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Text und Fotos: Friedrich Klawiter
Offenburger Weihnachtscircus
Offenburg, 31. Dezember 2009

www.offenburger-weihnachtscircus.de
Zum vierzehnten Mal veranstaltete Anja Oschkinat ihren Weihnachtscircus. Damit gehört sie zu den Pionieren dieser Veranstaltungsform in Deutschland, war sie doch die erste, die den Namen der gastgebenden Stadt in den Firmennamen aufnahm.
Die beiden roten Sarrasani-Chapiteaux, dass mit den außenliegenden schrägen Gittermasten dient als Vorzelt, sind wieder als Spielstätte aufgebaut. Dazu der alte, seit längerem nicht mehr grün-weiße, Kassenwagen, der schon zu Zeiten von Fritz Mey zum Circus Sarrasani gehört hat. Der Offenburger Weihnachtscircus bietet ein vertrautes Bild.

Zur Tradition dieses Weihnachtscircus zählt auch der in der ganzen Ortenau bekannte ökumenische Gottesdienst in der Manege. Eintausendvierhundert Besucher in Chapiteau und weitere dreihundert im Vorzelt, per Beamer und Leinwand können sie den Ablauf in der Manege verfolgen, haben wiederum daran teilgenommen.
Als neue Idee wurde in diesem Jahr eine Quizshow in Zusammenarbeit mit der Zeitung umgesetzt. Unter dem Motto „der klügste Ortenauer“ liefen die Veranstaltungen seit Ende September und die Finalshow, für den Sieger war ein Pkw ausgelobt, fand in der Manege des Weihnachtscircus statt. Wie uns Frau Oschiknat versicherte war auch diese Veranstaltung ein voller Erfolg.


Dominiert wurde dieser Weihnachtscircus von zwei Artisten bzw. Circusfamilien. Zum einen war es Totti Alexis, der mit seinen neuen witzigen Reprisen einen durchgängigen „roten Faden“ schuf. Zum zweiten ist die Familie Casselly zu nennen, die mit fünf verschiedenen Darbietungen für Schwung und Tempo verantwortlich zeichnete.
Da ist zunächst Antonio mit seinen Hunden. Versiert lässt er die Vierbeiner die verspielt wirkenden Tricks ausführen, verkauft den Auftritt mit einem Augenzwinkern. Seine Freundin Romina präsentiert ihre Hula Hoop-Show. Sicher und elegant beherrscht sie das Spiel mit den Ringen. Als 'Antonio & Company' wird hier der Auftritt annonciert, der im heimischen Circus so treffend unter 'jump and dance' läuft. Die Brüder Jonny jun, Antonio und Alfons Casselly zelebrieren in moderner Verpackung ihr erstklassiges Können als Parterreakrobaten. Salti, Pirouetten, Handvoltigen – diese Nummer bietet alles und wird hervorragend gearbeitet.
Die beiden weiteren Darbietungen sehen Jonny jun. und seine Ehefrau Jessica im Mittelpunkt. Da ist zum einen die Freiheit mit derzeit fünf – drei Friesen, zwei Andalusier - Pferden, da ein Andalusier in einer Klinik weilt. Dem erfahrenen Vorführer gelingt es eine erstklassig laufende Nummer zu präsentieren, die mit Da Capo-Steigern ihren Abschluss findet. Im zweiten Teil präsentieren sie ihr erstklassiges Pas de deux. Eine Folge anspruchsvoller Tricks wird perfekt in hervorragender Aufmachung gezeigt.

Drei Luftnummern wurden für diesen Weihnachtscircus engagiert. Leider sind sie allesamt sehr langsam-poetisch und zwei gar aus dem gleichen Genre. Zunächst produziert sich Clio Togni  an einer Lyra, die in einen riesigen Kronleuchter eingebettet ist. Ihr Auftritt überzeugt in allererster Linie hinsichtlich der optischen Gestaltung.
Deborah agiert an Tüchern. Ein zusätzlicher Ring der die Möglichkeiten erweitern kann, wird hier aber hauptsächlich als Hilfsmittel die richtige Ausgangsposition zu halten, eingesetzt. Als dritte Luftnummer sehen wir Andrea Togni, ebenfalls an Tüchern. Wieder einmal zeigt er seine Flüge über dieser Manege.

Eine ganze Reihe neuer Reprisen hat Totti im Repertoire. Alleine, mit seiner Frau oder im Dialog, bzw. im Disput mit Sprechstallmeister Klaus Kaulis thematisiert und kokettiert er in allen Auftritten mit seinem Körpergewicht, demonstriert fortwährend seinen Hunger. Sein Gegenpart Klaus Kaulis unterbindet seine Versuche der Nahrungsaufnahme jedoch vom ersten Augenblick an mit dem Satz „Artisten essen während der Vorstellung nicht“ und so bleibt dieses Thema bis zum Finale interessant. Besonders gelungen die Szene, in der einer der beiden Elefanten von Erwin Frankello – es bleibt außer den Fotos in der Pause ihr einziger Einsatz im Programm – dem ein Picknick vorbereitenden Clown die Mahlzeit stibitzt.

In Begleitung von sechs prächtigen Aras kommen Franco & Adele in die Manege. Die bunten Papageien laufen Rollschuh, fahren Roller, stülpen Ringe über einen Zapfen und ordnen unterschiedlich geformte ausgeschnittene bunte Holzplättchen richtig zu. Natürlich darf eine abschließende Flugdemonstration durchs Chapiteau nicht fehlen.
Clio Togni hat einen zweiten Auftritt mit einer poetisch inspirierten Handstandkür. Auf sieben kreisförmig angeordneten Handstäben zeigt sie ihre Figuren.

Eine spannungsgeladene Tempojonglage mit Ringen und Keulen präsentiert Willi Colombaioni. Trickreich und sicher ist die Demonstration seines Könnens.
Zwei v-förmig gespannte elastische Seile dienen den Büdern Alvarez als Arbeitsplatz. Mit Grandezza zelebrieren sie darauf ihre relativ kurze Kür, die in einem Doppelsalto ihren Höhepunkt hat.

Im Finale stellt Klaus Kaulis die Mitwirkenden noch einmal namentlich vor und dann, ja dann wird Totti endlich von seinem Leiden erlöst. Die Requisiteure bringen eine große gedeckte Tafel herein und die Artisten nehmen zu festlichen Mahl Platz. Die Vorstellung ist vorbei und die Artisten bedeuten dem Publikum, es wäre Zeit aufzubrechen.
Leider verzichtet man inzwischen in Offenburg auf ein Orchester. Live-Begleitung hätte diesem Programm gut zu Gesicht gestanden, hätte die Atmosphäre des eher verhaltenen Ablaufs verdichtet und das Publikum wohl stärker mitgehen lassen.