Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS Herman RENZ
Heerlen, 19. Mai 2012

www.renz.nl
Nederlands Nationaal Circus Herman Renz, Het mooiste, het grootste Circus van de Benelux“ - übersetzt: der schönste und größte Circus der Benelux-Staaten, war auf seiner alljährlichen Tour durch die Niederlande wieder einmal in Grenznähe auf dem Bekkerveld in Heerlen zu Gast. Der  von hohen alten Kastanienbäumen umsäumte Rasenplatz gibt die perfekte Kulisse für den Circus ab.
In diesem Jahr wurde die große, aus Containern gebildete, Fassade mit einem neuen außergewöhnlichen Dekor versehen. Dieses gleicht nun einem roten, mit Goldborden verzierten, Samtvorhang. Modernste Technik macht dies möglich. Auf der rechten Seite sind weiterhin die drei Kassenschalter integriert, links hingegen stellen drei goldfarbene barocke „Bilderrahmen“ Motive des aktuellen Saisonplakates dar. Hunderte kleiner Lichter, in die Decke des Durchgangs integriert, geleiten den Besucher, einem Sternenhimmel gleich, ins Restaurationszelt. Die große Leuchtschrift mit dem Namenszug über der Front strahlt weit in die Dunkelheit hinaus. Der dekorative weiße Staketzaun mit Lichterbögen komplettiert das Frontensemble. Ein weiterer Blickfang ist ein naturfarbener Holzschindelwagen, der etwas weiter links das einladende äußere Erscheinungsbild dieses schmucken Unternehmens verstärkt. Das komplette Material des Circus Herman Renz ist in den Hausfarben blau und rot gehalten. Das dreimastiges Vorzelt nimmt in zwei aufwändig gestalteten Verkaufscontainern die Restauration,Souvenirstände und die gepflegte Toilettenanlage auf. Bei längerer Gastspieldauer ergänzt ein Kinderkarussell das Angebot. Große Kronen krönen die vier Mastspitzen des Grand Chapiteau. Zahlreiche schwere Zugmaschinen, Anhänger, Sattelauflieger und Wohncontainer füllen neben den Campings der Artisten den Platz.

Die Raubtieranlage von Tom Dieck jun. nimmt den breitesten Raum in der kostenlos zu besuchenden Menagerie ein. Des Weiteren gibt es Pferde, Pony, Schweine und Tauben zu bestaunen.
Auch im Inneren des Chaiteau erwartet die Besucher ein gepflegtes Ambiente. Auch das komplett mit Schalensitzen bestückte Gradin erweist sich als sehr komfortabel. Das große Circusorchester unter der Leitung von Robert Rzeznik und die opulente Lichtanlage unterstützen, dank gekonntem Spiel uind perfektem Einsatz,das Programm in unübertrefflicher Weise.
Direktor Milko Stejivers unterhält im Stil eines guten Rekommandeurs im fast ausverkauften Chapiteau das Publikum mit allerlei Wissenswertem über den Circus.

„Sensations“, das Motto des Programms 2012beginnt mit einem wirbelnden Charivari. Milko und Frenky, Clowns ureigenster Prägung, betreten mit je einem Koffer auf der Schulter, durch den Haupteingang das Zelt. Nachdem sie die Manege halb umrundet haben,bemerken sie, dass der Weg über die andere Seite wohl doch der bessere gewesen wäre und kehren um. Nach einigem Hin und Her endlich in der Manege angelangt, stellt sich die Frage nach den Inhalten der Koffer.  Diese beantwortet Milko, seiner sei voller Circus-Sensationen,  woraufhin der Koffer in die Höhe entschwindet. Aus Frenkys Koffer werden verschiedene Requisiten zutage gefördert, woraufhin die Artisten in die Manege kommen, Mäntel und Jacken ablegen und, nun im Kostüm, Kostproben ihres Könnens bieten.
Die Einrad-Nummer des Duo Axt ist als erste Darbietung zu sehen. Auf der eigenen, raffiniert zusammenklappbaren, runden Bühne werden die Tricks auf
Pur-, Ein- und Stangenrad absolviert. Nach Seil springen mit dem Rad, Sprünge und Fahrten treppauf und treppab, Keulen- und Ringjonglage folgen akrobatische Tricks zusammen mit der Partnerin.
Im zweiten Programmteil ist Elizabeth Axt mit ihrer elegant dargebotenen Handstandequilibristik präsent. Auch in diesem Auftritt verdienen die erstklassigen Requisiten und Kostüme besondere Beachtung.

Schier unerschöpflich scheint das Repertoire der Clowns Milko und Frenky. Haben sie es auch in dieser Spielzeit wieder geschafft, ihr treues Publikum mit neuen Szenen zu erfreuen. Auch der heute selten zu sehende Part der Dressurclownerie wird seit Jahren von Milko gekonnt präsentiert. In der Saison 2012 interagiert der kleine und doch so große Clown mit zwei Wollschweinen.
Des Weiteren demonstriert er seine Geschicklichkeit, indem eine hochgeworfene Kartoffel mit den Zinken einer Gabel aufgefangen wird. Beim Wurfversuch eines Zuschauers gelingt dies erst, nachdem Milko eine Spezialkonstruktion bereit a la "Gabelbrett" bereit hält.
Frenky hat seine liebe Mühe mit einem Stromkabel. Zudem führt er die „Freiheit“ des vierköpfigen Balletts vor, dass in entsprechenden Kostümen die Pferdefreiheit einleitet. Einen magischen Moment bildet ein Zaubertrick mit einer weißen Taube. Als furioses Herrenballett erleben wir Frenky zusammen mit vier Puppen beim Tanz an den Stangen.
Das altbekannte Teller drehen wird von den beiden Vollblutkomödianten ganz neu interpretiert. Mit viel Klamauk und noch mehr Können lassen die beiden letztlich zwölf Teller auf den Stäben rotieren.

Michel Jarz stellt in gewohnt souveräner Weise die Pferdefreiheit vor. Fünf weiße Araber zeigen unter seiner Peitschenführung in ruhigem fehlerfeien Ablauf ihr Repertoire. Mit einigen Da Capo Steigern findet diese Dressurleistung ihren Abschluss.
Susann Jasters produziert sich an den Strapatentüchern. Kostüm, Musik und Licht setzen die genreübliche Darbietung gut in Szene und unterstützen ihre Publikumswirkung in idealer Weise.
Im weiteren Programmverlauf sehen wir das Duo Jasters mit Rollschuhartistik, die von vielen ruhigen Momenten geprägt ist. Natürlich darf auch ein Zuschauer ausprobieren, wie schwindelig die Fliehkraft machen kann, bevor der finale Trick die Artistin Drehungen in zwei Ebenen ausführen lässt.
Das Duo Lumei präsentiert seine Quick-Change Darbietung im spanischen Look. Ein Kabinett im Hintergrund der Mange ist mit einem riesigen Fächer dekoriert. Die zahlreichen Kleider des weiblichen Parts sind im Flamenco-Stil gehalten und der männliche Teil des Duos wandelt sich vom stolzen Don zum Matador.

Costin Pity sorgt mit seinen tempogeladenen Kapriolen auf dem Trampolin für einen der artistischen Höhepunkte der Show. Zahlreiche Salti und Pirouetten sowie Kaskaden den Sprungturm hinab folgen aufeinander. Hohe kraftvoll ausgeführte Sprünge werden mit viel Komik, beispielsweise dem Ritt auf einem Besen, gekonnt geboten. Andernorts nicht zu sehen, sind die beiden Salti, die Costin auf dem Sprungturm ausführt und sicher auf dem Sprungbrett steht.
Andrejs Fjodorovs begeistert mit seiner einzigartigen, preisgekrönten Taubendressur nun das niederländische Publikum. U. a. überspringen die Tauben kleine Hürden, fliegen durch einen Ring, wechseln auf Kommando die Plätze und balancieren über eine Stange. Ein kleiner Hahn und ein weißer Terrier sind gleichfalls in den Ablauf eingebunden. Diese einmalige Darbietung atmet ein ganz besonderes Flair.

Tom Dieck jun. präsentiert nach der Pause eine neue große Raubtiergruppe. Zwei Liger, zwei weiße Löwenmänner und fünf Tiger bevölkern die Gittermanege. Mit einer großen Pyramide aller Tiere startet die umfangreiche Präsentation. Auf einem Riesenrad rollen ein Liger, innen, und ein Tiger, außen, durch die Manege. Rollover dreier Tiger und Sprünge von zwei Tigern über eine Bar aus Tiger und weißen Löwen schließen sich an. Hochsitzer in der Manege und am Platz, die mächtigen Liger richten sich dabei am Käfig auf und erreichen mit den Köpfen den Gitterrand, gehören genauso zur Trickfolge, wie ein Scheinangriff eines Tigers. Diesen pariert der Dompteur mit einem sich direkt anschließenden, sehr gut ausgeführten Rückwärtssteiger. Ein weiterer Hinterbeinläufer eines Tigers und Barrierensprünge aller Tiere bei Abgang vervollständigen samt einer Schmuse-Kuss-Szene diese Dressurnummer.

Die finalen Auftritte in beiden Programmteilen gehören den Mannen um Truppenchef Carlos Camadi. Zunächst sorgen die wagemutigen Artisten auf dem Hochseil für den nötigen Nervenkitzel. Bocksprung über einen und zwei Partner, Zwei-Mann-Hoch und Seil springen mit Scheinsturz werden genauso rasant geboten wie eine Fahrt auf dem Einrad im Zwei-Mann-Hoch. Eine Dreier-Pyramide ist der Höhepunkt der Nummer. Gebannt verfolgen die Zuschauer Carlo Camadis freien Stand auf einem Stuhl auf der Pyramide, während diese sich vorwärts bewegt.
Auf dem US-Todesrad wartet die Truppe mit zahlreichen Aktionen auf. Spektakuläre Sprünge in den Kesseln, Blindlauf und Seil springen auf der Außenbahn werden gefolgt von hohen und riskanten Absprüngen außen auf einem Kessel.
Die Show kumuliert in einem bunten und fröhlichen Finale. Frenky, seit dieser Saison ist er auch der Manegensprecher des Unternehmens, stellt aus dem Off, in gleicher Weise erfolgten die Ansagen während der Show, die Mitwirkenden noch einmal vor.
Nun lüftet Milko das Geheimnis um die „Sensations“ in seinem, inzwischen wieder aufgetauchten Köfferchen und schlagartig werden Manege und Artisten in einen Konfettiregen getaucht.
Im Jahr eins nach „100 Jahre Circustradition“ bietet der Circus Herman Renz ein stimmiges starkes Programm, dass seinem Motto in allen Belangen gerecht wird. Wie stets wird es hervorragend präsentiert. Erstklassige Lichtregie und Livemusik garantieren in Verbindung mit dem Gebotenen beste Unterhaltung. 

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