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Text und Fotos Friedrich Klawiter
LANDAUER WEIHNACHTSCIRCUS
Landau, 25. Dezember 2022

https://landauer-weihnachtscircus.de
„20. Jahre Landauer Weihnachtscircus“ - dieses großes Jubiläum konnte Jakel Bossert mit seinem Weihnachtscircus in der abgelaufenen Saison feiern. Das Event, hat sich über die Jahre zur circensischen Perle in der Südpfalz und im weiteren Umkreis entwickelt. Für die Jubiläumsausgabe hatte die Direktion ein hochkarätiges Programm aufgeboten und konnte einen enormen Erfolg verbuchen.
Auf dem „Neuen Messeplatz“ in Landau bot der Circus den vertrauten Anblick. Das große Vier-Masten-Chapiteau dominiert das Gelände. Direktor Jakel Bossert hat etliche Exponate seiner umfangreichen Sammlung historischer Circuswagen mit nach Landau gebracht und zu deren Geschichte – sie waren einstmals bei den großen Circusunternehmen des vorigen Jahrhunderts, wie z.B. Hagenbeck, Althoff und Sarrasani in Gebrauch – vermag er viel Interessantes zu berichten. Die geschichtsträchtigen Oberlichtwagen und der gleichfalls historische, hölzerne Zierzaun zaubern eine unvergleichliche Atmosphäre auf den Platz, die in der Dunkelheit durch die zahlreichen stimmungsvollen Lichter an Zelten und Wagen nochmals verdichtet wird.
Das große Zelt gliedert sich im Innern in Foyerbereich und Spielstätte. Die Circusrestauration, unter der Leitung von Ramona und Franz Spindler nimmt breiten Raum ein. Zwei große Verkaufswagen und weitere Stände halten ein umfassendes Warenangebot bereit. Zahlreiche Sitzgelegenheiten laden zum gemütlichen verweilen ein. Die Circusbar im ehemaligen Raubtierkäfig von Kid O'Hara, alias Hermann Sonntag, komplettiert den Foyerbereich.
Das Sitzplatzangebot für die Besucher gliedert sich in rot-weiße Logen, ein neunreihiges Schalensitzgradin und Balkonlogen. Der Artisteneingang des Circus Corty Althoff komplettiert die Einrichtung und auf der Orchesterempore hat Schlagzeuger Julian Bossert seinen Platz.
In diesem liebevoll arrangierten Umfeld hat sich die Traditionsveranstaltung, wenngleich auch hier der Wandel der Zeiten stattfindet, ihren ursprünglichen Charme bewahrt und atmet unverfälschte echte Circusatmosphäre, die die Massen stets aufs Neue begeistert.

Conferencier Oliver Sarmenta übernimmt in charmanter Weise die Begrüßung des sehr zahlreich erschienenen Publikums und tritt im weiteren Verlauf der Show als eleganter und eloquenter Manegensprecher in Erscheinung. Rasch gibt er die Manege für die erste Darbietung frei und mit einem akrobatischen Highlight startet die Spielfolge fulminant.
An der hohen Perche bieten Lusesita & Matteo einen mitreißenden Act. Auf der Stirn, der Schulter und im Köcher balanciert Matteo die meterhohen Stangen, an deren Spitze Lusesita u.a. Spagat, Handstand und andere akrobatische Figuren zeigt. Die Höhepunkte der Darbietung sind der Gang über eine Leiter mitsamt Stirnperche und Partnerin an deren Spitze, sowie das völlige ausdrehen der Partnerin an der Spitze einer hohen Perche.
Tempojongleur Alfio Macaggi begeistert das Publikum mit vielseitigem Können. Die ersten Routinen erfolgen mit bis zu fünf weißen Fußbällen, die sehr sicher gehandelt werden. Im Anschluss erleben wir Macaggi als Bouncejongleur. Drei breite Stufen führen hinauf zu einer Plattform und werden ebenfalls in die vielseitigen Aktionen einbezogen. Bis zu sieben Bälle werden auf den vier Ebenen virtuos jongliert. Schließlich verwandelt der Jongleur Sombreros in Ufos und begeistert mit seinem rasanten Auftritt auf ganzer Linie.

Vielseitige Darbietungen mit Tieren sind seit jeher Bestandteil der Landauer Weihnachtprogramme. Die „Weihnachtsponys“ mit Ann-Katrin Bossert sind Kult und seit langen Jahren fester Bestandteil der Programme. Versiert lässt die Junior Direktorin die verschiedenen Figuren ausführen und ein gekonnter Da Capo Steiger beschließt den schwungvollen Auftritt. Ein temperamentvolles Groß-und-Klein präsentiert die erfahrene Tierlehrerin in einer weiteren Darbietung. Ein eindrucksvoller Friesenhengst und ein dekorativ geschecktes Shetlandpony interagieren in gelungener Weise und entlocken nicht nur jugendlichen Pferdebegeisterten entzückte Ausrufe.
Direktor Jakel Bossert lässt es sich nicht nehmen, in seiner unverwechselbaren humorigen Art, die beiden mächtigen Rinder „Heidi“ und „Milka“ in die Manege zu begleiten. In dem folkloristisch geprägten Auftritt trotten die Wiederkäuer in aller Gelassenheit ihre Figuren und die Futterabnahme – eine Mohrrübe – aus des Direktors Mund markiert den Höhepunkt des Acts.
Franz Spindler-Barelli präsentiert zunächst eine variantenreiche Arbeit mit vier Steppenkamele. Gekonnt und in flottem Ablauf werden unterschiedlichen Lauffiguren abgerufen.
Schließlich erleben wir den erfahrenen Dresseur mit einer mitreißenden Freiheitsdressur mit sechs Friesenhengsten. Traditionelle Geschirre und Puschel in blau schmücken die prachtvollen Rösser. Vielerlei anspruchsvolle Lauffiguren werden höchst souverän und in hohem Tempo exzellent ausgeführt. Ein feuriger weißer Araberhengst bietet zum Da Capo exzellente Steiger.

Clown Berty Balder verbreitet mit einiger Reprisen aus seinem umfangreichen Repertoire Frohsinn. Zunächst hat er mit seinem Manegenpartner „Helmut“, einer lebensgroßen Vogel Strauss Puppe, die ein reges Eigenleben entwickelt, seine liebe Mühe. Er sammelt den lebhaften Applaus der Besucher in einer Tonne, auf das er sich nach öffnen des Deckels immer wieder an der Konserve erfreuen kann. Ein Limbo-Tanz mit zwei freiwilligen Mitspieler findet großen Anklang auf den Rängen, ehe die Portraitmalerei – ebenfalls mit Assistenz aus dem Auditorium ein unerwartetes Resultat hervor bringt.
Antipodistin Otilia Gasca lässt zu Beginn ihres Auftritts geschickt kleine Teppiche auf Händen und Füßen rotieren. Variantenreich versteht sie es, die textilen Requisiten über ihre Extremitäten wandern zu lassen. Die nächsten Touren werden mit einer großen Rolle und Hula Hoop Reifen absolviert, ehe ein großes Feuerkreuz auf den Füßen der Artistin tanzt.
Ramona Spindler-Barelli präsentiert ihre bekannt gute Arbeit am Luftring nun im Bollywood Style. In souveräner Manier erfolgen die verschiedenen attraktiven Tricks.
Der Motorrad-Globe der Torres Truppe war vor der Pause zu erleben. Die vier Fahrer boten in unterschiedlichen Formationen ein breites Spektrum der spektakulären Tricks des Genres.

Mit einem furiosen Tanz auf dem Seil startet Marine Durand Rech den zweiten Teil der Show. Mit großer Eleganz und in erstklassiger Ausführung erfolgen die zahlreichen und variantenreichen Schrittfolgen. Vielseitige Balanceposen lockern den Ablauf ideal auf. Schwungvoll, ohne Kunstpausen präsentiert die Artistin mit großer Manegenpräsenz sich und ihr umfangreiches Können auf dem Seil. Schließlich legt sie Ballettschuhe an und absolviert die letzte Bahn im Spitzentanz.
Ein weiteres Mal sehen wir Lusesita Farrell, nun mit einem spektakulären Luft-Act an Ketten. Die sehr zierliche junge Frau agiert höchst kraftvoll in der weiten Kuppel und bietet ihr Können mit viel Temperament dar. Als höhepunkt des Auftritts bietet sie einen Zahnhangwirbel, währenddessen sie mit zwei großen Fackeln einen hell lodernden Flammenring zeichnet.
Mit zwei mitreißenden Darbietungen war die Familie Oscar Togni im Programm vertreten. Zunächst erleben wir die Tellerjonglage von Manuela Togni-Barlay und ihrem Mann Oscar, der als umsichtiger Assistent auftritt. Rasch rotieren fünf Teller ruhig und sicher auf den Stäben eines zentral in der Manege platzierten Gestells. Nun gilt es je drei Teller auf zwei weiteren Gestellen zu platzieren und die Bemühungen werden scheinbar im hektischer und unkoordinierter. Absichtlich gehen viele Teller zu Bruch, werden so knapp beschleunigt, das sie nach wenigen Umdrehungen zu Boden fallen. Manche werden beim Versuch sie zu fangen, an den Gestellen zerschlagen. Immer schneller eilt die Artistin umher und das Publikum nimmt lebhaften Anteil und feuert die Akteurin immer wieder an, bis das scheinbar Unmögliche doch noch gelingt und alle elf Teller an ihrem Platz sind.
Als Finalnummer präsentieren die Geschwister Mike und Sharon Togni gemeinsam mit ihrer Mutter formidable Lassospiele. Virtuos erfolgen die zahlreichen und enorm variantenreichen Tricks, darunter viele Abläufe die man andernorts nicht sieht. In vielfältiger Weise erfolgen Sprünge durch die Seilschlingen. Zudem werden die rotierenden Lassos von einem zum anderen Akteur übergeben.
Mit dem live gesungenen Freddy Quinn Song „Ja, wir sind Artisten“ leitet Oliver Sarmenta das große Finale ein, in dessen Verlauf alle Mitwirkenden noch einmal vorgestellt werden. Schließlich bedankt sich Direktor Jakel Bossert für zwanzig Jahre Treue bei seinem Stammpublikum und verspricht ein Wiedersehen in der kommenden Weihnachtszeit.
Ein höchst unterhaltsames traditionelles Circusprogramm, das dank dem umfangreichen Können seiner Akteure auf weiteres Beiwerk verzichten kann, begeisterte seine sehr zahlreichen Besucher in allen Shows. So bleibt nur, der ganzen Familie Bossert zu danken für den unermüdlichen Einsatz und Fleiss, mit dem sie dieses circensiche Kleinod geschaffen haben und für die Zukunft „toitoitoi“ zu wünschen. Chapeau.