optimiert



Text und Fotos Friedrich Klawiter
ZIRKUS DES HORRORS
Krefeld, 26. 08. 2017

http://zirkusdeshorrors.de
Erstmals war der Zirkus des Horrors von Joachim und Roswitha Sperlich in Krefeld zu Gast. Auf dem traditionellen Festplatz der Stadt, dem Sprödentalplatz, waren die großen rot-gelben Zeltanlagen des Unternehmens aufgebaut.
Ein hoher Zaun, die Spannbänder mit denen die Felder versehen sind zeigen Szenen aus der Show, schließt die Vorderseite des Platzes ab. Der große Kassenauflieger trägt auf dem Dach ein riesiges Spannband mit dem Zirkusnamen.
Die lange Reihe der Materialtransporter, deren Seiten mit Abbildungen der Horrorgestalten der Show dekoriert sind, nehmen eine Seite ein.
Aus rohem Holz gezimmerte Eingangstore öffnen sich in kurzen Abständen, geben immer wieder den Eingang frei für kleine Gruppen Gruselfans, die ins „Labyrinth des Grauens“ eindringen. Spitze Schreie künden den Außenstehenden von den Schrecken, die in der Heimstadt schauriger Gestalten und zahlreicher Untoter auf die Sterblichen warten.
Spinnennetze, Skelette, riesige Spinnen und Fledermäuse verwandeln das Vorzelt in eine Unterweltgruft an deren Seiten die Holzbuden der Circusrestauration entlang der Seiten aufgestellt sind. Durch einen hohen roten Samtvorhang tritt man in den Zugang zum Chapiteau.
Dort stehen das große Gradin mit Einzelklappsitzen und Logen mit Polsterstühlen für die Besucher bereit. In die runde Bühnenkonstruktion, die an Stelle der Manege vorhanden ist, sind Vorrichtungen für Nebel- und Feuereffekte integriert und das Mittelteil kann in der Höhe verfahren werden. Mit einem exzellenten Lichtdesign und der leistungsstarken Tonanlage wird die Show erstklassig in Szene gesetzt.

„Inquisition – die Folterkammer“ lautet der Titel der aktuellen Produktion, in der verrückte Artisten, irre Freaks und durchgeknallte Clowns die Reise in Nosferatu's Folterkammer begleiten.
Dumpfe Bässe und Beats vibrieren im Magen, Nosferatu erscheint aus wabernden Nebelschwaden und ein immer wieder kurz aufflammender Lichtkegel hebt Gestalten auf der Streckbank, beim auspeitschen und anderen Foltern aus der Dunkelheit.
Der rote Dämmerschein lässt eine Frauengestalt erkennen, die sich ekstatisch auf einem Bett räkelt, ein Exorzist beginnt sein Werk und im aufflammenden Licht startet die Artistin ihren Act am Schwungseil. Routiniert wird die umfangreiche Trickfolge dargeboten und diverse Abfaller werden von schreckhaften Aufschreien in den Rängen begleitet.
Nosferatu gelüstet nach „etwas zum spielen“, so dass das Ballett eine Gestalt aus einem Kabinett erscheinen lässt. Jongleur Matthias Sperlich „spielt“ gekonnt mit Keulen, Tennisbällen und Ringen. Vielseitige Muster werden routiniert und gekonnt gearbeitet.

Clown „Maleficius“, Milano Kaiser ist wieder in höchst überzeugender Weise in der Rolle des bösen Clowns zu erleben. Unterstützung findet er in „Alfons“, offenbar eine Reinkarnation des „Glöckner von Notre Dame“. Mit flotten Sprüchen unterhält „Maleficius“ sein Publikum und setzt auf die Mithilfe eines „Freiwilligen“. In der besuchten Vorstellung traf es „Thomas“, einen sympathischen jungen Mann, der zunächst mit angelegtem Halsband und angeleint einen Hund imitieren durfte, er ehe nach Domina-Art bestraft wurde. Gleich im Anschluss geht es ans Messerbrett und auch diese Prüfung stand er heldenhaft durch.
Eine großartige Konstruktion wird auf die Bühne gerollt und bald hat „Thomas“ die Ehre darauf Platz zu nehmen. Es handelt sich um einen „elektrischen Stuhl“, doch ein Missgeschick von „Alfons“ bewahrt ihn vor dem Schlimmsten und rettet ihn in die Pause.
Im zweiten Teil tagt das „Hohe Horror Circus Gericht“ unter „Richter Maleficius“ und fällt sein Urteil – natürlich über „Thomas“, der seine unschuldige Freundin – die sich allerdings bald darauf als seine Schwester entpuppt – verführt haben soll und so landet der Delinquent mit einer Kapuze über dem Kopf auf der Guillotine. „Henker Maleficius“ ist nur einen Moment abgelenkt und schon ist es passiert – der Kopf ist ab.

Die Hula Hoop Darbietung von Monika Sperlich enthält nun eine Reihe spektakulärer Feuereffekte. In weiten Passagen rotieren brennende Reifen um Arme und Körper der Artistin und abschließend wird sie an einer Handschlaufe hoch in die Kuppel gezogen, während zwei Feuerreifen um ihre Hüften kreisen.
René Sperlich ist mit zwei attraktiven Auftritten in der Show zu erleben. Zunächst präsentiert er seinen Flaschenstuhl. Auf einer hohen Metallsäule erfolgt der erste Handstand auf einem, auf vier hohen Flaschen stehenden, Plexiglasstuhl. Mit vier weiteren baugleichen Stühlen lässt der junge Mann einen hohen, labilen Turm entstehen auf dem er weitere elegante Handstände arbeitet. Eine optische Aufwertung erhält der Auftritt durch den Einsatz eines Lasers und mit einer gekonnten Handstandwaage auf dem nun nur noch auf drei Flaschen stehenden Stuhls findet die Darbietung einen gelungenen Abschluss. Im zweiten Teil präsentiert René Sperlich seine Handstandequilibristik auf der Spitze eines hohen „Scheiterhaufens“, aus dessen Fuß zu Beginn helle Flammen lodern. Vielfältige, erstklassig gearbeitete Handstandfiguren erfolgen routiniert. Ein Klötzchensturz und einige Figuren auf extrem hohen Handstäben bilden die Höhepunkte des Auftritts.

Sonny Quaiser und Virgilia Riedesel treten in ihrer starken Partner-Strapaten Nummer beide als Porteure in Erscheinung, während sie in weiten Flügen den gesamten Luftraum der Kuppel nutzen.
Alexia Casselly präsentiert ihr Können am Luftring. Kraftvoll werden die vielfältigen Figuren in eleganter Ausführung gezeigt. Gekonnt und ohne Sicherung folgen die Balancen und Haltefiguren in raschem Wechsel aufeinander.
Eine rasante Darbietung am Cyr-Rad arbeitet Johnny Castaletti. Temporeich wirbelt der Artist mit seinem Requisit über die Bühne, reiht dabei spektakuläre Balancen aneinander.
Den Part der Freaks, den eigentlichen Horror der Show bietend, haben Laria und Alberto übernommen. Alberto sticht sich lange Nadeln durch Unterarme und Wangen, lääst sie sich anschließend von Logenbesuchern wieder entfernen. Die meisten Aktionen übertragen die beiden Akteure per mitgeführter Kamera auf eine große Leinwand im Hintergrund der Bühne, so dass auch die Zuschauer in den hinteren Rängen dem Geschehen bestens folgen können. Einige Haken im Rücken der Partnerin werden mit einem bunten Band verknüpft. Einen langen Bohrer treibt sich der Freak mittels eines laufenden Akku-Schraubers tief in die Nase. Mit kräftigen Hammerschlägen und einem langen Nagel wird ein Brett an der Zunge der Partnerin befestigt.
In einem zweiten Auftritt wird Alberto, in einer Zwangsjacke gefesselt kopfüber, an den Füßen an einem Metallgestell befestigt, in die Kuppel gezogen. Ein in Brand gestecktes Seil hält zwei, mit langen Dornen besetzte Arme des Gestells in Position. Der Artist hat nur wenig Zeit sich zu befreien, bevor das Seil durchgebrannt ist und die herabstürzenden Dorne sich in seinen Körper bohren können.

Mit effektvollen Motorrad- und Feuerstunts erreicht die Show ihren Höhepunkt. Schwere Maschinen donnern auf die Szene und das Ballett liefert den passenden Rahmen. Die „Freefighter“ bieten auf ihren Maschinen riskante Sprünge. Aus dem Vorzelt erfolgt der Anlauf und von einer steilen Rampe im Zelteingang gehen die Flüge quer durch die Kuppel und werden auf einer weiteren Rampe am Artisteneingang gelandet. Zwischen diesen Sprüngen, während die Motorräder zurück zur Startposition rollen, bietet Gino Kaselowski seine Feuershow und stößt u.a. gewaltige Feuersäulen aus seinem Mund in Richtung Zeltkuppel aus.
Mit frenetischem Applaus und Standing Ovations feiern die sehr zahlreichen Besucher im großen Finale die Mitwirkenden der Show. Es zeigt sich, dass Joachim Sperlich und sein Team die Erwartungen an eine circensische Horror Show wieder einmal bestens erfüllt haben und sehr viele Besucher nehmen gerne die Gelegenheit wahr, sich nach der Vorstellung mit den Akteuren im Foyer auf einem gemeinsamen Foto zu verewigen.