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Text und Fotos Friedrich Klawiter
SAMUEL PAUWELS CIRCUS
Brüssel 08. November 2014

www.pauwelscircus.com
Drei Jahre lang stand der Circus Pauwels auf dem Gelände des alten Hippodrom im Süden der belgischen Hauptstadt Brüssel fest aufgebaut. Anfang diesen Jahres musste man den Standort räumen, da das gesamte Areal neu genutzt werden soll.
Nach monatelanger Suche konnte nun endlich, sehr kurzfristig ein neuer Standplatz aufgetan werden. Im Norden der Stadt, beinahe in Sichtweite des Atomiums, wurde der Circus auf einer Industriebrache aufgebaut. Ein massiver Zaun schließt das Gelände zur Straße hin ab. Unmittelbar am Eingangstor hat der rot-weiße Bürocontainer des Circus seinen Platz. Der dekorative Frontzaun mit dem hohen Portalbogen, der mit dem Circusnamen dekoriert ist, schließt sich an. Direkt hinter dem Zaun steht das Vorzelt, eine rechteckige Konstruktion mit zwei Masten. Mittels eines Tunnels ist es an das rote Spielzelt angebunden.
Die linke Platzseite wird von den Wohnwagen der Direktion belegt, die Wagen der Artisten stehen rechts. Der hintere Teil des Geländes ist den voluminösen Transporten und dem Pferdestall von Eric Bormann vorbehalten. Eine Koppel für die Pferde komplettiert das Arrangement.
Das Kassen-Desk ist im Eingangsbereich des Vorzeltes platziert. Die linke Hälfte des Raumes steht der Circusrestauration zur Verfügung. Ein hübsch dekorierter und mit einem reichhaltigen Warenangebot bestückter Verkaufswagen sowie zahlreiche Sitzgruppen sind hier angeordnet. Die andere Zeltseite ist als Indoorspielplatz hergerichtet. Hüpfburgen und eine Eisenbahn füllen die Fläche. Spezielle Arrangements bieten z. B. für Kindergeburtstage die Möglichkeit, hier den Tag zu verbringen und vor dem Besuch der Show im Vorzelt den mitgebrachten Kuchen zu verzehren.
Im Spielzelt empfängt die Besucher eine warme Atmosphäre. Dekorative Leuchten an den acht Sturmstangen verbreiten ein angenehmes Licht. Die acht Reihen des Gradins sind je zur Hälfte mit Einzelklappsitzen und Bänken mit Rückenlehnen ausgestattet. Zwei Reihen gepolsterter Stühle stehen den Logenbesuchern zur Verfügung. Abtrennungen und Geländer sind aus Planen bespannten Metallrahmen gefertigt. Ein großer Artisteneingang aus rotem Samt ergänzt die Einrichtung.

Die Bestückung der großzügig dimensionierten Lichtanlage zeigt sich auf der Höhe der Zeit. Ihr computergestützter Einsatz unterstützt die auftretenden Artisten perfekt.

Mit einem furiosen Charivari aller Artisten startet die Show. Die Komödianten ziehen, an ihrer Spitze reitet Eric Bormann, in den roten Ring und geben Kostproben ihres Könnens. Es wird jongliert, Handstände gedrückt und am Ring schwebt eine junge Frau in die Kuppel. Einige Quick Change Tricks runden das bunte Treiben ab. Vater und Sohn Pauwels erfreuen mit einem ersten gekonnten Spiel auf der Trompete.

Sylvana Bormann, die zwölfjährige Nachwuchsartistin ist die Tochter von Eric Bormann und Alexandra Pauwels, präsentiert die Cavallerie des Circus. Zwei Friesen und ein schwarzes Shetland Pony zeigen in einem flotten Ablauf ihr Repertoire. Souverän agiert die jugendliche Vorführerin und lässt die verschiedenen Muster fehlerfrei ausführen. Mit einem Steiger des Pony klingt der Auftritt aus.
Loredana Marton arbeitet ihre Trickfolge an den Tuchstrapaten. Stimmungsvoll in Szene gesetzt nutzt die versierte Artistin die gesamte Kuppel für ihre weiten Flüge und kraftvoll werden die Haltetricks ausgeführt.

Seniorchef und Clown Marquis Pauwels lässt zur großen Freude der vielen kleinen Besucher eine Schar Laufenten durch die Piste paradieren. Der „Enten Triathlon“ - kleine Hürden überspringen, einen Tunnel durchlaufen, Rutschbahn – wird in fröhlich verspielter Weise dargeboten. Zudem tritt Marquis Pauwels als angenehmer „Monsieur Loyal“ in Erscheinung, der seine Familienmitglieder und engagierte Artisten in idealer Weise seinem Publikum vorstellt.
Die „Blues Brothers“ erobern die Manege. Temperamentvoll tanzen sich Alexandra Pauwels und ihr Ehemann Eric Bormann in die Herzen der Zuschauer. Mit einem Rolabrett unter den Füssen springt der Artist von einer zur nächsten Rolle eine Treppe hoch auf den Piedestal. Souverän werden die verschiedenen Tricks, deren Schwierigkeitsgrad sich permanent steigert, gearbeitet und mit der abschließenden Balance auf sieben aufgetürmten Rollen und Zylindern erreicht die furiose Darbietung ihren Höhepunkt.
Samuel Pauwels präsentiert vor der Pause eine umfassende und elegant in Szene gesetzte Jongleurnummer. Er beginnt seinen Auftritt mit fünf Ringen. Sicher und gekonnt werden bald darauf sieben und schließlich neun Ringe in der Luft gehalten. Variantenreich ist seine Arbeit mit weißen Keulen. In souveräner Ausführung folgen die verschiedenen Routinen aufeinander.

Drei Gelbhauben-Kakadus und drei Aras präsentiert Katja Bergen in ihrer Papageienrevue. Die großen Vögel fahren Rad und Roller, ziehen ein Wägelchen mit einem zweiten Papagei darin, beherrschen den perfekten Dunkin beim Baskettball und einiges andere mehr. Einige Flugrunden über der Manege bilden den gelungenen Abschluß ihrer Arbeit.
Der erst fünfzehnjährige Richard Bormann hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren eine beeindruckende Handstand-Darbietung erarbeitet. Auf einem Planchet und einem hervorragend designeten verchromten Treppenrequisit demonstriert der junge Mann sein umfangreiches Können. Kraftvoll und geschickt springt er im Einarmer von einer auf die andere Hand um und über eine Reihe von vier Handstäben. Selbstverständlich wird auch die Treppe im Handstand genommen.

Den großen Auftritt der Clowns leiten Marquis und Samuel Pauwels mit temperamentvollem Trompetenspiel ein. Zusammen mit Eric Bormann bringen sie das Kunstschützen-Entree. In straffem, pointiertem Spiel steigert sich das Tempo stetig und immer hektischer agierend werden zahlreiche Luftballons vorzeitig zerstört, ehe Monsieur Bormann, der den seriösen Part gekonnt ausfüllt, endlich zum Schuss kommt und sich das Wasser aus dem Ballon über den überraschten August ergießt.
Das Duo Segura bietet eine erstklassige Nummer auf dem Hochseil. Blindlauf und freier Stand auf einem Stuhl bieten Nervenkitzel. Bei der Überquerung des Seils per Fahrrad zeigt der etwa elfjährige Junior- longengesichert – einige Tricks am Trapez unter dem Rad. Auch der Seillauf im Zwei-Mann-Hoch wird sicher und elegant verkauft.
Im stimmigen Finale stellen sich noch einmal alle Mitwirkenden ihrem Publikum vor und nehmen, nachdem der lebhafte Schlussapplaus verebbt ist, im Mittelgang des Chapiteau Aufstellung ihr Publikum persönlich zu verabschieden.
Der Samuel Pauwels Circus bietet auch in dieser Spielzeit wieder ein unterhaltsames, geschickt arrangiertes Programm, das keinerlei Längen hat und in einem exquisiten Rahmen geboten wird.