Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE MAXIMUM
Longwy, 12.November 2011

www.cirque-maximum.com
Der Cirque Maximum unter der Direktion der Familien Klissing und Falck gastierte nach fast genau einem Jahr wieder einmal in der französischen Kleinstadt Longwy.
Unübersehbar ziert die neueste Investition des Circus  - ein riesiger moderner, aufwändig gestylter Kassenwagen - die Front. Die breite und hohe Fassade der Kasse ist dekorativ mit verschiedenen Motiven illustriert und mit tausenden LED-Lämpchen farbig illuminiert. Eine breite Treppe führt unter dem weit auskragenden Vordach zu den sechs Kassenschaltern.

Gleich hinter der Kasse steht der langgestreckte Stall. Die Gegebenheiten des Platzes erfordern diesen eher ungewöhnlichen Aufbau von den hier gastierenden Circussen. Den weiteren Raum im vorderen Platzbereich nehmen die großen Wohnwagenzüge der Direktions-Familie ein. Deren Auflieger, gebaut von der Edel-Karosserieschmiede Frankreichs, weisen auf beiden Seiten über die gesamte Länge reichende Auszugelemente auf. In Frankreich dürfen Schausteller-Transporte mit großer Überlänge zusammengestellt werden. So hängt an den Sattelzügen noch ein „Jumbo-Anhänger“, der einerseits weiteren Wohnraum bietet und im hinteren Bereich als Garage für einen edlen Pkw eingerichtet ist.Darauf folgt oftmals ein kleiner Anhänger mit einem Stromaggregat, weiterem Pkw beladen oder ein Werbeanhänger. Diesen Kompositionen vorgespannt sind Kenworth Trucks, die mit Airbrushmalereien verziert und unzähligen verchromten Anbauteilen prunkvoll hergerichtet sind.
Der weitere Raum ist dem rot-weiß gestreiften Chapiteau moderner Formgebung und den zahlreichen Transportfahrzeugen vorbehalten. Die beiden Raubtierwagen mit dem Freigehege schließen ans Chapiteau an. Vier wenige Wochen alten weißen Tigerbabys gilt das besondere Interesse der Tierschaubesucher.
Im Chapiteau steht den Besuchern ein achtreihiges Holzbankgradin zur Verfügung. In den Logen sind zwei Reihen gepolsterter Klappstühle arrangiert und zu beiden Seiten der Manege sind zwei weitere Stuhlreihen zu finden.

Der Artisteneingang aus dunkelrotem Samt wird von einem hohen Gitterrohrbogen, der zahlreiche Scheinwerfer trägt, umrahmt.
Der Verkaufswagen der Circusrestauration wurde gleichfalls im Chapiteau untergebracht.

Der massive, aufwändig mit goldfarbenen Ornamenten verzierte, Raubtierkäfig ist bereits errichtet und „Monsieur Loyal“ Tim Dorian balanciert über die Piste nach vorn, um das Publikum zu begrüßen.
Jimmy Klissing präsentiert eine erstklassige Tigerdressur mit vier weißen und zwei normalfarbenen Tieren. Ruhig und souverän, in sehr enger Distanz zu den Tieren ruft der Vorführer ihr Können ab. Sprung über den Vorführer, Peitschensprung, Bar, Teppich, Fächer, Hochsitzer in vielen Varianten, verschiedene Pyramiden und Einiges mehr gehören zum Repertoire. Ein eindrucksvoller Vorwärtssteiger eines weißen Tigers markiert den Höhepunkt der Dressurvorführung. 

Im weiteren Verlauf der Vorstellung sehen wir den Chef des Hauses ein weiteres Mal, nun als Vorführer der Cavalerie des Circus. Zuerst präsentiert der Friese „Oswald“, ein recht altes Pferd, seine erlernten Lektionen. Dazu zählt auch der Spanische Tritt. Im Anschluss folgen drei Tigerschecken. Auch diese attraktive Dressurfolge wird perfekt vorgetragen. Ein besonderer Höhepunkt der equestrischen Vorführung ist das flechten der drei Pferde. Auf allerengstem Raum und dem Anschein nach ohne Zutun des Vorführers  zeigen sie diese Figur in selten zu sehendem gleichmäßigen Rhythmus, Tempo und Harmonie.

Jordan und Henry, „Nachwuchs aus der Maximum Circuschule“, beweisen ihr Können als Jongleure. Mit Ringen und Keulen bieten die beiden Nachwuchsartisten eine umfassende und fehlerfrei vorgetragene Darbietung. Interaktion und Solopassagen folgen in raschem Wechsel. In einer spektakulären Fackeljonglage findet diese Nummer ihren Höhepunkt.
Dersüdamerikanische Artist Alejandro präsentiert eine anspruchsvolle Kür an Tuchstrapaten. Kraftvoll, in perfekter Körperhaltung werden die Tricks ausgeführt. Weite Flüge durch die Kuppel finden großen Anklang bei den Zuschauern. Im zweiten Programmteil sehen wir den jungen Mann ein weiteres mal, nun als Jongleur. Verschieden geformte Röhrenkuben werden nacheinander in bekannter Manier umher gewirbelt.
Marco Folco stellt in der dritten Dressurnummer des Programms die Exoten des Cirque Medrano vor. In häufig in französischen Circussen gepflegten Stil werden die verschiedenen Tierarten nacheinander in kurzen Sequenzen vorgestellt. Zunächst bevölkert eine vierköpfige Lamafamilie kurz die Manege. Darauf folgend dürfen zwei junge Watussi-Rinder und ein Zebra zwei Runden entlang der Piste trotten. Zwei Kamele demonstrieren einige Lauffiguren, die folgenden zwei Dromedare tun es ihnen gleich. Der Auftritt der afrikanischen Elefantenkuh „Indra“ markiert den Höhepunkt dieses Dressuraktes. Mit einer Schabracke im Ethnostil ausgestattet, folgt sie willig den Anweisungen des Vorführers. Die dekorativen Tricks kommen gut an und überfordern den Elefanten nicht.
Eine erste Reprise von Clown David überbrückt den recht langwierigen Aufbau des Todesrades, dass außer den normalen Abseglungen noch mit massiven Stützen ausgestattet ist. Duo Il Conte nennt sich das junge Paar, dass in beinahe vollkommener Trickfreiheit an dem Requisit zu sehen ist. Lange andauerndes laufen in den Kesseln, ein Handstand mit Vorteil auf dem fixierten Rad und eine zaghafte Runde „Blindlauf“ auf der Außenbahn – schnell sind die Aktivitäten dieser Nummer vollständig aufgezählt.

Nachdem in der Pause das Todesrad entfernt und das Sicherheitsnetz der Flugtrapez-Darbietung aufgebaut wurde, geht es mit der nächsten Luftsensation weiter. Die beiden Flieger bieten im Zusammenspiel mit dem Fänger eine attraktive Nummer. Zahlreiche unterschiedliche Sprünge mit ständig sich steigerndem Schwierigkeitsgrad werden sicher ausgeführt. Doppelter Vorwärtssalto mit verbundenen Augen, dreifacher Salto und Passage sind die umjubelten Highlights.
Das große Entree der Clowns, oftmals krönender Abschluss der vorstellung im französischen Circus wird hier vom Duo Mariani zelebriert. Nachdem David mit seinen Blödeleien das musizieren des anderen August immer wieder unterbricht, hat Monsieur Loyal die zündende Idee – zusammen eröffnen sie ein Restaurant in der Maximum-Manege. Ein Opfer....ähm ein Gast ist schnell aus der Loge requiriert und die beiden Auguste starten ihre Versuche, in angemessener Weise zu kellnern. Natürlich münden die Bemühungen in einer turbulenten Sahneschlacht, in welcher der „Gast“ den finalen Treffer landet.
Der dritte Versuch von Monsieur Loyal das Publikum mit Live-Gesang zu unterhalten leitet zum Finale über. Dieses wird im Cirque Maximum stets in komprimierter Form geboten. Die Mitwirkenden stellen sich entlang der Piste auf, werden namentlich noch einmal vorgestellt. Es folgen die Abschiedsworte und winkend zieht sich die Artistenschar zurück.
Die Direktion des Cirque Maximum hat auch in diesem Jahr wieder ein unterhaltsames Programm zusammengestellt, dass in weiten Teilen mit sehr guten Leistungen aufwarten kann.  
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