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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE DE BRUXELLES
Krefeld, 05. September 2015


www.cirque-bruxelles.de
Die belgische Circusfamilie Pauwels bereist seit Generationen als erstklassige Artisten die Welt. Mit dem eigenen Circus gastierte man in den vergangenen Jahrzehnten in Brüssel. In diesem Jahr hat sich der junge Direktor Samuel Pauwels erstmals entschlossen eine Auslandstournee in Deutschland durchzuführen.
Krefeld war die erste Station des „Cirque de Bruxelles“, der auf dem traditionellen Festplatz der Stadt aufgebaut war. Die Zeltanlagen wurden für dieses Vorhaben neu angeschafft. Die Planen des Vier-Masten-Chapiteau und des Vorzeltes, dessen vier Masten stehen in einer Reihe, strahlen in einem weiß-roten Streifendesign. Die feinen goldfarbenen Applikationen und die am Rondell als bogenformiger Überstand ausgeführte Plane sorgen für ein edles Aussehen.
Der dekorative metallene Frontzaun wird von Lichterbögen gekrönt und zwei große Spannbänder, mit dem Circusnamen und bekannten Motiven aus Brüssel bedruckt, flankieren
die Front. Ein großes weißes Vordach spannt sich zwischen Eingangsportal und Vorzelt.
Sämtliche Wohnwagen und Transportfahrzeuge des Circus sind hinter dem Zelt platziert und lassen das Gelände im vorderen Bereich sehr aufgeräumt wirken.
Das Konzept des Cirque de Bruxelles, in dessen Logo ergänzend „Varieté Circus aus Belgien“ steht, sieht ein rein artistisches Programm und den völligen Verzicht auf Tiere vor. Zudem möchte man belgisches Flair und Lebensart vermittelt, z. B. mit einem breiten Angebot landestypischer Spezialitäten in der Circusrestauration.
Das Kassen-Desk wurde in den Eingangsbereich des mit einem Holzboden ausgestatteten Vorzeltes integriert. Die linke Seite steht der Circusrestauration zur Verfügung. Ein hübsch dekorierter und mit reichhaltigem Warenangebot bestückter Verkaufswagen bildet das Herzstück. Weitere Verkaufsstände ergänzen das Angebot. Frische Waffeln, Crêpes und belgisches Bier gehören zu den beworbenen Spezialitäten.
Auf der rechten Zeltseite haben ein Karussell und zahlreiche Sitzgelegenheiten ihren Platz.
Im Spielzelt empfängt die Besucher eine warme Atmosphäre. Dekorative Leuchten an den acht Quaderpools verbreiten ein angenehmes Licht. Rot ist der vorherrschendes Farbton der Einrichtung. Die Logen mit ihren zwei Reihen Polsterstühlen zeigen sich genauso in dieser Farbe wie die sechs Reihen Klappsitze des Gradins. Der rückwärtige Teil des Chapiteau wird von der großen Samtgardine des Artisteneingangs eingenommen. Dekorative raumhohe Reliefs an den hinteren Masten unterstützen den edlen Look.  An Stelle einer Manege nimmt eine Bühne, deren Mitte sich hydraulisch anheben lässt, den zentralen Platz im Zelt ein. Über der Bühne schwebt ein Gitterrohrbogen in der Kuppel der die umfangreiche und virtuos eingesetzte Beleuchtungsanlage trägt.

„Madame Loyal“ Celia Berthier begrüßt die Anwesenden, würdigt „200 Jahre und acht Generationen Pauwels“ - jedenfalls solange bis die Clowns eindringlich das Ende der Rede und den Beginn der Show einfordern. Das nun folgende Charivari mündet in ein stimmungsvolles Trompetenspiel von Marquis und Samuel Pauwels.
Das Duo Frénésie erzählt, heutzutage wohl unvermeidbar bei jungen Artisten, eine (Liebes)Geschichte mit seiner Arbeit am Chinesischen Mast. In verschiedenen Aktionen zeigen die beiden Artisten ihr Können sowohl solo als auch im Zusammenspiel. Eine Reihe kraftvoll ausgeführter Halteposen bringt die genretypischen Tricks zu Gesicht.
Domenico Dakotas ist mit zwei Auftritten zu erleben. Mit Unterstützung durch Celia Berthier jongliert er im Koch-Outfit mit Tellern. Mit erstklassigem Verkauf reißen die beiden Erz-Komödianten das Publikum mit. Mit zwei Freiwilligen aus dem Publikum wird im zweiten Auftritt zunächst Motorrad gefahren und anschließend werden sie zu einem Liebespaar vereint.
Dalana bietet eine rasante Hula Hoop Darbietung und überzeugt nicht nur mit ihrem artistischen Können sondern auch mit ihrer sehr sympathischen Ausstrahlung und großer Bühnenpräsenz. Gekonnt kreisen die Reifen in verschiedensten Mustern um den Körper der versierten Artistin. Während sie abschließend zwanzig Reifen rotieren lässt fährt die Bühne langsam empor.

Das oftmals schwierige Fach der Clownerie wird von der Familie Pauwels in Reprisen und Entree erstklassig besetzt. Marqius Pauwels verkörpert eine höchst eigenständige Figur eines „Dummen August“. Samuel Pauwels tritt in dieser Produktion als die komische, mitunter leicht überdreht agierende Figur „TicTac“ in Erscheinung, während Marquis Pauwels Nichte Celia Berthier, eine Enkelin von Francesco Caroli, als „Madame Loyal“ elegant und gekonnt den seriösen Part übernimmt.
Die Herren Pauwels stellen ihr umfangreiches musikalisches Können mit Trompeten und auf dem Xylophon eindrücklich unter Beweis. Das Glockenspiel von Marquis Pauwels gemeinsam mit Celia Berthier wird vorzüglich in Szene gesetzt, wird von einem besonderen romantischen Flair getragen und verzaubert die Besucher. Temperamentvoll geht es zu, wenn „TicTac“ und Celia Berthier um die Vorherrschaft am Mikrofon rangeln und beide ihre Gesangskünste vortragen möchten.
Das Kunstschützen-Entree wird in straffem Ablauf mit Verve gespielt. Turbulent geht es zur Sache und die meisten Ballons zerplatzen vorzeitig, ehe „Madame Loyal“ mit dem Revolver auf sie zielen kann. Doch schließlich gelingt der „Schuss“ und ein Wasserschwall ergießt sich über den verdutzten August.

Samuel Pauwels erleben wir nicht nur als versierten Komiker sondern auch als erstklassigen Jongleur, der es versteht Ringe und Keulen virtuos zu handhaben. Er startet seine Routinen mit fünf weißen Ringen, es folgen Touren mit sieben und schließlich mit neun Ringen. Vielfältige, abwechslungsreiche Muster erfolgen mit den Keulen in sicherer und eleganter Ausführung.
Der zweite Programmteil beginnt mit der attraktiven Handstandequilibristik von Leroy Quaiser. Auf einem hohen, von innen beleuchteten Piedestal erfolgen die Handstände und variantenreichen Einarmer in erstklassiger Ausführung. Mit einem furiosen Klötzchensturz erreicht der Auftritt seinen Höhepunkt.
Allison bietet mit ihrer Arbeit an weißen Strapatentüchern einen harmonischen Auftritt in der Kuppel des Chapiteau.
Das Duo Loic und Dalana startet seine veritable Quick Change Darbietung in chinesischen Gewänder mit einer folkolristischen Tanzsequenz. In einer schwungvollen Choreographie werden aufwändige, dekorative Kostüme rasant gewechselt und passend dazu variiert die musikalische Begleitung in Rhythmus und Tempi.
Als die Top-Attraktion der Show wird die „Grande Dame des belgischen Circus“ Eliane Baranton avisiert. Mit gewohnter Präzision präsentiert die sympathische Artistin ihre Antipodenspiele. Den Routinen mit bis zu fünf Baskettbällen folgt die rasante Performance mit zwei Tonnen. Höhepunkt der Darbietung ist nach wie vor die Fuß-Jonglage eines großen Tisches. Spektakulär wird das sperrige Requisit mit großer Sicherheit mit den Füßen manipuliert.
Zum stimmungsvoll inszenierten Finale findet sich die komplette Truppe auf der Bühne ein und umringt die Plattform, auf der die drei, die Show beherrschenden Akteure – Marquis und Samuel Pauwels sowie Celia Bertier – langsam emporgehoben werden.
Der frenetische Beifall des restlos zufriedengestellten Publikums belegt, dass das ambitionierte Konzept der Familie Pauwels Anklang findet.
Nächste Station des „Cirque de Bruxelles" ist Dortmund, wo man vom 11. September bis zum 04. Oktober gastiert.