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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE PINDER
Nancy, 24. Juni 2017

http://cirquepinder.com
Der Cirque Pinder, ältestes der großen reisenden Traditionsunternehmen Frankreichs, gastiert auf seiner alljährlichen, nahezu unverändert verlaufenden Tour durch unser Nachbarland stets im Juni in Nancy.
Der traditionelle Circusplatz, Place Carnot inmitten der Altstadt, steht seit wenigen Jahrenu für die Gastspiele nicht mehr zur Verfügung, so dass man nun auf dem rund fünf Kilometer entfernten Parkplatz des Parc d' Exposition aufbaut.
Die langgestreckte Front des Circus wird von mehreren Sattelzügen gebildet und der dekorative Kassenauflieger nimmt einen zentralen Platz ein. Ein hohes Portal aus einer Gitterrohrkonstruktion mit einem zweimastigen Vordach darunter markiert den Haupteingang. Ein separater Tierschaueingang mit eigener Kasse, nur noch bei ganz wenigen Unternehmen vorhanden, komplettiert die Front.
Auf der rechten Seite des Platzes sind in einer langen Reihe die zahlreichen Mannschaftsquartiere und Sanitärwagen aufgefahren. Die linke Seite wird vom rollenden Zoo eingenommen. Norwegerpferde, Kamelherde, Zebras und Esel sind in weitläufigen Paddocks, denen jeweils ein Stall zugeordnet ist, untergebracht. Hinter dem Chapiteau hat die große Raubtieranlage ihren Platz. Zwei riesige Auflieger und ein lang gestreckter Anhänger sind mit verschiedenen Außenanlagen kombiniert. Das „Atelier Mechanique“, die Betriebsküche mit Speiseraum sowie die Wohnwagen der Direktion und Artisten nehmen die Rückseite des Platzes ein.
Im Mittelpunkt des Geländes ist selbstverständlich ein Chapiteau aufgebaut. Doch wird zur Zeit nicht das zu Anfang des Jahres neu angeschaffte Zelt mit passendem Vorzelt verwandt, da es zum nacharbeiten zum italienischen Produzenten gebracht werden musste.
Während der Sommertournee setzt man ein älteres rot-gelb gestreiftes Zelt mit einem etwas geringeren Durchmesser, dass vor Jahren nur wenige Male für Galas Verwendung fand, ein. Ein Vorzelt ist, wie bei Pinder seit vielen Jahren während des Sommers üblich, nicht vorhanden. Die Verkaufswagen der Circusrestauration sind an den Seiten der beiden ebenerdigen Zugänge ins Spielzelt platziert.
Das im Innern blaue Zelt wird von zahlreichen Sturmstangen getragen.Ein lebhaftes Fachwerkmuster in rot und weiß strukturiert die Fläche und die inneren Felder sind mit zahllosen weißen Sternen dekoriert.
Rote Logen mit gepolsterten Klappstühlen und neun Bankreihen - rote Sitz- und gelbe Rückenbretter - stehen für die Besucher bereit. Der Artisteneingang aus dunkelrotem Samt ist mit dem Namenszug in goldenen Lettern geschmückt.
Der seit vielen Jahren gepflegte, sehr puristische Präsentationsstil der Vorstellung wurde selbstverständlich beibehalten. Man bietet ein willkürlich zusammengestelltes Nummernprogramm, dessen Abfolge von rein praktischen Gesichtspunkten bestimmt wird, unter Verzicht auf jedweden Show-Aspekt. Der erste Programmteil wird bei relativer Dunkelheit, besonders bei der Luftnummer, von buntem Licht umgeben, während man nach der Pause die Szene schlicht weiß erhellt.

Romain Greveldinger ist der neue „Monsieur Loyal“ des Cirque Pinder. Nachdem er gegen Ende des Einlasses die Werbeveranstaltung für einen Renault-Van durchgeführt und in einem kleinen Gewinnspiel ein Pinder-Cap an eines von vier Kindern vergeben hat, beginnt die Vorstellung mit der Raubtierdressur von Frédéric Edelstein.
Zwölf weiße Löwen bevölkern den Zentralkäfig und mit einer großen Pyramide aller Tiere nimmt die vom Juniorchef des Hauses, wie stets temperamentvoll, präsentierte Vorführung ihren Beginn. Hochsitzer, Scheinangriff, Sprünge und Löwenbar und Fächer sind weitere Elemente der umfangreichen Darbietung. Eine Löwin zeigt einen schwungvollen Hinterbeinlauf. Mit den letzten fünf Tieren in der Manege bietet Edelstein einen spektakulären, nur selten zu sehenden Trick. Rücklings im Manegensand liegend, lässt er sich von den quer über ihm liegenden Tieren zudecken. Mit Sprüngen über den sich niederwerfenden Dompteur hinweg findet der Auftritt seinen Abschluss.
Die Strapatendarbietung von Valeriy überbrückt auch in dieser Saison wieder den Abbau des Zentralkäfigs. Im poetisch gestalteten Auftritt werden neben vielen kraftvoll ausgeführten Halteelementen auch einige Abfaller, die für die nötige Spannung sorgen, geboten.
Sandro Montez präsentiert seine furiose Hunderevue mit sechs Tieren unterschiedlicher Größe und Rassen. Temperamentvoll und in unglaublichem Tempo wird das Repertoire absolviert und lässt das Publikum begeistert mitgehen.
Jongleur Zdenek Polach entfacht mit weißen Bällen einen rasanten Wirbel. Sicher und perfekt erfolgen die variantenreichen Routinen. Sukzessive erhöht der junge Mann die Anzahl der manipulierten Bälle, bis schließlich deren sieben souverän gehandhabt werden.
Die Rampin Clowns sorgen mit einem musikalischen Intermezzo für ein wenig Stimmung im Rund während das Sicherheitsnetz der Luft-Darbietung aufgebaut wird und nach nur rund vierzig Minuten Vorstellungsdauer erleben wir bereits die Pausen-Nummer.
Die acht kubanischen Artisten der Truppe „Diablos Blancos“ präsentieren Handvoltigen hoch in der Kuppel. Vier Fänger verteilen sich auf drei Stationen - je einer am Ende der Flugbahn und zwei seitlich in der Mitte - und eine Reckstange über der mittleren Fängerposition erhöht die Anzahl der möglichen Flugvarianten für die Voltigeuse und die drei Voltigeure. Die zahlreichen erstklassig ausgeführten Tricks sehen bis zu drei Flieger zur gleichen Zeit in der Luft. Leider leidet der interessante Act unter der schlechten Ausleuchtung durch die ausschließlich nach unten gerichteten Lichtkörper an den Masten, die die beiden außenstehenden Fänger nicht erfassen.

Eri und Carlos arbeiten zu Beginn des zweiten Teils am Chinesischen Mast. Die genretypische Trickfolge wird in flottem Ablauf dargeboten.
Im Anschluss präsentiert Sandro Montez das Highlight des Programms - den großen Exotenzug des Cirque Pinder. Neun Kamele und drei Norwegerpferde bilden einen formidablen Zwölfer-Zug. Eine Reihe interessanter Lauffiguren wird erstklassig ausgeführt, dann ergänzen fünf Esel die Gruppe. Mit den siebzehn Tieren bildet der versierte Tierlehrer verschiedene Formationen, darunter ein perfekt laufendes Karussell auf drei Zirkeln, ohne Hilfe von Bereitern. Die Kamele liegen in einer langen Reihe, die zu beiden Seiten von Eseln flankiert wird ab und Zebras überspringen Barrieren. Den gelungenen Abschluss des formidablen Auftritts bildet der Gruppensteiger der drei Pferde.
Ein klassisches Clowns-Trio ist unverzichtbarer Bestandteil des Programms bei Pinder. In diesem Jahr verbreiten die „Rampin Clowns“, sie waren zu Weihnachten in Landau zu erleben, Frohsinn in der Pinder-Manege. Ihr umfangreiches Entree bringt vielerlei bekannte Späße und Klamauk. Schließlich münden die Aktivitäten in ein liebvoll dekoriertes und speziell arangiertes „Bienchen“, ehe sich das Trio mit mitreißendem Trompeten- und Saxophonspiel verabschiedet.
Als Final-Darbietung sind noch einmal die acht kubanischen Artisten, nun als „Troupe Havanna“ annonciert, zu erleben. Sie bieten eine umfassende Trickfolge, die von einem dreifachen Salto in einen Sessel und dem Sprung durch einen Reifen, der im Drei-Mann-Hoch gehalten wird, gekrönt wird.
Das kurz und knapp gehaltene Finale versammelt noch einmal alle Mitwirkenden in der Manege. Nach kurzer Vorstellung durch den „Monsieur Loyal“ erfolgt umgehend die Verabschiedung und mit dem Versprechen im nächsten Jahr mit einer neuen Show zurück zu kehren endet die Veranstaltung nach weniger als zwei Stunden - inklusive einer ausgedehnten Pause - abrupt.