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Text und Fotos Friedrich Klawiter
ZIRKUS DES HORRORS
Koblenz, 23. März 2018

http://zirkusdeshorrors.de/zdh
„Asylum – Das Irrenhaus“ - ist die neue spektakuläre Produktion des Zirkus des Horrors von Joachim und Rosemarie Sperlich. „ASYLUM“ vereint artistische Spitzenleistungen und irrwitzige Comedy zu einer einzigartigen, unverwechselbaren Show. Die Top-Produktion modern interpretierter Circus-Kunst begeistert auf ganzer Linie mit einer stringent erzählten Story, erstklassiger Inszenierung sowie stimmiger Ausstattung und Kostümen. Zu guter Letzt unterstützen auch die Investitionen in neues Material die Publikumswirksamkeit der rundum gelungenen Veranstaltung.
Die große Fassade des Unternehmens schließt die Frontseite des Geländes gänzlich ab. Sattelzüge, deren Seiten mit Motiven der Show und dem Namenszug des Circus gestaltet sind und große, von Gitterrohrrahmen eingefasste Spannbänder flankieren zusammen mit dem Kassenwagen den Haupteingang.
Neue rot-schwarz gestreifte Zeltanlagen kommen in dieser Spielzeit zum Einsatz. Am Chapiteau reicht die Plane bis hoch zu den Mastspitzen und ragt über die lange Kuppel hinaus und das zweimastige Vorzelt ist in passender Optik gehalten. Mit einem neuen Schwerlastboden ist der gesamte Zeltkomplex ausgelegt.
Durch einen kurzen Gang, der mit viel weißem Stoff, Untersuchungsliege, Rollstühlen und anderen medizinischem Zubehör auf das Thema „Irrenanstalt“ einstimmt, führt der Weg in die Cafeteria der Irrenanstalt, bzw. das Vorzelt. Hier nimmt eine große Bar mit der Aufschrift „Medikamentenausgabe“ den zentralen Platz ein. Die „Essensausgabe“ hält Grillspezialitäten bereit und weitere „Ausgaben“ sowie ein Souvenir-Shop sind entlang der Zeltseiten platziert. Weiße Sitzgruppen, Stehtische, Leuchter, weiße Stoffverkleidungen an den Masten und in der Kuppel unterstreichen zusammen mit der reichen und liebevoll arrangierten Dekoration den Charakter einer Anstaltskantine.
Im Chapiteau nimmt ein Gradin mit neun Reihen Einzelklappsitzen den meisten Platz ein und Logen mit drei Reihen bequemer Polsterstühle komplettieren das Sitzplatzangebot. Die runde erhöhte Bühne wird im hinteren Bereich vom Artisteneingang, aus hohen weißen Stoffbahnen gefertigt, abgeschlossen und mündet beidseitig in ein „Chefarztbüro“.
Ein hervorragendes Lichtdesign und exzellent ausgesuchte musikalische Begleitung, dies schließt auch den Foyerbereich mit ein, lassen die neue Produktion, die unter der Regie von Monika Sperlich und Giovanni Biasini entstand, des Zirkus des Horrors zu einem rundum gelungenen Event, von der ersten Berührung bis zum letzten Augenblick werden.

Bei „Assylum“ dreht sich alles um den italienischen Psycho-Doktor „Professore Salvatore die Morti“ der, bisher fast ausschließlich auf Unverständnis und Missachtung stoßend, nun seine ungewöhnlichen Heilungsmethoden der Welt vorstellt um dadurch seinen Durchbruch zu erringen. Er möchte mit den Fortschritten der modernen Medizin Lahme wieder sehend und Blinde wieder gehend machen, getreu seinem Motto „für Ihre Lieben nur das Beste....“. Giovanni Biasini verkörpert in idealer Weise den Professore, der seine Methoden in zahlreichen „Experimenten“ der Öffentlichkeit nahebringt. Unterstützung erhält er von sechs „Krankenschwestern“ (Ballett), die die „Probanten“ vorbereiten und die aberwitzigen Apparate in Gang setzen, und einigen „Aufsehern“, die die irren Patienten in Schach halten. Faktotum „Brian Ernest“ - die perfekte Rolle für Milano Kaiser – ist omnipräsent und mischt Anstalt und Besucher gleichermaßen mit seinen skurrilen Aktionen auf.
Zunächst heißt „Professore die Morti“ die zahlreichen Anwesenden willkommen und stellt sich und sein Haus vor. Eine Gruppe Patienten wird in rollbaren Drahtkäfigen auf die Bühne geschoben und das erste Experiment vorbereitet. Doch eine kleine „Panne“ lässt die Mitglieder der Truppe Puje aus den Käfigen „entkommen“. Zu siebt präsentieren die mongolischen Artisten ihre bekannte Handvoltigen-Darbietung. Zahlreiche spektakuläre Saltos und Pirouetten, darunter auch eine Passage, werden von einem zum anderen Fängerpaar gesprungen und führen bis hinauf zum Drei-Mann-hoch.
Wenig später erleben wir drei Truppenmitglieder mit einer erstklassigen und trickstarken Ikarier-Nummer. Ein Doppelsalto sowie ein Salto, der auf einer hochgereckten Hand eines Fängers sicher gelandet wird sind die Top-Tricks dieses Auftritts, bei dem der Porteur nicht auf einer Trinka liegt sondern zur Unterstützung nur ein keilförmiges Kissen auf den Rücken geschnallt hat.
Im zweiten Teil der Show präsentieren vier Herren der Truppe Puje eine veritable Gruppenjonglage mit Keulen. Vielerlei Muster werden in ständig wechselnden Formationen gezeigt.
Die Puje Girls arbeiten ihre anmutig vorgetragenen Kontorsionen derzeit zu zweit, da das dritte Girl verletzungsbedingt pausieren muss. Variantenreich werden Körper und Extremitäten in schier unmöglich erscheinende Positionen gebracht. Der finale Mundstand versetzt weite Teile des Publikums in ungläubiges Erstaunen.

Zwei Wärter zerren „Brian Ernest“ auf die Bühne, lassen ihn vor dem „Professore“ liegen, woraufhin dieser anordnet, dass er Anstaltskleidung zu tragen habe. Nachdem er mit einer, offen gelassenen Zwangsjacke ausgestattet ist, legt er los. Milano Kaiser ist die Rolle des irren Clowns auf den Leib geschrieben. In herzerfrischender Direktheit, großer Spielfreude und Spontanität gibt er den August und versteht es ausgezeichnet mit Improvisationstalent auf seine Mitspieler und Situationen einzugehen. Am Premierenabend trifft es „Nico“. Der freundliche junge Mann wird im Nu zum Partner des Clown, der zunächst mit angelegtem Halsband und angeleint einen Hund imitieren durfte, er ehe nach Domina-Art bestraft wurde. Gleich im Anschluss geht es ans Messerbrett und auch diese Prüfung stand er heldenhaft durch.
Johnny Cognetti initiiert einen Limbo und „Brian Ernest“ ist bald mit von der Partie. Selbstverständlich wird auch „Nico“ wieder auf die Bühne zitiert und muss ebenfalls ran. Er soll sich mit verbundenen Augen beweisen und bemerkt natürlich nicht, dass er alsbald völlig alleine auf der Bühne ist.
Im zweiten Teil der Show dreht „Brian Ernest“ einen Film mit „Nico“ in der Hauptrolle als stürmischer Liebhaber. Drei weitere Mitspieler unterstützen das Vorhaben. Rasant folgen in einem irren Ablauf die Gags aufeinander und frische Ideen gewinnen dem oft gespielten Entree neue Seiten ab. Das Publikum rast vor Begeisterung und die „Stars für einen Auftritt“ genießen den Applaus.

Eine apathisch in ihrem Rollstuhl sitzende junge Frau wird zu einem weiteren Experiment auf die Bühne gebracht und wird in ein Netz gewickelt. Auf diese Weise startet Virgilia Riedesel zu ihrer Luft-Darbietung. Zahlreiche risikoreiche Abfaller werden von der sympathischen Artistin gekonnt gearbeitet.
Das Ballett der Rollstuhlfahrerinnen leitet die neu konzipierte Handstandequilibristik von René Sperlich ein. Auf einem runden Podium von einigen Metern Durchmesser sind eine Reihe treppenförmig ansteigenden Handstäbe angebracht und dienen als Grundlage für die kräftezehrende und attraktive Trickfolge. Zum Höhepunkt der Evolutionen verlängert René Sperlich mit fünf aufsteckbaren Elementen zwei Handstäbe zu hohen, flexiblen Stangen und steht auf der Spitze des schwankenden Gebildes im Spagat.
Alexia Casselly präsentiert ihr Können am Luftring. Kraftvoll werden die vielfältigen Figuren in eleganter Ausführung gezeigt. Gekonnt und ohne Sicherung erfolgen die vielseitigen Abläufe, wobei die weite Kuppel mit raumgreifenden Flügen genutzt wird.

Zu Beginn des zweiten Programmteils jagen die Wärter einen flüchtigen Patienten – Maik Sperlich – durch das Chapiteau und einen – Siegfried Sperlich – verfolgt ihn bis ins Todesrad. Mit dieser rasanten Inszenierung ihres Auftritts kehren die beiden waghalsigen Artisten nach dem schweren Unfall von Siegfried vor Jahresfrist in die Show des Zirkus des Horrors zurück. Vielseitige Sprünge in den Kesseln, Blindlauf und Seil springen sowie hohe Absprünge auf der Außenbahn gehören zu den Elementen der Darbietung.
Einen außergewöhnlichen Auftritt bietet Johnny Cognetti am Cyr-Rad. Zu Beginn seiner Darbietung steckt der Artist mit nach hinten gefesselten Händen in einer Zwangsjacke. Nur mit Hilfe seiner Füße setzt er das auf der Bühne liegende Rad in Bewegung, lässt es auf dem Boden um sich rotieren. Er lässt es, immer noch ohne Einsatz von Armen und Händen, in Art eines Hula Hoop Ringes um Hals und Oberkörper kreisen. Nachdem eine Zuschauerin die Fesseln gelöst hat wirbelt er temporeich in bekannter Manier mit dem Requisit über die Bühne und reiht dabei spektakuläre Balancen aneinander.
Zu guter Letzt sehen wir die Puje Truppe mit ihrem formidablen Seil-spring-Act.  Immer wieder wechseln die Formationen und Varianten, in denen die rhythmisch geschwungenen Seile temperamentvoll überwunden werden. Alle Spitzentricks des Genres mit Präszision und gekonnt geboten.
Zum Finale präsentieren sich Patienten und Anstaltspersonal in Gruppenformation auf der Bühne und „Professore Salvatore die Morti“ referiert noch einmal über seine enormen Heilungserfolge die „für Ihre Lieben nur das Beste....“ brachten.
Mit nicht enden wollendem frenetischem Applaus und Standing Ovations feiert das vollbesetzte Haus die Mitwirkenden der Show
und sehr viele Besucher nehmen gerne die Gelegenheit wahr, sich nach der Vorstellung mit den Akteuren im Foyer auf einem gemeinsamen Foto zu verewigen.