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Text und Fotos Friedrich Klawiter
KARLSRUHER WEIHNACHTSCIRCUS
Karlsruhe, 25 Dezember 2016

http://karlsruher-weihnachtscircus.de
Zum achten Mal hatte Joachim Sperlich seinen Circus auf dem Karlsruher Messplatz zur Weihnachtszeit aufgebaut. Erneut wartet die Veranstaltung, die seit Jahren ihren festen Platz im kulturellen Angebot der Stadt hat, mit einem traditionellen hochkarätigen Programm auf und unterhält bestens.
Die großen gelb-roten Zeltpaläste glänzen im Schein unzähliger Lichter und üppiger Tannenschmuck verbreitet Weihnachtsatmosphäre. Die breiten, weit geöffneten Holztore in der Front laden ein ins prächtig geschmückte Vorzelt einzutreten, wo ein mächtiger Weihnachtsbaum bis hoch zum First reicht.
Ringsum an den Seiten sind die Weihnachtsmarktbuden der Circusrestauration mit ihrem reichhaltigen Warenangebot aufgestellt und ein riesiger dunkelroter Samtvorhang verschließt den Tunnel zum Spielzelt.
Dekorative rot-weiße Logen und ein großes Gradin mit Einzelklappsitzen füllen den Raum um die Manege. Der hohe Artisteneingang aus glitzerndem roten Stoff wird von zwei hohen beleuchteten Showtreppen flankiert und trägt obenauf einen towerartigen Aufbau, der dem exzellent aufspielenden Orchester Platz bietet.

Im Opening der diesjährigen Produktion lässt Sandmaler Khalil Valeev Karlsruher Wahrzeichen, wie z.B. Schloss, Pyramide und die fächerförmigen Straßenverläufe in seiner schnell vergänglichen Kunst entstehen. Alsbald kommen Circusmotive hinzu. Das entstehen der verschiedenen Bilder können die Besucher auf einer großen Leinwand vor dem Artisteneingang verfolgen, während Sängerin Charlin Sperlich Weihnachtslieder dazu intoniert und die „Engel“ des „Shad-Performance-Show-Ballett“ die Szene umrahmen.
Monika Sperlich und Giovanni Biasini begrüßen charmant und eloquent ihr Publikum und sind wiederum die angenehmen Sprechstallmeister, die das Publikum versiert mit allen Informationen versorgen.
Franziska Micheletty-Folco eröffnet die Nummernfolge mit einem munteren Groß-Mittel-Klein. Ein Friesenhengst, ein schwarzes Shetland Pony und ein ebensolches Fallabella Pony laufen eine Reihe der genretypischen Figuren.
Wenig später präsentiert die Tierlehrerin eine Pferdefreiheit mit vier Friesen. Im Gipsy-Look leitet die versierte Vorführerin die verschiedenen Aktionen der Hengste. Als Da Capo prescht ein feuriger weißer Araberhengst in den roten Ring und bietet einige Steiger.
Auch die dritte Dressurdarbietung der Show sieht Franziska Micheletty-Folco als Vorführerin. Zu Beginn des zweiten Programmteils bringt sie sieben Ziegen und zwei Hunde in die Manege. Die Ziegen laufen u.a. über einen Balken, bauen eine Pyramide und springen von einem zum anderen Podest, während die Hunde auf einer Rolle laufen und diverse Sprünge zeigen.

Eine erstklassige Balance auf dem Hochrad bietet die chinesische Artistin He Yuan. Sie steuert das Rad mit einem Fuß und kickt mit dem anderen bis zu vier Metallschälchen zu gleich hoch und fängt sie sicher in einem Gefäß auf ihrem Kopf. Dann geht es mit dem Hochrad, Longen gesichert, auf eine große Kugel, die gegen seitliches wegrollen gesichert in einer geformten Matte liegt. Nun werden wieder Gegenstände hoch gekickt und sicher auf dem Kopf gefangen.
„Schlangenmädchen“ Zhao Ling beginnt ihre Evolutionen mit verschiedenen Kontorsionen, die ihre enorme Beweglichkeit nachdrücklich unter Beweis stellen. Im zweiten Teil ihres Auftritts balanciert sie fünf mehrarmige Leuchter mit brennenden Kerzen auf Händen, Füßen und Mundstab, während sie ihren Körper in extremer Weise biegt.
Einen erstklassigen Act auf dem Schlappseil bietet Yanan Ren. Die Abfolge schwierigster und anspruchsvollster Tricks – Einarmer und Kopfstand ohne Vorteil sowie Handstand auf dem weit schwingenden Seil, Spagat – erfolgen mit enormer Sicherheit und beeindruckender Leichtigkeit. Handstand auf einer Leiter und die Fahrt auf einem Einrad im Handstand auf dem schwankenden seil sind weitere Höchstleistungen der Darbietung.

Die Flying Myga sind als Pausennummer zu erleben. Der Aufbau des Sicherheitsnetzes wird mit einer formidablen Lasershow und Live-Gesang von Charlin Sperlich überbrückt.
Zwei Flieger und eine Fliegerin zeigen eine Reihe sicher ausgeführter und gefangener Tricks des Genres und mit einer effektvollen Passage findet der Auftritt seinen gelungenen Abschluss.
Die „Hermanos Rodriquez“ präsentieren eine rasante Ikarier-Darbietung. Temperamentvoll agieren die beiden coolen mittelamerikanischen Artisten mit Macho-Attitüde. Flott reihen sich die diversen Saltos und Pirouetten aneinander und mit gutem Verkauf steigert ein Scheinsturz die Publikumswirksamkeit des Auftritts.
Die Brüder Richard und David Wolf bieten zunächst ihren komischen Auftritt am Trapez. Richard möchte, ganz und gar ein eleganter Luftartist, seinen Platz auf dem Requisit einnehmen, doch der Mechanismus streikt und das Trapez kommt nicht aus der Kuppel herab. Eine Leiter von einem Requisiteur – David – gebracht soll Abhilfe schaffen und so nimmt das Unheil seinen Lauf. Beide Artisten sitzen, stehen und hängen in grotesker Weise auf und unter dem Trapez. Im zweiten Programmteil sehen wir die Brüder als Kaskadeure im Schotten-Look. Rasant und gekonnt reihen sich halsbrecherische Kaskaden, Handstände und Slapstick-Gags aneinander und werden vom Publikum begeistert aufgenommen.

Klassische Clownerie bieten die José Mitchell Clowns mit ihrem Wasserentrée. In bestens bekannter Weise gehen die beiden Auguste beherzt zu Werke um Weißclown Julia zu foppen. Doch aller Eifer führt nicht zum gewünschten Ziel und schlussendlich sind die Auguste triefend nass.
Der finale Auftritt gehört der Truppe Filinov an der doppelten Russischen Schaukel. Die acht ArtistenIn fliegen hoch und weit durch die Kuppel und landen mit enormer Präszision auf dem gegenüber stehenden Requisit. Viele verschiedene Sprungkombinationen werden sicher ausgeführt und mit einer Passage zweier Voltigeure erreicht die Darbietung ihren Höhepunkt.
Im Finale erleben wir noch einmal Sandmaler Khalil Valeev und Ballett und Sängerin haben noch einmal einen großen Auftritt. Die Artisten werden von den beiden Manegensprechern namentlich vorgestellt und vom zufriedenen Publikum mit viel Beifall verabschiedet, ehe die Show mit einem letzten Weihnachtssong von Charlin Sperlich leise ausklingt.