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Text und Fotos Friedrich Klawiter
WINTERCIRCUS MAASTRICHT
Maastricht, 27. Dezember 2014

http://wintercircusmaastricht.nl
Erstmals gab es in dieser Spielzeit einen Winter- bzw. Weihnachtscircus im niederländischen Maastricht. Die „Hillenaar Circus Events BV“, die in mehreren Städten unseres Nachbarlandes Weihnachtscircusse organisiert, führte dieses Event in Zusammenarbeit mit dem MECC, dem Messe-, Event- und Kongresszentrum der Stadt Maastricht, und Joseph Bouglione durch.
Eine Messehalle war für die Veranstaltung speziell hergerichtet worden. Mit raumhohen schwarzen Stoffbahnen waren in der riesigen Halle ein Foyer und ein „Saal“, in dem die Vorstellungen stattfanden, abgetrennt und komplett mit dunkelrotem Teppichboden ausgelegt worden. Zahlreiche Verkaufsstände, eine langgestreckte Bar, Stehtische mit Sonnenschirmen und große Bouglione-Plakate an den Stoffwänden schufen zusammen mit den Weihnachtsbäumen eine angenehme Atmosphäre im Einlassbereich.
Drei Tribünen mit jeweils zehn Reihen Schalensitzen formen ein großes Rechteck entlang der Seiten des Showbereiches. Die Logen, die Piste und der aufwändige Artisteneingang kommen vom Cirque Bouglione, sie finden dort bei den Galas im Zelt in Nanterre Verwendung. Gleiches gilt für die umfangreiche moderne Lichtanlage.

Joseph Bouglione führte bei der Produktion Regie und so fand auch diese Show im typischen hervorragend inszenierten glanzvollen Stil der Bouglione-Produktionen statt. Ein exzellentes Lichtdesign und der volle, treibende Sound des ausgezeichneten Orchesters schaffen die idealen äußeren Bedingungen für alle auftretenden Artisten und unterstützen diese perfekt. Das virtuos eingesetzte hauseigene Ballett tut ein Übriges dazu, die Show zu einer runden Angelegenheit zu formen.
Der niederländische Ringmaster Bert Simhoffer stimmt „White Christmas“ an, das Ballett tanzt in der Manege und die Artisten paradieren auf der Piste – mit diesem stimmungsvollen Bild nimmt die Show ihren Beginn.
Gianni d' Ambrosio bringt eine schwungvolle Freiheitsdressur mit drei weißen Araber und zwei Friesen in die Manege. Gekonnt werden die Lauffiguren absolviert und verschiedene Steiger runden die Vorführung ab. Als Da Capo arbeitet ein munteres Groß-und-Klein die wohlbekannten Abläufe.
Eine veritable Bodenjonglage präsentiert Dustin Huesca mit seiner Partnerin. In stimmigem Zusammenspiel manipulieren die beiden die weißen Bälle in vielfältigen Varianten. Abschließend jongliert Dustin Huesca sieben Bälle während er auf den Hüften seiner, in der Brücke stehenden Partnerin steht.

Gregory Bellini erfreut in diesem Rahmen mit erstklassiger Comedy und findet im Ringmaster einen kongenialen Partner und Gegenspieler. Im ersten Auftritt möchte Bellini seine großen Künste als Magier beweisen. Er werde sich an den Händen gefesselt aus einer verschlossenen Kiste befreien ehe das mit eingeschlossene Dynamit zur Explosion komme. Der nächste Magic-Trick endet gleichfalls nicht wie gewünscht. Bellini möchte sich in Windeseile eines Kleidungsstücks entledigen. Als das Kabinett sich wieder öffnet hat er dies auch geschafft – allerdings nicht wie geplant der Zwangsjacke, sondern die Hose ist abhanden gekommen.
Auf einem Tisch sind Glocken, Töpfe, Hupen und andere teils skurrile Gegenstände montiert, mit deren Hilfe der Komiker temperamentvoll musiziert.
Mit Unterstützung des Balletts werden die „vier Stühle“ als Pauseneinleitung in einer großen Show gebracht. Der „starke Mann“ Bellini bewältigt ein „Gewicht“ mühelos, ebenso überraschenderweise ein Kind aus dem Publikum. Der anschließend aufgerufene erwachsene Mann scheitert allerdings grandios.
Mit Max Weldy ist ein weiterer hervorragender Komiker im Programm zu erleben. Sein Act am Trampolin und Sprungturm ist erstklassig choreographiert, perfekt koordiniert und wird ohne Längen in flottem Ablauf hervorragend dargeboten. Erstklassige Trampolinakrobatik und rasante Kaskaden gepaart mit umwerfender Komik  sorgen für allerbeste Unterhaltung und herzhaftes Lachen.
Die kanadische Luftaristin Chloe Gardiol präsentiert ihre Kür am Ring, die sich deutlich von anderen Darbietung des Genres unterscheidet. Der Ring ist mit einem gut zwei Meter langen „Vertikalseil“ kombiniert, so dass sich weitere Möglichkeiten ergeben. Die durchgängig choreographierte und vom Ballett inspirierte Darbietung wird anmutig präsentiert und bietet anspruchsvolle Akrobatik. In weiten Flüge wird der Luftausraum gefüllt und der begleitende Live-Gesang des Ringmasters erhöht in Verbindung mit dem ausgezeichneten Lichtdesign den Schauwert noch einmal.
Einen weiteren großartigen Luftact bietet das Duo Bontaz an den Strapatentüchern. Die beiden Artisten erzählen ihre Geschichte in stimmungsvollen Bildern, bieten dabei herrvoragende Abläufe der Luftartistik und bedienen den Traum vom fliegen in idealer Weise.

Mit kraftvoll dargebotener Akrobatik am Mast erleben wir Antoine Helou. Souverän werden die verschiedenen Tricks ausgeführt und die Positionen lange und sicher gehalten.

Das polnisch-ukrainische Duo Rivoli ist mit zwei Darbietungen zu erleben. Zunächst sehen wir die klssische Zauberkunst von Sandro Rivoli. Silbermünzen werden u. a. aus dem Haar, den Ohren und dem Mund eines hervorragend mitspielenden Jungen aus dem Gradin „hervorgezaubert“ und landen laut klimpernd in einem silbernen Kübel. Umfangreiche Manipulationen mit Spielkarten schließen sich an, ehe eine junge Frau aus dem Publikum bei umfangreichen Manipulationen mit einem „Zauberseil“ assistiert. Im zweiten Teil wird die Hunderevue geboten, in deren Mittelpunkt Monica Rivoli steht. Fünf weiße Pudel beweisen voller Eifer ihre große Sprungkraft. Sie laufen auf den Hinterbeinen und schieben einen Kinderwagen, abschließend wird eine Rutschbahn erobert.
Zu Beginn des zweiten Teils arbeitet das Duo Mumladze auf dem Todesrad. Sprünge in den Kesseln und Seil springen auf der Außenbahn gehören zur Abfolge.

Eine grandiose Show bietet Diabolojongleur Phil Oz. Im Stil eines Rockstars und zu ebensolcher Musik wirbelt der junge Mann durch die Manege, bietet reihenweise anspruchsvollste Tricks mit beeindruckender Perfektion. Auch Handstände und Elemente des Breakdance fließen in den furiosen Wirbel ein, dessen Performance zeitweise vom Ballett unterstützt wird.
Das Trio Bellissima, hierzulande bekannt von seinem mehrjährigen Engagement bei Roncalli, bringt seine exzellente Partnerakrobatik in Perfektion. Die kräftezehrenden, schwierigen Tricks erfolgen graziös und ohne die geringste Unsicherheit oder Anstrengung erkennen zu lassen.
Als letzte Darbietung des Programms erleben wir Robin Valencia als „menschliche Kanonenkugel“. Mit der notwendigen spannungsfördernden Show inszeniert, steigt die wagemutige Artistin in die Kanone. Unter einem lauten Knall erfolgt der weite und zielgenaue Flug durch die Halle. Nach der sicheren Landung in einem Luftkissen wird die Artistin vom Publikum gefeiert.
Das Finale bot noch einmal einen großen Schauwert. Gregory Bellini lies es schneien und Ringmaster Bert Simhoffer sang populäre Weihnachtssongs. Das Ballett und die Artisten boten eine gekonnte Choreographie und nahmen unter dem langanhaltenden, lebhaften Applaus der Besucher ihre Schlussaufstellung ein.
Der erste Wintercircus in Maastricht bot ein erstklassigen Circus in einem hervorragenden Umfeld und exzellenter Atmosphäre, da es die Veranstalter bestens verstanden die Dimensionen und das Erscheinungsbild der Halle an die Erfordernisse eines Circus an zu passen und somit die oftmals Hallenveranstaltungen anhaftende Tristesse aus zu schalten.