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Text und Fotos Friedrich Klawiter
1. NAGOLDER WEIHNACHTSCIRCUS
Nagold, 20. Dezember 2014

www.nagolder-weihnachtscircus.de
Mit dem Nagolder Weihnachtscircus schuf Jakel Bossert, Direktor und Macher des Landauer Weihnachtscircus, eine weitere Circusveranstaltung zur Weihnachtszeit im Südwesten Deutschlands. Für die Durchführung des Gastspiels konnte die Familie Spindler, die mit ihrem reichen Erfahrungsschatz ein Gewinn für jeden Circus ist, gewonnen werden.
Auf dem zentral gelegenen Festplatz war der Circus in Bestform aufgebaut. Das bekannte rot-weiß gestreifte Chapiteau strahlt im Glanz unzähliger Lichter, die es an langen Ketten überspannen. Der Stakettzaun mit seinen funkelnden Lichterbögen wird vom Kassencontainer flankiert. Die zahlreichen Wohnwagen und Transportfahrzeuge des Circus sind  in exakter Formation aufgefahren und ein geräumiger Stall steht für die vierbeinigen Artisten bereit.
Als Vorzelt ist hier ein schneeweißes Festzelt mit zahlreichen Fenstern in der Frontseite aufgebaut. Roter Teppichboden, Stoffbahnen und Spannbänder am Rondell, sowie die liebevolle Weihnachtsdekoration an den bestens sortierten Verkaufsständen sorgen in Verbindung mit einer angenehmen Beleuchtung für sehr viel Atmosphäre. Durch einen elegant dekorierten Tunnel erreichen die Besucher das Spielzelt. Hier findet die stimmungsvolle weihnachtliche Dekoration ihre Fortsetzung. Lichterketten spannen sich zwischen den Quaderpools und rote und weiße Stoffbahnen strukturieren das Rondell.
Die Hälfte der Gradinreihen trägt rote Hussen und die eleganten roten Logen sind gleichfalls weihnachtlich herausgeputzt.
Der breite Artisteneingang aus dunkelblauem Samt nimmt den hinteren Teil des Zeltes ein und ein großer Weihnachtsbaum steht zentral vor der Gardine. Auf der Empore haben die beiden Musiker der Circus-Combo, die die Shows im Halbplayback begleiten, ihren Platz.

Clown Timmy gestaltet das Opening des schwungvollen Programms in Interaktion mit dem zahlreich erschienenen Publikum. Applaustest und Glockenspiel finden allenthalben Anklang.
Eschi Spindler begrüßt in seiner oft kopierten aber nie erreichten, unnachahmlichen Art als versierter, charmanter und eloquenter Sprecher sein Publikum und führt in gleicher Weise gekonnt durchs Programm.
Mit einer klassischen Circus-Disziplin, dem Seiltanz startet die Nummernfolge.
Der vierzehnjährige Nachwuchsartist Baa Joo vom tschechischen Circus Jo Joo zeigt seine Kunst in einer umfangreichen Trickfolge. Verschiedene Schrittmuster und viele Sprungvarianten - Seil springen und über Feuerbarrieren - gehören neben Anderem zu den erstklassig dargebotenen Elementen seines Auftritts.

Salima Sydney präsentiert auf dem andalusischen Schimmelhengst „Armarando“ eine vollendete Darbietung in der „Hohen Schule“. Voller Temperament präsentieren Reiterin und Pferd zu mitreißenden Melodien ihr umfangreiches Repertoire. Piaffen und Traversalen werden neben vielen anderen Lektionen hervorragend ausgeführt.

Clown Timmy ist, nimmt man den Applaus im Finale als Gradmesser, eindeutig der Star des Programms.  Zunächst jongliert er mit drei Schirmen, die nach „misslungener“ Routine per Fußkick den Weg in eine Kiepe auf seinem Rücken finden.
Wortwitz bestimmt zwei weitere Reprisen, in denen der Clown einmal den Besitz einer Eintrittskarte nachweisen soll und im anderen Fall den „Herrn Direktor“ zu sprechen verlangt.
Das bewährte Zusammenspiel mit seinem vierbeinigen Manegenpartner, dem mallorquinischen Grauesel „Manolito“ funktioniert auch in diesem Rahmen hervorragend. Als typischer Vertreter seiner Rasse, der seinen eigenen Kopf durch zu setzen versteht, zeigt „Manolito“ seine Tricks - er entrollt einen Teppich, trinkt aus einer Flasche und zeigt einen Steiger – in einem von ihm diktierten Zeitrahmen. Der mahnend erhobene Zeigerfinger des Vorführers wird mit dem anheben der Oberlippe quittiert.
"Das Musik machen ist hier verboten“ ordnet der gestrenge Sprechstallmeister an und Clown Timmy verfällt auf allerlei Finten um die Order zu unterlaufen. Nachdem die Trompete konfisziert wurde spielt er nur auf dem Mundstück und, als er auch dieses verlustig ging, kommt ein Flaschenkorken mit einem kleinen Loch in der Mitte zum Einsatz und danach wird die Melodie mittels Wasser im Mund gegurgelt. Nach einigem Geplänkel mit dem Manegensprecher darf der Clown, der stets die Sympathien des Publikums auf seiner Seite hat, doch noch sein musikalisches Können beweisen, was auf einem Saxophon bestens gelingt.
In einem weiteren Auftritt zieht sich Clown Timmy einen handelüblichen Einmal-Handschuh über den Kopf und bläst ihn mit seiner Atemluft zu einem riesigen Gebilde auf bis er schlussendlich platzt.


Das Duo Flemming hat seinen Quick Change-Act in eine kleine Geschichte eingebettet. Eine schicke junge Frau trifft auf einen recht abgerissen wirkenden Mann. Im Laufe der zahlreichen Kostümwechsel gleicht sich der Look der beiden Akteure immer mehr aneinander an und schließlich verlässt ein elegantes, harmonisch wirkendes Paar die Manege.
Jenda Joo gehörte mit zu den ersten Artisten, die als „Human Slinky“ die Manegen eroberten. Noch immer zählt sein Auftritt zu den Highlights des Genres, bietet er Abläufe und abwechslungsreiche Figuren wie man sie andernorts nur selten sieht.

Selbstverständlich sind auch einige der hervorragenden Dressurdarbietungen aus dem reichhaltigen Repertoire der Familie Spindler bei diesem Weihnachtscircus zu erleben.
Eschi Spindler bringt zunächst einen Vierer-Zug prachtvoller Friesen in den roten Ring. Mit großer Souveranität lässt der erfahrene Circusmann die mit hellblauen Geschirren und weißen Puscheln dekorativ herausgeputzten Hengste in einer abwechslungsreichen Arbeit ihre Figuren vortragen.
Mit dem legendären Groß-und-Klein des Hauses Spindler finden die Pferdedressuren, sehr zur Freude des Publikums, ihren Fortgang. Friesenhengst und Shetland-Pony harmonieren prächtig und begeistern unter der eleganten Peitschenführung des Vorführers die Zuschauer.
Andalusierhengst „Zorro“ paradiert im „Spanischen Tritt“ entlang der Piste und zeigt formidable Steiger. In Interaktion mit Eschi Spindler zeigt er, dass auch Pferde lachen können und mit dem tiefen durchstecken des Kopfes zwischen den Vorderbeinen findet sein Auftritt den gelungenen Höhepunkt.

Salima Sydney präsentiert mit großer Ausstrahlung und Präsenz ihre elegante Darbietung an den Strapatentüchern. Sie fasziniert ihr Publikum immer wieder durch erstklassige Leistung und mit hervorragender Präsentation. Wie in fast keinem Auftritt sonst manifestiert sich hier für die allermeisten Zuschauer der Traum vom fliegen.
Anna Kodak ist mit zwei Darbietungen in der Manege des Nagolder Weihnachtscircus zu erleben. Beide Auftritte zeichnen sich dur ch gute Leistungen in Verbindung mit ungewöhnlicher Präsentation aus. Zunächst sehen wir ihre Hula Hoop Nummer, die eine Reihe akrobatischer Elemente enthält und sich so deutlich vom Gros des Genres abhebt. Mit großer Manegenpräsenz arbeitet die junge ungarische Artistin auch ihre zweite Kür, in der sie Handstandequilibristik und Kontorsion vereint. Steht beim Auftritt bei der als Nixe gestylten Artistin zunächst ihre große Biegsamkeit im Fokus, werden im zweiten Teil der Nummer, nachdem die große „Flosse“ abgelegt wurde, anspruchsvolle Handstandtricks gearbeitet.
Im umfangreich gestalteten Finale werden die Mitwirkenden vom restlos zufriedengestellten Publikum mit frenetischem Beifall gefeiert. Als Zugabe jongiert die Artistenschar in einem bunten Gruppenbild mit den unterschiedlichsten Requisiten. Eschi Spindler dankt für den Besuch und verabschiedet das Publikum und mit einem letzten Trompetensolo, „My Way“, von Clown Timmy klingt die sehenswerte Show aus.