Text und Fotos Friedrich Klawiter                                                 
CIRQUE MAXIMUM
Longwy, 29. September 2012

www.cirque-maximum.com
Auf der in großen Teilen jährlich ähnlich verlaufenden Tournee durch unser Nachbarland Frankreich, war der Cirque Maximum der Familie Klissing auch in diesem Herbst wieder im lothringischen Städtchen Longwy anzutreffen.
Wie immer wurde auf dem innerstädtisch gelegenen Marktplatz inmitten der Wohnbebauung gastiert. Der im vergangenen Jahr neu angeschaffte Kassenwagen bildet mit seiner imposanten Fassade die Front zur Hauptstraße. Diese Fassade ist dekorativ mit verschiedenen Motiven bedruckt und tausende LED-Lämpchen illuminieren sie eindrucksvoll in der Dunkelheit. Direkt hinter der Kasse ist der langgestreckte Stall platziert. Pferden, Kamelen, Dromedaren, Rindern, Lamas und Elefant  Indra sind in geräumigen Gehegen untergebracht. Die rechte Platzseite ist deneindrucksvollen Wohnwagenkonvois der Direktionsfamilie vorbehalten. Die amerikanischen Kenworth-Trucks sind  mit prachtvollem Chromzierrat üppig geschmückt und aufwändig in Airbrush-Technik bemalt. Die Auflieger, mit über die gesamte Länge reichenden beidseitigen Auszügen, kommen aus der bekannten französischen Karosserieschmiede „Laurent“. Die bei unseren westlichen Nachbarn erlaubte Überlänge von Schausteller-Transporten ermöglicht, dass an die enormen Aufliegern noch ein Jumbo-Anhänger, der weiteren Wohnraum und Platz für einen Pkw bietet, sowie oftmals noch ein weiterer kleinerer Anhänger angehangen werden können. Zahlreiche Zugmaschinen, Transportwagen sind entlang der Platzseiten aufgefahren. Die Farbgebung wurde im Lauf der Saison variiert – nun zeigt sich der Fuhrpark in rot mit silbernen Absetzungen. Das rot-weiß gestreifte Chapiteau wurde im hinteren Platzbereich errichtet. Sechs quadratische, mit LED bestückte, Leuchtelement blinken in der Dunkelheit von den Quertraversen der Masten. Zahlreiche Besucher nutzen die Gelegenheit inmitten der Stadt viele exotische Tiere aus nächster Nähe beobachten zu können und speziell die umfangreiche Raubtieranlage übt große Anziehungskraft aus.
Ein Vorzelt kann auf diesem Platz nicht aufgebaut werden, so dass der moderne Verkaufswagen der Restauration seinen Platz im Chapiteau neben dem achtreihigen Holzbankgradin findet. Des Weiteren sind hinter den mit gepolsterten Klappstühlen bestückten dekorativen Logen weitere Stuhlreihen arrangiert.
Der Artisteneingang aus dunkelrotem Samt wird von einem Gitterrohrbogen, der zahlreiche Scheinwerfer trägt, umrahmt. Auf der flachen Bühne in seiner Mitte hat das fünfköpfige, gut aufspielende Orchester seinen Platz.

Der „Monsieur Loyal“ des Circus, Florio, begrüßt das Publikum und mit dem Ausruf „Place au Cirque“ beginnt die Show.
Direktor Jimmy Klissing präsentiert, in einem aufwändig mit goldenen Ornamenten verzierten Zentralkäfig, eine erstklassige Tigerdressur. Vier weiße und zwei normalfarbene Tiere beherrschen eine enorme Anzahl an attraktiven Tricks in Wollendung. Ruhig, souverän und in enger Distanz zu den Tieren lässt der Vorführer die Tricks ausführen. Außer Pyramide, Bar, Hochsitzer in vielen Varianten und Teppich werden auch heutzutage selten gebotene Tricks, wie z. B. Sprung über den Dompteur und Peitschensprung gezeigt. Ein eindrucksvoller, perfekt ausgeführter Vorwärtssteiger beendet diese fulminante Dressurdarbietung.
Im weiteren Verlauf der Vorstellung stellt der Chef des Hauses zunächst die Exoten vor. Zuerst sind zwei Kamele in der Manege, dann zeigen zwei Dromedare ihre Lauffiguren. Gleich im Anschluss hat Elefant Indra seinen Auftritt. Mit einer dekorativen Schabracke im Folklorestil ausgestattet, führt die afrikanische Elefantenkuh ihre Tricks recht selbständig aus.
Auch die Cavalerie des Cirque Maximum, drei dekorative Appaloosa-Tigerschecken, folgt der gekonnten Peitschenführung von Jimmy Klissing. Die attraktive equestrische Darbietung läuft perfekt ab und einen besonderen Höhepunkt stellt das flechten der drei Pferde dar. Auf engstem Raum und dem Anschein nach ohne Zutun des Dresseurs wird die Figur in hohem Tempo und selten zu sehendem, gleichmässigem Rhythmus ausgeführt.
Den Reigen der Dressurnummern komplettiert Jordan Klissing mit einer Hohen Schule auf dem Friesen Oswald.
Wenig später sehen wir die Rolling-Brothers, hier arbeitet Jordan zusammen mit Henry, „Nachwuchs aus der Maximum-Circusschule“ mit einer gekonnten Jonglage-Darbietung. Keulen und Ringe werden von den beiden Teenies fehlerfrei sowohl in Interaktion als auch in Solopassagen beherrscht.
Spektakulär endet diese Nummer mit dem jonglieren hell lodernder Feuer-Fackeln.

Die akrobatischen Darbietungen dieses Programms werden von den Mitgliedern der Flying Michael geboten.
Marlon, alias Spiderman, zeigt einen veritablen Deckenlauf. Nach einigen Tricks am Trapez quert der Artist den Luftraum über der Manege, indem er sich kopfüber mit den Füssen von einer zu nächsten Schlinge vorarbeitet.
Die schöne Sirle überzeugt mit ihrer Antipodendarbietung. Verschiedenste Rollen und Walzen werden mit den Füssen jongliert. Ihnen folgen Baskettbälle, von denen bis zu fünf sicher beherrscht werden. Abschließend rotiert in hohem Tempo eine Achse mit je vier Fackeln an den beiden Enden auf den Füssen der Künstlerin.
Monsieur Martino zeigt, zusammen mit seiner Partnerin Celia, sein Können auf der Rola Rola. Eine Keulenjonglage auf dem Rollbrett gehört genauso zum Repertoire, wie die Balance auf mehreren aufeinander getürmten Rollen.
In einer weiteren Luftnummer produziert sich Miss Wendy charmant an den Strapaten-tüchern. Die gängigen Abläufe und Tricks werden elegant ausgeführt.
Der zweite Programmteil beginnt mit dem fulminanten, beim 34. Circusfestival von Monte Carlo mit einem Silbernen Clown ausgezeichneten, Flugtrapez der Flying Michael.  Sirle, Celia, Alex und Marlon steigen zur Fliegerbrücke empor, während Martino seinen Platz auf dem Fängertrapez einnimmt. Elegant werden die verschiedenen Sprünge absolviert und mit einer Passage, geflogen von Alex und Marlon erreicht die Nummer ihren Höhepunkt.

Die Mariani Clowns sorgen in dieser Saison für das große Lachen im Chapiteau des Cirque Maximum. Nachdem August David mit seinen Reprisen den Käfigabbau überbrückt und die Pause zusammen mit dem Sprecher avisiert hat, zelebrieren sie vor dem Finale ihr großes Entree. Die beiden Auguste hindern mit Blödeleien den jeweils anderen am musizieren, bis Monsieur Loyal sie dazu bringt gemeinsam ein Restaurant zu eröffnen. Schnell wird ein „Gast“ auf einer Loge rekrutiert und die beiden geben sich alle Mühe gekonnt zu kellnern. Das sich, zum großen Gaudi der Kinder, ausbreitende Chaos mündet in eine Sahneschlacht, in der der „Gast“ den letzten Treffer landet.
Im Finale werden alle Mitwirkenden vom Monsieur Loyal noch einmal vorgestellt und mit einer kurzen gemeinsamen Choreographie klingt das unterhaltsame und abwechslungsreich zusammengestellte Programm aus. Stimmungsvoll präsentiert stellt das gute Programm mit zwei besonders herausragenden Darbietungen – Raubtierdressur und Flugtrapez – die Zuschauer restlos zufrieden.

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