Text und Fotos Friedrich Klawiter
LE GRAND CIRQUE DE ST. PETERSBOURG
Metz, 14. Februar 2015
www.cirque-saint-petersbourg.com
„Le Grand Cirque de St. Petersbourg“ ist eine Einheit der „SARL Arena Production“ und deren Direktor Raoul Gibault lässt im Winterhalbjahr bis zu vier schnell reisende Circusunternehmen durch Frankreich touren. Alle Circusse von Raoul Gibault reisen sehr schnell, fast ohne Ausfalltage, oftmals im Eintagesrhythmus und spielen zwei und drei Vorstellungen täglich. Alljährlich etwa zur gleichen Zeit gastiert der „Grand Cirque de St. Petersbourg“ in den lothringischen Metropolen.
Ein blauer Viermaster mit roten Applikationen und ein Vorzelt gleicher Optik waren auf dem Circusplatz in Metz aufgebaut. Die Front des Circus wird vom großen Kassenauflieger, auf dessen Dach zahlreiche Leuchtelemente als Schmuck angebracht sind, einem weiteren Sattelzug mit Anhänger und drei pink-gelb gestrichenen Zaunelementen gebildet.
Der umfangreiche Fuhrpark des Circus, wie in Frankreich üblich sind die Sattelauflieger mit einem großen Anhänger zu festen Einheiten zusammengekuppelt, ist einheitlich in einem grellen pink lackiert. Die Fahrerkabinen der Zugmaschinen sind großflächig gelb abgesetzt.
Ein geräumiges gelbes Stallzelt beherbergt die Pferde und ein Zebra. Unter einem Zeltdach sind Kamele, Dromedare, Rinder und Ponys untergebracht. Ein großer Raubtierwagen, ergänzt mit angebauten Veranden und einem großen Außenkäfig, komplettiert die Menagerie.
Die bunten Lichter am Kassenwagen und Lichterketten am Chapiteau funkeln in der Dunkelheit und laden zum Besuch des Circus ein.
Im Vorzelt sind die Seitenwände komplett mit rotem Samt verkleidet; rote und gelbe Stoffbahnen spannen sich vom Rondell zu den Mastspitzen empor und große Kandelaber sorgen für ein angenehmes Licht. Der vor Jahren vom Circus Barum übernommene Verkaufswagen der Restauration nimmt eine Zeltseite ein und auf der anderen sind drei Bierbankgarnituren als weitere Einrichtung aufgestellt.
Im Chapiteau stehen ein siebenreihiges Schalensitzgradin sowie fünf Reihen Logenstühlen – zu ebener Erde - für die Besucher bereit. Die Logenbrüstungen sind, genau wie die hohe Piste mit rotem Samt dekoriert. Der Artisteneingang besteht ebenfalls aus rotem Samt und ist mit zwei breiten Borden aus Swarowski-Steinen verziert. Am oberen Rand verkündet ein großes Schild in glitzernden Lettern den Circusnamen. Die vier Gittermasten des Zeltes sind über die gesamte Höhe dekorativ mit Lichtgirlanden versehen, die für ein angenehmes Ambiente sorgen.
Das Ballett, in Kostümen mit „russischer Folklore-Optik“, und Sängerin Nina – mit bekannten Liedern, beispielsweise „Kalinka“ sorgen für das „russische Flair“ der Show.
Das temporeich präsentierte, traditionelle Nummernprogramm beginnt im, zum dritten Mal an diesem Samstag, voll besetzten Chapiteau wie zumeist in französischen Circussen mit einer Raubtierdressur.
Sandrine le Bris arbeitet mit zwei Tigern und drei Löwen eine abwechslungsreiche Darbietung. Pyramide, Balkenlauf, Hochsitzer am Platz und Sprünge – u. a. über eine Feuerbarriere – sind die Elemente dieser Dressurnummer. Einige Rollover eines Tigers in der ansonsten leeren Manege und ein prächtiger Hochsitzer beschließen den Auftritt.
Nachdem der Zentralkäfig entfernt wurde begrüßt „Monsieur Loyal“ Keoma das Publikum. Im weiteren Verlauf der Show versorgt er die Besucher als angenehmer Moderator mit den nötigen Informationen.
Marina Demchuk präsentiert in einem poetisch-romantisch anmutenden Auftritt einen weißen Araber als Solofreiheit. Ross und Vorführerin bewegen sich in harmonischen, tänzerischen Abläufen im roten Ring.
Zu Beginn des zweiten Programmteils sehen wir die charmante Tierlehrerin mit dem neuen Exotenzug des Hauses. Zunächst laufen sechs junge Dromedare ihre abwechslungsreichen Figuren. Vier Zebus nehmen ihre Plätze auf zwei Tonneaus ein und ein Lama überspringt zwei an der Piste abliegende Kamele. Schließlich läuft ein Zebra seine Figuren um die Zebus und Kamele.
Mit erstklassiger Clownerie unterhält der polnische Komiker Tomasz Kolosko das Publikum. In seinen perfekt und pointiert gespielten Reprisen zeigt er große Individualität und verzichtet auf die heutzutage allzu oft zu sehenden Szenen mit Publikum. Zunächst erleben wir ihn in und mit einem winzigen „Auto“, in das er sich im Stil eines Klischniggers hinein zwängt. Als verwegener Kosak reitet er einen Kostüm-Mustang, der den Sprung über eine flache Hürde „verweigert“. Das hervorragende Spiel scheint das Stofftier zum Leben zu erwecken. Ein riesiger „Fotoapparat“ zeigt sich widerspenstig und spritzt vor dem mittleren Gradinbereich nicht, wie gewünscht, Wasser ins Publikum sondern macht den Fotografen nass.
In einer weiteren Szene tänzelt Kolosko als vierbeiniger Mann durch die Manege. Nachdem ihm zwei Beine abhanden kamen, „durchtrennt“ er, völlig verzweifelt, seinen Körper mit einer Kettensäge und bringt so eine herrliche Variante der „zersägten Jungfrau“ zu Gesicht.
Eine junge chinesische Artistin bietet eine gekonnt ausgeführte Kür an Strapatentüchern. Von Sängerin Nina live mit einem verträumten Song begleitet, erfolgen die kraftvollen Evolutionen und raumgreifenden Flüge. Einige riskante Abfaller und ein freihändiger Spagat zwischen den Tüchern komplettieren die Trickfolge.
Eine weitere Luftnummer arbeitet Alisher an den Strapaten. Die verschiedenen, sehr kraftvoll ausgeführten Tricks werden jeweils mit einem freien Sturz hoch aus der Kuppel herab auf ein großes Kissen inmitten der Manege abgeschlossen. Dieses Kissen ist mit einer Reihe elastischer Bänder überspannt, die von dem Artisten zur Gestaltung der Übergänge zwischen den Flügen genutzt werden.
Eine faszinierende Seifenblasen-Darbietung präsentiert Augustin. Nur mit seinen Händen formt und manipuliert er die fragilen Gebilde in vielfältigen Variationen. Besondere Effekte erzeugen mit Rauch gefüllte Blasen und mit Hilfe eines Rohres werden mehrere sehr große Exemplare als Halbkugeln in einander auf einer Tischplatte produziert. Höhepunkt des Auftritts und so noch nie gesehen ist eine mit Gas befüllte Seifenblase, die mittels eines Feuerzeugs in einen hoch steigenden Feuerball verwandelt wird.
Sergej Virchuk, alias Carlos Sawadra präsentiert vor der Pause die Cavalerie des Hauses. Zunächst reitet er auf einem Friesen eine temperamentvolle Hohe Schule. Direkt anschließend zeigen vier braune und zwei weiße Araber eine erstklassige Freiheitsdressur. Gekonnt lässt der versierte Dresseur in seiner unnachahmlichen Art die unterschiedlichsten Figuren ablaufen. Eine Vielzahl verschiedener Steiger sorgen für die spektakulären Höhepunkte des gelungenen Auftritts.
Der südamerikanische Tempojongleur Kevin Ortiz hantiert geschickt mit seinen Requisiten. Mit einer Keulenjonglage, bis zu fünf hält er sicher in der Luft, beginnt der Auftritt. Im zweiten Teil der Nummer sehen wir den sicher agierenden Jongleur seine Routinen mit Ringen ausführen, von denen bis zu sieben beherrscht werden.
„Trio Ladder Balance“ nennt sich eine dreiköpfige Formation chinesischer Artisten, die eine eigenwillige Equilibristik-Nummer bieten. Ein acht Stufen hohes Leitergestell inmitten der Manege bildet die Grundlage für den Auftritt. Der Untermann der Truppe trägt seine beiden Partner, die longengesichert verschiedene Handstandposen auf seinem Kopf ausführen, mehrmals über dieses Gestell. Abschließend überquert die Truppe im Zwei-Mann-Hoch die Leitern.
Die Hell Riders sind als letzte Darbietung mit ihren Motorradstunts im Globe of Speed zu erleben. In der recht kleinen Kugel bieten die drei verwegenen südamerikanischen Artisten die bestens bekannten Abläufe und der Höhepunkt ihrer Show ist erreicht, wenn sie im vollkommen dunklen Zelt, dass von den blauen Lichtern LED-Lichtschnüre an ihren Maschinen nur minimal erhellt wird, zu dritt durch den Globe jagen.
Das fröhlich gestaltete Finale wird von Ballett und Sängerin mit russischer Folklore stimmungsvoll eröffnet. Das begeisterte Publikum hält die Mitwirkenden mit tosendem Applaus und Standing Ovations lange in ihrer Schlussaufstellung in der Manege, ehe Sängerin Nina ein Wiedersehen im nächsten Jahr mit einem völlig erneuerten Programm verspricht.