Text Friedrich Klawiter, Fotos Friedrich Klawiter und GL (3)
CIRCUS MAXIMUM
Longwy, 02.Oktober 2010

www.cirque-maximum.com
Der zweite Circus der in diesem Jahr seine Zelte auf dem Marktplatz von Longwy aufschlug, war der Cirque Maximum der Familie Klissing. Seit Anfang vergangenen Jahres reist man unter dem von Mario Mason übernommenen Namen, nachdem der Circus viele Jahre als „Stephane Zavatta“ auf Tournee war.
Wie immer auf diesem von Bäumen umsäumten Innenstadtplatz wurde das Chapiteau im hinteren Rand direkt vor der Kirche errichtet. Der modern gestyltete Viermaster trägt den Namenszug über der Kuppel. Die Materialtransporter sind ringsum dicht aufgefahren. Seitlich vor diesem Arrangement sind die Stallungen platziert. Die vordere Platzhälfte wird von den gewaltigen Wohnwagenzügen der Familie dominiert. Dagegen wirkt der buntbemalte, ältere Fassaden- und Kassenwagen mit dem wenig attraktiven Zaun deplatziert. 
Die Kenworth-Trucks vor den fahrbaren Wohnpalästen sind mächtig herausgeputzt. Aufgesprühte Motive in Airbrushtechnik und zahllose chromblitzende Teile machen sie zum Blickfang. Die von der französischen Edelschmiede Laurent stammenden riesigen Auflieger tragen auf beiden Seiten beinahe über die gesamte Länge reichende Erker. In unserem Nachbarland ist es zulässig an einem solchen Gespann noch einen großen zweiachsigen Anhänger anzukuppeln. In diesem Fall bietet er neben weiterem Wohnraum einem edlen Pkw eine Garage. An diesen Zug wird dann teils sogar noch ein kleiner Pkw-Anhänger mit einem Stromaggregat angehängt.


Die Stadt ist üppig mit auffallenden Plakaten versehen und die Werbefahrzeuge mit ihren Lautsprechern kreisen permanent durch die Straßen. Offensichtlich erfüllen die Maßnahmen ihren Zweck –  wenn man den Andrang beim Einlass zu Grunde legt.
Das Vorzelt gibt sich im Innern höchst spartanisch. Zwei Bistrotische mit Hockern sind neben dem großen modernen Verkaufswagen die einzige Einrichtung. Dieser Wagen ist relativ neu und aufwändig gebaut, aber leider ziemlich unattraktiv gestaltet. Die Theke liegt beinahe in Augenhöhe eines Erwachsenen und erlaubt keine Blick auf das Warenangebot. Nur die Station zur Crêpe-Herstellung steht im Blickfeld der Besucher.
Der Artisteneingang aus feinem dunkelrotem Tuch wird von einem hohen Gitterrohrbogen, der zahlreiche Scheinwerfer trägt, umrahmt. Seine kleine Bühne wird in diesem Jahr von einem Orchester besetzt. Die vier Musiker bieten einen hervorragenden Sound, werten das Programm enorm auf. Mit leichten Swingakzenten werden viele Klassiker der Circusmusik intoniert. Die Logenbrüstungen wurden mit rotem Bezug und geschwungenen Holzleisten neu und eigenwillig gestaltet. Zwei Reihen gepolsterter Klappstühle, eine dritte Reihe folgt ebenerdig mit ein wenig Abstand, sind beinahe zu wenig dem Ansturm an diesem Nachmittag zu genügen. Die kleine, recht komödiantisch wirkende Piste, erfuhr eine optische Aufwertung durch die Schabracke aus rotem Stoff mit goldenen Borden.

„Le Rêve d' Esmeralda“ - „Esmeralda' s Traum“ lautet das aktuelle Programm-Motto. Dieses wird im zweiten Programmteil szenisch umgesetzt, während der erste Teil als reines Nummernprogramm abläuft.

Die Scheinwerfer leuchten auf, die Band intoniert den Maximum-Marsch und 'Monsieur Loyal' – im ersten Programmteil werden alle Nummern akribisch angesagt - im roten Frack singt live mehrere Strophen. Ein schwerer, aufwändig verzierter schwarz-goldener Raubtierkäfig steht bereit und Jimmy Klissing eröffnet mit seinen Tigern das Programm. Zwei weiße und zwei normalfarbene Katzen beherrschen eine große Anzahl Tricks. Ruhig und souverän in sehr enger Distanz zu den Tieren ruft der Vorführer ihr Können ab. Verschiedene Sprünge, u. a. auch über den Dompteur hinweg, Bar, Teppich, Hochsitzer und Fächerlauf gehören zum Repertoire. Ein eindrucksvoller Vorwärtssteiger eines weißen Tigers markiert den Höhepunkt der Dressurvorführung.
Wenig später sehen wir Jimmy Klissing als Vorführer der Cavalerie des Cirque Maximum. Zunächst darf der Friese 'Oswald', ein altes Pferd mit starkem Senkrücken, sein Repertoire, darunter auch ein paar Schulschritte, laufen. Ihm folgen drei Tigerschecken, die u. a. Gegenlauf und flechten beherrschen. Auch bei dieser Vorführung bevorzugt der Vorführer sehr enge Distanzen.


Familie Folco, drei Herren und zwei Damen, arbeiten ihre attraktive Gruppenjonglage in diesem Jahr, in Kostümen die von russischer Folklore inspiriert sind,unter dem Namen „les Soubatiev“. Sehr große rot-weiße Ringe sowie Keulen sind die Requisiten, die in immer wieder neuen Mustern manegenfüllend jongliert werden. Effektvoll wird die Nummer mit dem jonglieren von Fackeln beendet.
Die drei Herren, Vater und zwei Söhne, bilden zudem das klassische Clownstrio 'Giancarlo Folco'. Gegenüber dem Vorjahr zeigen sie nicht nur ein anderes Entree, sondern haben auch ihr Äußeres stark verändert. Die beiden Auguste 'Boubou' und 'Fricadelle' tragen nun einen rot-weißen Streifenlook und der Senior ein typisches Weißclown-Outfit. Man beginnt mit viel Musik und den üblichen 'Störungen'. Im Anschluss bietet man eine ausführliche eigene Variante des 'Bienchen-Entrees'. Insbesondere die liebevolle Kostümierung des 'Bienchens' fällt aus dem Rahmen des sonst Üblichen. Der Auftritt der Clowns nimmt einige Zeit in Anspruch und kommt, zumindest bei den zahlreichen Kindern, ausgezeichnet an.

Ein weiteres Mitglied der Familie Folco, der etwa zehnjährige Jordan, ist in diesem Jahr in der Manege präsent. Mit kleinen Bällen und Keulen jongliert er sehr gekonnt und sicher. Ohne einen Fehler absolviert er seinen Auftritt, bringt zahlreiche Muster zu Gesicht. Auch er beschließt den Auftritt mit einige Routinen mit Fackeln.

Vor der Pause wird noch die Motorradkugel der 'Crazy Bikers' installiert. Man startet mit zwei Fahrern, die eine mitten in der Kugel stehende junge Frau umkreisen. Dann leidet der weitere Fortgang der Nummer unter einem technischen Problem an einem Motorrad. Nach der Solofahrt eines Artisten folgen mehrere Maschinenwechsel, bevor noch ein weiterer Durchgang zu zweit erfolgt.
In der besuchten Vorstellung zog sich die Pause ein wenig hin. Das angebotene 'Elefanten reiten' war der Hit. Der Andrang war immens und in aller Ruhe absolvierte man die zwei Runden um die Manege mit je vier reitenden Kindern.

Endlich kann die Vorstellung weitergehen und wir erleben nun „Esmeralda's Traum“. Der zweite Teil ist als komplett durchgängig gestaltet indem die einzelnen Nummern vom vierköpfigen Hausballett verbunden werden. Auch wird nun auf Ankündigung der Darbietungen verzichtet. Der Sprechstallmeister leitet mit seinem Gesang den Fortgang der Vorstellung ein und die vier jungen Frauen bevölkern als Zigeunerinnen gekleidet die Manege. Das Todesrad der beiden südamerikanischen Artisten, es handelt sich um die Motorradfahrer, ist die erste von drei Luftnummern. Mit viel südamerikanischem Temperament, Einsatz des Balletts und zu Sambaklängen werden die üblichen Tricks des Genres gezeigt.
Tempo und Stimmung der Musik ändert sich, dann wird ein Pferd mit Reiterin in die Manege geführt. Die junge Frau, sie stand in der Motorradkugel, beginnt solchermaßen ihre Kür am Ringtrapez.
Die folgende Exoten-Präsentation wird durch das Ballett aufgewertet. Zunächst zeigen zwei Kamele die erlernten Lauffiguren. Ihnen folgen zwei gescheckte Dromedare. Die roten, bzw. grünen Schabracken der Tiere sind arg schlicht und reichlich abgenutzt, sie wollen zu dem sonstigen Erscheinungsbild nicht so richtig passen.
Ein drittes Mal tritt Jimmy Klissing in Erscheinung. Dieses Mal begleitet ihn die afrikanische Elefantenkuh 'Indra'. Ihre Paradedecke und Kopfputz sind dem thema entsprechend ansprechend gestaltet. Willig und flott absolviert sie ihre Tricks.
Die Südamerikaner, sie waren bereits im letzten Jahr – allerdings in veränderter Besetzung – bei Maximum engagiert, zeigen vor dem Finale ihre Darbietung auf dem Hochseil. Viele typische Tricks, wie Seilspringen -  Sprung über den Partner -  Zwei-Mann-Hoch – freier Stand auf einem Stuhl, werden geboten. Ausgefallen dagegen der Schlusstrick. Einer der beiden Herren bindet sich mit einem Strick die Füße fest zusammen, stülpt sich eine schwarze Kaupuze über den Kopf und hüpft dieser Art ausgestattet, nach jedem Sprung innehaltend, über das Seil.

Ein kurzes Charivari mit Feuerspücker und Messerwerfer leitet das Finale ein. Die Mitwirkenden nehmen auf der Piste stehend den begeisterten Applaus des Publikums entgegen, während der Sprecher die Verabschiedung vornimmt.

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