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Text und Fotos Friedrich Klawiter
HÖHNER ROCKIN RONCALLI SHOW
Koblenz, 30. Mai 2015


http://hoehner-rockin-roncalli.de

„Alaaf“ trifft auf „Olau“ - „kölsche Fasteleer“ in der Karnevalshochburg Koblenz am Mittelrhein. Die Höhner sind in der Stadt an Rhein und Mosel beileibe keine Unbekannten und gastieren zum zweiten Mal mit ihrer mitreißenden Circus-Show im Chapiteau in Koblenz.
Vier große, mit dem Logo der Show bedruckte Spannbänder, bilden in Verbindung mit dem cremeweißen Holzzaun die Front des Circus. Zwei erstklassig restaurierte Oberlichtwagen, mittels einer geschlossenen Veranda zu einer Einheit verbunden, beherbergen Kasse und Büro. Die beiden naturholzfarbenen Wagen sind mit elfenbeinfarbenen Absetzungen versehen und erhaben aufgesetzte rote Buchstaben formen den Namenszug „Roncalli“.
Die Zeltanlagen transportieren den Charme Roncallis. Eines der typischen Chapiteaux wurde mit einem optisch passenden, quadratischen, zweimastigen Vorzelt kombiniert. In ihm finden die Restauration und ein großer Souvenirstand der Band ihren Platz.
Schiebeplanen-Auflieger und Container sind um die Zelte platziert. Diese beinhalten die Garderoben, Kantine und Sanitäranlagen. Wohnwagen sind nur einige vorhanden, da viele Mitarbeiter und Artisten in Hotels logieren.
Im Innern wartet das Chapiteau mit dem gewohnten Roncalli Ambiente auf. Runde Stahlmasten und makellos glänzend lackierte Sturmstangen tragen die blaue, mit rotem Fachwerk verzierte Plane. Elegante Logen, die Klappstühlen sind mit rotem Samt bezogen, und ein rotes Bankgradin stehen für die Besucher bereit. Roncallis historischer Artisteneingang nimmt den hinteren Teil des Zeltes ein. An Stelle der Manege ist eine Bühne in Höhe der Logenbrüstungen vorhanden. Auf deren hinterem Teil ist unmittelbar vor der Gardine das Equipment der Band arrangiert.
Mit den Spots entlang der Bühne und auf dem Artisteneingang sowie dem Gros der Lichtanlage an Traversen zwischen den Masten wird ein eindrucksvolles, die Auftretenden optimal unterstützendes Lichtdesign geschaffen.

„SternZeiten“ lautet das Motto der aktuellen Show. Unaufdringlich wird die den Überbau der Show bildende Story erzählt. Die zwölf Sternzeichen stehen für die verschiedenen Charaktere, die sich in den artistischen Darbietungen widerspiegeln, sie stehen aber auch für das Leben und seinen Wandel – eben für die Zeit.
Die „Höhner“ begleiten die Show von der ersten bis zur letzten Minute live. Dabei bieten die sechs Vollblutmusiker die gesamte Bandbreite ihres Könnens. Viele neue, rockige Songs, die teils eigens für diese Produktion geschrieben wurden, wechseln mit den bekannten Klassikern – z.B. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, „Echte Fründe“, „Steh auf, mach laut“, „Die Karawane zieht weiter“, „Schenk mir dein Herz“ und natürlich „Viva Colonia“ - der Band ab.

Kaum ist die Kapelle auf der Bühne und stimmt das Auftaktlied - „Willkommen in unserer Show liebe Leute“ - an, kocht die Stimmung im ausverkauften Zelt hoch und das Publikum feiert von der ersten bis zur letzten Minute der Show gleichermaßen Karneval und die Leistungen der Artisten.
Lisa Rinne startet den circensischen Reigen. Der erste Teil dieser Luftdarbietung erfolgt an einer überdimensionalen Strickleiter. Die verschiedenen Halte- und Balancetricks werden an der Leiter gezeigt. Dann wechselt die Artistin ans Schwungtrapez. Longen gesichert erfolgen die Pirouetten und Balancen am  schwingenden Requisit.
Im Anschluss an diesen schwungvollen Luftact wird in einem Charivari, an dem alle Artisten Anteil haben, das Motto der Show visuell aufbereitet
Das Trio Balagan zeigt eine so noch nicht gesehene Arbeit am Schleuderbrett. Moderne Streetware dient als Kostüm. Elemente des Breakdance und Streetgang-Attitüden fließen in den Ablauf ein, Tricks die das Schleuderbrett-Genre ansonsten prägen und auszeichnen werden so nicht gezeigt.
Burl the Bubble Guy, alias Darren Burrell manipuliert in fröhlich verspielter Manier mit Seifenblasen. Er verblüfft mit seiner Fingerfertigkeit indem er die Blasen per Handkantenschlag teilt, mit ihnen jongliert, sie mit Rauch füllt und diesen langsam wieder entweichen lässt.

Ein erstes artistisches Highlight bietet das Duo Laos, Pablo und Mercedes, mit seiner hervorragenden Hand-auf-Hand Darbietung. Scheinbar ohne jede Anstrengung werden selbst die anspruchsvollsten Abläufe elegant  ausgeführt. In perfekter Körperhaltung und ohne die geringste Unsicherheit arbeitet das Duo seine zahlreichen unterschiedlichen Tricks.
Yulia Rasshivkina präsentiert ein rasantes Spiel mit den Hula Hoop Ringen. In vielen Variationen kreisen die Ringe um Arme, Beine und ihren Körper. Mit Ausstrahlung und einem Schuss Erotik begeistert die attraktive Russin in einer ausgefeilten Choreographie ihr Publikum.
Vor der Pause zelebriert Naima Rhyn ihre Sanddornbalance. In bekannter Weise werden eine Feder und dreizehn Palmäste zu einem fragilen, schwebend leichten Mobile zusammengefügt. Im Rahmen dieser Show gewinnt die Darbietung durch die musikalische Begleitung mit einem Höhner-Song an Unterhaltungswert, auch wurde der zeitliche Ablauf gestrafft.

Weltklasse-Clown Andrey Jigalov brilliert in drei Auftritten und reißt das Publikum förmlich von den Sitzen. Zunächst gibt er zusammen mit einer sehr sexy daherkommenden Dame ein zu spät gekommenes Zuschauerpaar.
In zwei seiner Entrée-Klassiker ist jeweils ein Bandmitglied Partner des Clowns. Höhner Frontmann Henning Krautmacher spielt mit dem kleinen, abgerissenen ewigen Looser um Schokolade. Im zweiten Entrée möchte Keyboarder Peter Werner ein Trompetensolo zum Besten geben, doch geschickt versteht es der kleine Fiesling sich selbst ins Rampenlicht zu bringen. Die Grundzüge klassischer Clownerie – hier der elegante feine Herr, dem alles gelingt und dort der Underdog, der auch einmal groß herauskommen und seinen Anteil am Glück haben möchte – werden in moderner Verpackung hervorragend interpretiert. Stets ist der Underdog eifrig bemüht, doch immer wieder scheitert er an der Tücke des Objektes oder eigenem Unvermögen und der Filou versucht mit allerlei Finten und Tricksereien trotzdem sein Ziel zu erreichen.

Einen Roncalli tpischen, poetisch-romantischen Auftritt erleben wir zu Beginn des zweiten Teils. Das "Pas de Bleu Quartett" bietet ein phantasievolles Lichtballett. Die Kostüme der vier Tänzerinnen leuchten im Schein unzähliger eingearbeiteter blauer LED Lämpchen und lassen die Zuschauer träumen.
Svyatislav Rasshivkin, dreizehnjähriger Nachwuchsartist, begeistert das Publikum mit einer ausgereiften Strapaten-Darbietung. Sicher schwebt der Teenager im freihändigen Spagat in der Kuppel und  erstaunlich – angesichts seines Alters – kraftvoll werden die Tricks, darunter zahlreiche einarmige Aufschwünge ausgeführt.
Bodenjongleur Johan Wellton kombiniert seine variantenreichen Routinen mit Tennisbällen mit Comedy. Tisch und Stuhl werden als Banden in das Spiel mit einbezogen und zum Abschluss jeden Musters finden die Bälle den Weg in einen Koffer. Mit Können und Ausstrahlung erobert der Jongleur die Herzen der Zuschauer im Nu. Spektakulär sein Finale - mit mehren Lagen aus breitem schwarzem Tape überklebt der Jongleur seine Augen und absolviert die letzten Routinen blind.
Equilibristin Marina Sakhokiia arbeitet ihre Handstände, Einarmer und Waagen im Adagio Stil. Flüssig und elegant nimmt sie die verschiedenen Posen ein, dabei enorme Beweglichkeit, Gleichgewichtsgefühl und Kraft beweisend. Mit lasziver Spannung nimmt ihr Körper Positionen ein, die man allgemein für nicht möglich hält.
Svetlana Goncharenko lädt mit ihrer Sandmalerei noch einmal zum träumen ein. Mit ihren flüchtigen, schnell vergänglichen Kunstwerken erzählt sie den Werdegang eines Menschenlebens, passend zum Text des begleitenden Höhner-Songs. Als Reminiszenz an die Gastspielstadt wird auch eines der Wahrzeichen, das „Schängelchen“ in die Geschichte integriert.
Leosvel und Diosmani setzen mit ihrem furiosen Act am Chinesischen Mast den Schlusspunkt – oder wohl eher ein Ausrufezeichen. Mit immensem Kraftaufwand werden die hochklassigen und teils einmaligen Tricks in einmaliger Perfektion ausgeführt. Parallel und synchron gearbeitete Spitzentricks, wie eine exakt im Winkel von neunzig Grad gehaltene „Flagge“ mit integrierten „Klimmzügen“ führen zu atemlosen Staunen auf den Rängen. Dieses löst sich im tosenden Jubel beim einmaligen Schlusstrick, zu dem ein Partner sehr lange, sich nur mit den Händen haltend, rechtwinklig vom Fest absteht und der Partner vom Handstand in einen Einarmer auf seinem Körper wechselt.
Gleich mit Beginn des großen Finales erhebt sich das Publikum von den Sitzen und überschüttet die Akteure mit tosenden Ovationen bis zum letzten Augenblick der erstklassigen Show. Kleine Zugaben der Artisten, abklatschen mit den Musikern, der Dank an Requisiteure und Techniker – die Akteure feiern sich und mit ihrem Publikum. Mit lauten „Zugabe“-Rufen des gesamten Auditoriums wird die Band auf der Bühne gehalten und kommt der Aufforderung gerne nach. Die Artisten bevölkern, mit verschiedenen Souvenir-Leuchtartikel ausgestattet, noch einmal die Szene, dann fällt endgültig der Vorhang.
Für die Höhner ist allerdings noch nicht Schluss, gilt es doch im Vorzelt die zahlreichen Autogrammwünsche der vielen Fans zu erfüllen.
Das Gastspiel in Koblenz bietet die letzte Gelegenheit, die Band in ihrer langjährigen Besetzung zu erleben, da zwei Gründungsmitglieder - Keyboarder Peter Werner und Schlagzeuger Janus Fröhlich - sich zur Ruhe setzen.