreimastigen Variante aufgebaut.
Zugmaschinen, Sattelauflieger und Container, allesamt in den Hausfarben rot und blau lackiert und in großen gelben Lettern mit dem Circusnamen beschriftet, sind um die Zelte gruppiert. Ein mobiler Stall ist für die Vierbeiner errichtet und eine riesige Koppel steht den sechs Pferden und vier Alpakas während des Tages zur Verfügung. Die Wohnwagen der Artisten und Mitarbeiter komplettieren das umfangreiche Material.
Im Vorzelt wartet die hervorragend gestaltete Restauration mit einem höchst umfangreichen Warenangebot auf. Ein unablässig seine Runden drehendes, funkelndes Karussell zieht die kleinen Gäste an und ein gut sortierter Souvenirstand ergänzt das Angebot.
Der große Artisteneingang aus glitzerndem roten Stoff ist der Blickfang im Chapiteau. An einem hohen Gitterrohrbogen trägt er zahlreiche Beleuchtungskörper. Für die Besucher stehen zwei Reihen gepolsterter Logenstühle sowie ein siebenreihiges Schalensitzgradin zur Verfügung.
Das ausgezeichnete Orchester begleitet, wie seit Jahren unter der bewährten Leitung von Robert Rzenik, die Show in erstklassiger Weise mit seiner enormen Bandbreite musikalischer Möglichkeiten.
Eine zweite unverzichtbare Komponente dieser gelungenen Show ist das hervorragende Lichtdesign, dass von Gilbert Weiser kreiert wurde. Wie in vielen Jahren zuvor werden auch heuer mit modernster Technik die auftretenden Künstler in herausragender Weise unterstützt und in Szene gesetzt.

Die aktuelle Show steht unter dem Motto „WOW – World of Wonders“ und das „WOW“ ist durchaus wörtlich und nicht nur als Abkürzung zu verstehen.
Das Opening, eine schwungvolle Choreographie des gesamten Ensembles, weckt die Erwartungen an und Vorfreude auf das Kommende im weiten Rund. Mathijs te Kiefte übernimmt auch in dieser Saison wieder in exzellenter Weise die Rolle des Manegensprechers und gibt nach der Begrüßung des zahlreich erschienenen Publikums die Manege frei für Vanessa Labat. Die charmante französische Artistin bietet eine mitreißende Hula Hoop Darbietung weitab vom Mainstream des Genres. Ihr tänzerischer, mit erotischer Ausstrahlung verbundener Stil lässt Musik, Licht, Kostüm und Leistung zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk werden. Fließend und lückenlos folgen die verschiedenen Elemente des Auftritts aufeinander und vom ersten bis zum letzten Moment zieht die Künstlerin die Zuschauer in ihren Bann.

Vier drollige Alpakas werden von Michel Jarz in einer ersten Dressurdarbietung vorgeführt. Ruhig und gelassen laufen die kleinen Neuweltkameliden ihre Figuren. Voller Zutrauen nehmen die scheuen Fluchttiere Futter aus der Hand des Vorführers. Wenig später präsentiert Michel Jarz einen Sechser-Zug prächtiger Friesen.Voller Temperament bieten die seidig glänzenden nachtschwarzen Hengste ihr erlerntes Können dar. Souverän erfolgen die unterschiedlichen Figuren in einem flotten Ablauf und mit dem Da Capo Steiger eines Shetlandponys findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss.
Als dritte Dressurnummer des Programms sehen wir im zweiten Programmteil Pat Clarissons „Hot Dogs“. Die turbulente Hundekomödie wird vom Ballett mit dem flotten Aufbau des „Hot Dog Standes“ eingeleitet, dann erobern die vier Hunde voller Temperament die Manege. Ein Hindernisparcour, Hinterbeinlauf und vielfältige Sprünge werden im Wechsel mit allerlei komödiantischen Elementen in rasantem Ablauf geboten und kommen besonders bei den jungen Zuschauern bestens an.

Die glamourösen Highlights, stilvollen Showelemente  und geschmeidigen Verbindungen der Darbietungen bieten die vier Tänzerinnen, wie uns Pressesprecher Mathijs te Kiefte versicherte erstmals ein Profi-Ballett bei Herman Renz anstatt Artistinnen, des ausgezeichneten Balletts. Ihren ersten großen Auftritt nach dem Opening haben sie zusammen mit Magier Vincent Vignaut. Der französische Star-Illusionist ist in beiden Programmteilen mit einer Vielzahl attraktiver bekannter und neu interpretierter Großillusionen zu erleben. Eine moderne Choreographie und erstklassige Requisiten geben dem Ablauf Drive und das perfekte Lichtdesign unterstützt den Verkauf wirkungsvoll. Der Magier erscheint aus einem Bett, in das sich zuvor eine der Assistentinnen zur Ruhe gelegt hat auf der Szene. Ein weiteres Highlight bietet er mit einer „Schwebenden Jungfrau“, die scheinbar nur von einigen kleinen Fontänen emporgehoben wird. Im zweiten Auftritt verblüfft Vincent Vignaut zudem als geschickter Jongleur. Mit drei und vier Fackeln absolviert er gekonnt und sehr sicher eine Reihe ansprechender Routinen, ehe er nach einigen weiteren Illusionen schlussendlich knapp den Zähnen zweier riesiger rotierender Sägeblätter entkommt.

Clownerie genießt im Circus Herman Renz einen hohen Stellenwert, liegt sie seit vielen Jahren in den Händen von Direktor Milko Steijvers. In diesem Jahr hat er mit Clown Joanes einen neuen vielseitigen adäquaten Manegenpartner an seiner Seite. Die beiden Clowns bieten sowohl in verschiedenen Solos als auch in gemeinsamen Auftritten eine große Bandbreite unterschiedlicher Szenen. Dank großem komödiantischen Talents und mitreißendem facettenreichen Spiels reißen sie ihr Publikum mit. Milko hantiert zunächst mit Popcorn und präsentiert später ein spezielles Hütchen-Spiel. Joanes umrundet mit einer schweren Flinte bewaffnet die Logen auf der Suche nach einer laut quakenden „Ente“. Schließlich kommt er, in der Manege angekommen zum Schuss und balanciert gekonnt die Pfauenfeder, die aus dem Drilling hoch in die Kuppel flog, auf der Stirn aus. Wenig später sehen wir ihn mit seiner erstklassigen Arbeit auf der freistehenden Leiter, in die auch eine vertitable Balljonglage mit bis zu sieben Tennisbällen eingebunden ist. Im dritten Solo sehen wir ihn im Kampf mit einem Fahrrad, dass in der Manege in seine Einzelteile zerfällt. Die „Ungeschicklichkeit“ beim Zusammenbau, sie sorgt bei der „Radfahrer Nation“ für besondere Heiterkeit bei den jungen Zuschauern, führt dazu, dass nach einigen Versuchen der besonders geformte Rahmen verdreht wurde und sich die Pedale an Stelle des Sattels wiederfinden, was den Clown allerdings nicht am fahren hindern kann.
In den beiden gemeinsamen Szenen treten die Clowns als Magier in Erscheinung. Zunächst werden große Tücher quer durch die Manege, völlig unsichtbar von einer Hosentasche eines Clowns in die des anderen „gezaubert“. 
In der letzten Reprise versetzt Milko sein Medium Joanes in Trance und lässt in „schweben“, jedenfalls solange, bis der faule Zauber auffliegt.
Alla und Yevheniia vom ukrainischen Circus-Theater Bingo, im letzten Jahr noch bei Roncalli, präsentieren ihr Luftballett am Doppel-Trapez nun über der Manege bei Herman Renz.

Mit einem formidablen Seiltanz beginnt der zweite Teil der Show. Auf zwei sich in unterschiedlicher Höhe kreuzenden Seilen bietet Geoffrey Berhault seinen furiosen Auftritt. Elegant tanzt, der Ausdruck findet hier im wörtlichsten Sinn seine berechtigte Verwendung, der versierte Artist auf den beiden Ebenen und kombiniert die Bewegungsabläufe mit einer Reihe akrobatischer Übungen. Spünge, vorwärts wie rückwärts über das höhere Seil erfolgen flüssig und leicht wirkend. Ein sehr hoher Spreizsprung und ein Rückwärtssalto fügen sich wie selbstverständlich in die Schrittkombinaitonen ein. Mit einem perfekten Vorwärtssalto beschließt Geoffrey Berhault seine erstklassig ausgeführten Evolutionen.
Zum akrobatischen Höhepunkt beider Programmteile erleben wir Sven Jahn-Munoz, den Sohn von Tanja Jahn und Celestino Munoz, perfekt in Szene gesetzt mit seinen erstklassigen Auftritten. Im ersten Teil arbeitet er seine anspruchsvolle Handstandstandequilibristik. Ruhig und souverän folgen die vielen unterschiedlichen Handstandfiguren und Einarmer aufeinander. Kraftvoll werden die Positionen gehalten und weiche fließende Bewegungen verbinden die einzelnen Elemente. Gekonnt werden Klötzchentürme auf- und auch wieder abgebaut. Eine lange gehaltene beidarmige Handstandwaage mit weit nach hinten verlagertem Körper bietet den eindrucksvollen Schlusstrick dieser gelungenen Arbeit.
Später sehen wir den jungen Artisten mit seinem Partner Niko, als Duo Gravity angekündigt, an den Strapaten. Neben weiten Flügen beeindrucken die beiden Partner mit einer Reihe äußerst kräftezehrender Haltetricks in perfekter Ausführung hoch unter der Kuppel. Gebannt verfolgen die Zuschauer die risikoreiche freie Balance Schulter auf Schulter hoch in der Luft, bei der der Untermann im Spagat in den Strapatenschlaufen steht.
Als Element des modernen Circus verzaubert eine fulminante Laser-Show mit ihrem bunten Licht. Der Wechsel von Farben und Mustern erfolgt in gekonntem Einklang mit den Rhythmen der Begleitmusik und insbesondere die „Disko-Generation“ spart nicht mit lautstarken Beifallskundgebungen.
In mystisch blauem Licht erscheinen das Ballett und die beiden Clowns im weiten Ring. Milko dirigiert das verträumte Spiel von Joanes auf der Konzertina. Vicent Vignaut tritt hinzu und zerreißt das Notenblatt in winzige Fetzen. Die Trauer der anderen ob derlei groben Verhaltens wischt der Magier mit nicht enden wollendem „Schnee“ aus kleinen Papierstückchen schnell fort. Mit diesem poetischen Moment nimmt das Finale von „WOW“ seinen Beginn. Das gesamte Ensemble, in eigens für diese Show geschaffenen Kostümen, kommt noch einmal in die Manege und wird von Mathijs te Kiefte namentlich vorgestellt. Nach dem Dank an Requisiteure, Musiker und Beleuchter werden die Artisten lange mit Standing Ovations und frenetischem Applaus am Platz gehalten, ehe sich nach einem Konfettiböller der Vorhang schließt.

„WOW“ - eine große Show mit leistungsstarken Nummern, die in von Herman Renz gewohnter Weise mit perfektem Licht und allerbester Livemusik exzellent in einem prächtigen Umfeld präsentiert wird. „WOW“ - beste traditionelle Circusunterhaltung.