Text und Fotos Friedrich Klawiter
Lene Husch
Wesel, 06. April 2012

www.abraxah.de


„Ich bin ein Nomade - mir liegt das Reisen im Blut“ beschreibt sich Kunstreiterin und Schauspielerin Lene Husch zu Beginn unseres Gespräch mit einem strahlenden Lächeln, „aber schreiben Sie dies nicht, man könnte mich falsch verstehen“. Schon früh stand für das Kind Lene fest, dass "die Reise" die einzig wahre Lebensform für sie sei.
Als ca. Vierjährige besuchte sie mit ihren Eltern in ihrem Heimatort zum ersten Mal eine Circusvorstellung und die hierdurch entfachte Leidenschaft für die Manege hält bis zum heutigen Tage an. Ihre Begeisterung für diese Kunstform und die dort arbeitenden und lebenden Menschen sind bis heute ungetrübt.
Mit neun Jahren, erinnert sich Lene Husch im Gespräch mit CIRCUS-ONLINE, packte sie eines schönen Tages erstmals ihre Habseligkeiten zusammen und war bestrebt ihr Elterhaus, sie kommt aus dem Hochtaunuskreis in Hessen,  zu verlassen. Lene wollte nicht weglaufen wie es Kinder bei großen Problemen tun, nein sie wollte auf der Reise leben. Natürlich blieb der Aufbruch nicht unbemerkt und die Eltern schritten ein. Diese bestanden darauf, dass die Tochter einen ordentlichen Schulabschluß macht und „etwas  Anständiges lernt“, bevor sie ihren Traum vom Vagantenleben ausprobieren darf.

Mit erreichen der Volljährigkeit im Alter von achtzehn Jahren, war es dann soweit, Lene Husch zog zusammen mit ihrer Freundin in unser westliches Nachbarland Frankreich, da sie dort vielfältige Möglichkeiten ihren Traum zu leben sah. Als Ensemble-Mitglied des französischen Alternativ-Theaters „Rue Pieton“, erlernte die junge Frau u. a. Stelzen laufen und erkannte die Freude an der ungemein vielfältigen Arbeit mit Pferden.

Mehrere Jahre lebten die beiden Freundinnen in einem von Pferden gezogenen Planwagen und durchkreuzten mit diesem ruhelos unser Nachbarland. Man präsentierte sich auf Gauklerfesten, arbeitete aber auch publik in Fußgängerzonen tat sich auch zeitweise mit alternativen Straßenkünstlern zusammen, oder reiste  mit dem Circus. Ein buntes Leben mit vielen Erfahrungen und mannigfaltige Eindrücken wurde in dieser Zeit geführt.
Trotz oder gerade wegen der ungebrochenen Liebe von Lene Husch zum reisen und dem Leben auf der Reise, schuf sie sich vor einigen Jahren ein festes Domizil am Rande der Rhön. Ihre Aussage hierzu: „Man braucht einen festen Platz, wo man einen Großteil seines Besitzes lassen kann. Es ist vorteilhafter mit kleinem Gepäck zu reisen, es belastet einen nichts“. Zwei Pferde, ein Fünfjähriger und ein fünfzehn Jahre alter Araber, begleiten die versierte Reiterin nun auf ihren Tourneen. Einen großen persönlichen Verlust erlitt sie im letzten November, nachdem ihr langjähriges Show-Pferd an einer Darmverschlingung verstorben ist.
Für sie, die das Straßentheater und den Circus gleichermaßen liebt und Elemente aus beiden Sparten in ihrer Arbeit vereint, ist das "wandern" zwischen dieser beiden Welten äußerst wichtig. Lene Husch möchte weder in eine Schablone gepresst, noch für immer an einen festen Ort gebunden sein.

So bunt und vielschichtig wie ihr Werdegang ist auch das Repertoire, dass Lene Husch präsent hat. Sie leitet Kurse in „Horsemanship“ und bietet erlebnis-theaterpädagogische Projekte für Kinder an. Der Kinder-Pferdezirkus „Rigatoni“ ist ein Workshop für Kinder und mündet in eine Gala der Mitwirkenden.
Seit mehr als zehn Jahren werden Shownummern für Pferdeshows und freies Theater von ihr entwickelt. Comedy-Freiheitsdressur und mittelalterlicher Phantasy-Acts sind hier nur als einige Beispiele zu nennen.

In der Produktion „Sudakan“ des Pferdepalast präsentierte Lene Husch genau wie nun aktuell bei einem der größten europäischen Showevents, „Stars der Pferde“, ihre wunderschöne Aufführung „Abraxah“. Hier gelingt es der Mimin und Pferdetrainerin den Tanz auf einhundertzwanzig Zentimeter hohen Stelzen und eine Freiheitsdressur zu einer einzigartigen homogenen fantasievollen Performance zu verschmelzen. Im Kostüm des verwunschenen „Zaubervogel Abraxah“ dirigiert die Artistin den Araberschimmel Salim, der Hengst bewegt sich vollkommen frei und trägt keinerlei Zaumzeug, nur mittels Stimme und Gestik. Zauberhafte, harmonisch verträumte Bilder werden so bei dieser Pantomime erzeugt und das Publikum in ihren Bann geschlagen.  Einem Pegasus ähnelnd entschwindet sie mit ausgebreiteten riesigen Flügeln im Galopp auf dem freien Pferd reitend, die Manege und lässt den Betrachter verzückt zurück.
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