Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS KASTELLO
Budel, 22. Oktober 2011

www.circuskastello.de
In der niederländischen Gemeinde Budel in Nordbrabant haben wir den Circus Kastello von Francois Kaselowsky besucht. Budel, unmittelbar an der belgischen Grenze gelegen, ist hierzulande zum einen bekannt, da bis 2005 in der dortigen Kaserne Bundeswehr-Einheiten stationiert waren. Zum anderen findet jährlich im Juni eines der größten VW-Käfertreffen Europas, mit rund dreitausendfünfhundert Fahrzeugen und fünfzehntausend Besuchern, statt.
Das einladende Äußere des in Aurich beheimateten Circus glänzt in der goldenen Oktobersonne. Perfekt aufgebaut präsentiert sich das gepflegte Unternehmen den Besuchern. Ein metallener schmucker Frontzaun mit geschmiedeten Elementen in gelb und weiß, und Lichterbögen über den jeweiligen Sektionen, trägt über dem Eingangstor den Circusnamen. Große Plaketten in jedem Zaunfeld sind mit unterschiedlichen Clownmotiven versehen.
Das rot-gelbe Chapiteau weist eine ungewöhnliche Konstruktion auf. Die vier Masten enden an der Zeltplane. Im Innern sind sie mit vier Streben, die die runde Kuppel tragen, verbunden. Zahlreiche Lichterketten sind von dieser zur Erde hinunter gespannt.

Ein optisch passender Stall steht den Vierbeinern des Circus zur Verfügung.
Auf der einen Platzseite sind drei weiße Sattelauflieger, in großer rot-goldener Schrift zeigen sie den Circusnamen, in Paradeformation aufgestellt. Auf der anderen Seite sind die Wohnwagen und Zugmaschinen zu finden.
Im Chapiteau herrscht dichte, warme und unverfälschte Circusatmosphäre. Ein edler Artisteneingang aus dunkelrotem Samt, mit Schabracken und Troddeln geschmückt nimmt den hinteren Zeltteil ein. Die rot-weißen Logen ziehen sich dicht um die gleichfarbige Piste. Ein vierreihiges Amphi schließt sich direkt an die Logen an.
Ebenfalls im Zelt findet der dekorative und umfassend bestückte Verkaufswagen der Circusrestauration, die auch frisches Popkorn und Zuckerwatte bietet, Platz.

Circus Kastello - das ist nicht nur schmuckes, gekonnt arrangiertes Material. In allererster Linie macht die Familie Kaselowsky und ihre Liebe zum Circus, gepaart mit der Freude am eigenen Tun, diesen Circus aus. Francois und Ehefrau Beatrix Kaselowsky mit ihrer Tochter Cindy und deren Partner Robby, sowie last, but not least die Mutter des Direktors sind das Team, das den Circus Kastello formt. Alle im Circus anfallenden Arbeiten werden von den Familienmitgliedern erledigt und es ist beeindruckend zu sehen, wie mit nur vier aktiven Personen ein gutes, professionell und flott ablaufendes Programm inklusive Requisitenwechsel und Handhabung der Technik gemanagt wird.

Mit einer schwungvollen Pferdefreiheit beginnt die abwechslungsreiche unterhaltsame Vorstellung. Gekonnt lässt Francois Kaselowsky zwei prächtige Friesen ihr Können zeigen. Verschiedene Lauffiguren, Kruppensteiger und spanischer Tritt werden souverän ausgeführt. Auch das tiefe durchbeugen des Kopfes zwischen den Vorderhufen, die auf einem Podest ruhen, bis zur Erde wird perfekt beherrscht. Im weiteren Verlauf der Vorstellung präsentiert uns der Chef des Hauses ein Groß-und-Klein eines Friesen mit einem weißen Shetland-Pony. Zur großen Freude der, nicht nur kleinen, zahlreichen Besucher agieren die beiden Pferde spielerisch im roten Ring. Als Da Capo absolviert ein weiteres Pony eine Reihe perfekt ausgeführter Steiger-Variationen.
Beatrix komplettiert mit ihrem Hund den Reigen der Dressurdarbietungen. Voller Spielfreude und eifrig sein Können zeigend, beweist er unter der Anleitung der charmanten Vorführerin sein Sprungvermögen.
Selten zu sehen ist Akrobatik an den „Römischen Ringen“. Robby erweist sich als wahrer Könner in diesem Metier und präsentiert in kraftvoller Manier vielerlei Tricks. In eleganter Ausführung reihen sich zahlreiche einarmig gehaltene Posen, fließende Übergänge und Kreuzhang aneinander.

Sowohl Francois Kaselowsky als auch seine Tochter Cindy sind als talentierte und vielseitige Artisten in zahlreichen unterschiedlichen Genres zu bewundern. Gemeinsam sind sie Circolina und Pepino, die Clowns des Circus Kastello. Zunächst foppt Circolina den die Piste abkehrenden Pepino, indem sie immer wieder Sägespäne darauf verteilt. In der zweiten Reprise „finden“ die beiden „Straßenkehrer“ einen Ghettoblaster. Sie rocken die Manege trotz Verbot, bis das Gerät von Robby in eine Mülltonne befördert wird. Das Ende der Geschichte? Robby folgt dem Musicplayer und landet ebenfalls in der Tonne.
In drei Soloauftritten zeigt die junge Frau ihr Können, zuerst mit den Hula Hoops. Gekonnt und schwungvoll lässt sie die Ringe kreisen.
Den zweiten Programmteil eröffnet sie mit ihrem anmutigen Tanz auf dem gespannten Silberdraht. Auf einem freistehenden Seilapparat werden Tanzschritte und Balancen anmutig ausgeführt.
Als dritte Nummer präsentiert Cindy eine veritable Diabolo-Jonglage. Diese, ein im Familiencircus sehr selten gebotenes Genre, wird sicher und routiniert vorgetragen. Virtuos folgen die verschiedenen Tricks und Routinen aufeinander.
Francois Kaselowsky begeistert mit seinem Flaschenstuhl die vollbesetzten Ränge. Perfekte Handstände werden auf den in unterschiedlichen Formationen gestapelten Stühlen ruhig und elegant ausgeführt. Letztendlich reicht der fragile Turm bis in die Kuppel des Chapiteau und der Artist unterstreicht, auf der Spitze stehend, mit einer Keulenjonglage erneut sein variantenreiches Können.
Als „Mann mit dem eisernen Kinn“ erleben wir den Direktor mit seinen Stuhlbalancen. Nachdem ein Stuhl in verschiedenen Positionen auf dem Kinn des Artisten ruhend ausbalanciert wurde, steigert sich der Schwierigkeitsgrad bis eine hohe Säule von vier Stühlen ausbalanciert wird. Es folgen sieben Stühle, die fächerartig ineinander gehängt sind. Abschließend nimmt ein Kind aus dem Publikum auf dem Stuhl Platz, den Francois Kaselowsky nun mit einem Bein auf seine Kinnspitze stellt und balanciert.

Als Pausennummer ist eine tempogeladene Western-Show zu sehen. Francois Kaselowsky zerteilt mit seiner Peitsche eine Zeitung in immer kleinere Stücke. Mit Beatrix wechselt er sich bei den Tricks mit den Lassos ab. Schlingen unterschiedlicher Größe werden in immer wieder neuen Variationen manipuliert. Natürlich darf die Arbeit mit Wurfmessern in einer zünftigen Western-Show nicht fehlen. So stehen Cindy und Beatrix abwechselnd am Messerbrett derweil ihr Vater, bzw. Ehemann seine Präzision und Zielgenauigkeit unter Beweis stellt.
Direktor Francois Kaselowsky ist es vorbehalten den Schlusspunkt der Show zu setzen.
Haremsdame Cindy leitet mit ihrem Bauchtanz die Feuershow von „Mister Ramangami“ stimmungsvoll ein. Loderne Fackeln werden reihenweise im Mund ausgelöscht. Mit lange im Mund gehaltener Flamme werden sie aufs Neue in Brand gesetzt. Selbstverständlich steigen abschließend kraftvoll ausgestoßene Feuersäulen bis hoch in die Kuppel auf.
Zum abschließenden großen Finale kündigt Direktor Francois Kaselowsky mit einem Augenzwinkern „das erscheinen aller, wirklich aller Artisten“ im Rund der Manege an.
So versammelt sich die Familie im roten Ring, den donnernden, anhaltenden Applaus des Publikums entgegen zu nehmen.
Ein gutes, unterhaltsames Programm von rund zwei Stunden Dauer hat die Erwartungen seiner Zuschauer bestens erfüllt und so mancher Erwachsene, der nur der Kinder oder Enkeln wegen mit in den Circus ging, verlässt nun auch mit leuchtenden Augen das Chapiteau.
optimiert