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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRCUS KRONE
Wertheim, 23. 10. 2017

www.circus-krone.com/de
Krone bleibt Krone – auch im einhundert und zwölften Jahr des Bestehens bleibt Europas größter reisender Circus seinem seit vielen Jahren gepflegten Konzept treu. Das Münchner Traditionsunternehmen reist weiterhin mit der Show „Evolution“, die gegenüber den Vorjahren marginale Veränderungen erfahren hat.
In Wertheim war die riesige Circusstadt auf dem Messegelände aufgebaut und leider war es auch hier nicht möglich die einzigartige Fassade auf zu bauen.
Fumagalli und Daris versuchen eine Flasche auf einem Stab zu balancieren und wärmen mit diesem ersten Auftritt das Publikum gegen Ende des Einlasses auf.
Kurz darauf beginnt die Show, wie seit vielen Jahren Usus im Hause Krone, mit einer großen Parade der Mitwirkenden. Das vielköpfige Ballett tanzt zu Michael Jackson Melodien und das Gros der Artisten kommt die Showtreppe hinab in die Manege und wird beim Erreichen eines kleinen Podest in der Mitte aus dem Off vorgestellt.
Clown Tonito Alexis treibt erste Späße mit dem Publikum und die Akrobaten zeigen einige Tricks. Stephania Jarz arbeitet Ausschnitte ihrer Antipoden-Darbietung auf einer Trinka, die zwischen der Piste und den vorderen Logen platziert ist.
In der seit ewigen Zeiten unveränderten Begrüßungsformel verspricht uns Abendregisseur und Sprechstallmeister Nicolai Tovarich „Attraktionen in der Manege, auf der Bühne und in der Luft“.
Die größte Neuerung der Show steht gleich an deren Beginn. Anstelle der zu Saisonbeginn ausgeschiedenen Seelöwen-Darbietung der Familie Duss startet nun die Truppe Khadgaa mit Seil springen die Spielfolge. In vielerlei Formationen werden die spielerisch wirkenden Abläufe präzise ausgeführt.
Im zweiten Programmteil sehen wir die Truppe ein zweites Mal, nun mit ihrer eindrucksvollen Melange aus Kraftjonglage und Handvoltigen. Markanter Kehlkopfgesang eines Truppenmitgliedes begleitet die in stetem Wechsel der beiden Genres ablaufende Trickfolge. Die Voltigeurinnen fliegen bis hinauf zum Vier-Mann-Hoch und in weitem Bogen von einem zum anderen Porteur. Schwere Metallkugeln werden scheinbar ohne Anstrengung jongliert, gewaltige Hantel umhergewirbelt und schließlich demonstriert der junge Koloss nachdrücklich seine Kraft, indem er eine Konstruktion, an der vier schwere Metallkugeln hängen und auf der vier Truppenmitglieder Platz nehmen, nur mit seinen Zähnen hochhebt. Zwei Untermänner stehen rücklings in der Brücke und auf ihren Körpern errichtet die Truppe eine hohe menschliche Pyramide.

Als erste Darbietung mit Tieren sind in diesem Jahr die Elefanten zu erleben. In der besuchten Vorstellung brachten Jana Mandana und James Puydebois Einzelelefant „Bara“ in die Manege. Gemächlich schreitet die mächtige asiatische Elefantenkuh in den roten Ring. Ein umfangreiches Repertoire attraktiver Tricks – u.a. hochsitzen, abliegen, Kopfstand – wird souverän und in aller Gelassenheit ausgeführt.
Fumagalli und Daris erobern die Manege zu ihrem ersten Entree. Flotte Sprüche und Klamauk bilden den Auftakt zu einigen Kaskaden über einen Tisch.
Alessio Fochesato ist mit seiner anmutigen Papageien-Revue nun im ersten Programmteil zu erleben. Die Tricks mit Zuschauerbeteiligung und die „akrobatischen“ Übungen der Aras kommen ausgezeichnet an. Faszinierend sind immer wieder aufs Neue die eleganten und lautlosen Flüge der prachtvollen Vögel, die in diesem riesigen Raum besonders gut zur Geltung kommen.
Mit zwei Reprisen aus seinem umfangreichen Repertoire überbrückt Tonito Alexis Umbauten in der Manege. Er „verspeist“ eine brennende Kerze, woraufhin deren Licht plötzlich am Hinterteil des Clowns aufleuchtet. Als Elvis Double reißt er das Publikum mit erstklassiger Performance und hervorragend nachempfundenen Kostüm mit.

Der Block der Pferdevorführungen beinhaltet den einzigen Auftritt des Balletts außerhalb Opening und Finale. In Husarenuniformen tanzen acht Girls auf der Bühne und Showtreppe und leiten die Hohe Schule, die Jana Mandana auf einem Schimmelhengst reitet, gekonnt ein. Souverän und elegant präsentieren sich Reiterin und Ross in den verschiedenen Lektionen zu Radetzky- sowie Hoch- und Deutschmeistermarsch. Ungarische Folklore ist das Thema des Ballettblocks und zu Operettenmelodien tanzen die „Zigeuner und Zigeunerinnen“, schlagen Tamburins und imitieren Geigenspiel.

Zehn dunkelbraune, dekorativ mit roten Geschirren aufgezäumt, nur sehr selten im Circus zu sehende Nonius-Hengste laufen unter der temperamentvollen Peitschenführung von Jana Mandana ihre Figuren. Ein Da Capo Steiger eines goldfarben schimmernden Pferdes rundet den Auftritt ab.
Auf einem schweren Motorrad kommt Crazy Wilson in den roten Ring und enthüllt das riesige „Motorrad“ in der Kuppel. Mittels aufwändiger Verkleidung vermittelt das Todesrad die Illusion eines schweren Bike. Nachdem die Verkleidung des vorderen Kessels entfernt ist, arbeitet Wilson, der an dieser Abend äußerst indisponiert wirkte, seine Darbietung. Auf einige Aktionen im Kessel des Requisits folgt eine ausgiebige Phase, in der der Artist das Rad gemächlich in Rotation hält. Einige Absprünge auf der Außenbahn werden von drei, vom Publikum lebhaft bejubelten, Saltos auf dem Zenit der Außenbahn gefolgt.

Den eindeutigen Höhepunkt der Show erleben wir nach der Pause mit Martin Lacey jun. und seiner großer Raubtiergruppe. Sechsundzwanzig Tiere - normalfarbene und weiße Löwinnen und Löwen sowie zwei weiße und ein normalfarbener Tiger - vereint der charismatische Dompteur in einer mitreißenden Dressurfolge. Mit einer eindrucksvollen Pyramide aller Tiere nimmt der Auftritt Fahrt auf. Großartig und effektvoll der Anblick von zweiundzwanzig in einem vollendeten Kreis um dem Tierlehrer hochsitzenden Löwen. Scheinangriffe eines Löwenmannes, verschiedene Sprungvarianten und Schmuseszenen sind weitere Elemente dieser außergewöhnlichen Dressurschöpfung. Vier Löwen liegen auf dem am Boden liegenden Dompteur ab, decken ihn mit ihren Körpern zu. Der Sprung einer Löwin führt über den sich niederwerfenden Tierlehrer hinweg und zwei Tiger zeigen hervorragende Hinterbeinläufe.  Martin Lacey präsentiert eine Dressurgruppe, wie man sie in Größe und Trickreichtum Anderenorts so gut wie nicht mehr zu sehen bekommt. Chapeau.
Nachdem der Zentralkäfig entfernt ist, umrundet die Exotenkarawane zwei Mal die Manege, ehe sich Nashornbulle Tsavo die Ehre gibt. Gemächlich schreitet das mächtige Tier entlang der Piste, die Logengäste genau beäugend. Nach einem kurzen Aufenthalt auf einem Podest, setzt sich der Dickhäuter geschmeidig in Trab und demonstriert seine Beweglichkeit.


Tonito Alexis ist der elegante Weißclown, der mit seinem gekonnten Spiel auf dem Saxophon das große Entée mit Fumagalli und Daris eröffnet, wenn es heißt „Bienchen, Bienchen gib mir Honig“. Mit großer Spielfreude geht das Trio zu Werke und in flottem Ablauf reihen sich die Gags aneinander. Mit seinem stimmungsvollen Spiel auf der Trompete sorgt Tonito für einige poetische Momente und leitet gekonnt zur Finalnummer über.
Die Flugtrapez-Darbietung der „Flying Zuniga“ bietet hervorragende Luftartistik.
Zwei Flieger und zwei Fliegerinnen bieten erstklassig ausgeführte Tricks des Genres. Gestreckter Doppelsalto, eine Passage mit einer Fliegerin als Hauptakteurin und Dreifacher mit verbundenen Augen sind die hervorstechenden Elemente des Auftritts.
Das geradezu klassische Krone-Finale folgt der seit Jahrzehnten unveränderten Choreographie. Das Ballett schafft den optischen Rahmen und die Artisten kommen über die Showtreppe zum kleinen Podium in der Manegenmitte. Eine Stimme vom Band stellt sie mit Namen unter Nennung des in Monte-Carlo erhaltenen Clowns vor. Die Anzahl der goldenen, silbernen und bronzenen Clowns ist beeindruckend und unterstreicht, dass in dieser Show fast ausschließlich in Monte-Carlo hoch dekorierte Artisten versammelt sind. Schließlich nimmt Jana Mandana Lacey-Krone, von zwei Tänzern flankiert, den zentralen Platz auf dem kleinen Podium ein und Nicolai Tovarich verabschiedet von der Bühne herab die Besucher mit der traditionellen Krone Abschieds-Formel.
http://www.cirque-amar.fr/