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Text und Fotos Friedrich Klawiter
CIRQUE LA PISTE D' OR
Selestat, 26. November 2016

www.lapistedor.com
Vor rund drei Jahren gründete Ralph Falck mit seiner Familie den „Cirque La Piste d' Or“. Nun führte die Tournee erstmals nahe an die Grenze zu Deutschland und wir nutzten die Gelegenheit den Circus in Selestat zu besuchen.
Auf einem innenstadtnahen Parkplatz war der Circus aufgebaut. Ein hohes Zwei-Masten Chapiteau, das von zwei spitzen runden Kuppeln gekrönt wird, ist die Spielstätte des Unternehmens. Seine weiße Plane ist mit großflächigen markanten blau-roten Ornamenten geschmückt.
Ein mittig in der dekorativ gestalteten Front stehender Container beherbergt die Circuskasse. Seitliche Klappelemente sind kunstvoll mit Clowns, Elefant und Tigerköpfen bemalt und über den Countern leuchtet der Schriftzug „Caisse“. Die beidseitig angeordneten Zaunelemente tragen in ihrer Mitte eine große Plakette mit einem leuchtend gelben „F“ auf rotem Grund und werden von Lichtbögen überragt.
Der Fuhrpark, zu allermeist Sattelauflieger mit angekuppelten Jumbo-Anhängern, ist in gelb mit blauen Absetzungen lackiert. Ein „Roadtrain“, ein mehr als vierzig Meter langes Gespann bestehend aus einem Sattelzug mit einem speziellen überlangen Anhänger, dessen zweigeteilter Aufbau mittig auf einem Fahrgestell ruht, ist ebenfalls vorhanden.
Die mächtigen Zugmaschinen sind in blau mit gelben Kontrastflächen im Frontbereich lackiert.
Ein überlanger Sattelauflieger ist als Raubtierwagen für die fünf Tiger des Circus ausgebaut. Die wenigen weiteren Tiere – ein Elefant, vier Pferde und zwei Lamas – sind in einem optisch passend zum Spielzelt gestalteten Stall untergebracht.
Die chromblitzenden, mit riesigen Auszügen versehenen, Wohnauflieger-Züge der Direktion sowie die Unterkünfte der Artisten und Mitarbeiter nehmen den übrigen Raum ein.
Im Chapiteau ist ein achtreihiges Holzbankgradin französischer Bauart aufgebaut. Zwei Reihen gepolsterter Stühle, in den mit rotem Samt dekorierten Logen, ergänzen das Sitzplatzangebot. Den hinteren Teil des Zeltes nimmt der hohe Artisteneingang aus rotem Samt ein. Die Circusrestauration ist in einem Container untergebracht und hat ihren Platz gleichfalls im Zelt. 

Wie oftmals in französischen Circussen ist der Zentralkäfig schon beim Einlass aufgebaut und nach der Begrüßung des Publikums durch einen jungen „Monsieur Loyal“ namens David, beginnt die Spielfolge mit der Tigerdressur von Ralph Falck. Zwei weiße und drei normalfarbene Tiere präsentieren routiniert eine ansprechende Trickfolge. Pyramide, verschiedene Sprünge, Balkenlauf, Teppich und Hochsitzer am Platz sind die wesentlichen Elemente des Auftritts.
Wenig später präsentiert Monsieur Falck die Cavallerie des Hauses. Drei schwarz-weiß gescheckte Pferde traben ihre Runden in den Manegensand. Flott und fehlerfrei reihen sich die Figuren aneinander. Als Da Capo zeigt ein Friesenhengst sein erlerntes Können.
Im zweiten Programmteil hört Elefant „Maya“ auf seine Kommandos. In einem ruhigen Ablauf agiert der Dickhäuter in der Manege und auf einem Tonneau. Ein Hochsitzer auf dem Requisit bildet den Höhepunkt der Darbietung.

Der portugiesische Clown André überbrückt im interaktiven Ballspiel mit dem Publikum den Abbau des Zentralkäfigs. In einer weiteren Szene spielt er auf einem Dudelsack. Das musizieren auf einer normalen und, nach deren Wegnahme, auf einer Mini-Mundharmonika wird vom strengen Monsieur Loyal unterbunden. Doch dies hält den Clown nicht ab, auf der „Singenden Säge“ mit „My Way“ den Auftritt zu beenden. Als Finalnummer, wie oftmals in traditionellen französischen Circussen, erleben wir das große Entrée. Temperamentvoll und mit großer Spielfreude bringen André und David das in unserem Nachbarland sehr beliebte „Spukschloss“ Entrée. Voller Begeisterung und mit enormer Lautstärke nehmen die Kinder, vom Clown mit vielfachem „le fantôme n' existe pas“ („ es gibt keine Gespenster“) immer wieder animiert, lebhaften Anteil am Geschehen in der Manege. Beim einleitenden und den Auftritt abschließenden musizieren auf dem Saxophon spielt André  allerdings derart neben der Melodie vom Band, wie wir es noch nie erlebt haben.
Vor der Pause haben die Eisprinzessin „Elsa“ und Schneemann „Olaf“ ihren großen Auftritt. Zum einspielten Titelsong des gleichnamigen Disney-Musicals sind die beiden zur großen Freude der kleinen Besucher leibhaftig in der Manege und entsprechend riesig ist die Nachfrage nach den in der Pause offerierten gemeinsamen Fotos.

Im artistischen Teil des Programms sehen wir den aus Kuba stammenden Julio Valdez mit zwei Darbietungen. Zunächst arbeitet er eine Reihe kraftvoll ausgeführter Tricks an einem freistehenden, etwa zwei Meter hohen Pole. Als „menschliche Flagge“ bietet er allerlei Absteher, „Handstände“ und Klimmzüge und mit Tricks am rotierenden Requisit findet der Auftritt seinen Abschluss.
Zu Beginn des zweiten Programmteils arbeitet Julio Valdez am Chinesischen Mast. Die zahlreichen genretypischen Tricks gipfeln in eine Reihe spektakulärer Abfaller, die allesamt knapp über dem Manegenboden abgefangen werden.
Komplettiert wird die Nummernfolge von Mademoiselle Nadja. Angekündigt als „La femme de al lumière“ lässt sie im abgedunkelten Zelt ihre per LED-Technik leuchtenden Hula Hoop Ringe kreisen. Die Reifen wechseln in stetem Rhythmus die Farben und zaubern surreale Lichtmuster in die Dunkelheit.
Im kurzen Finale kommen die Mitwirkenden noch einmal in die Manege und Ralph Falck der die Verabschiedung des Publikums übernimmt, rührt die Werbetrommel für den Weihnachtscircus, den der Cirque La Piste d' Or im knapp sechshundert Kilometer entfernten Clermont-Ferrand veranstaltet.