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Text und Fotos Friedrich Klawiter
MARBURGER WEIHNACHTSCIRCUS
Marburg, 21. Dezember 2019

www.marburger-weihnachtscircus.de
Die Familie Spindler veranstaltete mit ihrem Circus Barelli erstmals einen Weihnachtscircus in Marburg. Mit ihrer stimmungsvollen, höchst unterhaltsamen und flott inszenierten Show wurde das zahlreich erschienene Premierenpublikum bestens unterhalten.
Auf dem Festplatz der Universitätsstadt an der Lahn war das Unternehmen in Bestform aufgebaut und zahllose funkelnde Lichter an der Front und den Zeltanlagen luden zum Besuch der Vorstellungen ein.
Hinter dem hohen Eingangsportal des Circus Gebrüder Barelli erstreckten sich ein gemütlich und liebevoll eingerichtetes Restaurationszelt, bevor man durch einen Tunnel in das bekannte Vier-Masten-Chapiteau gelangte. Die zahlreichen Circusfahrzeuge waren in exakter Formation um die Zeltanlagen platziert.
Im Spielzelt empfängt die Besucher eine warme und stimmungsvolle Atmosphäre. Lichterketten über dem Gradin sorgen während des Einlasses für romantisches Flair, dekorative rot-cremefarbenen Logen, deren goldene Ornamentik effektvoll indirekt beleuchtet wird, mit bequemen Stühlen und ein siebenreihiges Gradin stehen für die zahlreichen Besucher zur Verfügung und schwere Samtvorhänge umschließen in elegantem Faltenwurf die Beleuchterempore.
Dunkelblauer Samt mit goldenen Applikationen prägt den Artisteneingang auf dessen Empore die ausgezeichnete Live-Combo ihren Platz hat und ein reich geschmückter Weihnachtsbaum ist dem Anlass entsprechend davor platziert.


Mit dem stimmungsvollen, zu Herzen gehenden, musikalisch geprägten Opening von Timmy Barelli – Trompete – und den Pedro Rivelinos Clowns – Saxophon und Trompete – beginnt die Show mit einem Gänsehautmoment.
Der unübertroffene Meister der gepflegten Ansage, Harry Barelli, nimmt in seiner einmaligen und unnachahmlichen Weise das „hochverehrte Publikum“ mit auf die Reise durch ein klassisches Circusprogramm.
Der australische Tempojongleur Lenny sorgt für einen energiegeladenen Programmbeginn. Drei und fünf Keulen werden von dem jugendlichen Artisten souverän in vielseitigen Routinen manipuliert. Den zweiten Teil seines Auftritts gestaltet der Jongleur mit Bällen, die per LED-Technik in verschiedenen Farben leuchten.
Im zweiten Teil der Show sehen wir den sympathischen jungen Mann erneut; nun präsentiert er sein Können mit Diabolos. Zum Höhepunkt des Auftritts werden drei von ihnen gekonnt in der Luft gehalten.
Am „Flying Pole“ arbeitet Anna Karmazina eine mitreißende Kür. Voller Kraft und Eleganz werden die zahlreichen unterschiedlichen Figuren ausgeführt und mehrere weite Flüge führen hoch die Kuppel.

Clown Timmy Barelli jongliert mit drei Regenschirmen. Nach einem „Missgeschick“ landen sie per Fußkick in einer Kiepe auf seinem Rücken.
Natürlich darf sein Auftritt gemeinsam mit Esel „Manolito“ nicht fehlen und wie immer stellt sich die Frage, wer von den beiden Chef im Ring ist. Den mahnend erhobenen Zeigefingers des Clowns quittiert er mit einem anheben der Oberlippe und behutsam nimmt er einen Futterwürfel von den Lippen des Clowns ab.
Gleich darauf bringt Timmy „die beiden schönsten Damen aus Oberbayern, direkt aus Bad Tölz“ in die Manege. Die beiden Rinder „Milka“ und „Heidi“ ziehen gelassen ihre Bahnen, steigen zum Schrecken manches Logenbesuchers auf die Piste, beglücken den Vorführer bei der Futterabnahme aus dem dessen Mund mit einem sehr feuchten Kuss. Der folkloristisch geprägte Auftritt treibt die Stimmung auf ihren Höhepunkt. Gewaltige Tiere für einen gewaltigen Vorführer.
Die exquisite Hohe Schule Reiterin Salima Folcobringt mit ihrem temperamentvollen andalusischen Schimmelhengst „Armarando“ eine extravagante Hohe Schule im spanischen Stil. Elegant beweist die charmante Amazone ihr umfangreiches reiterliches Können.
Der Seniorchef des Hauses, Harry Barelli, vollendet den equestrischen Teil der Vorstellung mit einer gekonnten dargebotenen Freiheitsdressur von vier schneeweißen Araberhengsten. In seiner unnachahmlichen Art lässt er die prachtvollen Pferde ihre umfangreichen Lauffiguren ausführen und gelungene Da Capo Steiger runden den Auftritt perfekt ab. Ein temperamentvolles Groß-und-Klein beendet die Darbietung.

Für die größte artistische Überraschung des Programms sorgt der erst zehnjährige Eldar Yuldashev mit einem ausgereiften Act an den Strapaten. Der Nachwuchsartist verfügt über höchst umfangreiches Können und Kraft. Er reiht seine abwechslungsreichen und anspruchsvollen Tricks souverän in flottem Ablauf zur Begeisterung der Zuschauer aneinander.
Im zweiten Teil der abwechslungsreichen Show sehen wir Rustam Yuldashev, den Vater des jugendlichen Luftartisten, in einer komisch gearbeiteten Strapaten-Darbietung. Ein „kampfeslustiger“ Terrier hat ein Tau als persönlichen Feind. Er verbeißt sich so fest in das Seil, dass er Flugeinlagen ausführen kann.
Eine weitere Darbietung mit Comedy-Charakter bietet Brad Garcia auf dem Trampolin. Rasante Kaskaden am Sprungturm werden in bewährter Weise mit Akrobatik auf dem elastischen Tuch kombiniert. Auf den, oftmals unmotiviert integrierten, Striptease in Nummern dieses Genres verzichtet der Artist zu Gunsten eines größeren Akrobatik Anteils.

Die Pedro Rivelinos Clowns bieten in ihrem Entrée traditionelle Clownerie. Gekonnt gespielte Live-Musik auf Trompete und Saxophon bestimmt den Beginn des Auftritts. Die verschiedenen Gags münden schließlich in die Durchführung einer „Boxschule“, die von den beiden Augusten mit Inbrunst betrieben wird.
Den einzigen größeren Umbau in der Manege – für die abschließende Darbietung und das Finale – überbrückt einer der Auguste mit gekonntem Beatboxing.
Die überragende Final-Darbietung gestaltet das Duo Luminary am Luftring. Der sinnlich inspirierte Auftritt erfährt mit dem heftig aus der Kuppel strömenden "Regen" und zu den Klängen von „Purple Rain“ einebesondere optische Opulenz. Der fulminant daherkommende Act reißt die Besucher förmlich von den Sitzen und entschädigt somit Konstrukteur und Schweißer Timmy Barelli für seine wochenlange Arbeit an der Wassertechnik.
Das folgende grande Finale begeistert restlos. Aus der runden Bühne in der Manegenmitte steigen Wasserfontänen bis hoch in die Kuppel und Timmy Barelli rührt die Herzen der Besucher mit gekonntem Live-Gesang. Dem hinzugetretenen ungekrönten König der gepflegten Circusunterhaltung, Harry Barelli, obliegt es das Publikum, das mit Standing Ovations den Artisten für die gelungene und unterhaltsame Vorstellung gedankt hatte, zufriedengestellt in die Nacht zu entlassen. Die Herren Barelli liegen sich in den Armen und die Besucher – so scheint es – scheinen das Zelt nicht mehr verlassen wollen.