optimiert



Text und Fotos Friedrich Klawiter
  CIRQUE „La PISTE aux ETOILES“
Chantilly, 08. Dezember 2012

http://lapisteauxetoiles.jimdo.com
Die letzte Station der Saison des Cirque „La Piste aux Etoiles“ von Auguste Falck ist traditionell Chantilly, eine rund achtunddreißig Kilometer nördlich von Paris gelegene und rund siebenunddreißigtausend Einwohner zählende Stadt.
Viele Jahre reiste der Circus unter den Firmierungen „Christiane Gruss“ und „Achille Zavatta Fils“. 2009 pachtete Direktor Auguste Falck den heutigen Namen für sein Unternehmen. „La Piste aux Etoiles“ war eine französische Ferseh-Circusproduktion von Gilles Margaritis, die von 1950 bis Ende 1976 allwöchentlich ausgestrahlt und zumeist im Cirque d' Hiver produziert wurde.

Am Rande des Hippodroms der Stadt war der große Circus, er gehört zu den vier größten Reiseunternehmen Frankreichs, auf einer weitläufigen Rasenfläche aufgebaut. Das große hohe Chapiteau mit dem ausgefallenen Design zieht von weit her die Blicke an. Drei runde Kuppeln krönen den Zeltbau, dessen Plane mit blau-roten großflächigen Ornamenten versehen ist. Vorzelt und ein weiterer Zeltbau für die Galafeiern und der langgestreckte Stall zeigen das gleiche Dekor. Die dekorative Front mit integrierter Kasse wurde neu renoviert und mit zahlreichen Lichteffekten versehen und ein Frontzaun in gleicher Optik rundet das Arrangement ab.
Riesige luxuriöse „Laurent“ Wohnauflieger, die von chromblitzenden Kenworth-Trucks gezogen werden sind in langen Reihen aufgefahren.
„Roadtrains“ - an einen Sattelauflieger ist ein überlanger Anhänger, dessen zweigeteilter Aufbau mittig auf einem Drehgestell ruht, gekuppelt – sie sind in dieser Form nur beim Cirque „La Piste aux Etoiles“ zu sehen, sind gleich daneben platziert.
Zwei überlange Sattelzüge und weitere Anhänger stehen den zahlreichen Raubtieren des Circus als Unterkunft zur Verfügung. In einem weiteren Anhänger hat eine Gruppe Hundskopfaffen ihr Zuhause. Für die drei großen indischen Elefanten sind weitläufige Paddocks abgesteckt. In den Boxen der Stallungen stehen außer Pferden, Kamelen, Dromedaren und Lamas auch Zebra und Rinder unterschiedlicher Rassen.
Im mit einem Holzboden ausgestatteten Vorzelt findet der Sattelzug mit der Circusrestauration Platz. Verkaufsstände und dezenter Weihnachtsschmuck gestalten den weiteren Raum.
Ein steil aufragendes zwölfreihiges Holzbankgradin und gepolsterte Klappstühle in den Logen bieten bis zu zweitausend Besuchern Platz. Die Logenboxen sind dekorativ in blau und rot gestaltet. Der große Artisteneingang aus rotem Samt hat mittig eine Showtreppe integiert und bietet auf seiner Empore dem sechsköpfigen, virtuos aufspielenden Orchester Platz.

Roger Falck, vierundzwanzigjähriger Gewinner eines „Bronzenen Clowns“ beim Festival in Monte Carlo 2009 und beim Festival von Massy mit einem Hauptpreis ausgezeichneter Star des Circus, auf den die gesamte Werbung abgestellt ist, eröffnet die Spielfolge.
Der Zentralkäfig ist eine schwere schwarze Eisenkonstruktion mit reichen goldenen Applikationen und die Postamente sind im gleichen Nostalgie-Look gefertigt. Sieben Tiger in drei Farben werden vom Dompteur gekonnt vorgeführt und mit jugendlichem Charme gewinnt er das Publikum. Eine Vielzahl erstklassiger Tricks – u. a. Pyramide, Bar, Hochsitzer am Platz und in der Manegenmitte, Rollover und Teppich – laufen perfekt ab. Wir erleben den „einzigen singenden Tiger“ und einige beeindruckende Vorwärtssteiger runden die Leistung ab.
Seine Schwester Cloé Falck arbeitet gekonnt und mit Ausstrahlung ihre Kür am Trapez, die eine Reihe anspruchsvoller und kräftezehrender Tricks enthält. Zunächst sehen wir eine Reihe Halteposen und Balancen am ruhenden Requisit. Alsdann erfolgen Abfaller und Pirouetten in vollem Schwung. Mit einem veritablen Fersenhang am weit schwingenden Trapez endet der Auftritt.
Sandy Ernesto unterhält das Publikum mit ihren Reprisen. Sie führt einen „Löwen“ vor, jongliert mit einem Lichtpunkt, übt sich im Seil springen, überschüttet einen Logengast mit Popcorn und zieht abschließend vier Herren die Stühle unter dem Hinterteil weg.
Anmutig tanzt Miss Ofelia im Tutu über den gespannten Silberdraht, überzeugt mit Spagat und einem Spitzentanz auf dem Seil.

Direktor Auguste Falck präsentiert in unnachahmlicher Art die Cavalerie des Hauses. Sechs temperamentvolle Pintoschecken werden von ihrem Dresseur fast ausschließlich mit der Stimme und sparsamsten Zeichen mit dem Zeigefinger der linken Hand dirigiert. Präzise werden Volten, Pirouetten und Gegenlauf ausgeführt. Nur auf Zuruf des Namens setzen sich die still stehenden Pferde einzeln in Bewegung und ein knappes „Stopp“ lässt sie augenblicklich verharren. Schwungvolle Da Capo Steiger beenden diese hervorragende Dressurdarbietung.
Die Skating Ernesto präsentieren ihre tempogeladene Rollschuh-Nummer in romantischem Look. Zunächst ist die weiße runde Plattform mit vier deckenhohen semitransparenten Stoffbahnen umgeben und in diffusem blauen Licht sind die beiden Artisten schemenhaft zu erkennen. Dann fällt der Vorhang und die rasant dargebotenen Tricks ziehen das Publikum in ihren Bann.
Mademoiselle Marie hat ihre Hula Hoop Darbietung modern gestaltet. Im Jeans-Look präsentiert die junge Frau die genretypischen Abläufe.

Zu Beginn des zweiten Programmteils erleben wir das ungarische Duo Valdemar auf dem Todesrad. In hohem Tempo agieren die beiden Artisten in und auf ihrem, mit verschiedenen Lichteffekten versehenen Requisit. Der weibliche Partner des Duos bietet u. a. Seil springen und Blindlauf auf der Außenbahn, während der männliche Partner mit einem einarmigen Aufschwung und hohen Absprüngen vom Rad das Publikum begeistert. Die Darbietung überzeugt außer durch gute Leistungen auch mit ihrem Verkauf und dem effektvoll aussehenden Requisit.
Jongleur Mario beherrscht sein Metier in erstklassiger Weise. Temporeich und sehr sicher arbeitet der junge Mann seine Routinen mit Ringen und kleinen Bällen, die in Gürtelköchern gefangen werden. Mit drei, vier und fünf Keulen werden variantenreiche Muster in die Luft gezaubert. Eine Jonglage mit fünf beleuchteten Keulen, in völliger Dunkelheit sicher ausgeführt, bildet den Abschluss der Darbietung.

Veronica Faltyny bietet mit ihrer Kür an weißen Strapatentüchern eine weitere starke Luftnummer in diesem Programm. Kraftvoll werden die Haltetricks ausgeführt und mit zahlreichen attraktiven Abfallern kombiniert.
Die Bubi Ernesto Clowns, hierzulande waren sie viele Saison mit dem Circus Carl Busch auf Tournee, bringen mit Schwung und viel Klamauk ihr bestens bekanntes Entree zu Gesicht. Die Demonstration ihrer neuen Erfindung einer neuen „Wunder-Waschmaschine, die wäscht und bügelt“ nimmt eine eigene Wendung. Dann glänzt Ofelia als Weißclown mit virtuosem Spiel auf dem Xylophon. Musikalischer Boxkampf und Glockenspiel mit Zuschauerbeteiligung sind weitere Elemente des ausführlichen Entrees, ehe der Auftritt mit gemeinsamen musizieren ausklingt.
Im ersten Programmteil präsentiert Ralph Falck zwei Kamele und zwei gescheckte Dromedare in einer flotten Laufarbeit.
Nun, als Finalnummer, sehen wir den Bruder von Roger Falk mit zwei indischen Elefanten im roten Ring. Laufarbeit, Tricks auf den Tonneaus, Hochsitzer, Kopfstand und Pyramide werden unter anderem souverän absolviert. Die beiden Figurantinnen verleihen dabei der Darbietung Glamour und Esprit.
Frenetischer Beifall von den gut besetzten Rängen legt ein beredtes Zeugnis ab, dass gut gemachter klassischer Circus, mit excellenten Tierdarbietung, hoch in der Gunst des Publikums steht. Beim Cirque „La Piste aux Etoiles, einem großen modernen Unternehmen mit reichhaltigem Tierbestand und einem sehr guten Programm, lohnt auch weiter ein Anfahrtsweg den Besuch.