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Text und Fotos Friedrich Klawiter
PISTE CIRCUS
Grüfflingen, 23. August 2014

Eine Reihe französischer Familiencircusse bereist alljährlich den wallonischen Landesteil Belgiens. In der dritten Saison ist dort und auch in Luxemburg der „Piste Circus“ auf Tour. Zwei Familien - zum einen Patricia Loyal und Fabrice Albus, sowie Patrick Frichetau und Paola Loyal mit ihren Töchtern Hashley und Hillary – betreiben das Unternehmen.
Die Zelttournee durch Belgien bestreiten die beiden Familien gemeinsam, während man die winterlichen Galas, teilweise in Sälen, in unterschiedlichen Regionen Frankreichs getrennt wahrnimmt.
In Grüfflingen, einem kleinen Ort in der Nähe von St. Vith gelegen, war der schmucke Kleincircus für ein zweitägiges Gastpiel im Zentrum der Ortschaft unmittelbar neben der Kirche aufgebaut. Dicht wird das gelb-blau gestreifte Zwei-Masten Chapiteau von den voluminösen Wohn- und Transportwagen umringt. Der Fuhrpark strahlt gleichfalls in frischem gelb mit blauen Absetzungen. Die Wagen sind mit dem Circusnamen versehen und mit bunten Motiven geschmückt. Große Klappelemente formen am Frontwagen eine breite Fassade, die mit zahlreichen, in Airbrush-Technik ausgeführten, Circusmotiven versehen ist. Der Kassenschalter ist in die Fassade integriert.
Großformatige Plakate des Piste Circus künden unübersehbar flächendeckend vom Gastspiel. Ein schön designeter Lautsprecherwagen flankiert die Werbemassnahmen.
Im Chapiteau hat die Circusrestauration direkt neben dem Zelteingang ihren Platz. Ein dreireihiges Gradin steht außer den Logenstühlen für die Besucher bereit. Die erste Stuhlreihe ist Kindern vorbehalten, die dort aufgestellten Stühle sind in der Größe auf sie abgestimmt. Die Manege wird vom Artisteneingang, der aus einer raumhohen rot-blauen Plane besteht, abgeschlossen.

Nach der Begrüßung des Publikums durch Paola Loyal übernimmt in der Folge ihre Schwester Patricia die Rolle der Manegensprecherin. In angenehmer Weise bringt sie das Geschehen ihrem Publikum näher.
„Les Soeur Fricheteau“ - die Schwestern Hashley und Hillary eröffnen mit ihrer Hula Hoop Darbietung die Nummernfolge. Parallel wird eine Anzahl der gängigen Abläufe des Genres temperamentvoll ausgeführt. Schwungvolle Solotricks beider Artistinnen komplettieren den Auftritt.
Clown Patate, alias Fabrice Albus bringt die verschiedenen Dressurdarbietungen des Circus in die Manege. Zunächst stehen zwei Mischlingshunde im Mittelpunkt des Geschehens. Sie beherrschen eine Vielzahl verschiedener Sprünge, laufen Slalom um in Reihe aufgestellter „Lübecker Hüte“. Sie kreuzen zwischen den Beinen des Vorführers und laufen auf den Hinterbeinen. Hochsitzer in Kostümen, als Rockstar und Marktfrau, ergänzen die Vorführung, die mit hohen Absprüngen von einer Rampe ihren Abschluss findet. Im zweiten Auftritt präsentiert uns Patate ein Frettchen. Das posierliche Klein-Raubtier fährt Karussell, läuft auf einer Rolle, überquert eine Leiter, bedient eine Wippe und springt über Hürden. Eine Hauskatze zeigt ihr Können in der dritten Tiernummer des Programms. Weite Sprünge von einem zum anderen Podest stehen am Anfang des Auftritts. Der Lauf durch Ringe und Röhren und über eine Leiter gehören anschließend neben anderem zu ihrem Repertoire. Mit einem gekonnten Flaschenlauf schließt die Darbietung ab.
Zu Beginn des zweiten Programmteils präsentiert Madame Patricia dem staunenden Publikum eine große Boa Constrictor aus nächster Nähe und alle die möchten erhalten die Gelegenheit ein solches Tier zu berühren.
Patrick Fricheteau laboriert derzeit an einer Rückenverletzung und musste auf anraten eines Arztes einige Tage auf Auftritte verzichten, so dass u. a. das große Musical-Entrée ausfallen mußte.

In der Pause bleibt das Chapiteau geschlossen, so dass das Publikum komplett an der in französischen Kleincircussen traditionell durchgeführten Tombola teilnehmen kann. Fähnchen und Punching-Ballons sind die Trostpreise, Plüschtiere und anderes Spielzeug die großen Gewinne, die die Kinderaugen leuchten und die Erwachsenen zum Portemonnaie greifen lassen.
Die weiteren artistischen Darbietungen des Programms werden allesamt von Hashley und Hillary gearbeitet. Zunächst sehen wir die beiden Schwestern mit einer Westernnummer. Gekonnt werden mit Lassos eine große Anzahl verschiedener Figuren vorgeführt. Mit viel Schwung gehen die Artistinnen zu Werke und elegant kreisen die Seile um ihre Körper. Gleich darauf erleben wir die Teenager auf Einrädern. Auch in dieser Disziplin verstehen sie es ausgezeichnet ihr umfangreiches Können vor zu tragen, wenngleich der extrem unebene Untergrund dem Auftritt wenig förderlich ist.
Hillary Fricheteau hat sich eine umfangreiche Trickfolge am Ringtrapez erarbeitet. Elegant absolviert die Sechzehnjährige Artistin ihren Soloauftritt. Viele Tricks des Genres werden kraftvoll und ohne Vorteil direkt unter der Kuppel des Zeltes ausgeführt.
Zum Abschluss der Programmfolge ist die Tempojonglage der Schwestern zu erleben. Zu südamerikanischen Klängen wird zunächst mit kleinen Bällen jongliert, dann kommen Ringe zum Einsatz. Mit diesen Requisiten werden nach verschiedenen solo ausgeführten Routinen auch die ersten Passings ausgeführt. Mit silbern glitzernden Keulen werden weitere Muster in die Luft gezeichnet. Sicher und gekonnt arbeiten die beiden jungen Artistinnen auch in dieser Disziplin und mit einer Reihe gelungener Passings Ende die Nummer.
Ein kurzes Finale, in dem die vier Mitwirkenden der Show noch einmal den lebhaften Applaus der Besucher entgegennehmen, beendet die liebenswerte Show des Familiencircus. Patricia Loyal bedankt sich für den Besuch und verspricht ein Wiedersehen in einem Jahr mit einem neuem Programm.
Der Piste Circus gefällt einerseits mit gepflegtem Material und bietet andererseits ein ansprechendes Familienprogramm, dem man den Enthusiasmus seiner Macher anmerkt und einen Besuch des Unternehmens lohnenswert macht.